Montag, 31. Mai 2021

Eine Ode an Spotify

Der Weisshandgibbon war lange Weltrekordhalter. Der Ruf dieser menschenartigen Affenart hallt bis zu drei Kilometer weit. Aber diesen Weltrekord haben die Menschen dem Gibbon längst entrissen. Die Technik hat uns natürlich unterstützt. Radiosender und heute Streamingdienste erreichen uns, auch wenn wir zehntausend Kilometer von der Quelle entfernt sind.

Woher aber stammen - historisch betrachtet - Musik und Gesang? Aus der Tierwelt gibt es diverse Beispiele, uns am bekanntesten sind die Singvögel. Die gibt es schon seit 33 Millionen Jahren. Der Mensch tauchte erst vor etwa 300'000 Jahren auf. Da haben die Vögel schon alle Arien und Rocksongs rauf und runter gepfiffen. 

Etwa vor 50'000 Jahren begannen die Menschen auf "Instrumenten" zu musizieren. Es wurden Flöten aus Knochen gefunden. Seither sind wir in der Lage, akustisch-melodisch zu differenzieren und auch einen Rhythmus anzuschlagen. 

Diese ersten musikalischen Aktivitäten dienten weniger der Unterhaltung, denn dem Überleben. Vor der Jagd wurde getrommelt oder gepfiffen, um die Geister mild zu stimmen. Es ging um das Gemeinschaftsgefühl oder einen Gegner einzuschüchtern. 

Im Verlauf der Jahre kam die Verfeinerung dazu, die dann zur Zauberflöte, dem Yellow Submarine oder dem Highway to Hell führten. 

Daran denke ich, wenn aus meinen Lautsprechern Spotify rieselt. Ich habe mir eine Playliste mit 5'500 Songs eingerichtet und habe das Gefühl, es kommen dennoch immer die gleichen 37 Songs. Vielleicht sollte ich mir eine Vogelgesang-Playlist einrichten? Goldammern sind in der Lage, bis zu 7'000 Strophen zu singen. Am Tag! 

Da wären wir dann wieder beim Gibbon vom Anfang. Die menschliche Technik mag alles plattmachen. An die Vielfalt der Tierwelt kommt sie dennoch nicht heran. 


Dienstag, 25. Mai 2021

Na gut, dann schau ich halt mal einen Zombie-Film

Zombie-Tiger in Las Vegas. 
Comedy-Clubs in New York sind etwas vom Lässigsten - auch wenn der Schein zunächst trügt. Die Räume sind oft klein, die Bühnen winzig, das Publikum sitzt - vor Corona - eng zusammen und wenn man sich auf die Schenkel klatscht, kann man durchaus auch mal des Nachbars Bein erwischen.

Da steht also ein Comedian auf der Bühne und wie üblich, nimmt er sich einen Zuschauer vor und macht sich über dessen Namen lustig:

"Zack, was ist denn das für ein Name?" Haha! Dann stolpert der arme Comedian in die peinlichste Falle seines Lebens, als er "Zack, haha" nach dessen Beruf fragt.

Er mache Filme, antwortet Zack. Wieder feuert der Comedian einige lustige Salven ab. "Was denn so für Filmchen? Was auf Youtube?" Haha.

Als der Mann auf der Bühne endlich realisiert, dass er soeben Zack Snyder auf die Schippe genommen hat, reagiert er immerhin grossartig. "Kriege ich eine Rolle in Deinem nächsten Superhelden-Film?"

Zack Snyder ist der derzeit knalligste Action-Regisseur Hollywoods. Auf Netflix läuft nun "Army of the dead". Ein Zombie-Film. Ich habe reingeschaut. Und was der Mann an Humor als unfreiwilliger Comedyshow-Gast schon angedeutet hat, packt er auch in dieses grellbunte Spektakel hinein. 

Nein, ich mag keine Zombiefilme. Mir ist das zu destruktiv. Aber hier macht es eigentlich Spass. Das Setting Las Vegas ist grandios, die Story ist gut, die Ausstattung ist sowieso superb und dass hier sogar Zombie-Tiere herumstreifen ist umwerfend. 

