Dienstag, 28. Februar 2017

Langsame Schweizer, zackige Deutsche: stimmt das Rucki Zucki-Vorurteil?


Es gibt diese legendäre Comedy-Nummer des in der Schweiz weltberühmten Cabarets Rotstift. Vier Männer stehen am Skilift, einer ist ein Deutscher und das einzige was er stets betont, ist die schlechte und mangelhafte Organisation und dass in seiner Heimat stets alles „Ruck zuck zackzack“ gehe. Köstlich. Aber stimmt das? Sind die Deutschen mehr Ruckizucki als wir Schweizer?
Sprachlich sind uns die Deutschen natürlich krass überlegen. Aber kein Wunder. Hochdeutsch ist unsere Sprache nicht. Mühsam erlernen wir diese „fremde“ Sprache in der Schule, die ersten Jahre unseres Lebens haben wir Schwiizertütsch gesprochen. Tatsächlich und in völliger Unkenntnis der Realität haben mir schon viele Deutsche gesagt, ich solle Schwiizertütsch reden, sie würden mich schon verstehen. Für diesen Fall habe ich mir einen Satz bereit gelegt, der jeden noch so sprach-affinen Deutschen in die verbalen Knie zwingt: „Wänn Öpper öppedie Öppis gaat go poschte“. Im besten Fall filtert der Germane noch das Wort „Post“ heraus. Der Rest muss sich für ihn wie eine Mischung aus Türkisch und Holländisch anhören. Der kryptische Satz bedeutet: „Wenn jemand etwas einkaufen geht“. Natürlich ist das sprachlich unelegant, aber perfekt geeignet für den stets wiederkehrenden Moment, wenn ein Alemanne behauptet, er verstünde meine Muttersprache. Weit gefehlt. Der Irrtum basiert auf Emil, einem anderen Schweizer Kabarettisten. Er radebrechte sich mit einem – für uns Schweizer – fürchterlichen Akzent durch die deutsche Fernseh- und Theaterwelt und seither glauben viele Deutsche, Emil hätte Schweizerdeutsch gesprochen und sie verstünden daher unsere Sprache.
Wenn wir von Schweizer- auf Hochdeutsch switchen, müssen wir die Satzstellung ändern und Zeitformen anpassen. Im Schweizerdeutsch gibt es kein Perfekt und kein Futur. Wir benennen die Vergangenheits- oder Zukunftsform verklausuliert. Daher fällt uns der Wechsel ins Hochdeutsche schwer – was für deutsche Ohren putzig und somit verlangsamt tönt, ist für uns rhetorische Schwerstarbeit. Ausserdem müssen wir Wörter anpassen. Der Deutsche „parkt“ sein Auto, wir „parkieren“. Der Deutsche fährt „Rad“ oder „Strassenbahn“, wir „Velo“ oder „Tram“, er wartet auf dem "Bahnsteig" auf den Zug, wir auf dem "Perron", spaziert auf dem "Gehsteig", wir auf dem "Trottoir", trägt "Shirts", wir "Leibchen", hat eine "Geldbörse", wir das "Portemonnaie". Der Deutsche „kriegt noch ein Bier“, wir „würden noch gern ein Bier bestellen“ und warum unser "Necessaire" im Norden "Kulturbeutel" heisst, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Kulturbeutel? 

