Wilde Maus von Josef Hader; eine absurd geniale Persiflage
Arg klischiert, aber köstlich putzig ist Josef Haders "Wilde Maus" eine schräg-drollige Absurdkomödie. Da verliert einer seine Stelle und versucht sich an seinem Ex-Chef zu rächen. Nur um alsbald zu merken, dass er auf seinem tollpatschigen Charles Bronson-Trip längst nicht nur Opfer, sondern auch Täter ist.
Die Hader-Figur zerstört lustvoll die Karre des ehemaligen Vorgesetzten, genauso wie es eine Filmstunde später ein Musiker mit seinem Auto macht. Der Musiker hat genauso Grund wütend zu sein, wie Hader.
Die Story könnte aktueller nicht sein, denn die sogenannten "Abgehängten" machen global mit fragwürdigen politischen Entscheidungen wie Brexit oder der Trump-Wahl auf sich aufmerksam. Ausgerechnet Österreich ist bei der Wahl seines neuen Bundespräsidenten ausgeschert und hat keinen Rechtspopulisten, sondern einer dem Land passenden behäbigen Ex-Grünen ins höchste Amt gehievt.
Auch Haders Protagonist wird durch den Rausschmiss abgehängt - und stellt sich der Wahrheit nicht. Er lügt seine Frau an, seinen Freund und tappt irgendwann desillusioniert - auch durch sich selber - nackt in den Wald, um sein Leben zu beenden.
Sie reden aneinander vorbei und haben doch so viel gemeinsam
Da wird es süss-sauer und als Zuschauer weiss man nicht, ob man lauthals lachen oder bittere Tränen vergiessen soll. Der Regisseur-Hauptdarsteller zieht sich im Schnee aus, muss dann aber Reissaus nehmen und fast nackt durch die optisch hübsche, aber bitterkalte Landschaft rennen. So köstlich diese Szene ist, so offen metaphorisch ist sie; hast Du gar nichts mehr, bleibt Dir nur noch die Flucht nach vorne. Also landet das halbnackte Elend wieder bei der verschmähten Frau um....im nächsten komischen Dialog zu enden, wo die beiden - wie gewohnt - aneinander vorbeireden, nur um zu merken, wie viel gemeinsam sie doch haben.Der österreichische Kult-Kabarettist Josef Hader ist ausserhalb seiner Heimat vielen aus den Brenner-Verfilmungen bekannt. Mit "Wilde Maus" legt Hader im zarten Alter von 55 Jahren auch sein Film-Regie-Debüt ab. Und was für eins. Die Charaktere tun oft das, was man sich in der Realität wünscht; dem Ex-Chef einen riesigen toten Fisch in den Swimming Pool schmeissen, mit dem hübschen Nachbarsjungen rumknutschen, Pistolen schiessen lernen, mit dem Kinderzug am helllichten Tag durch den Praterpark düddeln, als Ü40 auf eine Teenager-Party gehen und sich sauwohl dabei fühlen.
Wer schrägen Humor mag, wird 103 Minuten lang bestens bedient. Mehr solches Kino bitte.
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