Freitag, 13. Dezember 2019

Cloud No 27

Es ist mal wieder Bryan Adams-Zeit. Ausgerechnet am Freitag, den 13. (Dezember 2019) kommt der kanadische Musiker mit Band nach Zürich. 
Was bin ich gereist für den Mann. Brüssel, Klagenfurt, Belfast, Hannover. Klar ist das bekloppt. Aber immer wieder schön halt.
Nun gibt es endlich wieder mal ein Heimspiel. Auch schön, wenn man sich nicht aus einem Hotelzimmer auf Hallensuche begeben muss. In Klagenfurt wars witzig. Ohne dass ich es wusste, lag mein Hotel gerade mal 5 Gehminuten von der Hallen entfernt. Auch in Leipzig lag die Halle in Gehdistanz. Und in New York war ich einst im Beacon Theatre auf dem Broadway. Das ist so ein richtig schönes, altehrwürdiges Haus mit plüschroten Sesseln und einem Balkon. Mein R'BnB lag ebenfalls nur eine Viertelstunde zu Fuss entfernt. So schlenderte ich ganz entspannt den Broadway runter. 
In London wurde es dann arg. Die O2-Arena ist genial, lag aber weit vom Hotel entfernt. In Virginia ging es ohne Auto schon gar nicht und in Philadelphia kannte der Taxifahrer die Halle nicht. Uuups. Prompt fuhren wir auf dem Highway daran vorbei, ich erkannte die Leuchtschrift und musste den Fahrer anweisen, umzukehren. Was der nicht lustig fand. "Turn around? We are on the highway?" Ja, war das mein Problem.
Nun also Zürich. Aach, herrlich. Ich setze mich ins Tram, fahre 12 Minuten, dann gibts einen kurzen Walk und schon bin ich da. 

Montag, 2. Dezember 2019

Der letzte, grosse Mafia-Tango

Nein, natürlich möchte ich im wirklichen Leben niemals einem Mafiosi begegnen. Zumal, wenn er am "arbeiten" ist. Aber auf der Leinwand hat die Mafia seit Jahrzehnten die ganz grossen Auftritte. Nun legt Altmeister Martin Scorsese mit "The Irishman" wohl den letzten, ganz grossen Mafia-Tanz. Solche Filme wird es wohl keine mehr geben. Kein grosses Studio wollte das Werk finanzieren, also produzierte der Streaming-Dienst Netflix und gab Scorsese freie Hand. Was Fluch und Segen gleichzeitig ist. So kommt "Irishman" in seiner Intensität nie an Scorseses eigene Meisterwerke wie "Good Fellas" (1990), "Casino" (1995) oder "Wolf of Wall Street" (2013) heran. Dafür entwickelt "Irishman" jedoch seinen ganz eigenen Sog, ist manchmal langweilig oder zäh, hie und da gar lustig bis drollig. Aber spannend?
Frank Sheeran (Robert De Niro) ist ein schlitzohriger Lastwagenfahrer in den 1950ern an der US-Ostküste. Bald kommt er mit der Mafia in Kontakt, wo er auf Russell Bufalino (Joe Pesci) trifft. Dieser vermittelt ihn schliesslich zum legendären Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino) und schnell dreht sich der Film um dieses Trio. 
Zwar treten - wie üblich in einem Scorsese-Film - Dutzende andere Figuren auf. Und der Cast ist mit Anna Paquin (Oscar für "Das Piano"), Harvey Keitel (Oscar-nominiert 1993), Bobby Cannavale oder Steven Van Zandt (Gitarrist in der E-Street-Band von Bruce Springsteen) grandios. Und ebenso üblich bei Scorsese spielen die Frauen eine untergeordnete Rolle. So leistet sich der Regisseur gar den Luxus, die Oscar-Gewinnerin Paquin nur ein paar wenige Worte reden zu lassen - dafür sprechen ihre Augen. 
Die fast dreieinhalbstündige Mafia-Oper vergeht nicht wie im Nu, manchmal habe ich den Faden verloren, manchmal sogar das Interesse. Aber im Wissen, dass dies der wohl letzte, grosse Mafia-Tango ist, habe ich durchgehalten. Und stelle fest; sie sind alt geworden, die Kinohelden meiner Jugend. Aber nicht schlechter. 

Dienstag, 19. November 2019

Gud deutsh

Der Besserwisser ist überall. Als ehemaliger Zeitungsjournalist ist mir diese Spezie wohlbekannt. Kaum hatte sich ein Fehler in der Interpunktion eingeschlichen, haben sich diese immerschlauen Sprachpolizisten - damals noch via Leserbrief - zu Wort gemeldet. Und mir mangelhaftes Deutsch vorgeworfen.
Manchmal steckte der pure Rassismus dahinter. Der "Italiener" - siehe mein Nachname - könne es halt nicht besser. Heisst aber jemand Müller, Meier oder Kuch, werden nicht nur Kommafehler grosszügig übersehen. Hauptsache, der Müller, Meier oder Kuch hat sich auch noch geäussert. 

Keinen Satz in gut Deutsch

Das Phänomen des dumpfmumpfigen Besserwissers ist leider nicht ausgestorben. Heute klicken sich diese Schlaubis direkt via Online-Kommentare ein. Im Blick vom 19.11.19 bin auf ein besonders ulkiges Beispiel gestossen. Ein "Hermann Kuch" - was nun durchaus auf eine deutsche Sprachbildung schliessen lässt - ärgert sich über die Fussballer der Schweizer Nati. Aber WIE der Kuch das macht, ist ...naja..lies selber:


Ach Kuch, bleib bei Deinem Leisten. 

Mittwoch, 13. November 2019

Austeilen? Ja!

CLUB-Moderatorin Barbara Lüthi (M.), links von ihr
Carola Rackete, rechts Alex Baur. 
Das Muster ist stets das Gleiche; wenn in Talkshows Vernunft auf Nein-Nein trifft, sind es die Nein-Sager, die gut austeilen und schlecht einstecken. Erneut habe ich dieses Phänomen beim SRF-Club vom 12.11. beobachtet. Vordergründig ging es um "soziale Gerechtigkeit", in der Hauptsache aber um die Umwelt-Aktivistin Carola Rackete. Ihr Buch "Handeln statt hoffen" schlägt gerade - im wahrsten Sinne - hohe Wellen, denn Rackete beschreibt darin unter anderem ihren "zivilen Ungehorsam", der sie bis in die Weltmedien katapultiert hat. Als Kapitän (sie selber lehnt die weibliche Form ab) steuerte sie ein Schiff voller Flüchtlinge in einen italienischen Hafen. Ohne jedoch die Zusage der zuständigen Behörden zu haben.
Nun klagt die 31jährige an. Und zwar massiv und zu recht. Zurück aber zur Talksendung, wo ihr unter anderem der Weltwoche-Journalist Alex Baur gegenübersass. Ein rechtschaffener Mann, der sich einen Namen als ordentlicher Gerichtsberichterstatter gemacht hat. Seit Baur allerdings für die rechtskonservative Weltwoche schreibt, ist er inhaltlich in diesen Sumpf abgetaucht und argumentiert entsprechend krude und rückwärtsgewandt.  
Wie Carola Rackete eine provokative Frage in die Runde wirft, fühlt sich der Journalist sofort angegriffen. "Was unterstellen Sie mir da?" quengelt er. Wie üblich in solchen Fällen geht die Stimme (auch bei kräftig gebauten Männern) mindestens eine Oktave höher. Oooh, der Arme, denke ich mir. Eine Frage und er fühlt sich angegriffen. Doch die Retourkutsche folgt natürlich bald. Der Untertitel des Rackete-Buches stört den Schreiber. "Aufruf an die letzte Generation, das ist ja wie bei Scientology".
Wer unterstellt da jetzt wem was Übles?
Übrigens; das Buch sollte ein Muss sein für alle, denen Umwelt und Zukunft wichtig sind. So provokativ manche These, so mutmachend sind sie. In dem Sinn; handeln wir endlich. Die Zeit des Hoffens ist vorbei. 

