Dienstag, 30. Juli 2019

Die Post-Roboter - Teil 2


Ich gebe zu; ich bin ein Fan der Schweizer Post. Sie erfüllt alle Ingredienzen, die für die Schweiz gelten. Pünktlich, zuverlässig, schnell und freundlich. Wer schon mal mit der deutschen Post zu tun gehabt hat, weiss, wovon ich schreibe...

Wie in jeder harmonischen Beziehung gibt es jedoch auch in dieser Romanze manchmal eine Delle. Mich hat ein Post-Roboter aufgesucht. Und der war mürrisch, unfreundlich, unflexibel, mühsam. Ich habe das vertieft beschrieben (Link HIER) und auch der Post mitgeteilt. Die Antwort, naja, die lässt mich nicht fröhlicher werden. Eher beschleicht mich der Verdacht, dass die sogar in den Büros Antwort-Roboter einsetzen. Zwar ist die Reaktion - post-üblich - freundlich und im Grundton okay. Aber haben die mich wirklich ernst genommen? Oder haben sie mit ihrem pseudo-netten Schreiben nur ihren Boten geschützt? Das hier ist die wortgetreue Antwort:

Gerne habe ich Ihr Anliegen an die verantwortliche Zustellung zur Stellungnahme weitergeleitet.
Diese bittet um Verständnis, dass sich der Bote an die Zustellverfügung des Absenders halten muss und Sendungen mit der Dienstleistung «eigenhändig» nur an die angegebene Person aushändigen darf – sämtliche Vollmachten sind in einem solchen Fall nicht anwendbar. Betreffend seinem Verhalten bedauern wir ihre Feststellungen. Unser Bote wollte einzig darauf hinweisen, dass eine Etagenzustellung nicht vorgesehen sei und die Sendungsübergabe grundsätzlich beim Hauseingang stattfinde. Es war niemals die Absicht, Sie zu verärgern und wir nutzen Ihre Angaben gerne, um uns zu verbessern.

Eine "Etagenzustellung" sei nicht vorgesehen? Abgesehen davon, dass diese eine selten dämliche Wortkonstruktion ist, darüber habe ich mich ja nicht beschwert. Aber dass der Post-Roboter nicht mal die Tür öffnet und ins Haus ruft «Post ist da» kann ja nur mit Faulheit und nicht mit einer Wortklauberei zusammenhängen.

Ich kann Euch also nur alle warnen; wenn der Post-Roboter 2x klingelt bleibt freundlich. Böse schauen können diese schon mal. Und vielleicht sogar beissen oder treten.


Sonntag, 28. Juli 2019

Heiss, heiss Baby - oder Eis, Eis?

«Ein Eisberg, ein Eisberg» rufen die Leute und rennen durcheinander. Wer wem wie auf der gerammten Titanic geholfen hat, ist 107 Jahre später nicht leicht zu beantworten. Aber; die Leute haben sich geholfen. Und so haben immerhin 700 der mehr als 2200 Menschen an Bord das Desaster überlebt.

«Eine neue Krankheit, eine neue Krankheit» erkennen Mediziner in den frühen 1980er Jahren. 35 Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch von AIDS an der Krankheit gestorben. Hätte die Gesellschaft nicht reagiert, wäre die traurige Zahl noch viel höher.

«Es wird heiss, es wird heiss» warnen tausende Klimawissenschaftler auf der ganzen Welt. Und was passiert? Eine ähnliche Solidarität wie bei der Entdeckung von AIDS? Ein kollektives Helfen wie es vermutlich beim Titanic-Untergang der Fall war?
Nein.

