Mittwoch, 29. September 2021

Der grosse 007-Coup des Zurich Film Festivals

Die Welt wurstelt sich durch die Corona-Pandemie. Deutschland quengelt sich zum nächsten Kanzler. Die EU weiss noch immer nicht, was sie mit den Flüchtlingen machen soll, die es an die südeuropäischen Küsten spült. Die entnervten Fridays for Future-Jugendlichen verlieren bald die Geduld. 

Politische Probleme gibt es genug. Angepackt werden sie nur halbherzig. Da kommt der Weltretter Nummer 1 mit der Doppel-Null gerade richtig.

James Bond ist wieder da. Und wie! "No time to die" feierte am 28. September Weltpremiere in London. Parallel, und mit nur einigen Minuten Verzögerung, ballert 007 auch am Zürich Film Festival. Damit ist dem ZFF ein wahrer Coup gelungen. Das anerkennt auch das deutsche Onlineportal von welt.de: "Bond wurde zu einer Trophäe der Züricher Festspiele, die ernsthaft zur Attacke blasen, die Berlinale von ihrem Platz als drittwichtigstes europäisches Filmevent zu verdrängen."

Und wie feiern Schweizer Medien diese "Attacke"? Die Platzhirsche schauen eher weg. Der Tagesanzeiger würdigt den Film: "Doch allem, was dieser Agent tut, wohnt eine unendliche Traurigkeit inne, und das ist kein Zufall. Diese Melancholie wurde im Grunde seit «Casino Royale» auf Daniel Craig gemünzt." Watson.ch bewertet den Regisseur und fragt, was macht die 007-Regie? "Nichts Besonderes. Also auch nichts grundsätzlich Falsches." Das trifft punktgenau das banale Watson-Textchen. 

Immerhin freut sich die Südostschweiz: "Lediglich eine Handvoll Schaulustiger versammelte sich entlang der Abschrankung vor dem Kongresshaus. Darunter zwei Autogrammjäger, die mit Block und Stift auffielen, und sich irgendwann aber enttäuscht abwandten. Auf dem Grünen Teppich waren nur wenige der üblichen Verdächtigen der Schweizer Prominenz erschienen."

Das ZFF macht es also ganz nach Tim Bendzko's "Nur noch kurz die Welt retten". Wenn die Politik schon fast nichts mehr hinkriegt...




 

 


Dienstag, 28. September 2021

Hinter dem Schlagzeilen-Horizont gehts weiter - immer weiter

Der Journalist macht beruflich das, was einst Sisyphos tat. Nachdem der Stein auf den Berg gestossen, purzelt er runter. Nachdem der Artikel geschrieben, fällt er einem wieder auf die Füsse. Die Fake News-Kreischen melden sich, die Social Media-Besserwisser. Nein, es war schon einfacher, journalistisch tätig zu sein als jetzt.

Umso wichtiger, dass es in der Branche nicht nur Ab- oder Umschreiber gibt, sondern Handwerker, die mit Verve, Verstand und Vergnügen ihrer Arbeit nachgehen. Die aufdecken, hinterfragen, selbstkritisch sind und sich nie selber genügen: die investigativen Journalisten. Was wir aus Filmen wie «Spotlight» oder «All the presidents men» kennen, gibt es tatsächlich.

Der Dokfilmer Daniel Sager begleitete ein Investigativ-Team der Süddeutschen Zeitung und gibt in seinem Film «Hinter den Schlagzeilen» spannende Einblicke.  

Wie die Journalisten an Kongressen mit Informanten reden, in Moskau Edward Snowden treffen, in Washington, Tel Aviv oder München recherchieren. Der Dokfilm bietet viel und wartet in der zweiten Hälfte mit einem wahren Scoop auf. Die SZ-Journalisten bekommen das berühmte «Ibiza-Video» zugespielt, das letztlich dem damaligen österreichischen Vizekanzler HC Strache das Amt gekostet hat.

Inhaltlich ist «Hinter den Schlagzeilen» top, auf der gestalterischen Ebene überzeugt der Film nicht. Was schade ist. Denn etwas mehr moderne Bildsprache hätte nicht geschadet.