Dienstag, 12. November 2019

"Le Mans 66" - was für ein lahmer Tempofilm

Sportfilme haben es generell schwer. Was erstaunlich ist, ziehen Sportevents doch Millionen Zuschauer an. Aber genau darin liegt vielleicht die Krux - warum sich etwas im Kino anschauen, dass man schon im Stadion erlebt oder im TV gesehen hat? 
Nun legt Regisseur James Mangold (den ich seit "Copland" sehr verehre) mit "Le Mans 66" seinen ersten Sportlerfilm vor. Und scheitert grandios, wobei die grösste Schuld beim Regisseur selber liegt. Denn der Cast ist mit Matt Damon und Christian Bale erstklassig, die Ausstattung ist es auch und dem Film liegt eine wahre, spektakuläre Story zugrunde. Der Teppich für einen gelungenen Rennfahrerfilm wäre also gelegt. Aber Mangold macht daraus eine zweieinhalbstündige Seifenoper mit keifenden Ehefrauen und einem Brei aus Pseudo-60er-Sound, der schnell nur noch nervt.
In den frühen 1960er Jahren beschliesst der legendäre Autobauer Henry Ford seinen grossen Rivalen Enzo Ferrari nicht nur im Autohandel, sondern auch auf der berühmten Rennstrecke von Le Mans anzugreifen. Ferrari scheint beim jährlichen 24-Stunden-Rennen unschlagbar. Diese Dominanz will Ford brechen und engagiert mit Carroll Shelby (Matt Damon) einen Rennleiter und mit Ken Miles (Christian Bale) einen exzentrischen, aber erfolgreichen Fahrer. Bis sich aber diese Ausgangslage etabliert, schleppt sich der Film eine zähe Stunde dahin. Danach folgt ein 80minütiges Finale - wodurch eigentlich schon alles gesagt ist. Eine derart langer Schlussakt kann nur ermüdend und lahm sein.
Ich sitze im Kinosessel und denke sehnsüchtig an den gelungenen "Rush", wo mich die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt elektrisiert hat. "Le Mans 66" ist weit von dessen Energie entfernt. 
Für Oldtimer-Fans mag der Film ein paar optische Schmankerl parat haben und die Szenen direkt aus dem Cockpit sind intensiv und packend. Matt Damon spult seine Rolle routiniert runter, während Christian Bale den schrägen Vogel Ken Miles mit viel Detailliebe spielt. 

Donnerstag, 7. November 2019

Cloud No 26

Bryan Adams wurde 60, sieht aus wie 40 und spielt Musik wie 20. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges? Wieso schafft es da einer, 40 Jahre die Bühnen dieser Welt zu rocken und sein Publikum immer und immer wieder zu begeistern?
It's only love heisst einer seiner grössten Hits. Das muss es sein. Seine unbändige Liebe zur Musik.

Und so bin ich dem Kanadier schon längst verfallen. In Klagenfurt besuche ich tatsächlich Konzert Nummer 26 und schwebe da auf der entsprechenden Wolke. Meine Freunde wundern sich schon lang nicht mehr. Besser. Sie kommen mit. Und geniessen mit. 
Aber nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Meine nächsten Besuche sind schon geplant. Im Dezember Zürich, im März Kopenhagen. 
Die Frage nach der "ewigen Liebe" hat der Physiker Stephen Hawkins negativ beantwortet. Ewig würde ja nicht nur in die Zukunft gehen sondern auch in die Vergangenheit. Und die ist endlich.
Hawkins hat recht. Aber nach vorne ist meine Zuneigung für diesen Musiker unermesslich. Wenn er in der Nähe ist, bin ich im Publikum. Und wenn er nicht in der Nähe ist, reise ich halt hin. Wie jetzt nach Klagenfurt.

Montag, 4. November 2019

Schuld sind immer die Anderen

"Eigentlich bin ich ein Supertyp" heisst die Biografie von und über den Ex-Fussballer Mario Basler. Das tönt gut, da klickt eine gehörige Portion Selbstironie mit und das gefällt mir. 
Um den Verkauf des Buches anzukurbeln, gibt es auch Lesungen. Also auf ins Pfefferberg-Theater in Berlin, wo sich auffällig viele ältere Damen und Herrschaften einfinden, die sich in die roten Sessel fallen lassen. 
Der hohe Altersschnitt des Publikums verwundert nicht. Mario Basler's Kicker-Karriere endete 2004 bei einem Verein in Katar. Wo es, wie wir in launischen Sätzen erfahren "4000 Grad heiss war und Du wie in eine Wand läufst, kommst Du zum Haus raus." 
Solche Anekdoten kommen gut an. Und sie sind ja auch gut. Leider verzettelt sich "Super-Mario" oft und plappert über ehemalige Berufskollegen, die, wie er, auch gerne mal tiefer ins Glas schauten. Nicht alle Ex-Kollegen finden das lustig. Über sich kann er das ja erzählen. Aber über Andere?

War ich allein auf dem Platz?

Das Buch ist - leider - ähnlich. Es geht um Saufen, Rauchen und den Fussballgott Basler. Der Spiele alleine gewinnt. Logisch. Aber bei der Niederlage sind immer die Anderen schuld: "Stimmt schon, mein bestes Spiel war es nicht gewesen. Aber hatte ich etwa alleine auf dem Platz gestanden?" jammert Mario Basler an einer Stelle. Nur um Siege immer und immer wieder für sich zu reklamieren. Das ist ermüdend, langweilig und doof. 
Was ist nun also Super am Supertyp? 
So unscharf, wie die Lesung lustig war....
Im Klappentext steht: "Er ist Europameister, mehrfacher Deutscher Meister und Pokalsieger". Er ist Europameister? Richtiger wäre wohl "er war". Und auch das nicht richtig. Als Deutschland nämlich 1996 den EM-Titel in England holte, stand Basler zwar im Kader - aber nie auf dem Rasen. "Wie mich diese Frage langweilt. Warum sollte man sich nicht als Europameister fühlen, nur weil man während des Turniers nicht zum Einsatz kam?"
Bescheidenheit tönt anders. 
Geschrieben hat Mario Basler seine Biographie natürlich nicht. Das hat der Fussballjournalist Alex Raack getan. Soweit, so normal. Weniger normal hingegen ist, dass Balser seine Bio nicht nur nicht geschrieben, sondern auch nicht gelesen hat. Ob er nicht lesen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Schreiben kann er jedoch. Immerhin hat er am Schluss der Lesung mein Buch signiert. 

Dienstag, 29. Oktober 2019

Es macht Schlaue schlauer und Dumme lauter

"Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung für die Menschen" geschah vor 50 Jahren nicht nur auf dem Mond. Sondern auch in Kalifornien, wo es Informatik-Studenten erstmals gelang, eine Nachricht zwischen zwei entfernten Computern auszutauschen. Was wir heute als Internet kennen, tappt zunächst wie ein unsicheres Giraffen-Baby auf staksigen Beinchen. Die erste Botschaft, die von einem Computer in Los Angeles zu einem in Stanford (was eine Entfernung von etwa 500 Kilometern ausmacht) lautete LOGIN. Aber das Giraffen-Baby war noch zu unsicher und so kam zuerst nur LO an. Erst im zweiten Versuch klappte es schliesslich. Professor Leonard Kleinrock kommentierte das später so: "Wir wussten, dass wir eine neue Technologie entwickelten. Aber wir wusste nicht, welche Bedeutung die haben würde".
Die Mondlandung wurde spektakulär in die ganze Welt übertragen und war ein Jahrhundertereignis. Aber das, was den Forschern in Kalifornien gelang, war der "grosse Sprung für die Menschheit". Ohne dass es damals jemand ahnen konnte.
Nun gibt es böse Stimmen die sagen; das Internet hat Schlaue schlauer gemacht. Bravo. Aber gleichzeitig die Dummen lauter.
Stimmt das? Wohl schon. Ist das gut? Wohl weniger. Gibt es ein Gegenmittel? Wohl kaum. Gibt es Hoffnung? Immer. 
Immerhin entstehen dank den weltweiten Verbindungen wertvolle Bewegungen wie die Fridays for Future, vernetzen sich Menschen, tauschen sich aus, erfahren Dinge, die ich als Kind höchstens aus der Sendung mit der Maus kannte.
Das Giraffen-Baby ist erwachsen geworden. Doch nun kommt die schlechte Nachricht; Giraffen werden kaum älter als 35. Zum Glück ist das nur eine Metapher. Internet Olé. Auch wenn die Dummen (siehe AfD und orange Menschen) lauter geworden sind.  