Warum nicht? Weil es immer noch viele Skeptiker gibt. «Der Klimawandel ist gar nicht menschengemacht. Heisse und kalte Phasen wechseln sich auf der Erde ständig ab.»
Okay, nehmen wir mal, diese Skeptiker haben recht. «Nicht menschengemacht» bedeutet im Umkehrschluss, es gibt einen Klimawandel.
Selbst die Skeptiker geben es mit ihren «nicht menschengemacht»-Statements zu.
Nun frage ich mich; sind unsere sieben Sinne längst in den lässigen Pauschalferien auf Thailand verbrutzelt? Warum tun wir nichts? Gemeinsam wie bei AIDS, kollektiv wie auf der Titanic? Ich verstehe das nicht.

Was schwappt zwischen den Ohren? 


Die für mich merkwürdigste Gruppe sind die Leute, die den Klimawandel gänzlich negieren. Das sind die allerletzten Bergziegen oder Hinterhofpudel, es sind die gleichen Leute, die glauben, dass Elvis oder JFK noch am Leben sind oder dass die Mondlandung ein Schwindel war. Das sind eindeutig Menschen, denen zwischen den Ohren nur ein Hohlraum schwappt. Gegen diese Stupidität sind selbst Bergziegen oder Hinterhofpudel Einsteins. 




Montag, 22. Juli 2019

Wenn der Post-Roboter 2x klingelt......

Bimbam, die Post ist da. 
„Bimbam“ macht der Morgen. Ich drücke den elektronischen Türöffner, es surrt im Treppenhaus, aber nix passiert. Niemand öffnet unten die Haustür. Also denke ich, Kinder die Schabernack machen und gehe zurück ins Badezimmer. Sekunden später erneut „Bimbam“. Wie ich aus dem Fenster gucke, erkenne ich einen Schemen, der an den Briefkästen rum hantiert. Das muss der Pöstler sein. 
Warum kommt der nicht rein? Komisch, die öffnen doch sonst immer die Tür und rufen ins Treppenhaus „Post ist da“. Dieser nicht. Also eile ich. Er hat zwei eingeschriebene Briefe, für mich und meine Partnerin. Auf meine Frage, warum er nicht ins Haus komme, sagt der Pöstler: „Das darf ich nicht.“ Was ist denn das für eine Regel, denke ich mir. Es wird noch seltsamer. Den Eingeschriebenen für meine Partnerin könne er mir nicht übergeben. Das gehe nur persönlich. Das ist doof, den sie ist für zwei Wochen bei ihrer kranken Mutter in Deutschland. Also kann meine Partnerin auch die Abholfrist nicht einhalten. Ausser sie unterbricht ihren Pflegedienst. 

Auf Augenhöhe mit den Kunden

Ich mache einen Vorschlag und sage zum Pöstler. „Ich kann Ihnen beweisen, dass meine Partnerin meine Partnerin ist, dass wir zusammen leben, dass wir….“ Weiter komme ich nicht. „Das darf ich nicht“, repetiert der Pöstler. Ist das vielleicht gar kein Mensch, sondern einer dieser neuen Post-Roboter? Er müsse das Schreiben persönlich abgeben. Und von mir will er einen Ausweis sehen und hat plötzlich einen Fuss in der Tür. Ich dachte, er dürfe nicht reinkommen? Aber ich bin mal lieber vorsichtig, so Post-Roboter können vielleicht beissen oder gefährlich husten. Dieser hier tut schon mal sehr böse schauen. Uiui. 

Der Roboter im Tiefflug

Auf der Website der Post lese ich „Wir begegnen unseren Kunden auf Augenhöhe.“ Das, was der Post-Roboter, pardon Pöstler, da veranstaltet, ist jedoch ein ziemlicher Tiefflug. Wenn die Post schon sprechende Roboter los schickt, dann müssten sie so programmiert sein, dass die wenigstens etwas Spielraum haben. 
„Wir schaffen ein über alle Kontaktpunkte hinweg konsistentes Kundenerlebnis“ lese ich zudem auf der Website. Vielen dank für den konsistenten Stoff.

Dienstag, 9. Juli 2019

Geht's auch eine Nummer kleiner?