Der Schweighöfer, der mit den Zombies tanzt...

Das Wort "eigentlich" hat mich natürlich verraten. Der Film ist zu lang (148 Minuten), die Charaktere sind zu platt (Ausnahme Matthias Schweighöfer) und bis die Story endlich Fahrt aufnimmt, dauert es einfach viel zu lange. 

"Army of the dead" ist Augenzwinker-Trash-Kino - und zwar auf höchstem Niveau. Mehr nicht. Aber das reicht durchaus für einen köstlichen Filmabend. Für Zartbesaitete ist es allerdings nix. 

Das Beste - wie so oft - kommt am Schluss. Netflix hängt noch ein 28minütiges Making of an. Don't miss it. 

Freitag, 21. Mai 2021

Sternstunden beim Schweizer Fernsehen

Die Sendungen heissen Sternstunde, haben einen Untertitel, manchmal Religion, manchmal Kultur, manchmal Philosophie. 

Es ist gut, hat das Schweizer Fernsehen eine solche Sendung im Programm, denn es sind - leider leider - die einzigen Momente, die diesen Titel auch verdienen. 

@srf

Nehmen wir einen ganz normalen Nachrichtendonnerstag im Mai 2021. Europa wartet auf den Sommer und aufs Reisen und Ferien. Damit das im Bald-Nach-Pandemie-Zeitalter möglich ist, braucht es ein Zertifikat. Die EU und die Schengen-Staaten (also auch die Schweiz) haben versprochen, bis Juni eine Lösung vorzulegen. 

So zappe ich lustlos durch die Nachrichtensendungen - und bleibe gebannt hängen. Das Zertifikat kommt. Die Einigung ist geschafft. 

18.45 Nachrichten bei RTL. "Vor wenigen Minuten der Durchbruch in Brüssel", meldet der Sprecher. Hurra, denke ich und schalte weiter.

19.00 heute beim ZDF. Auch hier kriegt das Zertifikat seinen Platz.

19.30 Tagesschau bei SRF. Im Vorspann flattern die Europa- und die Schweizerfahne. Sie habens also auch geschafft, denke ich erleichtert und will schon zurück zu Netflix - da friert mein Gesicht ein. Das Rahmenabkommen mit der EU ist das Hauptthema. Echt jetzt? Und das Zertifikat? Kein Wort! 

@srf

Dafür folgt zu später Stunde noch das weichgespülte Talk-Format, wo ein Moderator mit einem lieben Bubengesicht freundliche Fragen stellt. Die Sendung habe ich nicht gesehen, sondern erst am Folgetag in den Onlinezeitungen davon erfahren. Der liebe Moderator hatte den Gesundheitsminister als Gast. Also zappe ich mich via SRF-Website kurz rein. Der Minister macht das souverän, der Bubenmoderator bleibt freundlich. 


Donnerstag, 20. Mai 2021

Würdig zu altern, ist sehr schwer

«Seit einem Jahr bin ich Opa. Aber ich durfte meinen Enkel noch nie in die Arme nehmen», erzählte unlängst die Schweizer Showlegende Pepe Lienhard in einer Talksendung. Der fidele 75jährige sagte das zwar ohne Zorn, aber dennoch mit einem gewissen Bedauern.

Mehr als 85'000 Kinder kamen 2020 in der Schweiz zur Welt – ohne je vom Grossätti oder dem Grosi geschaukelt worden zu sein. Traurig für die Kleinen, wenn vermutlich auch folgenlos. Deprimierend hingegen für all die munteren Omas und Opas wie Pepe Lienhard, denen man auch diesen wichtigen sozialen Umgang untersagt.  

Kaum ernsthafte Schutzpläne

Corona treibt mit uns allen sein übles Spielchen – den Alten aber setzt die Pandemie nicht nur gesundheitlich, sondern auch gesellschaftlich am stärksten zu. Älter zu werden ist sowieso mit Gebrechen verbunden, mit Verlusten, mit Ängsten. Nun gesellen sich vertiefte Einsamkeit und zunehmende Verzweiflung hinzu. «Mein Hobby sind meine Enkel» gab so manch rüstiger Senior unlängst noch an. Diese Leidenschaft wurde politisch längst geschreddert. Auch weil niemand in der Lage scheint, die Alten endlich vernünftig zu schützen. Sie einfach wegzusperren und bei Familienbesuchen hinter Plexiglasscheiben zu verstecken, kann ja kein ernsthafter Plan sein.