Dienstag, 15. Oktober 2019

Die Frühdrücker

Der Bus rollt oder ruckelt oder fährt an die Haltestelle. Leute steigen ein und aus, die Türe zischen zu und nun passiert etwas Seltsames. Innerhalb einer Sekunde fährt sowohl der Bus an, wie auch der erste Passagier schon den Stoppknopf für die nächste Haltestelle gedrückt hat. Obwohl diese noch ein paar hundert Meter - und je nach Verkehr - auch einige Minuten entfernt liegt.
Was ist das für ein Phänomen? Mir fällt es immer wieder auf. Was sind das für Leute, diese Frühdrücker? Sind das die Gleichen, die im Auto hupen, wenn der Vordermann an der grünen Ampel nicht innert einer Sekunde losdonnert? Sind es diejenigen, die, kaum startet im Kino der Abspann, schon aufspringen und raus rennen? Oder die Flugzeug-Steher. Kaum angedockt, hüpfen die Leute auf, rammen sich Ellbogen ins Gesicht, holen das Handgepäck herunter - und stehen dann minutenlang im engen Korridor. 
Die Frühdrücker oder Frühspringer, sie sind überall. Meine Grossmutter hat für die Eiligen einen mir unvergesslichen Satz geprägt: "Der kommt noch zu spät in den Himmel."

Dienstag, 8. Oktober 2019

"Das Institut" von Stephen King

Es geht um Kinder, Kidnapping und üble Kerle. Das zumindest verspricht der Klapptext des neuen Stephen King Buches "Das Institut". Und dann geht es auf den ersten 60 Seiten um einen Ex-Polizisten aus Florida, der nicht so recht weiss, was er mit seinem Leben anfangen will und in einem Nest in South Carolina landet. 
Florida? South Carolina? Ist das wirklich der neue Stephen King? Ist es. Denn dieses Einstiegskapitel endet mit dem hübschen Satz "...als in einer heissen Sommernacht die Hölle losbrach."
In der Tat. Was danach folgt ist ein Stephen King in Hochform. Er etabliert den 12jährigen Luke Ellis, ein hochbegabter Junge, der aus seinem Elternhaus entführt und in eine geheimnisvolle Anlage - eben "Das Institut" - gebracht wird. Dort wird Luke mit anderen Kindern festgehalten und für seltsame Experimente missbraucht. Dieser zweite Akt ist intensiv und Stephen King-typisch anstrengend und unterhaltend gleichsam. Der Horror-Autor kennt wie immer kaum Gnade, quält seine Protagonisten und mich als Leser gleichsam und öffnet zudem auch den Vorhang nicht, um zumindest mal anzudeuten, was hinter dem "Institut" und diesem Kinder-Folterhaus steckt. Zudem fragt man sich als Leser stets, wie der Einstieg ins Buch - der Ex-Polizist in South Carolina - in die Story integriert werden wird. 
Als dann endlich klar wird, was es mit Institut wirklich auf sich hat, vergehen viele hundert spannende Buchseiten. Stephen King-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Das Finale jedoch entpuppt sich dann als enttäuschend und nachdem das Buch bis ins letzte Fünftel intensiv war wie ein reissender Fluss, entpuppt sich das Ende dann leider als sachte plätschernder Bach. Schade. 
Aber der Rest ist grossartig und lohnt sich. 


Sonntag, 22. September 2019

Die Reise an den Stadtrand

Die Überraschung ist perfekt. Dort, wo Zürich fast endet, dorthin, wo es kaum einen Urbanisten aus dem Kreis 3 oder 6 hinzieht – dort, fast etwas versteckt, blubbert der frohlockendste Kaffee der ganzen Stadt.
Die Adresse und die PLZ locken zunächst nicht. Altwiesenstrasse? In 8051? Ach nee…da geh ich doch lieber…
Aber was wäre das Leben, wenn wir nicht hie und da den Pfad verlassen? Also auf an den Stadtrand ins Coffee & Deeds.
«Schön, seid Ihr da», werden wir vom Co-Chef Benjamin Bucher begrüsst. Gut anfangen tut es schon mal und toll aussehen tut es auch. In einer offenen Küche wird gewerkt, auf einer Ablage stehen Köstlichkeiten. «Alles gemacht von Leuten aus dem Quartier», klärt uns Benjamin auf. Wir staunen. Und geniessen. «Süsses Frühstück» und «Herzhaftes Frühstück».
Hier wird nichts versprochen, was nicht gehalten wird. «Wir beziehen unsere Produkte aus der Region und wollen dabei natürliche und faire Produkte vorziehen. So garantieren wir bestmöglichen Genuss ohne bitteren Beigeschmack» lese ich auf deren Website. Stimmt.
Auch optisch ist das Lokal eine Augenweide. Der Look ist modern und trotzdem warm, an den Wänden Gestelle voller Spiele, Bücher und naja, sagen wir, Dingen.
Die Reise an den Stadtrand hat sich gelohnt. Wir machen es so, wie es auf der Homepage auch noch steht: "Sei bald unser Gast!"

Yo Linden; "The Killing" - wenn das Remake sogar besser ist

Ich finde, die Skandinavier machen die besten TV-Serien. Da können die Amis noch so produzieren und grosse Würfe raushauen. An die Qualität des europäischen Nordens kommen sie nicht ran. 
Joel Kinnaman als Holder, Mireille Enos als Linden.
Kongenial. 

Aber es gibt natürlich Ausnahmen. Die dänische Krimiserie "Kommissarin Lund" war schon mal grosse Klasse. Absolut in der feinen Tradition. Und weil Amerikaner nicht die Schlauesten zu sein scheinen und sie es hassen, während dem Cheeseburger-essen mit Untertitel-lesen eine weitere intellektuelle Herausforderung meistern zu müssen, werden erfolgreiche Nicht-Amerikanische Produkte einfach neu verfilmt. "Ziemlich beste Freunde" war so ein Beispiel. Oder "Honig im Kopf". Es ging in die Hosen. 
Nicht so bei der Neuauflage von "Lund", die in der US-Version "The Killing" heisst. Während sich die erste Staffel noch eng an das Original hält, weicht die 2. und die folgenden Staffeln ab. Die Serie bekommt ihren eigenen Charakter und das macht sie zu einem starken Event. 
Das dänische Original spielt in Kopenhagen, die Amis verlegen das Geschehen nach Seattle, einer selten im Fernsehen gesehenen Grossstadt. Die beiden Polizisten Sarah Linden (Mirelle Enos) und Stephen Holder (Joel Kinnaman) untersuchen den Mord an der 17-jährigen Rosie Larsen. Diese Ermittlungen erstrecken sich über 26 Folgen (oder die ersten beiden Staffeln), was die Story nicht etwa zäh oder gar langweilig macht, sondern wohltuend ist. Ganz stark wird da natürlich die Figurenzeichnung. Und da stehen nicht nur die Hauptfiguren im Fokus. 
Eine nette Pointe ist zudem, dass die Original-Kommissarin-Darstellerin Sofie Gråbøl einen prominenten Gast-Auftritt erhält. 
"The Killing" ist kein guter Titel. Aber das ist das einzig schlechte, was ich über diese Serie schreiben kann. Hier toppt die Kopie das Original. Und das ist schwer genug. Denn dieses kommt aus dem Serien-Mittelpunkt des Universums, aus Skandinavien. 