Deutsche Mühlen mahlen spanisch panisch

Das Vorurteil der ach so langsamen Schweizer ist mir schon so oft begegnet, dass ich nur noch müde lächeln kann. In vielen Dingen sind wir nämlich krass schneller. In der Bürokratie zum Beispiel. Da mahlen die deutschen Mühlen schon fast spanisch panisch. Oder umgekehrt; Rucki Zucki sind nur wir Schweizer.
Am Vortag einer Deutschlandreise wurde mir einst mein Portemonnaie (Brieftasche) mit sämtlichen Kärtchen und Ausweisen inklusive dem Führerschein geklaut. Nur 24 Stunden später war ich bereits mit Ersatzdokumenten ausgerüstet und konnte meine Reise antreten. Meine deutschen Freunde staunten: „Bei uns würde dies Wochen dauern“.
Als meine Partnerin vor Jahren in die Schweiz einreiste, mussten wir mit dem Umzugswagen einen Grenzposten passieren. Im Vorfeld hatte ich alle nötigen Dokumente ausgefüllt und auf dem elektronischen Weg eingereicht. Am Übergang winkte uns der Schweizer Grenzer innert einer (in Zahlen: 1) Minute durch. „Besten Dank für die Zustellung Ihrer Unterlagen. Es ist okay.“
Für die Anmeldung in der Schweiz gingen wir vergeblich aufs Migrationsamt. Der Schalterbeamte schaute uns nur fassungslos an. „Sie haben sich ja bereits beim zuständigen Kreisbüro (Kreisverwaltungsreferat) angemeldet. Alles Weitere kommt automatisch.“ Tatsächlich. Wenige Tage später hatte meine Partnerin die Niederlassungspapiere in der Post. Es braucht also nicht den bürokratischen Slalomlauf, bis alle Dokumente beisammen sind. Fazit; Schweiz Rucki Zucki.
Durch den 57 km langen neuen Gotthard-Tunnel (links)
fahren Züge, am Flughafen Berlin-Brandenburg fahren
noch immer nur die Baumaschinen.
In der Schweizer Basisdemokratie finden regelmässig politische Abstimmungen statt, was auf den ersten Blick den Entscheidungsprozess zu verlangsamen scheint. Den Schnelligkeits-Vergleich mit Deutschland brauchen wir aber nicht zu scheuen. Dem Bau des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel ging ein jahrlanger politischer Diskurs voraus. Gekostet hat das Ding über 12 Milliarden Franken. Aber es steht. Ganz im Gegensatz zu so manchem deutschen Prestige-Bau wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg oder dem neuen Bahnhof Stuttgart 21. Und ein Schelm wer denkt, dass die Hamburger ihr Supergebäude mit der Elbphilharmonie dann doch noch fertig gebracht haben, könnte am Schweizer Architekturbüro liegen….
Weltweit haftet den Deutschen das Label der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit an. Wenn es um die deutsche Bahn DB geht, kann dies nicht stimmen. Ich bin oft mit dem Zug unterwegs und oft genug stehe ich auf Perrons (Bahngleisen) und warte und warte und warte. In der Schweiz ertönt schon nach zwei Minuten eine entschuldigende Durchsage, auf deutschen Bahnhöfen ist selbst diese minimalste Kundeninformation die Ausnahme.
Im deutschsprachigen Raum ist die Schweizerische Bundesbahn SBB diepünktlichste: Bei der SBB trafen im 2014 96,8 Prozent der Züge pünktlich im Bahnhof ein
bei den Österreichischen Bundesbahnen 96,7 und bei der Deutschen Bahn 94,5 Prozent. Wobei ich letztere Zahl doch arg anzweifle. Sorry DB, aber ich habe schon auf zu vielen Perrons...pardon Bahnsteigen auf einen Deiner Züge gewartet.
Schneller sind die Deutschen auf ihren Autobahnen, wo es auf vielen Abschnitten kein Tempolimit gibt. Wir Schweizer dürfen höchstens mit 120 km/h über die Autobahnen fräsen (fahren). Allerdings sind wir da nicht alleine. Selbst die Amis überschreiten das Limit von 60 bis 70 Miles/h (97 bis 113 km/h) nicht und nur in Utah oder Texas kann mit 80 Miles/h fast schon europäisch – aber nicht Deutsch - gerast werden.

Meine Erkenntnis zum Vorurteil der Langsamkeit; es ist die Sprache, die uns langsamer macht. Vielen Dank Emil 😌. Aber bei vielem anderen sind wir Rucki Zucki. 


