Montag, 23. Mai 2022

Zwischen Genf und Davos liegen nur ein paar Berggipfel

Deutschland ist von der Fläche etwa 8,7 mal grösser als die Schweiz. Die längste Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt 876 Kilometer. Da könnte man die Schweiz auch gut zweieinhalb mal reinpappen. 

Aber manchmal kippt der deutsche Grössenwahn. Wenn ich in der WELT lese, dass zwischen Davos und Genf gerade mal ein paar Berggipfel liegen. 

Für diese Strecke - zwischen den "paar Berggipfeln" - brauchst du mit dem Zug fast 6 Stunden. Mit dem Auto schaffst du es in 4,5 Stunden. 

Das ist ungefähr die Autofahrt von Nürnberg nach Düsseldorf. 

Donnerstag, 19. Mai 2022

In der Schweiz wird eigentlich nur gejodelt

Ich lese gerne die ZEIT oder den SPIEGEL. Diese deutschen Qualitätsmedien analysieren oft klug, kommentieren schlau, gehen dahin, wo es weh tut. 

Aber nicht immer. Denn auch deutsche Journalisten kochen nur mit Wasser. Wenn es um die Schweiz geht, wird kein Klischee ausgelassen, bleibt kein stereotypes Auge trocken. 

Dass Deutsche am liebsten in die Schweiz auswandern, bebildern sowohl Zeit wie auch Spiegel mit fröhlichen Bergbildern und lustigen Fahnenschwingern. 

Darum habe ich mich an die beiden Redaktion gewandt: "Das ist etwa so, wie wenn eine Schweizer Redaktion einen Artikel über Deutschland mit Schäferhunden bebildern würde. Prompt schreibt einer Ihrer Kommentare: «Viele Deutsche möchten sich gern in eine Schweizer Berghöhle verkriechen.» Ich bin ein 56jähriger Schweizer, der in einer Stadt und nicht in einer Berghöhle lebt und ich habe vielleicht 3x in meinem Leben Fahnenschwinger gesehen. Deutsche Schäferhunde begegnen mir weitaus öfter."

Ich habe sogar Antwort gekriegt. Die Zeit schreibt: "Ihr Anliegen wird umgehend an die entsprechende Abteilung weitergeleitet. 

Deutschland 2022?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie wegen der hohen Anzahl von Zuschriften möglicherweise keine persönliche Antwort bekommen."

Und der Spiegel reagiert so: "Wir haben Ihre Nachricht an das zuständige Fachressort weitergeleitet. Bitte haben Sie Verständnis, falls Sie wegen der hohen Zahl an Zuschriften möglicherweise keine persönliche Antwort bekommen werden. Ihr Anliegen wird aber in jedem Fall zur Kenntnis genommen."

Nein, eigentlich habe ich dafür kein Verständnis. Darum bebildere ich meine Meinung:





Montag, 16. Mai 2022

Tschüss Kirche, ich bin dann mal weg

Nein, diese Kirche kann ich nicht mehr im Dorf lassen. Das halbherzige Handeln im Ukraine-Krieg hat mich veranlasst, aus der evangelisch-reformierten Kirche auszutreten. Seit meiner Geburt war ich dort Mitglied, wenn auch nie Fan. Ich wurde noch getauft (da konnte ich wenig ausrichten). Auf die Konfirmation habe ich als Teenager dann bereits verzichtet.

Über die Jahre war (und bleibe) ich ein treuer Besucher der Kirchhäuser. Die Kirchen faszinieren mich architektonisch. Egal von welcher Glaubensrichtung, die Gebäude wirken auf mich. Egal ob im irischen Dorf, im mexikanischen Morelia oder ob ich mich in New York auf der 5th Avenue in die St. Patricks Cathedral «verirre» - die Faszination für diese imposanten Gotteshäuser ist da.

Dann brach dieser fürchterliche, idiotische Ukraine-Krieg aus. Und ich setzte meine Hoffnungen auch auf die Kirche. Zunächst auf die mächtige Katholische. Der Papst wurde nach Kiew eingeladen. Ich schrieb sechs Schweizer Bischöfe an und bat sie, den Papst zu dieser Reise zu ermuntern. Die Hälfte gab nichtssagende, Bla-Bla-Antworten. Die anderen Bistümer müssen derart beschäftigt sein mit Reichtümern zählen, dass es nicht mal für eine Reaktion reichte.

Mit Schrecken erinnerte ich mich an das Stück «Der Stellvertreter». Die Verfilmung von 2002 fuhr mir in die Knochen. Den Papst kümmern die Nazi-Schrecken nicht, der Vatikan hilft den Schergen später sogar bei der Flucht nach Südamerika.