"36 Grad und es wird noch heisser" dudelt nicht nur das Radio. Es ist Schweissperlen-, Sonnencreme- und Badetuch-Wetter. Und was tue ich? Ich lese ein Eishockey-Buch. Der Düsseldorfer Journalist Bernd Schwickerath hat diesen Sport in seiner Eishockey-verrückten Heimat wohl in seiner DNA. Als ich einst im alten Eisstadion an der Brehmstrasse ein Spiel der DEG besuchte, wurde ich sofort von Düsseldorfer Fans umringt, wie ich mich als Schweizer outete und sagte, ich sei nur hier um Pat Lebeau, einen ehemaligen Spieler meines Vereins ZSC (aus Zürich), mal wieder live zu sehen. 
So bin ich vielleicht ein  kleines bisschen mit dem Eishockey-Autoren Schwickerath verbunden, der mit "Die stärkste Liga der Welt" ein 270 Seiten Bodycheck-starkes Buch über den geilsten Sport der Welt herausgibt. 270 Seiten? Nein, eigentlich sind es mehr als 340. Aber das letzte Buch-Drittel ist deutschen Spielern in der NHL gewidmet, was mich weniger interessiert. Dafür der Rest. 
Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL ist heute ein Sport-Godzilla. Dass das nicht immer so war, wie die Anfänge waren, was für Rückschläge es gab, welche Up's und Down's es gab, dies und noch viel mehr erzählt dieses nahrhafte Buch. Da räumt der Autor zum Beispiel mit der Mär auf, dass die Liga von den "Original Six" gegründet und aufgebaut worden war. "Sechs Teams, die allen Problemen getrotzt hätten. Heute wird das mehr ausgeschlachtet als je zuvor. Manchen bezeichnen sie gar als "Fundament der NHL" oder "Seele des Eishockeys". Geht's auch eine Nummer kleiner?" schreibt Schwickenrath. Als "Original Six" werden mithin die Teams aus Boston (Bruins), Chicago (Blackhawks), Detroit (Red Wings), Montréal (Canadiens), New York (Rangers) und Toronto (Maple Leafs) bezeichnet. Falsch, meint der Buchautor. "Was das Label Original Six eigentlich bezeichnet; die sechs Teams, die bereits existierten, bevor die NHL ihre 1967 epidemische Expansion begann."
Das Buch fasziniert mich, ist flüssig getextet, äusserst sorgfältig recherchiert und lupft den Vorhang hinter die Kulissen des Eishockey-Godzillas auf faszinierende Weise. 
Eishockey ist ein Emotionssport. Und genau da hakt das Buch. So detailliert alles beschrieben, so minutiös mancher Transfer oder Ablauf beschrieben, so un-emotional, fast schon nüchtern kommt es rüber. Die Bilder - auch die aus der Neuzeit - sind schwarz-weiss, es gibt - zu meinem Verdruss als Statistik-Fan - keine Tabellen und Übersichten. 
Das alles ist zwar schade. Aber es wie bei einem Eishockey-Spiel. Kein Match hat mich je die vollen 60 Minuten aus dem Sitz gehauen. Zwischendurch ist es auch mal langweilig. Die Hauptsache ist, das Spiel zu Ende zu gucken. Immer. Auch wenn die eigene Mannschaft auf die Nüsse kriegt. Und so ist bei diesem Buch. Zu Ende lesen. Auch wenn mir gewisse Dinge auf die Nüsse gehen. 

