Dienstag, 30. April 2019

"Das Bekenntnis" von John Grisham

Warum erschiesst ein Mann einen anderen und nennt keinen Grund? Als Motive kommen da eigentlich nur zwei Dinge in Frage: Geld oder Macht. John Grisham strickt um diese simple Ausgangslage eine vertrackte, sich über fast 600 Seiten ziehende Geschichte, die manchmal ihre Längen hat, aber in einem ungemein packenden, gleichzeitig bedrückenden Finale endet. Nichts ist so wie es scheint, gilt mehr denn je für "Das Bekenntnis".
Pete Banning ist als verletzter Soldat aus dem 2. Weltkrieg auf seine Farm in Mississippi zurückgekehrt. Die Bannings geniessen in der Region hohes Ansehen, eine freundliche Familie, die anständig zu ihren Arbeitern ist - umso erstaunlicher für alle ist die Aktion, die den neuen Grisham lanciert. 1946 steigt der Farmer Banning in seinen Wagen, fährt in die nahe gelegene Stadt Clanton und erschiesst einen Pfarrer. Danach lässt er sich festnehmen und den Prozess machen. Weder gegenüber seinem Anwalt noch seiner Familie sagt Pete Banning, warum er den Mord verübt hat.
So stehen seine Anwälte auf verlorenem Posten und auch wenn, wie bei John Grisham üblich, ein ordentliches Gerichts- und Juristen-Durcheinander entsteht, am Ende dessen wird der Angeklagte hingerichtet - aber ich als Leser bin verdutzt, denn wir stehen erst in der Mitte des Buches. 
Zuerst macht John Grisham nämlich etwas, was er noch nicht getan hat. Aus dem packenden Gerichtsthriller wird unvermittelt ein grausames Kriegs-Epos. Auf die Philippinen wird Soldat Pete Banning im Zweiten Weltkrieg entsandt und auf den folgenden 180 Seiten entblösst sich das ganze Grauen eines Krieges, der auch an anderen Stellen der Welt tobte.
Mehr tot als lebendig kommt Banning 1945 zurück nach Hause, wo er auf seine hübsche Frau und die beiden Teenager-Kinder Joel und Stella trifft und der Roman geht in das entscheidende Schlussdrittel.
Der Autor eröffnet uns der Wahrheit im Zwiebelprinzip, was er aber behutsam und in manchmal schleppendem Tempo tut. Am Ende tut sich eine Tragödie im griechischen Stil auf, mit vielen Opfern und Leidtragenden und einer Moral, die man vielleicht so zusammen fassen kann: Nicht über Ereignisse zu reden, kann zerfressen und zerstören und mitunter zu völlig falschen Annahmen führen. 
Und auf die Eingangsfrage, welche Motive einem Mord zugrunde liegen können, müssen wir ein weiteres hinzufügen; falsche Annahmen. 

Samstag, 27. April 2019

House of Cards ohne Kevin Spacey ist wie Dallas ohne JR

Wenn das, was man Kevin Spacey vorwirft wahr ist, dann sollte man den Mann juristisch belangen. Aber was wir bisher wissen, ist das alles nichts anderes als eine mediale Vorverurteilung eines Mannes, dessen Ego anscheinend etwas gar gross geworden ist. Das wiederum ist vielleicht moralisch verwerflich. Aber solange es keinen kümmert, dass Tom Cruise an jedem Filmset ein Scientology-Zelt aufstellen darf, sollten wir nicht über mögliche sexuelle Verfehlungen eines anderen Schauspielers urteilen. Auch nicht in MeToo-Zeiten.
Nun habe ich mir die 6. und letzte Staffel von House of Cards angeguckt, die ohne Kevin Spacey auskommen musste, denn der Mann, der die Serie erst gross gemacht hatte, wurde gefeuert, seine Rolle rausgeschrieben und die Serie neu getaktet.
Robin Wright als Präsidentin Underwood. 