Noch nie in der Nachkriegszeit war es unmöglicher anständig zu altern als jetzt. Was die Politik posaunt, ist nur noch schwer erträglicher Zynismus. Man stelle sich einmal vor, eine fremde Macht griffe an und deren Soldaten hätten es ausschliesslich auf Ü70 abgesehen. Wir würden doch sämtliche Einheiten mobilisieren, um die Senioren zu schützen. Vor den Altersheimen stünden Panzer, in den Gängen wären Bewaffnete stationiert, jeder Weisshaarige würde beim Einkauf von einem Bodyguard begleitet.

Der Begriff «würdig altern» erlebt zu Corona-Zeiten zwar ein Comeback, aber einen mit einem sehr bitteren Nachgeschmack. Kein Politiker unterlässt es, stets auf die «vulnerablen» Personen hinzuweisen, die wir «als Gesellschaft schützen müssen». Diesen warmen Worten folgten die Taten mit unnötigen Verzögerungen. So werden Senioren zwar – endlich! - geimpft und kaum ein Politiker, der sich nicht rühmt, wie schnell das gerade in seiner Stadt, seinem Kanton vonstattengehe. Vorteile für die Alten ergeben sich jedoch kaum. Das Leben in Isolation und hinter Plexiglas geht weiter.

«Ich mache auch nur meinen Job»

Eine 50jährige betreut und besucht regelmässig ihre pflegebedürftige Mutter im Heim. Sitzen die beiden Damen bei Kaffee und Kuchen im hauseigenen Bistro, werden sie regelmässig getadelt, ihre Masken gefälligst korrekt zu tragen. Wohlgemerkt: die Mutter ist geimpft, die erwachsene Tochter kommt ohne negativen Testbescheid schon gar nicht ins Heim.

Es ist niederschmetternd, wenn geimpfte Heimbewohner bei Besuchen vom eigenen Personal – «ich mache nur meinen Job» - auch noch schikaniert werden.

Apropos Heime. Zwar waren Alters- und Pflegeheime noch nie ein Hort von Glückseligkeit. Wer dort einzieht, weiss, wohin sein letzter Gang führen wird. Von den (bisher) rund 10'000 Schweizer Corona-Toten entfallen über 91% auf die Altersgruppe der Ü70. Viele davon sind in Heimen gestorben.

Dafür kann ein Heim natürlich nichts. Aber es mutet fast schon zynisch an, wie sich gewisse Häuser – notabene in Zeiten der Einschränkungen – online immer noch schillernd darstellen. Auf einer völlig zufällig ausgewählten Homepage eines Heimes steht: «…der Ausblick in die sanfte Hügellandschaft. Mit einem geschützten Wohnbereich und dem damit verbundenen Erlebnisgarten erweitern wir unser Angebot…»

«Alt werden wolle alle, aber…»

Was nützt dem Pensionär der «Erlebnisgarten», wenn ihm jegliches Erlebnis untersagt ist? Der Blick in die «sanfte Hügellandschaft» wird zum Hohn, wenn man weiss, dass kaum ein Heimbewohner je dorthin gelangt. Und wenn, dann auch nur unter mühseligster Anstrengung von Angehörigen.

Was Pepe Lienhards Enkel wohl in 70 Jahren zu erzählen hat? «Mein Opa durfte mich nicht anfassen, weil die Politik in den 20er Jahren nicht in der Lage war, die alten Leute vor einem Virus zu schützen.» Erst die Geschichte wird weisen, wie weise wir das heute gehandhabt haben. Vermutlich schauen Historiker mit einer gewissen Betrübnis zurück.

«Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein», sagte einst der deutsche Schauspieler Gustav Knuth. Dieser Satz ist aktueller denn je. Es wäre schön, wir nähmen das Altern endlich und dankbar als das an, was es ist; ein Geschenk. 