Montag, 16. September 2019

Was soll das

Herbert Grönemeyer ist wohl kürzlich das Brioche beim Frühstück im Hals stecken geblieben. Seit Jahrzehnten engagiert sich der Musiker auch politisch und äussert seine Haltung auf Konzerten genauso wie in Talkshows. Doch nun fliegt ihm eine seiner Aussagen plötzlich um die Ohren. Die Heuchler kommen aus ihren Löchern gekrochen und attackieren den "Was soll das"-Sänger - der wohl ebendieses denkt. Ich auch.
Grönemeyer ist 2019 mit der Tumult-Tour unterwegs. Ich habe die Konzerte in Zürich und Flensburg besucht. Bevor er "Fall der Fälle" singt, richtet der Sänger einen Appell ans Publikum. So auch kürzlich in Wien: «Ich kannte das nur vom Hörensagen, in Zeiten zu leben, die so zerbrechlich, so brüchig und so dünnes Eis sind. Und ich glaube, es muss uns klar sein, auch wenn Politiker schwächeln, das ist, glaube ich, in Österreich nicht anders als in Deutschland, dann liegt es an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat."
Insbesondere das Wort "Diktieren" scheint zu stören, denn plötzlich ging auf Social Media ein wahrer Shitstorm los. "Was fällt dem ein" und "Der lebt in London, soll seine Schnauze halten."
Im "Fall der Fälle" kommt die Textzeile "Keinen Millimeter nach rechts", was das dankbare Publikum gerne und ergriffen mitsingt. Und vielleicht hat Grönemeyer geahnt, was dereinst auf ihn zukommen könnte, indem er den Satz "Es ist die Angst, die glaubt, „Sauber muss es sein" eingebaut hat. Die "Saubermacher" melden sich zu Wort. Hatten wir das nicht schon mal? In diesem Sinn; keinen Millimeter nach rechts.
Ich habe mich auf Facebook in die Diskussion eingeschaltet. "Selbst wenn er auf dem Mond leben würde, darf er eine Haltung haben." Natürlich kriege ich ein paar Likes, aber der Hasstrom trifft nun auch mich.
Was soll das? 









31 Tschernobyl-Tote

Nein, ich bin hier nicht der Zyniker, obwohl ich diesen Titel für diesen Text wähle. 31 ist bis heute die offizielle Zahl der Todesopfer, die die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gefordert hat. So steht es im Abspann zur TV-Serie "Chernobyl".
Die fünfteilige Serie wird zu Recht gefeiert, obwohl sie eines nicht ist, nämlich spannend. Aber "Chernobyl" übertrifft alle anderen Ansprüche, die wir an eine Fernsehserie haben können.
Erzählt wird die Story dieses Unglückes und dessen - missglückte - Aufarbeitung. Selbst der bei uns im Westen hochgelobte damalige UdSSR-Präsident Michael Gorbatschow sieht schlecht aus. Wobei sich der politische Firlefanz zwar wie ein böser, roter Faden durch die Serie zieht, aber nicht im Mittelpunkt steht. So ist «Chernobyl» kein weiterer Politthriller, sondern eine Dramaserie, mit drei Personen im Fokus. Waleri Legassow (Jared Harris) ist ein Wissenschaftler, der zunächst Linien- und Parteitreu ist, dem aber bald Ungereimtheiten auffallen und der von Energieminister Boris Schtscherbina (Stellan Skarsgård) und vorallem von der fiktiven Figur Ulana Khomyuk (Emily Watson) unterstützt wird.
Das Trio sucht nach den Ursachen und wird immer wieder vom mächtigen Staatsapparat gestoppt. Darin liegt Spannung, aber das ist gar nicht der Hauptmotor.
"Chernobyl" tut richtig weh - und das scheint in Russland zu missfallen. Denn die Kritik an der Serie ist heftig. "Russophob" ist da noch eine harmlosere Unterstellung. Vielleicht stimmen tatsächlich nicht alle optischen Details. Es hätte zu der Zeit keine Balkone mit Verglasung gegeben, reklamieren die "Chernobyl"-Gegner aus Russland. Kann sein. Ändert aber an den bedrückenden Tatsachen keinen Jotta. Und wenn ich nochmals auf die eingangs erwähnte Opferzahl zurückkommen darf; Russland spricht bis heute von 31 Toten. Die Schätzungen von Fachleuten (aus dem Westen) gehen von 4'000 bis 93'000 Todesopfern aus.
«Chernobyl» - jetzt auf BlueRay, DVD und als Download.





Donnerstag, 12. September 2019

Lucien Favre - der Bessermacher

Wäre dieses Buch ein Fussballspiel, man würde wohl sagen: "Es plätscherte so vor sich hin. Wenig Höhepunkte, gepflegtes Passspiel, zumeist Mittelfeldgeplänkel...."
Lucien Favre ist der Trainer von Borussia Dortmund und obwohl der Schweizer noch nie einen grossen Titel gewinnen konnte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch über ihn ein Buch erscheinen würde. Der Berliner Fussballjournalist Michael Jahn hat es getan.

Akkurat, aber wenig spektakulär zeichnet Jahn die Stationen von Favre ab und streut stets Interviews von prominenten Wegbegleitern ein. Für mich als Schweizer ist es natürlich eine Freude, dass einige Landsleute und nicht nur berühmte Bundesliga-Fussballer zu Wort kommen. Allerdings flutscht Favre ohne grosse Widerstände durch die knapp 200 Seiten.
Ex-Fifa-Schiedsrichter Urs Meier: "Ich mochte ihn immer."
BVB-Sportchef Michael Zorc: "Wir pflegen eine von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kommunikation."
Dieter Hoeness, ex-Manager Hertha Berlin: "Er macht Spieler vor allem im taktischen Bereich besser."
Das eckt und kantet etwas gar wenig, anderseits war Favre ein Schönspieler, ein klassischer 10er, der viel zur Offensive seiner Mannschaften beitrug und als Trainer ist er sich und dieser Philosophie treu geblieben.
Natürlich geht Autor Jahn auf die Entlassung bei Hertha Berlin (und Favre's konfuser, eigener Pressekonferenz) ein, genauso wie auf dessen seltsamen Abgang bei Mönchengladbach.
Dank den Interviews hebt sich dieses Porträt-Büchlein ab von anderen, ähnlichen Produkten. Das Buch hinterlässt den gleichen Nachgeschmack, wie wenn man sich auf ein Spiel freut, dieses mit einem faden 1:1 endet und sich hinterher niemand so richtig freut oder ärgert. Ein Buch zum Lesen, ja, aber es ist bald genauso vergessen, wie so viele 1:1-Spiele.

Sonntag, 8. September 2019

Ein Plädoyer für Tante Emma

Ist schon praktisch, wenn im Supermarkt das Waschmittel nur zwei Metern neben den Bioäpfeln steht, wenn die Zahnpasta nur zwei Meter hinter den Yoghurts steht. Praktisch ist es schon.
Aber macht Einkaufen so Spass? Okay, muss Einkaufen überhaupt Spass machen? Ja, warum nicht.
Darum; geh mal wieder zu Tante Emma. Gibt es in jeder gut sortierten Stadt, an vielen Ecken und Enden. Manchmal sind es kleine Läden mit mürrischen Besitzern und wenig Auswahl. Und es gibt nur zwei Sorten Yoghurt, nur noch vier verschrumpelte Äpfel und Zahnpasta ist auch aus. Egal. Du kommst ins Gespräch. Schon beim zweiten Einkauf wirst Du begrüsst und der mürrische Besitzer zieht die Mundwinkel nach oben. Bereits beim dritten Mal entsteht ein kurzes Gespräch und wenn Du beim vierten Einkauf Dein Portemonnaie zuhause vergessen hast, kannst Du anschreiben.
Der Tante Emma-Laden-Besuch muss hart erarbeitet werden. Es flutscht nicht wie im Supermarkt. Aber hier arbeiten noch Menschen, es gibt keine Scan-Roboter und schlecht bezahlte Kassierinnen, die Dir monoton die stets gleichen Fragen nach Bonuscard und "Wollen Sie noch dies oder das?" stellen.
Der Tante Emma-Laden lebt. Auch bei Dir. 