Ob mit oder ohne Kevin Spacey - House of Cards hat den Zenit überschritten. Auch darum, weil die Realität mit Donald Trump tatsächlich einen Präsidenten ins Weisse Haus gespült hat, der noch absurder, noch gewissenloser, noch skrupelloser agiert als der Film-Präsident Francis Underwood. So gesehen hätte man sich die 6. Staffel sparen können. Zumal das Inhaltliche längst an Bissigkeit verloren hat, auch wenn die neue Präsidentin Claire Underwood (Robin Wright, formidabel zwar) ihrem verstorbenen Ehemann als Intrigantin in Nichts nachsteht.
Aber der stete, üble Soundbrei downgraded HoC6 zu Soap, die neu eingeführten Gegenspieler Bill und Annette Shepherd werden mit Greg Kinnear und Diane Lane ausgerechnet von zwei Schauspielern dargestellt, die in all ihren anderen Rollen freundlich und gütig und warmherzig sind und dass bei der Präsidentin dann sogar noch eine Schwangerschaft festgestellt wird (vom aus dem Skript gestrichenen und aus der Serie gefeuerten) Ehemann, macht die Sache erst recht zum läppischen Trauerspiel.
Wäre Staffel 6 die erste gewesen, House of Cards hätte nie und nimmer derart abgehoben. Ohne Kevin Spacey ist HoC wie Dallas ohne JR. 

Donnerstag, 25. April 2019

Der Fussball stirbt

Nein, früher war nicht alles besser. Dieser Spruch hat mich schon immer aufgeregt und auch wenn ich unterdessen selber ein Alter habe, wo ich durchaus reflektiert auf die Jahre hinter mir blicken kann, war früher nicht alles besser.
Besser hingegen war die Welt des Fussballs. Es ist schon okay, wenn Stadien modern sind und es nicht nur für alle 10'000 Zuschauer eine Toiletten-Anlage gibt. Aber ist es nötig, einem Verein blödsinnige Auflagen zu machen, dass ein Aufstieg nicht mehr möglich ist?
Im Stadion des Karlsruher SC habe ich Bundesliga gesehen. Der Verein dümpelt derzeit in der 3. Liga und ist auf Aufstiegskurs. Wenn da nur die Bürokraten nicht wären. Wegen einem fehlenden Stadiondach, gäbe es keine Lizenz für die nächsthöhere Liga. 
Was stand ich als Fan schon im Regen und Schnee und Matsch und in der prallen Sonne? Von Erkältung bis Sonnenbrand habe ich alles mitgenommen. Aber darum gehts doch nicht, sondern um das, was auf dem Rasen passiert.
Der Video-Schiedsrichter wurde eingeführt. Damit es gerechter wird. Haha. Mal wird das Tool eingesetzt, mal nicht. Es bleibt weiterhin der Willkür des Schiedsrichters auf dem Platz ausgesetzt, ob er auf das technische Hilfsmittel zurückgreift. Pokal-Halbfinal Bremen gegen Bayern. Zehn Minuten vor Schluss purzelt ein Bayern-Spieler im Strafraum hin und taataaa, ohne seinen Videokollegen zu konsultieren, zeigt der Schiri auf den Elfmeterpunkt. Wozu aber gibt es den Video-Schiedsrichter? 
Mal werden Hände aus kürzester Zeit angeschossen und es gibt Strafen, mal passiert gar nichts. Die Anspielzeiten haben nichts mehr mit den Bedürfnissen der Fans zu tun, sondern mit demjenigen der Sponsoren und Fernsehsender. Irgendwann gibt es die 24/7-Liga. 
Der Fussball als faszinierendste Mannschaftssportart ist auf dem Weg zu sterben. Es gäbe ja noch die korrupten Funktionäre zu nennen. Oder, dass Talente schon als Kinder verpflichtet werden. Dass die Eintrittskarten bald nicht mehr zu bezahlen sind. Dass Fussball-WM auf 48 Teilnehmer-Teams aufgebläht wird.
Macht das noch Spass?
Nö. 
Gehe ich trotzdem weiter ins Stadion?
Ja. Verdammt nochmal Ja. 