Dieser Text ist auch auf der Plattform helveticcare.ch erschienen: LINK

Die Nazi-Besieger zittern vor Insekten

New York wurde schon oft platt gemacht. In Filmen sowieso. Und manchmal wurde sogar in der Realität versucht, den Big Apple in die Knie zu zwingen. 9/11 oder Corona gingen selbst an der Stadt, die nie schläft, nicht spurlos vorbei. 

Auf einem Werbeplakat las ich einst den Satz, dass sich der New Yorker vor nichts fürchtet. Ausser vor den Steuern! 

Kleiner als ein Daumen, lauter als ein Rasenmäher...

An der Ostküste geht nun ein neues "Monster" um, welches selbst hartgesottene New Yorker zumindest ärgern könnte. Alle 17 Jahre krabbelt eine Armada von Zikaden aus dem Boden, klettert auf Bäume, um sich zu vermehren. Die Partnerlockrufe sind lauter als ein Rasenmäher. So jammert manch ein Ostküsten-Bewohner über laute Nächte - derweil sich die Zikaden köstlich amüsieren bei ihrem Akt der Fortpflanzung.

Ich amüsiere mich auch, denn ich mache nun eine Gleichung. Diese ist vielleicht ungerecht, aber köstlich ist sie allemal. Die USA haben die Nazis besiegt, den lybischen Despoten Muammar Gaddafi gestürzt, den irakischen Diktator Saddam Hussein ebenso, sie lehrten den Vietnamsen Ho Chi Minh das Fürchten und hauten den Taliban kräftig auf die Schnauze. 

Mit den USA sollte man sich also besser nicht anlegen. Der amerikanischen Armee steht jährlich mehr Geld zur Verfügung als China, Indien, Russland, Grossbritannien, Saudi Arabien, Deutschland und Frankreich zusammen. 

An der US-Ostküste liegen nicht nur Weltstädte wie New York oder Washington, sondern auch viele wichtige Regierungsämter und -Behörden. Alle diese mächtigen Minister, Beamten oder Agenten sitzen also zum gemütlichen Feierabend-Bier auf ihren Verandas - und können doch nichts ausrichten gegen den Zikaden-Beschall.

Ausser dem Wissen, dass der "Insekten-Terror" bald endet und erst in 17 Jahren wieder kommt. 

Samstag, 15. Mai 2021

Wir Schweizer sind einfach die schlauere Deutschen

Ich liebe es ja, Unterschiede zwischen meiner Heimat Schweiz und meinem Lieblingsland Deutschland zu suchen und zu finden.

Der gemeine Horst aus Chemnitz, das gemeine Heidi aus Bümpliz mag ja denken, so gross ist der Unterschied nicht. Die haben Euro, wir Franken, die haben Berlin, wir Bern, die haben Goethe, wir Dürrenmatt.

Nun, ganz so einfach ist es nicht und gerade jetzt zu Corona offenbaren sich insbesondere im Handling der Pandemie eklatante Differenzen.

Obwohl die Vergleichszahlen in beiden Ländern durchaus ähnlich sind, ist der politische Umgang mit dem Virus doch ein ganz anderer.

Die Regierung in Berlin hat sich längst verzettelt, schiebt Verantwortlichkeiten auf die Bundesländer ab und stellt trotzdem schon fast täglich neue Regeln auf. Den Durchblick hat man als Bundesbürger da schon lange verloren. 

Die Regierung in Bern hat sich nach einem guten Start und einem grausamen Zwischentief aufgerappelt und den Menschen viele Freiheiten zurückgegeben.

Wir Schweizer gehen wieder einkaufen ohne Schikanen, trinken unseren Outdoor-Kaffee, tummeln uns auch in den Nachtstunden ausserhalb unserer eigenen vier Wände.

Auch das Impftempo hat rapide angezogen. Ich erhielt Mitte April meinen Pieks Nummer 1, ein Freund in Hamburg sass derweil in seiner Bude und schimpfte über die Ausgangssperre.