Mein Deutschland und ich
Deutschland Deutschland, spürst du mich? Heut' Nacht komm ich über dich - das macht Spaß! Quelle: „Ich will Spass, Markus, 1982“

München ist doof. Das war in den 80ern mein erster Eindruck und daher reihte sich die bayrische Hauptstadt in die Liste meiner M-Orte ein, denn auch Malta, Miami, Mannheim und Martina fand ich zu der Zeit doof. Ich war am Oktoberfest in München. Doof. Im Konzentrationslager Dachau ausserhalb Münchens. Schwere Kost. Beim Fussball im Olympiastadion. Wieder doof. Ich mochte die Weisswürste nicht, das Bier nicht, die omnipräsenten Trachten, die versalzenen Bretzen, mich regte auf, dass ein U-Bahnlinie gleich hiess wie meine Lieblingsband U2. Sakrileg.
Meine Verhältnisse zu München und zu Deutschland haben sich längst entspannt. Unterdessen habe ich mehrere Reisen durchs Land gemacht, viele Städte und Gegenden (Liste unten) gesehen. Meine Partnerin ist Deutsche, meine Grossmutter war Deutsche und ich habe Freunde in Deutschland. Nein, doof ist längstens woanders.

Ich war schon einmal in Aschaffenburg, Baden-Baden, Bad Hersfeld, Bad Waldsee, Berlin, Bingen, Bonn, Bremen, Buchholz, Cochem, Dachau, Darmstadt, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Eisenach, Frankfurt aM, Freiburg, Friedrichshafen, Fulda, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Kaiserslautern, Karlsruhe, Koblenz, Köln, Konstanz, Lindau, Lörrach, Mainz, Mannheim, Mönchengladbach, München, Neuwied aR, Nürnberg, Prien, Ravensburg, Regensburg, Rosenheim, Saarbrücken, Singen, Starnberg, Stuttgart, Ulm, Unterhaching, Wanfried, Weimar, Wiesbaden.

Das Thema heute: Vorurteile




Sonntag, 26. Februar 2017

Michael Douglas sagt "Grüezi Herr Del Fabro"

Volker Brandt (l): "Grüezi in Köln." 
Köln. Stadt am Rhein, Stadt des Doms, des Karnevals, der Ziegenböcke, des FC, Millionenstadt mit Weltruf und für mich Stadt eine meiner denkwürdigsten Begegnungen.
Für die Aufnahme eines Hörbuches war ich angereist und mit dem
deutschen Schauspieler und Synchronsprecher Volker Brandt verabredet. Dieser Name sagt nur noch  den Wenigstens etwas, dabei war der Mann als Tatort-Kommissar Friedrich Walther in Berlin unterwegs wuselte durch die Schwarzwaldklinik oder schipperte auf dem Traumschiff durch die schönen Gewässer dieser Welt.
Ein vergessenes Gesicht. Bekannt geblieben aber ist Volker Brandt bis heute als deutsche Synchronstimme von Michael Douglas. „Gier ist gut“, sagte der in seiner Paraderolle als gefrässiger Wall Street-Hai Gordon Gekko. Oder er stammelte verängstigt „Es ist nur ein Spiel, es ist nur ein Spiel“ in „The Game“, er flog übers Kuckucksnest, er schaute Sharon Stone in den Schritt, er schwulte mit Matt Damon herum, schubste Robert De Niro in den Pool, tanzte als Präsident, war böse und irre, freundlich und witzig. Michael Douglas kann alles. Und Volker Brandt ist seine unvergleichliche Stimme. Böse und irre, freundlich und witzig. Wir treffen uns in der Kölner Altstadt vor einem mehrstöckigen Gebäude, worin das Aufnahmestudio untergebracht ist. Ich bin etwas zu früh dran. Da eilt ein Herr in schicker Jacke und abgewetzten Schuhen auf mich zu, streckt die Hand aus und sagt: „Sie müssen der Herr Del Fabro aus der Schweiz sein. Grüezi und Willkommen in Köln.“
Michael Douglas hat mich begrüsst. Am Abend tritt Volker Brandt in einem Zwei-Personen-Stück in einem örtlichen Theater auf. Er schenkt mir eine Karte und als ich im Publikum sitze, ist mir, als ob er mir einen Moment lang zugezwinkert hat. Nein, das ist jetzt echt des Guten zu viel, oder? 

Samstag, 25. Februar 2017

Jetzt machen Sie endlich den Service-Check der Spülmaschine!