Mittwoch, 24. April 2019

Ein Hoch auf die PBZ


Ein Hoch … auf was? Da lernt man schon als Journalistenschüler, der Titel muss rocken, die Aufmerksamkeit holen, möglichst ohne Abkürzungen, und dann dies.
Wer ist HIER noch am lesen? Studien gehen davon aus, dass jeder publizierte Text nur etwa einen Viertel seines potentiellen Publikums findet. Damit wären wir bereits beim Thema. Lesen. PBZ steht für Pestalozzi Bibliothek Zürich und das wiederum sind die Stadtbibliotheken von Zürich. Es sind 14 Filialen auf dem ganzen Stadtgebiet und das Uneinheitliche macht ihren ganz besonderen Charme aus. Jede PBZ hat ihre eigenen Öffnungszeiten, ihr eigenes Angebot und auch ihren eigenen Look.
PBZ Sihlcity; hell und modern, PBZ Oerlikon; das alte Haus von Rocky Docky?

Quetsche ich mich zum Beispiel in die PBZ Wipkingen (die Die-Fr und auch das nur Nachmittags geöffnet ist), komme ich an flatterenden Aushängezetteln und einem Stammpublikum vorbei, dass mich kritisch beäugt. In der Filiale Sihlcity flaniere ich dagegen durch moderne, helle Hallen, die PBZ Altstetten wiederum befindet sich in einem alten Gebäude , die PBZ Hardau hat ein riesiges Angebot an fremdsprachigen Büchern, in der PBZ Altstadt schwingt mir ganz modern die Glastür entgegen und in der PBZ Oerlikon bin ich am häufigsten, weil mich hier das Angebot am besten überzeugt. 
Jede dieser PBZ’s ist anders. An einigen Orten gibt es eigene Regale für neue Bücher, andernorts werden die neuen Werke alphabetisch in den Bestand eingeordnet und sind nur noch an den gelben NEU-Punkten zu erkennen. Das ist dann dort, wo die Kunden mit schräg gelegtem Kopf stöbern.
In einer PBZ kannst Du in einer Filiale mit dem Personal Freundschaften schliessen, in einer anderen erkennen sie Dich auch dann nicht, wenn Du täglich kommst. Die Stadtbibliotheken Zürich erfüllen also so jedes Bücherei-Klischée. Nur eines haben sie alle gemein; das Angebot ist üppig. So unmodern der PBZ-Look (siehe nur schon die Website), so modern das Innenleben. Online verlängern ist Standard, Buch in der Filiale A auslösen und der Filiale B zurückbringen kein Problem. Und dann ist es den PBZ auch egal, ob Du in der Stadt lebst oder auf dem Mond, jeder darf ein Abo lösen. Das sollten sich die Bibliotheken in den Kleinstädten hinter die Ohren schreiben. Aber das wiederum ist ein anderes Thema. Nun muss ich los, der von mir reservierte neue John Grisham liegt parat. Die PBZ hat mir das via E-Mail mitgeteilt. Wer hier nicht liest, ist selber schuld. Oder Analphabet.

Donnerstag, 18. April 2019

Wenn einer eine Zugreise tut....

Es kommt auf das Land an. Sogar in Italien ist mein Zug von Florenz nach Pisa pünktlich gefahren. Auch wenn ich im Wirrwarr vom Florenzer Bahnhof den Zug fast nicht gefunden habe. In England bin ich von London nach Süden gefahren, in Amerika der Ostküste entlang, in Frankreich war ich im Süden auf den Schienen, habe Österreich durchquert oder bin nach Kopenhagen gerattert. Mal mehr, mal weniger tadellos. 
Als Schweizer bin ich es natürlich gewohnt, dass die Bahnbetriebe sofort reagieren, wenn was ist. Und da finde ich es fast schon putzig, was jetzt wieder für eine kleinliche "Pünktlichkeits-Diskussion" im Zusammenhang mit der SBB abgeht. Die Schweizerische Bundesbahn hat sich nämlich um 0,1 Prozent verschlechtert!! Darum gibt die SBB "Probleme mit Verspätungen" zu und das Netz überschlägt sich mit Häme und jeder hat ein Beispiel, dass es noch viel, viel, viel, viel schlimmer ist.
Gemach, gemach. Userin Athena rückt das Ganze ins richtige Licht, wie ihr Kommentar (s. Bild) beweist. 
Die Deutsche Bahn will ihr Püntklichkeitsziel nun immerhin nach oben revidieren. Von jetzt 74 auf neu 76 Prozent..... 
Deutschland. Das Land, das immerhin als Inbegriff von Zuverlässigkeit, Strebsamkeit, Perfektion gilt, hat eine Bahn, die nur noch ärgert. Was bin ich schon ratlos auf Bahnhöfen oder vor geschlossenen Schaltern gestanden und wusste nicht mehr weiter? Wie oft bin ich schon in Zügen gesessen, die im Nirgendwo standen, niemand wusste Bescheid. Und jedesmal wundere ich mich über die stoische Gelassenheit der deutschen Bahnreisenden. Die haben sich an das Chaos gewöhnt. Aber wehe unsere SBB kommt 2 Minuten zu spät.. Dann fahrt doch mal von München nach Nürnberg. Viel Spass. 