Seit 72 Jahren gibt es die Bundesrepublik, davon stellt die CDU 52 Jahre lang den Kanzler respektive die Kanzlerin. Seit 2005 regiert Frau Merkel. Und das fällt Deutschland nun auf die Füsse. Die Frau tritt bei den Wahlen im Herbst nicht mehr an. Aber die Union will das Kanzleramt halten. 

Ich behaupte darum, ca. im August erklärt die CDU die Pandemie für besiegt. Der CDU-Kandidat kann sich als Super-Corona-Zorro aufplustern und wenn eine grosse Zahl der Wählenden dumm genug ist, fällt sie darauf rein und bestätigt die träge gewordene Fast-Staatspartei im Kanzleramt. 

Es ist purer Zynismus, warum die Pandemie-Regeln in Deutschland nicht genauso schnell fallen wie in der oft als "langsam" verspotteten Schweiz. 

Was brauchen wir also einen Goethe, Berlin oder den Euro, wenn wir für einmal die cleverere Regierung haben? 




Mittwoch, 12. Mai 2021

"Der Polizist" - John Grisham's nächster Justiz-Thriller

Unter dem Label "Justiz-Roman" hat er quasi ein eigenes Thriller-Genre geschaffen. Seit 1989 pustet der Jurist und Autor John Grisham im Schnitt ein Buch pro Jahr auf den Markt - und kaum eines, welches in den Bücher-Charts nicht sofort an die Spitze schiesst. Eine Juristin erklärte mir, seine Werke sind juristisch präzis - umso erstaunlicher also, dass die Grisham-Bücher nicht zu furztrockenem Staub zerfallen, sondern packend und spannend sind, in den meisten Fällen sogar wahre Pageturner.

Seit kurzem ist Grisham mit "Der Polizist" erneut auf dem Markt. Es ist sein 28. Justiz-Thriller und das dritte Buch mit Anwalt Jake Brigance im Mittelpunkt. Brigance trat 1989 in "Die Jury" erstmals und dann 2014 in "Die Erbin" nochmals auf. Nun wird der smarte Anwalt aus Clanton von Grisham wieder zum Leben erweckt.

Stu Kofer ist Polizist und beliebt beim Sheriff und seinen Kollegen, privat neigt er jedoch zu Jähzorn und Alkoholismus. Regelmässig verprügelt er seine Freundin und misshandelt deren Teenager-Kinder. Bis es dem 16jährigern Sohn Drew reicht und er den Prügler kurzerhand erschiesst.

Comeback als Jake Brigance? 25 Jahre nach "Die Jury" kehrt
Matthew McConaughey zurück. 
Daraus strickt Grisham nun das verzwickte "Der Polizist". Anwalt Jake Brigance übernimmt den Fall zwar, will ihn aber bald wieder loswerden, weil er parallel an einer Millionenklage gegen eine Bahngesellschaft arbeitet. Da kommt ihm ein jugendlicher Polizistenmörder ungelegen. 

Die erste Brigance-Story wurde mit dem fast noch unbekannten Matthew McConaughey in der Titelrolle verfilmt. Unterdessen wurde er nicht nur Oscar- und Golden Globe-Gewinner (Hauptrolle in "Dallas Buyers Club"), sondern auch einer der populärsten Schauspieler seiner Generation. Nun steigt McConaughey vermutlich wieder in die filmischen Fusstapfen des Kleinstadtanwalts. Es ist eine acht- bis zehnteilige Miniserie geplant. 

Bis dahin; gute Buch-Spannung mit "Der Polizist". 



Montag, 10. Mai 2021

Das beste Konzert meines Lebens

An der Sihl in Zürich liegt das legendäre "El Local". Innen lässig, aussen lauschig. Da treffe ich einen guten, alten Buddy zum Outdoor-Bier. Das Wetter ist gut, die Maskenpflicht lästig, aber auszuhalten. Wer sitzt und trinkt, trägt nicht.

@El Local

So hängen wir also da auf den Holzbänken, es hat nur mässig Publikum, aber die wenigen Leute sind gut drauf. Da ein Spruch, hier ein Hallo. Die Menschen sind froh, wieder in die Kneipe zu dürfen. Ein Bier unter Freunden ist halt immer noch besser als sich zum 100ten Mal durch Netflix zu zappen. 