Der positive Eindruck überwiegt jedoch und die SZ-Leute tüfteln bestimmt bereits am nächsten Rätsel. Oder wie Udo Lindenberg einst sang: «Hinter dem Horizont geht’s weiter.» Frei abgewandelt in: «Hinter den Horizont-Schlagzeilen geht’s weiter.»


Samstag, 25. September 2021

Hurra - das Kino entfaltet wieder seine Kraft

In New Orleans taucht ein Bild auf und wird für 1'100 Dollar an einen Händler in New York verkauft. Dieser staunt nicht schlecht: liegt ihm da ein Werk von Leonardo Da Vinci vor? Der Händler beauftragt eine Restauratorin und vernetzt sich mit Partnern. 

Aus einem einfachen Bilderkauf entwickelt sich eine Sensation in der Kunstwelt. Ein neuer Leonardo ist aufgetaucht. Oder doch nicht?

Der dänische Dok-Film "The Lost Leonardo" rollt diese spektakuläre Geschichte auf und erinnert in seiner Machart mehr an einen Thriller, denn an einen Dokumentarfilm.

Ich habe die Leonardo-Dok am Zurich Film Festival '21 gesehen. Das Kino war voll. Die Vorfreude riesig. Das Publikum hungrig. Die Stimmung gut. Ganz untypisch für das sonst so coole Zürich kommt man gut und schnell mit anderen Menschen in den Austausch. 

Und das Beste: ohne Maske. Mit GGG und einem Zertifikat funktioniert das tadellos. Wer will, darf seine Maske gerne aufsetzen. Ich bin geimpft, ich verzichte. Und falls mich Corona doch ereilt, habe ich die Gewissheit, dass das Leben endlich ist. 

Das Kino ist zurück. Die Leinwand lebt. Hurra, das ist das grosse Comeback des Bewegtbild auf der grossen Leinwand. 

Einige Tag vor dem Kinobesuch war ich im Fussballstadion. Mit GGG und einem Zertifikat funktioniert das tadellos. Wer will, darf seine Maske gerne aufsetzen. Ich bin geimpft, ich verzichte. Und falls mich Corona doch ereilt, habe ich die Gewissheit, dass das Leben endlich ist. 

Hurra. Das Leben ist zurück. Und wer sich nicht impfen lässt und lieber auf Leben, Fussball oder Kino verzichtet, der soll. Aber der Sprung in der Schüssel muss schon sehr gross sein. 

Mit geimpften Lebensgrüssen


Freitag, 17. September 2021

Verzettelt

Der Ansatz vom "Grossen Traum" ist löblich. Da begleitet der renommierte Fussball-Autor Ronald Reng von 2013 an drei ambitionierte junge Männer, die den einen, grossen Traum eint: Fussballprofi zu werden. 

Nur einer aus dem Trio schafft es, die anderen beiden bleiben auf der Strecke, zumindest fussballerisch. So ist ein packendes Buch mit viel Internas entstanden. Was macht eigentlich ein Fussballer, wenn er weder trainiert noch spielt? Was tut eine Beraterin? Wie oft braucht ein Fussballer einen Frisör? Wie entstehen die immer gleich tönenden Interviews nach den Spielen? 

Ich mag den Stil von Ronald Reng. Er ist nah dran, aber nicht anbiedernd. Er begleitet die Jungs hautnah, aber nicht auf Schritt und Tritt. Und so sind drei Porträts entstanden, die feinsinnig und pointiert sind, die manchmal weh tun und die auch eine gewisse Traurigkeit ausstrahlen. 

Aus dem Nachwuchsleistungszentrum in die Champions League, vom U-Kicker zum Fliesenleger oder Versicherungsvertreter. Jedes Schicksal findet im "Grossen Traum" statt.

Allerdings verzettelt sich Autor Reng. Das Buch ist chronologisch aufgebaut, die Übergänge von Spieler zu Spieler sind oft derart fliessend, dass ich immer wieder Orientierung brauche: Wovon schreibt Reng? Von Niko oder Foti oder Marius? Die Jungs sind wie sie sind, da muss der Autor nichts dazu erfinden. Aber eine klarere Abgrenzung hätte mir geholfen. 