Dienstag, 16. April 2019

Notre Dame brennt - und jeder Depp äussert sich


Notre Dame in Paris brennt. Und es gibt tatsächlich Idioten, die das zynisch oder lustig kommentieren müssen. Social Media sei Dank. Nicht mal dann, wenn ein nationales Symbol in Flammen steht, können sich die Komiker zurückhalten, sogar der orange, amerikanische Präsident mischt sich ungefragt in die Debatte ein und hätte auch noch eine gute Idee, was zu tun ist. Hat den jemand gefragt? Er fragt, so unbedarft das mit seinem Kartoffelgesicht überhaupt möglich ist, warum denn keine Löschflugzeuge eingesetzt werden. Wie bei den Waldbränden. Eben, Donald T., die Antwort ist in der Frage; weil es KEIN Waldbrand ist. Und da einer der mächtigsten Männer der Erde leider gleichzeitig auch einer der Dümmsten ist, zieht Nachahmer nach. "Ich glaube nicht an einen Zufall. Zuvor brannte auch eine andere Kirche ...Und wenn man einschlägige Seiten aufruft, wird dort " abgefeiert", kommentiert zum Beispiel auf der Facebook-Seite vom Spiegel eine besonders schlaue Userin. Ein anderer: "Blöde Kirche! Braucht keiner wirklich". Ebenfalls sehr doof: "Ist Rauchen auf Baustellen nicht verboten?". Oder der hier: "Die Überreste wegräumen und Moschee hinmachen."
Sind wir Menschen wirklich die intelligentesten Wesen auf dem Planeten? Wenn ich daran denke, dass ich diesen Leuten auf der Strasse begegne, im Supermarkt und sie mich freundlich anlächeln, aber derart krude Dinge denken, dann wird mir schon etwas Angst und bang. 
Was denn nun der Unterschied von stupiden Online-Kommentaren zu diesem Blog-Eintrag sein soll, mag sich der geneigte Leser (und auch die Leserin) fragen. Ich bin ausgebildeter Journalist, habe gelernt, abzuwägen, zu recherchieren, Meinungen einzuholen und blase nicht einfach in ein Verschwörungshorn oder gebe Fern-Diagnosen ab. 
Es gibt, auch das verdanken wir Social Media, eine überwiegende Mehrheit an angenehmen Reaktionen. I’m so moved by the pictures of the people of Paris kneeling in prayer as the beautiful soul of their city is burning, schreibt Musiker Sting auf seinem Facebook-Profil. 
Und dieser Aufruf von Agata Gontarczyk macht richtig Mut: "Das ist vielleicht kein großer Beitrag, aber ich habe eine kleine Fundraising Campaign erstellt. Ich würde das Geld gerne an La Fondation Avenir du Patrimoine überweisen - das kann man auch über deren offizielle Seite machen, wenn jemanden das lieber ist. Wer weiß vielleicht wird das was größeres. Hier ist ein link falls jemand die Idee unterstützen oder teilen möchte."