Samstag, 6. Juli 2019

Firlefanz Filme


Sam Elliott war die sonore Erzählstimme im "Big Lebowsky". Seither geniesst der kantige Schauspieler Kult-Charakter. Aber Elliott war auch Bradley Coopers empathischer Bruder und Manager in "A Star is born" oder sturer Militärschädel in "Hulk". Nun fügt der schönste Hollywood-Schnauz seiner Filmografie einen Firlefanz-Film hinzu. "The man who killed Hitler and then Bigfoot" heisst dieses krude, sinnlose Filmchen, welches weder Kriegs- noch Monsterfilm und schon gar keine Sozialstudie ist. Es ist alles gleichzeitig und darum missglückt. Da kann Elliott noch so bedeutungsschwanger ins Whiskey-Glas gucken. Einfach nur doof.
Ebenfalls ein unnötiger Firlefanz-Film ist "The Girl in the spiders web" ("Verschwörung" zu Deutsch). Der schwedische Autor Stieg Larsson hat die brillante Trilogie "Verblendung Verdammnis Vergebung" geschrieben, daraus sind bereits tolle Filme entstanden, im Mittelpunkt die genial-gestörte Hackerin Lisbeth Salander und der smarte Journalist Mikael Blomkvist. "Verschwörung" - der nicht mehr auf Larsson, der gestorben ist, sondern auf den Fortsetzungs-Schreiber David Lagercrantz - zurückgeht, ist mühsam. Regisseur Fede Alvarez macht aus Salander eine Superheldin mit fast magischen Kräften, was der Buch-Figur diametral entgegensteht. Die Handlung fasst selbst Wikipedia in wenigen Worten zusammen: Die Hackerin Lisbeth Salander und der Journalist Mikael Blomkvist finden sich in einem Netz von Spionen, Cyberkriminellen und korrupten Regierungsbeamten wieder.
Ein Firlefanz-Film also. 


Montag, 1. Juli 2019

Mario Adorf war hier


Mario Adorf ist einer dieser deutschen Schauspieler von Weltformat. Er hätte sogar in «Der Pate» spielen können. «Ich wollte die Rolle des Sohnes von Marlon Brando, also des Paten-Sohnes, nicht die, die mir angeboten wurde», sagt Adorf ehrlich im Buch «Zugabe», geschrieben nicht von ihm selber, sondern vom Journalisten Tim Pröse. Dieser nimmt sich angenehm zurück, überlässt dem Protagonisten die Bühne, aber auch Adorf tänzelt zurück. So ist ein Porträt entstanden, eine fast 250 Seiten starke Reportage über einen Mann, der uns auf der Leinwand oder im Fernsehen schon in vielerlei Gestalt erschienen ist. «Winnetou», «Momo», «Kir Royal», «Die Blechtrommel», «Rossini», «Der grosse Bellheim» oder zuletzt in «Karl Marx».
Redet Adorf in Zugabe frei von der Leber weg? Das ist nicht sicher und auch der Autor Pröse scheint so seine Zweifel zu haben, manche Sätze haben etwas Phrasen-haftes. «Vielleicht umgibt Mario Adorf eben genau jene Einsamkeit lebenslang.» Kurios wird das Buch dann, wenn Autor Pröse beginnt, den Namen Mario («der Männliche») oder sein Gesicht zu sezieren. «Da ist erst einmal dieses Kinn. Von dem behauptet wird, erfolgreichen und zielstrebigen Männern stünde es wie ein Kennzeichen ins Gesicht.»
Besonders feinfühlig gelingen dafür die Passagen wo es um Tod oder Abschied nehmen geht. Der Weltstar (der diesen Ausdruck selber gar nicht mag), öffnet sich und der Autor geht sensibel durch dieses Türchen. Selbst seinen eigenen Abschied von Adorf – Tim Pröse verbrachte einige Tage in dessen Haus in St. Tropez – wird zum gekonnten Rührstück, es fehlen nur noch die Geigen. «Dann setze ich mich in den Mietwagen und fahre ganz langsam fort von ihm. Er hebt die Hand, winkt lange nach.»
Das berühmte «Kloss im Hals-Gefühl» macht sich breit und es gibt die Hoffnung auf ein Happy end. Als Leser sage ich danke für diese Reportage, als Zuschauer verneige ich mich vor Mario Adorf. Grazie für diese gelungene Zugabe.

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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Er ist wieder da . Im schwarz-roten Blingbling-Anzug tritt Thomas Gottschalk auf und erhält sofort eine Standing Ovation. «Ich bin’s doch nu...

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