Mittwoch, 8. März 2017

Bahn fahren in Deutschland? Köstlich

Wer bin ich? Ein Reisender, der sein
Leben in vollen Zügen geniesst.
"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, Humor und dass man sich durch kleine widrige Zufälle nicht niederschlagen lasse." Hat niemand geringerer als Adolph Knigge mal gesagt. Wer mit der Deutschen Bahn DB unterwegs ist, kann alles davon gut gebrauchen.

Situation 1
Das wird knapp. Ob wir den Anschluss am nächsten Bahnhof schaffen? Unser Zug hat Verspätung. Die App hilft nicht. Aber da kommt der Schaffner. Gott sei dank denke ich. Und weiss gar nicht, wie recht ich gleich bekommen werde.
"Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wann wir in München sind? Wir müssen einen Anschlusszug erwischen..."
Der Schaffner schaut mich an, als ob ich ihn gebeten hätte, mir die Körbchen-Grösse seiner Frau zu verraten. Dann legt er los.
"Ja woher soll ich das denn wissen. Bin ich denn der Herrgott? Kruzifix." Und will davon eilen. Aber nicht mit mir.
"Den Herrgott habe ich gar nicht gefragt. Sondern Sie. Und es tut mir schon sehr leid, dass ich mir als Kunde erlaube, Ihnen eine ganz normale Frage zu stellen."

Situation 2
Dauernd werde ich im Bahnhof Frankfurt von Bettlern angesprochen. Und weil ich viel zu früh in der Bahnhofshalle bin, sind es die immer gleichen Leute, die mich anbetteln. Was bin ich froh, als mein Zug endlich einfährt. Ich lasse mich in meinen reservierten 1.-Klasse-Sitz in einem Zweier-Abteil fallen. Man gönnt sich ja sonst nix. 
"Das ist mein Sitz", bellt es mir da plötzlich entgegen.
Ich schaue auf. Vor mir steht eine elegant gekleidete Dame, die mit einem Zettel vor meinen Augen rumwedelt. 
"Sehen Sie, Platz 177. Mein Platz."
Ich hole meine Reservation hervor. Da steht auch Platz 177. 
"Könnten Sie dann also bitte meinen Sitz frei geben?" 
"Zeigen Sie mal her", bitte ich die Frau.
"Was fällt Ihnen ein! Verlassen Sie sofort meinen Platz". Andere Fahrgäste werden aufmerksam, schauen aber dezent weg. 1. Klasse-Publikum halt. Aber die werden sich ihre Sache denken. Der Typ im Kapuzenpulli in der Nobelklasse? Von wegen.
Der Irrtum klärt sich dann doch noch. Sitz-Nummer okay, Wagen-Nummer verwechselt. Aber nicht von mir. Sondern von Madame. Welche verschwindet. Der Typ im Kapuzenpulli sitzt am genau richtigen Ort. Herrlich. Los geht die Fahrt, tschüss Bettler. Au revoir Madame. 

Situation 3
In der S-Bahn München. "Fahrscheinkontrolle". Ich zücke meine Karte.
"Die ist aber ungültig", knurrt ein - sorry Klisché - rundlicher Kerl im bayrischen Idiom.
"Was ungültig?", frage ich verständnislos zurück.
"Sie sind doch über den Königsplatz gefahren. Also ist die Karte ungültig."
"Natürlich bin ich NICHT über den Königsplatz gefahren. Wozu soll ich Zick Zack fahren?"
Der Mann kippt seinen Kopf in den fleischigen Nacken und blickt hilfesuchend zum Linienplan über der Zugtür. Dann erkennt er seinen Irrtum. Und wendet sich ab. Mit meiner Karte ist also alles in Ordnung.
"Das Wort Entschuldigung existiert also nicht in Ihrem Wortschatz", rufe ich ihm noch hinterher.
Eine Frau zuckt mit den Schultern und formt lautlos "Schaffner in München". 

Situationen 4-712
Auf irgendeinem deutschen Bahnhof auf den Zug warten. Der zu spät kommt. Dann die Durchsage. Leise. Nuschelig. Undeutlich. Kommt er nun? Oder nicht? Immerhin verspricht die DB Abhilfe mit einer eigenen Verspätungs-App. 

Wer bin ich denn? Ein Reisender, der sein Leben in vollen Zügen geniesst. 
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ich
Deutschland Deutschland, spürst du mich? Heut' Nacht komm ich über dich - das macht Spaß! Quelle: „Ichwill Spass, Markus, 1982“
München ist doof. Das war in den 80ern mein erster Eindruck und daher reihte sich die bayrische Hauptstadt in die Liste meiner M-Orte ein, denn auch Malta, Miami, Mannheim und Marliese fand ich zu der Zeit doof. Ich war am Oktoberfest in München. Doof. Im Konzentrationslager Dachau ausserhalb Münchens. Schwere Kost. Beim Fussball im Olympiastadion. Wieder doof. Ich mochte die Weisswürste nicht, das Bier nicht, die omnipräsenten Trachten, die versalzenen Bretzen, mich regte auf, dass ein U-Bahnlinie gleich hiess wie meine Lieblingsband U2. Sakrileg.
Mein Verhältnis zu München und zu Deutschland hat sich längst entspannt. Unterdessen habe ich mehrere Reisen durchs Land gemacht, viele Städte und Gegenden (Liste unten) gesehen. Meine Partnerin ist Deutsche, meine Grossmutter war Deutsche und ich habe Freunde in Deutschland. Nein, doof ist längstens woanders.
Ich war schon einmal in Aschaffenburg, Baden-Baden, Bad Hersfeld, Bad Waldsee, Berlin, Bingen, Bonn, Bremen, Buchholz, Cochem, Dachau, Darmstadt, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Eisenach, Frankfurt aM, Freiburg, Friedrichshafen, Fulda, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Kaiserslautern, Karlsruhe, Koblenz, Köln, Konstanz, Lindau, Lörrach, Mainz, Mannheim, Mönchengladbach, München, Neuwied aR, Nürnberg, Prien, Ravensburg, Regensburg, Rosenheim, Saarbrücken, Singen, Starnberg, Stuttgart, Ulm, Unterhaching, Wanfried, Weimar, Wiesbaden.

Das Thema heute: Bahn fahren in Deutschland



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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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