Mittwoch, 10. April 2019

TV-Serie "Greyzone"; der nächste Genie-Streich aus Skandinavien

Gehen diesen Dänen, Norwegern, Schweden und Finnen nicht irgendwann die Ideen aus? Die vier Länder haben etwa gleich viele Einwohner wie Süddeutschland (Bayern und BW), aber 100x mehr Power, wenn es darum geht, kluge Fernseh-Serien zu entwickeln und zum Leben zu erwecken. "Bordertown" aus Finnland, "Borgen" aus Dänemark, "Die Brücke" aus Schweden-Dänemark oder jetzt "Greyzone", wieder eine schwedisch-dänische Zusammenarbeit, wobei auch das ZDF seine Finger mit im Spiel hatte. Diese vielen Köche verderben den Brei nicht, im Gegenteil, das vorgesetzte TV-Menu könnte schmackhafter nicht sein.
Die Software-Ingenieurin Victoria (Birgitte Hjort Sørensen, bekannt als TV-Journalistin aus "Borgen") wird von einem Terroristen gezwungen, geheimes Material aus ihrer eigenen Firma zu stehlen. Eine Terrorzelle plant ein Attentat in Skandinavien. Parallel ermittelt eine schwedisch-dänische Polizeitruppe, kommt dem Komplott und der Intrige um die Ingenieurin zwar auf die Spur. Aber anstatt die Frau zu befreien, wird sie gezwungen, das böse Spiel mit den Terroristen mitzumachen und so den Behörden Informationen zu verschaffen.  
Daraus entwickelt sich die ungeheure Sogwirkung auch dieser skandinavischen Serie. "Greyzone" ist optisch oft genug Kino auf TV-Format, der Cast ist toll, auch wenn es ein paar unnötige Stereotypen geben mag. Hier die schöne Schwedin als Geisel, dort der böse Araberterrorist, private Probleme bei den Polizei-Ermittlern, die sich dann und wann auch mit dem aktuellen Fall verhaken. Aber insgesamt ist auch "Greyzone" grosses, nordisches Serien-Vergnügen, das jetzt auf DVD und Blue-ray vorliegt. Ärgerlich ist nur, dass man zwar die Original-Version abspielen, aber keine Untertitel einblenden kann. Doof, da mein schwedisch und dänisch grad etwas eingerostet ist....



Freitag, 5. April 2019

Wenn einem der Herzensverein wieder einmal das Herz bricht

Fan zu sein ist nicht leicht. Zumal ich, der ich ein Händchen zu haben scheine für Vereine, die das Scheitern in ihrer DNA haben. Im Schweizer Fussball bin ich seit Kindheit Fan des glorreichen FC Servette. Da waren die goldenen 80er und die anständigen 90er Jahre, dann kam ein Niedergang nach dem anderen, mehrmals Konkurs und Zwangsrelegation. Wenigstens hat sich Servette erholt und klopft jetzt gerade an die Pforte zur höchsten Schweizer Fussball-Liga an. 
Im zweiten Anlauf hats nicht mehr gepasst.
Arno Del Curto, trotzdem vielen Dank für Rock'n'Roll
Im Eishockey drücke ich dem ZSC (oder Neudeutsch; ZSC Lions) die Daumen. Unterdessen ein Gigant im Schweizer Eishockey mit mehreren Meistertiteln in den letzten Jahren, einmal sogar dem Gewinn der Champions League und dann sogar noch einen prestigen-trächtigen Sieg gegen das NHL-Team aus Chicago. Aber dazwischen lauert stets das Drama, das mögliche Scheitern ist allgegenwärtig. Die aktuelle Saison hat die tragischste Seite gezeigt; vom Meister 2018 zum Playout-Teilnehmer 2019. Und das mit Kulttrainer Arno Del Curto.
Der gleiche Mann hat den ZSC 1992 zum legendären Playoff-Sieg gegen das damals grande Lugano geführt, ehe er für Jahrzehnte in die Berge zum HC Davos entschwand, dort Titel um Titel hamsterte und dann, vor ein paar Wochen, völlig überraschend zum taumelnden Meister nach Zürich zurückzukehren. Was haben wir uns gefreut. Was habe ICH mich gefreut. 
Aber auch der Magier Del Curto konnte den Fall in die Playouts nicht mehr verhindern. Und nun wird er geschasst. Mein Herzensverein hat es wieder einmal geschafft, mir das Herz zu brechen. 

Barbaren!

