Freitag, 29. Mai 2020

Himmel Hölle Rock'n'Roll - Leben, was willste mehr?

"Im Zug hat er mich angesprochen" erzählte die Freundin und ihre bereits sehr blauen Augen strahlen wie der fröhliche Himmel. "Und dann hat mir Chris von Rohr sogar seine Handynummer gegeben." 
Diese Erzählung ist meine einzige "Begegnung" mit Chris "Mee Dräck" von Rohr. Als Musiker oder Produzent hatte ich ihn höchstens peripher wahrgenommen. Krokus oder Gotthard sind nicht mein Sound. In mein Bewusstsein gerückt ist der Musiker, als er Juror in einer Talent-such-Show im Schweizer Fernsehen wurde. Später machte er den Late Night-Talker und wurde noch populärer.
Chris von Rohr hat nun seine Biographie geschrieben und bereits der Titel ist Verheissung pur "Himmel Hölle Rock'nRoll". 
Da knallt uns einer sein schreiend buntes Leben hin, schont nichts, auch nicht sich selbst. Ist stark, authentisch, reflektiert, anerkennt und teilt aus. Schärfer, klarer, deutlicher und liebevoller geht nicht. Solche Biographien braucht die Welt und von Rohr's Werk kann es in Sachen Wortwitz, Ernsthaftigkeit und Liebeswürde selbst mit "Born to Run" von Bruce Springsteen aufnehmen. 
Die Band "Krokus" erfand er, stürmte mit ihr die Weltspitze und hatte dann seinen Steve Jobs-Moment, als er aus seinem eigenen Erfolgsmonster geschmissen wurde. "Du hast den Bogen überspannt" sagte einer seiner Bandkumpels und warf den Krokus-Erfinder kurz vor einer Rockshow in Dortmund aus der Gruppe. Da sind wir aber erst in der Mitte der 600-Seiten-Bio.

Ganz nach Frank Sinatra

Es rockt, rollt, zischt und faucht gewaltig. Da hat einer das Motto von Frank Sinatra nicht nur verstanden, sondern gelebt: "I traveled each and every highway". 
Manchmal kippt es zwar ins arg pathetische oder rührselige und wer ihm sogar vorwirft, ein Sexist oder Frauen-Verbraucher zu sein, hat das Buch entweder nicht gelesen oder den Mann nicht verstanden. Bereits die ersten Zeilen "verraten" ihn als das, was er ist; ein Frauenversteher. Er widmet das Buch seiner Tochter und "den Frauen, die mich einen besseren Mann werden liessen." Ja, da säumen einige gebrochene Herzen seinen Pfad, aber er schaut nie im Groll zurück, sondern ehrt seine Beziehungen und gibt ihnen Raum. 

Sogar Jürgen Klopp hat Platz

Von Rohr steigt mit der ganz grossen Klappe ein: "Ich habe das elfte Gebot - Du sollst nicht langweilen - eingehalten". Er behält recht. Das Buch ist ein echter Pageturner und endet nach vielen wortgewaltig beschriebenen Höhenflügen mit einer allerletzten Liebeserklärung. Er dankt zunächst den üblichen Verdächtigen "and last but not least Jürgen Klopp for making Fussball fun again."
Wie geschrieben, meine Musik ist Krokus nicht. Aber ein Ohr voll nehmen, kann nicht verkehrt sein. Darum Freunde des Wortes....





Sonntag, 10. Mai 2020

Der sonderbare Corona-Weg der Bibliotheken


Alle Firmen freuen sich, dass sie in der Schweiz am 11. Mai ihre Läden, Werkstätten, Studios und Restaurants wieder öffnen dürfen. Die Lokale werden blitz blank geputzt und um die Bundes-Massnahmen einhalten zu können, bieten viele kreative und originelle Lösungen an.
Alle Firmen?
Die Zürcher Pestalozzi-Bibliotheken bleiben noch etwas länger
geschlossen. Ein Hurra auf die Ängstlichkeit."
Die Pestalozzi Bibliothek Zürich kocht da ihr ganz eigenes Corona-Süppchen. "Ab dem 11. Mai 2020 können alle PBZ-Bibliotheken ihren Betrieb schrittweise wiederaufnehmen", lese ich auf der Website, aber das Hurra!! bleibt mir beim Weiterlesen sofort im Hals stecken: "Um ein kritisches Besucheraufkommen zu verhindern, erfolgt die Wiedereröffnung in zwei Etappen. Vom 11. bis 16. Mai können Medien zurückgebracht werden. Andere Dienstleistungen sind noch nicht verfügbar. Ab dem 18. Mai ist auch die Ausleihe wieder möglich."
Man stelle sich das also vor: der Kleiderladen "Immerschön" meldet: "Gucken Sie ab dem 11. Mai mal in unsere Schaufenster und stellen Sie Ihre Sommerkollektion zusammen. Einkaufen erlaubt ab dem 18. Mai."
Undenkbar. 
Ganz anders die PBZ. "Wiedereröffnung in zwei Etappen". Warum nicht gleich drei oder vier Etappen? Hauptsache an den Bedürfnissen der Konsumenten vorbei. 
Um das klar zustellen: Ich bin ein Buch- und Lese-Fan, folgerichtig verbringe ich viele Stunden meines Lebens in Buchhandlungen oder Bibliotheken. Das Angebot der Pestalozzi Bibliothek Zürich PBZ finde ich nach wie vor genial und ich habe seit bald 20 Jahren eine Jahreskarte. Ein positiver Blog-Text (LINK) durfte in meiner Euphorie natürlich auch nicht fehlen. Corona machte mir nun leider einen Strich durch meine bis anhin so positive Wahrnehmung. 
Wäre die PBZ eine privat geführte Firma, käme niemandem ein solcher Schabernack in den Sinn. Aber ich erfahre auf der Homepage: Die PBZ ist ein Verein nach schweizerischem Recht und wird in erster Linie durch Beiträge der Stadt Zürich finanziert." Dieser Beitrag ist üppig. 9.4 Millionen! LINK


Sonntag, 3. Mai 2020

Ich war noch niemals in Arosa .......