Um es in Fussballsprache zu sagen: "Der grosse Traum" war ein kurzweiliges und intensives Buch. Gegen Ende mit weniger Tempo, aber die Spannung blieb. Und nach dem Abpfiff kullert dann doch noch ein Tränchen. So long, Foti, Niko und Marius. 

Montag, 13. September 2021

Blutige Kost auf dem Klappstuhl

Der Sechseläuten-Platz in Zürich ist eine grandiose Location. Mal steht da der Zirkus, mal das Filmfestival-Zelt, dann die Leichtathletik-Arena - oder Menschen mit Klappstühlen erobern den fast 16'000m2 grossen Platz. Das ist die Fläche von zwei Fussballfeldern.

Die Leute kommen nicht wegen Shaqiri oder Messi, sondern wegen Salome und Jochanan. Das sind die Hauptfiguren in der Richard Strauss-Oper "Salome". Der Platz grenzt direkt an das prächtige Opernhaus und das überträgt die Saisoneröffnung direkt nach draussen. 

So klappen die Plastikstühle auf und tausende machen es sich in der wärmenden Abendsonne gemütlich, derweil drinnen auf der Bühne gesungen, geschmachtet oder gestorben wird. 

Ich war da. Herrlich. Die Kultur erobert die Menschen zurück, die Menschen erobern die Kultur zurück. Dank der Zertifikatspflicht muss sich auch niemand sorgen. Und wer es trotzdem tut, darf gerne seine Mausmaske tragen. 

Oper für alle heisst die Idee und sie beweist, dass das mit dieser Zertifikatspflicht wunderbar funktionieren kann. Nur so als dezenter Hinweis an all die, die sich jetzt auch darüber wieder beklagen. 




Freitag, 10. September 2021

Die SVP will keine 2-Klassengesellschaft - und schürt genau diese

Wenn es um die Bekämpfung der Corona-Pandemie geht, verhält sich die SVP wie das trotzige Kind im Sandkasten. Nein! Nein! Nein! Und bei jedem Entscheid des Bundesrates heult die Volkspartei wie ein waidwundes Tier auf. Nein! Nein! Nein! Und quengelt und zetert. So soll die Einführung der Zertifikatspflicht zu einer 2-Klassen-Gesellschaft führen. 

In die, die teilnehmen können - und die anderen. 

Mitten in der Pandemie sucht und findet die SVP ein neues Themenfeld, um sich auszutoben und quengelt und zetert über die links-grün dominierten Städte und dass man deren politische Macht zerschlagen soll. 

Was für eine Ironie. Einerseits: in der Corona-Politik die 2-Klassen-Gesellschaft kritisieren. Anderseits: im Stadt-Land-Thema die 2-Klassen-Gesellschaft forcieren.

Ein peinliches, durchschaubares Manöver. 

Donnerstag, 9. September 2021

Meine Erinnerung an 9/11? Der sture Radiomusikchef!

Fassungslos sah ich in der Radioredaktion zu, wie der zweite Flieger in den zweiten WTC-Turm flog. Danach waren wir wie Popcorn in der Pfanne. Alle juckten auf, alle schrien herum, jeder tat was, die meisten was Sinnvolles und wie alle Journalisten auf der Welt, stellten wir im Nu auf Katastrophen-Modus.

Dass der Musikchef in seinem Büro vor sich hin dödelte und noch eine Extra-Einladung brauchte, den Soundteppich - "Könntest Du "It's raining men" aus dem Programm nehmen?" - anzupassen, ist eine meiner vielen merkwürdigen Erinnerungen. 

Aber was RedaktorIn oder ModeratorIn hiess, der/die zog mit. So grauenhaft es für New York City war, so aufregend war es für uns Newsleute. 

Ich griff zum Hörer und holte ein komplett unsinniges Statement der US-Botschaft in Bern ein. Das liessen wir in Dauerschlaufe auf die Hörer los. 