Donnerstag, 5. September 2019

Mit Herz für die Eisenbahn

Die Schweizer fahren einfach gerne Zug und sind mit ihren 2300 Kilometern, die sie jährlich pro Kopf zurück legen, die Eisenbahn-Weltmeister. Einige dieser Kilometer werden auch in der Zürcher Museumsbahn ZMB absolviert. Ein historischer Zug, der in den Sommermonaten einmal im Monat unterwegs ist.

Da ich schon lange kein Auto mehr habe, fahre auch ich oft und gerne Zug. Und da mich die Idee dieser historischen Eisenbahn fasziniert, melde ich mich und darf als «Azubi Zugbegleiter» mit.
Das ist der Moment, wo Du an einem Bahnhof stehst und nur noch Bahnhof verstehst. Die ZMB-Leute nehmen mich freundlich auf - und weisen mich sogleich ein. "So überquerst Du die Gleise richtig, immer die Schutzweste tragen und willst Du mal auf die Dampflok?" Ich will und der Heizer erklärt mir das System von Über- und Unterdruck und ich verliere schnell den Über- oder Unterblick. Im Einladungsmail standen Sätze wie "unbedingt Licht in den EW1 und um C22 beim Remisieren abschalten." Licht und abschalten habe ich noch verstanden....

Immer Schutzweste tragen.
Aber ich mache mit. Gehe mit meinem Götti Markus durch den Zug, er verkauft Tickets, gibt Auskünfte, winkt dem Zugführer an jedem Bahnhöfli zu und so vergehen meine Azubi-Stunden wie im Flug. Nur, dass wir nicht fliegen. Die kleine, alte Lok tut mit ihren hat gerade mal 200 PS tapfer ihren Dienst und so rast das grüne Sihltal nicht an den Fenstern vorbei, sondern es rattert und tuckert, Fussgänger und Wanderer winken, die Kinder lachen aus den Fenstern und rufen laut "Tuuut tuuuut...". 

Kommst Du wieder?

Die Geschichte der Eisenbahn ist lang und spektakulär. Schon vor 4000 Jahren sollen die ersten Fahrzeuge in Spurrillen unterwegs gewesen sein. Und in den 1550er Jahren waren erstmals Wagen auf einer Art Schienen unterwegs. In der Schweiz wurde 1836 die erste Eisenbahngesellschaft gegründet, ein paar Jahre danach wurden die ersten 1860 Schienenmeter in der Schweiz befahren. Heute umfasst das Bahnnetz 5251 Kilometer. Das ist 15 mal die Distanz zwischen den beiden am weitesten auseinander liegenden Schweizer Orten.
«Kommst Du wieder?» fragt mich Markus und beisst in der Pause herzhaft in seine Wurst. Was für eine Frage. 

museumsbahn.ch

Mittwoch, 4. September 2019

Kleinst - feinst - leckerst

Das muss die kleinste Caféküche der Welt mit dem leckersten Output sein. Der Koch lacht, wie ich meinen Kopf hineinstrecke und deutet an die Wand: «Weiter geht’s nicht.» Ich staune. Aus dieser Zwergenküche kam mein leckeres Frühstück? Und dass an den anderen Tischen? Denn die kleine Kneipe ist rappelvoll. Selbst draussen drängen ein paar Unentwegte unter Sonnenschirmen, die mehr Regentropfen denn Strahlenmeer zurückhalten müssen.
Das junge Personal wuselt herum, immer im Stress, aber aufmerksam und freundlich. Viele Sonderwünsche werden möglich gemacht. Aber Rührei? Leider nein, schüttelt die junge Bedienung und ihr Pony wippt. «Aber ich frag mal den Koch, vielleicht kann er dies oder das machen.»
Ich bin also nicht in einem muffigen Kellerkabuff gelandet, sondern an einem Ort, wo vieles möglich ist – und es ist frisch, originell, knusprig, gesund. So macht Frühstück Spass.

Denn aus der kleinsten Caféküche der Welt kommt das leckerste Futter. Wenn Du also in Flensburg bist, verpasse nicht diesen Ort. Das Café K.

https://www.cafe-k-flensburg.de/

Dienstag, 3. September 2019

Überschön

Die Frau vor mir weint. Klammheimlich wischt sie sich die Tränen weg, ihr Mann hat sie von hinten im Arm und scheint es nicht zu bemerken. Oder kämpft selber mit den Tränen. Ist es nicht schön? Herbert Grönemeyer ist auf Tour und die Stadien weinen und wackeln. Sogar die eigens für den Anlass hingestellten Tribünen in Flensburg. 
Wie er leibt und singt. Quelle: shz.de

Mein erstes Grönemeyer-Konzert muss 1985 gewesen sein. Mit knapp 30 hatte der Sänger mit "4630 Bochum" grad seinen Durchbruch geschafft. Zum Glück im Glück ist Grönemeyer noch immer da, inzwischen schärfer, klarer, politischer - aber seine Konzerte sind auch lustig und famos, liebevoll und würdevoll. 
Längst nimmt ein Gröni-Gig fast schon Springsteen-Ausmasse an, wie er da drei Stunden rennt und singt, wie er weint und wie er lacht, da ist er ganz Mensch. "Klasse - klasse" ruft er fröhlich und dauernd jetzt ins Publikum. 
Nur Herbert Grönemeyer kann aus musikalischen Anklagen Pophits machen. "Keinen Millimeter nach rechts" skandiert das Publikum begeistert mit, beim "Stück vom Himmel" kommen dann auch mir die Tränen. Popkunst vom Superfeinsten. Zum Schluss ruft er in die norddeutsche Nacht, wie "Überschön" es gewesen sei. Winkt. Gibt doch noch eine Zugabe. Und verschwindet. Aber nicht aus unseren Herzen. 
Die Frau vor mir lacht unterdessen. Gibt ja auch keinen Grund zum Heulen. Auch wenn die Zeiten mies sind. Es gibt ja immer noch diesen Grönemeyer. 

Donnerstag, 29. August 2019

Eine tapfere Katze namens Siiri

Im Februar kam in einer milden Winternacht mitten in Zürich ein kleines Büsi zur Welt. Wie das so ist, bei jungen Kätzchen, sie wollen die Welt erobern und hüpfen und springen herum. So auch dieses Büsi. Irgendwann verletzte sich das Tier eine Pfote und die Besitzerin brachte die Katze zu Mirjam Spring, der Leiterin des Projektes Gassentierarzt. Als die Katzenbesitzerin Mitte Juli zur Nachkontrolle kam, hatte sich der Zustand der Pfote verschlechtert. Die Katze trug einen von der Besitzerin selbst und schlecht gemachten Verband, der auch noch viel zu straff angezogen war. Als Mirjam Spring das Klebeband endlich mühsam entfernt hatte, zeigte sich das Übel.Einer der Zehen war bereits nekrotisch und wegen dem schlampigen Verband war eine klaffende Wunde auf dem Beinchen entstanden. Nun musste schnell gehandelt werden, denn es bestand sogar die Gefahr, dass die Pfote, eventuell ein Teil des Beines amputiert werden musste. Also wurde das Büsi operiert. Und siehe da; das tapfere Kerlchen überstand den Eingriff gut und kam Ende Juli zum Hilfswerk Mensch und Tier im Glück in die Pflege.Dort bekam das Tier den Namen Siiri. Das ist finnisch und heisst Kämpferin. Zuerst lag Siiri träge herum, schlief viel und liess die für sie sicher schmerzhafte Wundpflege tapfer über sich ergehen. Die Wunde wurde von Verbandswechsel zu Verbandswechsel kleiner. Eine Amputation ist nicht mehr nötig. Wenn der Verband dann mal komplett weg ist, wird Siiri lernen müssen, mit einem Zeh weniger auszukommen. Aber einem ganz normalen Katzenleben steht nichts mehr im Weg.
Die alte Besitzerin wollte vom Büsi übrigens nicht mehr wissen und unterschrieb eine Verzichtserklärung. 
Siiri wird es verschmerzen, denn sie konnte, nachdem ihre Wunde ganz verheilt war, in ein wunderbares neues Zuhause einziehen - in ein Haus mit Garten, zwei liebevolle Menschen und einem Hund der Katzen liebt...