Daran erinnere ich mich, wenn ich jetzt die offizielle, banale Haltung der Kirchen sehe. Sie beten, sie spenden und sie beten. Das hilft den Menschen in Mariupol bestimmt ungemein.

Daher bin ich aus der Kirche ausgetreten. Es fehlt mir an nichts.

Samstag, 14. Mai 2022

Deutschland, du überschätzt dich

Ganz Europa blickt gebannt nach Berlin. Was geht im Ukraine-Krieg? Liefert Deutschland Helme und Wärmesocken? Was ist mit den endlich angekündigten «schweren Waffen»? Wie viele Bürokratiestufen müssen durchlaufen werden, bis irgendein Beämtchen den Okay-Stempel auf die Dokumente knallt?

Sie reden und reden und verzetteln und verheddern sich. Schade. Deutschland, du überschätzt dich. Das Land Adenauers, Ludwig van Beethovens oder Loddar Mätthaus. Überall Weltklasse. Auch im Kleinkarierten.

Da fuhr ich kürzlich mit der Bahn nach Deutschland. Bis zur Grenze ohne Maske, danach mit. Auf dem Nachhauseweg das gleiche in umgekehrter Reihenfolge. Im öffentlichen Verkehr gilt in Deutschland noch immer Maskenpflicht. Wenn ich also in München 1 Stunde durch ein Einkaufszentrum schlendere, ohne, wenn ich 7 Minuten Bus fahre mit Maske. Das ist medizinisch-wissenschaftlich nicht mehr erklärbar, sondern nur noch politische Sturheit. Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird nicht umsonst auch in gemässigten Kreis Panik-Kalle genannt.

Deutschland nimmt sich zu wichtig. In Europa zwar noch immer ein Riese, aber global gesehen weniger Einwohner als Vietnam, die Philippen oder Äthiopien. Auch flächenmässig hinter Paraguay oder Papua-Neuguinea. Deutschland, du überschätzt dich gewaltig.

Okay, in den Weltcharts des Bruttoinlandprodukts belegt Deutschland Platz 4. Daher auch dieses übersteigerte Selbstbewusstsein, das längst in Arroganz gekippt ist.

Ich bin kein Deutschland-Hasser, im Gegenteil. Es ist das Land meiner Grossmutter, ich habe viele Reisen unternommen und war nicht nur in Berlin oder Köln, sondern auch in Saarbrücken, Duisburg oder Göttingen. An der Nordsee, der Ostsee, am Chiemsee, auf dem Watzmann und am Tears for Fears-Konzert in München. Deutschland, ich mochte dich und habe dich fussballerisch oft verteidigt. Aber derzeit gehst du mir nur noch auf den Wecker. Ich habe fertig.

Donnerstag, 12. Mai 2022

"Es gilt das gesprochene Wort" von Sönke Wortmann

Sönke Wortmanns Filme mag ich. Sein Frühwerk wie «KleineHaie» oder «Mr. Bluesman» sogar sehr. Dann folgten «Der bewegte Mann» oder «Das Superweib», später «DasWunder von Bern» oder zuletzt «DerVorname» und «Contra». Applaus, Applaus.

Nun legt der beste deutsche Filmregisseur mit «Es gilt das gesprochene Wort» sein Romandebüt vor. Applaus, Applaus.

Wo Sönke Wortmann drauf steht, ist Sönke Wortmann drin. Der Mann kann es einfach. Das Buch handelt einerseits von einem politischen Ghostwriter. Der Redenschreiber des deutschen Aussenministers schreibt superbe Texte und Reden – und hat mit Maria ausgerechnet eine Partnerin, die nahezu stumm durchs Leben geht.

Anderseits ist da der mittelmässige Diplomat Cornelius von Schröder, dessen Ehe in Trümmern liegt und dessen Karriere ins Stocken geraten ist.

Auf einer Reise des Aussenministers nach Marokko kreuzen sich die Wege des Redenschreibers und des verbitterten Diplomaten auf dramatische Weise.

Was Regisseur Wortmann bereits in seinen Filmen famos verknüpft, gelingt ihm auch in seinem Debütroman perfekt: das Personal harmoniert – oder disharmoniert – geradezu genial. Da sind die Leute um den Aussenminister, eine gut eingespielte Truppe, die sich flachsend foppen und professionell ihren Job tun. Dort die Botschaftsleute in Marokko, welche ihre Strippen ziehen, dabei aber übersehen, dass sich aus ihrer Mitte mit Kollege von Schröder ein Spinner entwickelt.

Gekonnt steuert Autor Wortmann auf den Showdown zu, legt Fährten, gibt Hinweise und eskaliert schliesslich ganz Hollywood-reif. «Komisch, tragisch, berührend, klug» nennt das Jan Weiler im Klappentext «Es gilt das gesprochene Wort». Und der Rest ist nicht Schweigen. Sondern genial.

 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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