Ein Freund von mir befand sich zu der Zeit in Kanada. Ich rief ihn an und sagte, stell mal den TV ein. Seine Antwort vergesse ich nicht: "Du denkst ernsthaft, im kanadischen Fernsehen läuft dasselbe wie bei Dir?". Das dachte ich nicht nur ernsthaft, ich wusste es.

Und wo warst Du am 9/11?




Dienstag, 7. September 2021

Das grosse Maskentheater

Wer Kultur geniessen will, muss dies mit Maske tun. Egal ob geimpft oder geschwurbelt. Vor der Theaterbühne sind alle gleich.

Wer Sport geniessen will, darf dies ohne Maske tun. Es gilt die 3G-Regel. 

Maskenpflicht im Theater. 

Ich bin geimpft und habe mich entschieden, nur noch Veranstaltungen zu besuchen, wo ich dies Maskenfrei tun kann. Wer dennoch eine tragen will, dem sei dies freigestellt.

So war ich zuletzt in zwei Theaterstücken. Eines auf dem Land, eines in der Stadt. Beide wollten mein Zertifikat sehen. Und schon durfte ich zwei Stunden Unterhaltung geniessen. Maskenfrei. Herrlich. 

Das Theaterspektakel Zürich änderte mitten im Spielplan seine Regeln. Plötzlich galt auch dort die Maskenpflicht. Trotz Zertifikat. Pfui!!

Es gibt ein kleines, feines Theater in Zürich. Da wollte ich hin. Aber siehe da; Maskenpflicht. Ich habe dem Theater geschrieben und lobenswerterweise eine Antwort erhalten. Ganz ohne Stichelei gehts natürlich nicht: "Die Ansteckungszahlenstatistik wie auch die Wissenschaft zeigen jedoch klar auf, dass die Kombination aus Maske und GGG den wirkungsvollsten Schutz bietet. Darum haben wir sie gewählt. Für uns und fürs Publikum. Oder andersherum gesagt, wir versuchen, mit den bestehenden Regeln so umzugehen, dass wir auch im Winter noch unserem Beruf nachgehen können. Aus diesem Grund stellen wir alle Befindlichkeiten gerne etwas zurück. So sieht für uns echte Solidarität aus."

Vielen Dank für die Antwort. Aber warum braucht es immer noch diesen Tritt ans Bein: "So sieht für uns echte Solidarität aus." Was soll das?
Geht doch.....

In der Schweizer Eishockeymeisterschaft - die Indoor stattfindet - gilt Zertifikat und keine Maske. Wer will, der darf.

So sieht für mich echte Solidarität aus, liebe Damen und Herren der abgehobenen, zumal noch staatlich subventionierten Theaterwelt. 

 

Montag, 6. September 2021

Grande Italia

Ein paar Tage in Italien - und meine Weltsicht verändert sich drastisch. Wie Italien mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie umgeht ist famos. Das Land ist schliesslich arg Covid-gebeutelt und liegt mit 130'000 Toten weltweit auf Platz 9 - weit vor bevölkerungsreicheren Ländern wie Deutschland, Frankreich, Iran oder der Türkei. 

Es gilt Zertifikatspflicht für Innenräume wie Museen oder ÖV. Und es funktioniert. Tadellos sogar. Das Schweizer Zertifikat lässt sich ganz einfach in eine GreenPass-App importieren und schon kommst Du überall rein. 

Manchenorts stehen die Fieber-Pistoleros. Gewöhnungsbedürftig ja, wenn Du ins Warenhaus willst und da steht einer in einer fleckigen Uniform und hält Dir den Plastik-Revolver an die Stirne. 

Im Eurocity-Zug verteilen sie ein Health-Set. Enthalten: eine frische Maske, Desinfektionsmittel, Wasserflasche. 

In der Schweiz wird wieder einmal diskutiert und analysiert - derweil die Spitäler ächzen und das Gesundheitssystem an seine Grenze kommt.

In Italien wird gehandelt und umgesetzt und liegt in seiner Impfquote fast 10% vor der Schweiz. Hast also auch Du den Corona-Frust: vai in Italia. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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