Ein Bild aus dem Mittelalter? Wüsste man nicht, dass die Farbfotografie dann noch gar nicht erfunden war, könnte man es glatt glauben.
Nein, dieses Bild entstand im 21. Jahrhundert in einer der reichsten Städte der Welt, einem Finanzplatz, wo niemand mehr hoch zu Ross zur Arbeit muss, wo Mythen kaum mehr Platz haben, wo Ratio die Emotio längst verdrängt hat, wo der König Geld heisst. Aber dennoch reiten sie einmal im Jahr um den brennenden Mann, beobachtetet von tausenden von Zuschauern, live übertragen vom Staatsfernsehen und um dem ganzen noch den sexistischen Gipfel aufzusetzen; Frauen sind an diesem Anlass nur als Deko zugelassen. MeToo-Debatte hin oder her, es ist ein Männer-Event, die Kerle reiten und marschieren, zündeln und grölen. Die Damen sind höchstens Rosenmädchen, putzige Ladys, degradiert zum Lächeln und den artigen Knieknicks machen. 
Auch das hochmoderne Zürich zelebriert die Tradition und stellt einmal jährlich einen Schneemann aus Styropor mitten in der Stadt auf einen Scheiterhaufen, zündet ihn an und feiert das Ende des Winters.
Bald wird der Anlass obsolet sein, der Klimawandel macht kaum einen Bogen um das reiche Zürich, aber die toughen Reiter werden weiter feiern und die Frauen nett lächeln. 
Es heisst Sechseläuten und ist von Aussen betrachtet ein hübscher Anlass mit Umzug, Würsten und Tralala. Aber tief im Innern ist das ein vollkommen anachronistischer Event, Frauenverachtend, läppisch, von vorgestern.
Einmal im Jahr ist Zürich die Barbaren-Hauptstadt der Welt. 
www.sechselaeuten.ch

Dienstag, 2. April 2019

Freitag, der 13. ist im Dezember Bryan Adams-Day

Faszination ist ein faszinierendes Wort, denn es stellt sich bei Gebrauch unweigerlich die Frage, wann ist Faszination das, was sie sein sollte, nämlich prickelnd, aufregend und wann wird sie öd und hohl und dumpf?
Ich gestehe; ich bin fasziniert von Bryan Adams und immer wieder fragen mich Freunde nach dem Warum und dann kann ich es nicht erklären. Weil mir die Worte fehlen. Oder weil ich die Faszination für den kanadischen Musiker kaum formulieren kann. 
Natürlich liegt Bryan Adams auch mir seit 30 Jahren in den Ohren, kein Popsender kommt ohne seine Musik aus. Aber entdeckt habe ich ihn live erst spät, nämlich 2005 am Jazz-Festival Montreux, was er auf der Bühne auch entsprechend kommentiert hat. "Jazz? Ich?" und das übersichtlich angereiste Publikum sofort in der Tasche hatte. Inklusive mich. Seither vergeht kein Jahr, ohne dass ich nicht mindestens einmal an einem Bryan Adams-Konzert bin. Das hat mich in nette Orte wie Stockholm, Washington, Dublin, Wien oder Nürnberg, in gruselige Vorstädte wie in Philadelphia oder in Belfast geführt, hat mich nach Leipzig, London oder Hannover reisen lassen und bringt mich im Sommer nach Brüssel. Dort war ich noch nie. Dank Bryan Adams entdecke ich nun also auch die belgische Hauptstadt. Dass aber ausgerechnet Zürich nicht auf dem Tourneeplan von 2019 stand, konnte ich fast nicht glauben. Allein in Zürich war ich auf einem halben Dutzend seiner Gigs. Aber dann die Erleichterung; er kommt. Am Freitag, den 13. Dezember rocken Bryan Adams and his boys das Hallenstadion. 
Welches mein Lieblingssong sei, werde ich oft gefragt. Faszinierenderweise (da ist es wieder), kann das direkt auf einem Konzert wechseln. So fand ich "It's only love" lange uninspirierend - bis mich der Titel eines Tages doch packte. In diesem Sinn freue ich mich auf den Freitag, den 13. meinen Bryan Adams-Day in Zürich. 




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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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