Dienstag, 27. August 2019

Wenn Bommes die Gesichtszüge entgleisen...

Die ARD-Quizsendung "Gefragt Gejagt" ist nicht nur kluges, sondern oft auch amüsantes TV-Programm. Das fängt bereits beim Moderator an. Alexander Bommes, ein Ex-Handballspieler, ist schlagfertig, witzig und führt unterhaltend und eloquent durch die Sendung. Stets ist er auf der Seite seiner Kandidaten, wenn diese gegen die fast allwissenden Jäger antreten müssen. Aber manchmal verliert selbst Bommes die Contenance....
Moderator Alexander Bommes (r.) kanns nicht fassen.....

Die Jäger sind allesamt Quizchampions und treten in diversen Concours an, wo sie auch regelmässig internationale Meriten holen. Selten kommt es vor, dass sich die Kandidaten gegen einen Jäger durchsetzen können. Aber wenn, geht die Party ab im Studio.
Manchmal aber stellen sich die Kandidaten auch sehr doof an. Natürlich sind sie nervös, natürlich bewegen sie sich auf ungewohntem Terrain. 

Das ist nicht Dein ernst...?

Geht es im 1:1-Duell gegen den Jäger, verbleiben jeweils 5 Sekunden für die richtige Antwort. Der Kandidat Michael bräuchte noch eine richtige Antwort um das Finale zu erreichen - aber er verdrückt sich. 
"Das ist jetzt nicht Dein ernst...." schimpft der Moderator und dreht sich verzweifelt ab. Als der gleiche Kandidat glaubt, Herbert Grönemeyer hätte seine Schwiegertochter geheiratet, entgleisen Bommes die Gesichtszüge endgültig.
Dieses köstliche Stück TV-Moment kannst Du hier nochmals nachschauen. Und ich bin ganz bei Alexander Bommes, der sagt: "Als Zuschauer wäre das definitiv meine Lieblingsquizssendung."



Donnerstag, 22. August 2019

"Cari Mora" von Thomas Harris

Das bittere Ende kommt noch. 
Hannibal Lecter ist sicher eine der furchterregendsten Figuren der jüngeren Literatur- und Kinogeschichte. Erfunden worden ist der elegante Kannibale im Schafspelz vom US-Autoren Thomas Harris, der vier Bücher um Lecter geschrieben hat. "Das Schweigen der Lämmer" war als Film 1991 eine Sensation und katapultierte Anthony Hopkins aus der Masse der guten Schauspieler sofort in den erlauchten Kreis der sensationellen Schauspieler. Hopkins ist ein Mann, der sich seither die Rollen aussuchen kann.
Nicht so Harris. Der Autor verfing sich in seinem Hannibal Lecter-Universum, strickte weitere Romane um den Kannibalen und begann sich zu verheddern. 
Nun legt Thomas Harris mit "Cari Mora" zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren ein Lecter-freies Buch vor. Aber Harris kann's natürlich nicht lassen, auch hier steht ein bösartiger Charakter namens Hans-Peter Schneider im Mittelpunkt. Ein übler Kerl, der Frauen "her richtet" und sie für viel Geld verkauft. Parallel zu seiner Frauenjagd, hat es Schneider nun auch auf einen millionenschweren Schatz abgesehen, der in einer Villa in Florida versteckt sein soll. Das ist schon mal merkwürdig. Ist er nun ein Gestörter, der Frauen quält oder einfach nur ein Dieb? Auch andere Ganoven sind hinter der angeblichen Beute her und so entwickelt Harris ein zwar launiges "Such-den-Schatz"-Spiel, führt aber viel zu viele Figuren ein, die hurtig sterben oder verschwinden und so kann man zu niemandem eine Beziehung aufbauen.
Und was ist eigentlich "Cari Mora"? Das ist die Hauptfigur, die aber komplett blass bleibt, obwohl sie als optisch reizvolle Kolumbianerin beschrieben ist, die ihre Kindheit bei den FARC-Rebellen verbringen musste und dort einige Kniffs lernte, die sie in dieser blutigen, aber blutleeren Gangsterstory anwenden kann.

Das bittere Ende - für den Leser

Das Buch ist 330 Seiten dick, aber der Showdown biegt ab Seite 260 auf die Zielgerade und endet auf Seite 275. Echt jetzt?
Denn nun folgen noch fast 50 Seiten Leseprobe. Zu was? Thomas Harris ist inzwischen 79 Jahre und hat gerade mal sechs Bücher veröffentlicht. Schwer vorstellbar also, dass da Buch sieben geteast werden soll. Wird es auch nicht. Denn die Leseprobe ist "Das Schweigen der Lämmer".
Das ist ein übler Scherz des Verlages. 

Once upon a time in Hollywood

Himmeltraurig, Kruzifix. Damit ist eigentlich alles gesagt. Der neue Quentin Tarantino-Film "Once upon a time in Hollywood" erfüllt nicht mal mehr die Mindeststandard für einen gelungenen Film. Nicht mal die Dialoge - wofür Tarantino steht - zischen. Eine Geschichte ist es auch nicht und so plätschert dieses langweilige Machwerk an mir vorbei, wie ein elend langer Güterzug, der im Schneckentempo durch den Bahnhof fährt und nicht enden will. Es sind zähe 160 Minuten, die da rumpeln und ruckeln und einfach keine Fahrt aufnehmen wollen. 
Vordergründig geht es um den Schauspieler Rick Dalton (Leonardo Di Caprio), der längst in die B-Liga abgestiegen ist und es nicht wahrhaben will und seinen Kumpel Cliff Booth (Brad Pitt) der sich als sein Fahrer und Stuntdouble abhampelt. Wenn die beiden plappern - und das tun sie oft - plappern sie über nichts. 
Und hintergründig geht es um eben solches; um nichts. 
Es ist 1969 in Hollywood und in der Villa neben Dalton ziehen Roman Polanski und Sharon Tate (Margot Robbie, immerhin eine Augenweide) ein. Der abgehalfterte Dalton hofft darauf, dass sein prominenter Nachbar ihn in einem seiner Filme unterbringt. Ja Freunde, that's it. 
Allein mit dem Titel weckt Tarantino Hoffnungen, ist er doch eine klare Referenz an zwei der ganz grossen Gangster- und Westernfilme; Once upon a time in the West (bei uns als "Spiel mir das Lied vom Tod" erschienen) und Once upon a time in America. Beides Filme von Grossmeister Sergio Leone, beides Meisterwerke. Daran kann Tarantino in keiner Weise anknüpfen. Was er da abliefert ist einfach nur himmeltraurig, Kruzifix. 