Am Nebentisch sitzen Jungs aus Saarbrücken. Sie erzählen vom Fussball und Derbys gegen Waldhof Mannheim oder Kaiserslautern. Weiter vorne bellt ein Hund zu Füssen eines Paares. Da sitzt eine Frau alleine, versteckt hinter einer riesigen Eulensonnenbrille, Stöpsel im Ohr. Sie scheint zu chillen, ihr Oberkörper wippt langsam hin und her.

Plötzlich stellt sich ein Mann mit Gitarre in die halbleere Gartenbeiz und beginnt mit Herzblut zu schrummen. Etwas von Creedence Clearwater Revival, dann was von Oasis. Mein Buddy ruft "Hast Du nicht was von Bryan Adams?". Der leidenschaftliche Schrummer verneint und spielt was anderes. Auch gut. 

Einer der Saarbrücker, ein Typ mit Strohhut, steht auf, geht von Tisch zu Tisch und sammelt Geld. Der Schrummer lächelt verlegen und der Abend neigt sich zu Ende. Der Barmann macht die Tour, "letzte Runde ab 22 Uhr", also noch schnell ein Bier.

Mit einer letzten Zugabe verneigt sich der Gitarrist, packt sein Instrument ein und entschwindet in der lauwarmen Mai-Nacht.

Es war das beste Konzert meines Lebens. Endlich wieder Live-Musik. Heeeeerrrrlich. 

Sonntag, 2. Mai 2021

Die gelassen Verlassenen

Was tust Du, wenn nicht bloss Deine Fabrik, sondern Deine ganze Stadt dichtmacht? Weil das Leben ja immer viele Möglichkeiten bietet, kannst Du nun auswählen. Im mehrfach Oscar-prämierten Film "Nomadland" entscheidet sich die Protagonistin Fern (Frances McDormand) zum Leben im Van. Die Mine im Städtchen Empire schliesst und damit verliert der Ort seine einzige Einnahmequelle. Sogar die Postleitzahl wird dem Städtchen entzogen. Die Witwe Fren fährt von Job zu Job, einer elender als der andere. Aber - und das ist nun die enorme Stärke des Filmes - das erbost sie nicht etwa, sondern stärkt sie. 

"Nomadland" basiert auf dem Buch von Jessica Bruder und zeichnet eine Generation von Menschen, die "on the road" sind, unterwegs in ihren Wohnmobilen, fernab eines glamourösen Amerikas, aber nicht verdreckt oder beelendet. Nicht, dass diese Leute ihren Lifestyle zu geniessen scheinen. Aber das Leben hat ihnen keine andere Wahl gelassen. Also nehmen sie ihr Schicksal mit dem an, was ihnen bleibt; mit aufrichtiger Würde und schlucken ihren Stolz herunter. 

Diese modernen Nomaden fahren herum. Schliessen temporäre Freundschaften, tauschen sich aus, sitzen an Lagerfeuern, sinnieren, umarmen und verabschieden sich, ziehen weiter. 

Der Film holte an den Oscars 2021 das Triple A - also die Auszeichnung als Bester Film, für die Beste Regie und die Beste Hauptdarstellerin. Damit schliesst Frances McDormand zu Meryl Streep auf. Nach "Fargo" (1997) und "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" (2018) gewinnt nun auch McDormand ihren dritten Hauptdarstellerin-Oscar. Nur Katherine Hepburn war mit vier Trophäen (bislang) noch erfolgreicher. 

Gelassen verlassen treiben die Figuren durch die traumhafte Kulissen, die dennoch nie Abziehbild für ein heruntergekommenes Amerika wird und auch kaum als Vorlage dienen kann, welche den Aufstieg eines Donald Trump erklärt. So politisch die Geschichte ist, so unpolitisch wird sie erzählt. Keine Andeutung, keine auch noch so beiläufige Nebenbemerkung. Einfach nur Menschen, die nicht anders können. Berührend. Fein. Stark. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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