Ich reise wahnsinnig gern und leide jetzt natürlich sehr, auch wenn ich mit den getroffenen Massnahmen total einverstanden bin.
Dass nun gelockert wird, freut mich, denn so kann ich meinen Reisedrang wieder ausleben. Zumindest in der Schweiz, was zwar ein kleines, aber landschaftlich und kulturell vielfältiges Land ist. Aus dem alpinen Raum ins mediterrane Klima vom Tessin bin ich in weniger als einer Stunde. 
So surfe ich Online und entscheide mich für Arosa. Ich war schon in Manaus (Brasilien), Guangzhou (China), Aberdeen (Schottland) oder Morelia (Mexiko) - aber noch niemals in Arosa! Was für eine Schande. Da reist einer um die Welt und kennt nicht mal einen der berühmtesten Orte seines eigenen Landes. Also auf zu den Murmelis.
Wo übernachten? Das Angebot ist riesig und ich entscheide mich für ein Appartement, welches Blick über den See bietet. Doch da, der erste Schreck. Stornieren kann ich nur in den ersten drei Tagen nach der Buchung. Drei Tage? Und wenn Corona wieder kommt? Es gibt keine Möglichkeit, mit dem Vermieter Kontakt aufzunehmen (ausser zu bezahlen :-) ) und so wende ich mich an das Tourismusbüro Arosa. Dort wird schnell reagiert. «Ich habe die Vermieterin mittlerweile erreicht.Falls sich die Lage bis zum Reisezeitraum verschlechtern würde und eine Reise nicht möglich wäre oder nur beschränkt Sinn machen würde, da weiterhin ein grossteil der Betriebe geschlossen wäre, dann würde die Vermieterin Ihnen entgegen kommen und Ihnen die Kosten erlassen. Ob es 100% der Mietkosten wären oder allenfalls nur 50%, würde auf die aktuelle Situation ankommen.»
Und im Anhang findet sich endlich auch eine Mail-Adresse der Vermieterin. Ich schreibe sie direkt an und frage, was sie genau meint. Das Tourismusbüro nehme ich ins CC. Wieder kriege ich schnell Antwort. Aber nicht von der Vermieterin. Sondern wieder vom Tourismusbüro.
Ich breche die Übung ab. Man kann mich nun kleinlich nennen. Aber warum kann sich die Vermieterin nicht direkt melden? Auf welch hohen Ross sitzen die da oben in den Bergen?
Entgegenkommen? Erklären? Nein! Jammern und zetern? Ja! Es regt mich dann gleich doppelt auf, wenn ich solche Artikel lese: LINK.
Kumbaya, das Gute ist: ich mache einfach woanders Inland-Ferien. Wie gesagt, klein, aber vielfältig ist sie die Schweiz.


Freitag, 1. Mai 2020

Buch "Im Namen der Lüge"

In Deutschland gibt es zwei Autoren, die richtige gute Polizisten-Krims schreiben. Der eine ist Christian von Ditfurth mit der Reihe um den Berliner Kommissar Eugen de Bodt. Der andere ist Horst Eckert, dessen Storys in und um Düsseldorf angesiedelt sind und die mit Kommissar Vincent Che Veih einen geistigen Bruder des Berliner Kollegen hat. Beide ermitteln unkonventionell, setzen sich gegen Vorgesetzte und Widerstände durch und sind am Schluss erfolgreich. Naja, mehr oder weniger. Was den beiden Polizisten-Reihen ebenfalls gemein ist, ist das Scheitern. Nicht jeder Gangster wird geschnappt, die Scheisse fliegt manchmal auch nach oben.
So auch im neuen Horst Eckert "Im Namen der Lüge". Der Kripobeamte Veih ermittelt in einer Mordsache, parallel lässt der Autor erstmals eine neue Figur auftauchen. Die Verfassungsschutzbeamtin Melia Khalid, die auch 30 Jahre nach dem Frankfurter Türken-Detektiv Kemal Kayankaya ("Happy Birthday") immer noch gegen Vorurteile und Rassimus ankämpfen muss. 
"Im Namen der Lüge" ist eine bitterböse Analyse eines Landes, wo sich eine braune Suppe zusammenzubrauen scheint und wo selbst Justiz und Polizei oft nur noch willfährige Zugucker, den anpackende Beamte sind.
"Das Manuskript lag bereits beim Verlag, als die Bundesanwaltschaft Anklage gegen acht Neonazis erhob, die einen Umsturz herbeiführen wollten." Das schreibt Autor Eckert in einem Schlusswort - und das macht das Buch nur noch erschreckender. 
Packend, schnell, intensiv und fiebrig pendelt die Geschichte zwischen den vielen Figuren hin und her. Die 570 Seiten sind mir im Nu vergangen. Abzug gibt es nur beim Titel. Sowas könnte über jeder Kioskmassenware stehen. Da waren die Veih-Vorgänger-Storys mit Schwarzlicht (2013), Schattenboxer (2015) und Wolfsspinne (2016) viel prägnanter. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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