Dienstag, 13. August 2019

Hunderttausend Höllenhunde

Filme, die auf Comics basieren, sind populär. Aber zum Glück stürzt sich Hollywood auf die Superhelden und lässt einen Helden meiner Kindheit links liegen. Nun ja fast, 2011 wagte sich Steven Spielberg ausgerechnet an "Das Geheimnis der Einhorn", der erste Tim&Struppi-Band, der mir als Kind in die Finger geriet. 
Spielberg ist nun anerkanntermassen ein genialer Regisseur. Aber diese Verfilmung ging in die Hosen. Zum Glück. Denn nirgends sind die Abenteuer von Tim, Struppi und den vielen anderen denkwürdigen Figuren besser aufgehoben, als auf Papier. 
Welches nun die herausragendste all dieser Charaktere ist, werde ich als Tim&Struppi-Fan oft gefragt. Und natürlich ragt Kapitän Haddock heraus. Wie er schimpft und voller Widersprüche ist, macht ihn zu einer der liebenswürdigsten Comic-Figuren überhaupt. Der schusslige Professor Bienlein, der mühsame Versicherungsvertreter Kiesewetter, die tolpatschigen Polizisten Schulz und Schultz, die Chaos-Sängerin Bianca Castafiore, der Butler Nestor, der mysteriöse Bösewicht Rastapopolous. 
Erstaunlicherweise ist ausgerechnet der Titelheld Tim die harmloseste, weil biederste, bravste Figur, während alle Anderen Ecken, Macken und Kanten haben. 
Ich hoffe, die Filmwelt hält sich weiter fern von Tim&Struppi. Denn die Comics sind gut genug. 
Oder um es in den Worten von Kapitän Haddock zu sagen: Hunderttausend jaulende und heulende Höllenhunde. 

Ringelreihen-TV


Wenn dann die Gebührenrechnung kommt, spätestens dann mach ich mir wieder mal Gedanken über das Schweizer Fernsehen. 
Das SRF bezeichnet sich selber ja bescheiden als «Hochwertig, vielfältig, unabhängig.»
Schöner Claim. Wenn er denn nur stimmen würde. Was ist «vielfältig», wenn stets die üblichen Verdächtigen moderieren? Es findet derzeit ein regelrechtes Ringelreihen statt.
Beispiele? Der immer bunte Sportmann Rainer Salzgeber macht jetzt seine Superspässe auch in der Jass-Sendung. Er kommentierte das originell mit «…und freue mich nun riesig, dabei zu sein.»
Die Tagesschau-Frau Angélique Beldner wechselt zur Quiz-Sendung «1 gegen 100» und «freut sich auf die neue Herausforderung».
Und nun der neueste Tanz aus der lustigen SRF-Reihe «Wer will noch mal, wer hat noch nicht?»: Die News-Moderatorin Daniela Lager wird das neue Gesicht der Gesundheitssendung Puls. Es reize sie, in dieses Gebiet einzutauchen, wird die künftige Pulserin zitiert.
Hochwertig, vielfältig, unabhängig. Momoll. Zumindest in der Kategorie «Ringelreihen» erfüllt das SRF seine eigene Werbesprache.


Dienstag, 30. Juli 2019

Die Post-Roboter - Teil 2


Ich gebe zu; ich bin ein Fan der Schweizer Post. Sie erfüllt alle Ingredienzen, die für die Schweiz gelten. Pünktlich, zuverlässig, schnell und freundlich. Wer schon mal mit der deutschen Post zu tun gehabt hat, weiss, wovon ich schreibe...

Wie in jeder harmonischen Beziehung gibt es jedoch auch in dieser Romanze manchmal eine Delle. Mich hat ein Post-Roboter aufgesucht. Und der war mürrisch, unfreundlich, unflexibel, mühsam. Ich habe das vertieft beschrieben (Link HIER) und auch der Post mitgeteilt. Die Antwort, naja, die lässt mich nicht fröhlicher werden. Eher beschleicht mich der Verdacht, dass die sogar in den Büros Antwort-Roboter einsetzen. Zwar ist die Reaktion - post-üblich - freundlich und im Grundton okay. Aber haben die mich wirklich ernst genommen? Oder haben sie mit ihrem pseudo-netten Schreiben nur ihren Boten geschützt? Das hier ist die wortgetreue Antwort:

Gerne habe ich Ihr Anliegen an die verantwortliche Zustellung zur Stellungnahme weitergeleitet.
Diese bittet um Verständnis, dass sich der Bote an die Zustellverfügung des Absenders halten muss und Sendungen mit der Dienstleistung «eigenhändig» nur an die angegebene Person aushändigen darf – sämtliche Vollmachten sind in einem solchen Fall nicht anwendbar. Betreffend seinem Verhalten bedauern wir ihre Feststellungen. Unser Bote wollte einzig darauf hinweisen, dass eine Etagenzustellung nicht vorgesehen sei und die Sendungsübergabe grundsätzlich beim Hauseingang stattfinde. Es war niemals die Absicht, Sie zu verärgern und wir nutzen Ihre Angaben gerne, um uns zu verbessern.

Eine "Etagenzustellung" sei nicht vorgesehen? Abgesehen davon, dass diese eine selten dämliche Wortkonstruktion ist, darüber habe ich mich ja nicht beschwert. Aber dass der Post-Roboter nicht mal die Tür öffnet und ins Haus ruft «Post ist da» kann ja nur mit Faulheit und nicht mit einer Wortklauberei zusammenhängen.

Ich kann Euch also nur alle warnen; wenn der Post-Roboter 2x klingelt bleibt freundlich. Böse schauen können diese schon mal. Und vielleicht sogar beissen oder treten.


Sonntag, 28. Juli 2019

Heiss, heiss Baby - oder Eis, Eis?

«Ein Eisberg, ein Eisberg» rufen die Leute und rennen durcheinander. Wer wem wie auf der gerammten Titanic geholfen hat, ist 107 Jahre später nicht leicht zu beantworten. Aber; die Leute haben sich geholfen. Und so haben immerhin 700 der mehr als 2200 Menschen an Bord das Desaster überlebt.

«Eine neue Krankheit, eine neue Krankheit» erkennen Mediziner in den frühen 1980er Jahren. 35 Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch von AIDS an der Krankheit gestorben. Hätte die Gesellschaft nicht reagiert, wäre die traurige Zahl noch viel höher.

«Es wird heiss, es wird heiss» warnen tausende Klimawissenschaftler auf der ganzen Welt. Und was passiert? Eine ähnliche Solidarität wie bei der Entdeckung von AIDS? Ein kollektives Helfen wie es vermutlich beim Titanic-Untergang der Fall war?
Nein.

Warum nicht? Weil es immer noch viele Skeptiker gibt. «Der Klimawandel ist gar nicht menschengemacht. Heisse und kalte Phasen wechseln sich auf der Erde ständig ab.»
Okay, nehmen wir mal, diese Skeptiker haben recht. «Nicht menschengemacht» bedeutet im Umkehrschluss, es gibt einen Klimawandel.
Selbst die Skeptiker geben es mit ihren «nicht menschengemacht»-Statements zu.
Nun frage ich mich; sind unsere sieben Sinne längst in den lässigen Pauschalferien auf Thailand verbrutzelt? Warum tun wir nichts? Gemeinsam wie bei AIDS, kollektiv wie auf der Titanic? Ich verstehe das nicht.

Was schwappt zwischen den Ohren? 


Die für mich merkwürdigste Gruppe sind die Leute, die den Klimawandel gänzlich negieren. Das sind die allerletzten Bergziegen oder Hinterhofpudel, es sind die gleichen Leute, die glauben, dass Elvis oder JFK noch am Leben sind oder dass die Mondlandung ein Schwindel war. Das sind eindeutig Menschen, denen zwischen den Ohren nur ein Hohlraum schwappt. Gegen diese Stupidität sind selbst Bergziegen oder Hinterhofpudel Einsteins. 




Montag, 22. Juli 2019

Wenn der Post-Roboter 2x klingelt......

Bimbam, die Post ist da. 
„Bimbam“ macht der Morgen. Ich drücke den elektronischen Türöffner, es surrt im Treppenhaus, aber nix passiert. Niemand öffnet unten die Haustür. Also denke ich, Kinder die Schabernack machen und gehe zurück ins Badezimmer. Sekunden später erneut „Bimbam“. Wie ich aus dem Fenster gucke, erkenne ich einen Schemen, der an den Briefkästen rum hantiert. Das muss der Pöstler sein. 
Warum kommt der nicht rein? Komisch, die öffnen doch sonst immer die Tür und rufen ins Treppenhaus „Post ist da“. Dieser nicht. Also eile ich. Er hat zwei eingeschriebene Briefe, für mich und meine Partnerin. Auf meine Frage, warum er nicht ins Haus komme, sagt der Pöstler: „Das darf ich nicht.“ Was ist denn das für eine Regel, denke ich mir. Es wird noch seltsamer. Den Eingeschriebenen für meine Partnerin könne er mir nicht übergeben. Das gehe nur persönlich. Das ist doof, den sie ist für zwei Wochen bei ihrer kranken Mutter in Deutschland. Also kann meine Partnerin auch die Abholfrist nicht einhalten. Ausser sie unterbricht ihren Pflegedienst. 

Auf Augenhöhe mit den Kunden

Ich mache einen Vorschlag und sage zum Pöstler. „Ich kann Ihnen beweisen, dass meine Partnerin meine Partnerin ist, dass wir zusammen leben, dass wir….“ Weiter komme ich nicht. „Das darf ich nicht“, repetiert der Pöstler. Ist das vielleicht gar kein Mensch, sondern einer dieser neuen Post-Roboter? Er müsse das Schreiben persönlich abgeben. Und von mir will er einen Ausweis sehen und hat plötzlich einen Fuss in der Tür. Ich dachte, er dürfe nicht reinkommen? Aber ich bin mal lieber vorsichtig, so Post-Roboter können vielleicht beissen oder gefährlich husten. Dieser hier tut schon mal sehr böse schauen. Uiui. 

Der Roboter im Tiefflug

Auf der Website der Post lese ich „Wir begegnen unseren Kunden auf Augenhöhe.“ Das, was der Post-Roboter, pardon Pöstler, da veranstaltet, ist jedoch ein ziemlicher Tiefflug. Wenn die Post schon sprechende Roboter los schickt, dann müssten sie so programmiert sein, dass die wenigstens etwas Spielraum haben. 
„Wir schaffen ein über alle Kontaktpunkte hinweg konsistentes Kundenerlebnis“ lese ich zudem auf der Website. Vielen dank für den konsistenten Stoff.

Dienstag, 9. Juli 2019

Geht's auch eine Nummer kleiner?

"36 Grad und es wird noch heisser" dudelt nicht nur das Radio. Es ist Schweissperlen-, Sonnencreme- und Badetuch-Wetter. Und was tue ich? Ich lese ein Eishockey-Buch. Der Düsseldorfer Journalist Bernd Schwickerath hat diesen Sport in seiner Eishockey-verrückten Heimat wohl in seiner DNA. Als ich einst im alten Eisstadion an der Brehmstrasse ein Spiel der DEG besuchte, wurde ich sofort von Düsseldorfer Fans umringt, wie ich mich als Schweizer outete und sagte, ich sei nur hier um Pat Lebeau, einen ehemaligen Spieler meines Vereins ZSC (aus Zürich), mal wieder live zu sehen. 
So bin ich vielleicht ein  kleines bisschen mit dem Eishockey-Autoren Schwickerath verbunden, der mit "Die stärkste Liga der Welt" ein 270 Seiten Bodycheck-starkes Buch über den geilsten Sport der Welt herausgibt. 270 Seiten? Nein, eigentlich sind es mehr als 340. Aber das letzte Buch-Drittel ist deutschen Spielern in der NHL gewidmet, was mich weniger interessiert. Dafür der Rest. 
Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL ist heute ein Sport-Godzilla. Dass das nicht immer so war, wie die Anfänge waren, was für Rückschläge es gab, welche Up's und Down's es gab, dies und noch viel mehr erzählt dieses nahrhafte Buch. Da räumt der Autor zum Beispiel mit der Mär auf, dass die Liga von den "Original Six" gegründet und aufgebaut worden war. "Sechs Teams, die allen Problemen getrotzt hätten. Heute wird das mehr ausgeschlachtet als je zuvor. Manchen bezeichnen sie gar als "Fundament der NHL" oder "Seele des Eishockeys". Geht's auch eine Nummer kleiner?" schreibt Schwickenrath. Als "Original Six" werden mithin die Teams aus Boston (Bruins), Chicago (Blackhawks), Detroit (Red Wings), Montréal (Canadiens), New York (Rangers) und Toronto (Maple Leafs) bezeichnet. Falsch, meint der Buchautor. "Was das Label Original Six eigentlich bezeichnet; die sechs Teams, die bereits existierten, bevor die NHL ihre 1967 epidemische Expansion begann."
Das Buch fasziniert mich, ist flüssig getextet, äusserst sorgfältig recherchiert und lupft den Vorhang hinter die Kulissen des Eishockey-Godzillas auf faszinierende Weise. 
Eishockey ist ein Emotionssport. Und genau da hakt das Buch. So detailliert alles beschrieben, so minutiös mancher Transfer oder Ablauf beschrieben, so un-emotional, fast schon nüchtern kommt es rüber. Die Bilder - auch die aus der Neuzeit - sind schwarz-weiss, es gibt - zu meinem Verdruss als Statistik-Fan - keine Tabellen und Übersichten. 
Das alles ist zwar schade. Aber es wie bei einem Eishockey-Spiel. Kein Match hat mich je die vollen 60 Minuten aus dem Sitz gehauen. Zwischendurch ist es auch mal langweilig. Die Hauptsache ist, das Spiel zu Ende zu gucken. Immer. Auch wenn die eigene Mannschaft auf die Nüsse kriegt. Und so ist bei diesem Buch. Zu Ende lesen. Auch wenn mir gewisse Dinge auf die Nüsse gehen. 

Samstag, 6. Juli 2019

Firlefanz Filme


Sam Elliott war die sonore Erzählstimme im "Big Lebowsky". Seither geniesst der kantige Schauspieler Kult-Charakter. Aber Elliott war auch Bradley Coopers empathischer Bruder und Manager in "A Star is born" oder sturer Militärschädel in "Hulk". Nun fügt der schönste Hollywood-Schnauz seiner Filmografie einen Firlefanz-Film hinzu. "The man who killed Hitler and then Bigfoot" heisst dieses krude, sinnlose Filmchen, welches weder Kriegs- noch Monsterfilm und schon gar keine Sozialstudie ist. Es ist alles gleichzeitig und darum missglückt. Da kann Elliott noch so bedeutungsschwanger ins Whiskey-Glas gucken. Einfach nur doof.
Ebenfalls ein unnötiger Firlefanz-Film ist "The Girl in the spiders web" ("Verschwörung" zu Deutsch). Der schwedische Autor Stieg Larsson hat die brillante Trilogie "Verblendung Verdammnis Vergebung" geschrieben, daraus sind bereits tolle Filme entstanden, im Mittelpunkt die genial-gestörte Hackerin Lisbeth Salander und der smarte Journalist Mikael Blomkvist. "Verschwörung" - der nicht mehr auf Larsson, der gestorben ist, sondern auf den Fortsetzungs-Schreiber David Lagercrantz - zurückgeht, ist mühsam. Regisseur Fede Alvarez macht aus Salander eine Superheldin mit fast magischen Kräften, was der Buch-Figur diametral entgegensteht. Die Handlung fasst selbst Wikipedia in wenigen Worten zusammen: Die Hackerin Lisbeth Salander und der Journalist Mikael Blomkvist finden sich in einem Netz von Spionen, Cyberkriminellen und korrupten Regierungsbeamten wieder.
Ein Firlefanz-Film also. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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