So ein schöner Anfang und so ein doofer Schluss. Es war Liebe auf den ersten Blick. Als ich das erste Mal aus dieser Wohnung in den Garten blickte, wähnte ich mich in der Provence oder der Toskana. Was für eine Freude, als ich den Zuschlag erhielt. Zwei Jahre fühlte ich mich - nicht nur dank dieses Blickes ins kleine Paradies - herrlich wohl und angekommen. Doch dann kündigte ich die Wohnung, verabschiedete mich von der toskanischen Provence - und es entwickelte sich eine merkwürdige Geschichte.
Meine Verwaltung „bedauerte meine Kündigung sehr“, eine solch nette Reaktion hatte ich zuvor noch nie erhalten. Mit dem Verwalter hatte ich mich auch immer gut verstanden, die wenige Male die wir uns sahen, unterhielten wir uns über Konzerte und Rocklegenden wie Jimi Hendrix oder die Rolling Stones. Also rechnete ich beim Auszug auch nicht mit Schwierigkeiten. Zunächst nahm alles seinen üblichen Gang. Ich war längstens weg, hatte die Wohnung gereinigt und übergeben, ein Nachfolger war eingezogen, als mich der Vermieter per Mail aufforderte: „Der Service-Check des Geschirrspülers ist noch nicht gemacht worden. Wir bitten Sie, dies noch in Auftrag zu geben.
Was war denn das für ein Unsinn? Warum sollte ich sowas tun müssen? Ich erkundigte mich und fand heraus, dass dies eine anscheinend oft angewandte Methode von Verwaltungen ist/war, Kosten auf die Mieter abzuwälzen, so nach dem Motto, Sie haben in der Wohnung gewohnt, Sie haben die Spülmaschine nicht nur ge- sondern auch abgenutzt, also lassen Sie das Gerät jetzt gefälligst warten.
Aber von meinem Rock’n’Roll-Vermieter hätte ich das nicht erwartet. Also tat ich das, was ich in solchen Situationen gerne tue, ich reagierte mit Sarkasmus und antwortete per Brief: „Wir haben die Maschine perfekt gereinigt, auch das Sieb haben wir entnommen, gesondert geputzt sowie die notwendigen Salze nachgefüllt. Der von Ihnen verlangte Service-Check ist nicht Sache des Mieters. Wir haben uns beim MieterInnenverband erkundigt. Als ich vor zwei Jahren in die Wohnung eingezogen bin, enthielten mein Unterlagen keinerlei Hinweise darauf, dass die Spülmaschine vom externen Fachmann überprüft worden ist.“
Das sollte wohl reichen?
Denkste.
Eine Woche später verschärfte mein Ex-Vermieter den Ton.
Wie Sie aus den allgemeinen Bestimmungen Ihres Mietvertrages Paragraph Sowieso entnehmen können, gehört der Check des Geschirrspülers zu Ihren Aufgaben. Wir räumen Ihnen eine Frist bis am Soundsovielten ein. Andernfalls werden wir den Auftrag erteilen.“
Aha. Jetzt hatte ich endlich einen Hinweis, worauf die abstruse Forderung beruhte. Ich fand in meinem Mietvertrag, den genannten Paragraph und las: „Ebenso sind dem Vermieter Belege über Funktionstüchtigkeit der zum Mietobjekt gehörenden Apparate und Einrichtungen vorzuweisen“.
Apparate und Einrichtungen! Und wo stand, ich sei für den Service Check der Spülmaschine verantwortlich? Also drehte auch ich eine Oktave höher und reagierte mit Zynismus: „Jetzt müssen Sie mir aber echt auf die Sprünge helfen. Wo genau steht, dass ich als Mieter einen Check der Spülmaschine veranlassen soll? Sie beziehen sich auf Paragraph Sowieso im Mietvertrag. Mir scheint Ihre Interpretation des genannten Punktes extrem grosszügig. Dort steht nämlich vage formuliert <Apparate und Einrichtungen>. Die Spülmaschine wird nicht genannt.  Würde man die von Ihnen gemachte Interpretation des Paragraphen Sowieso konsequent auslegen, würde das nichts anderes bedeuten, als dass der Mieter auch den Backofen, die Türglocke, den Kühlschrank, die Waschmaschine, den Wasseranschluss, die WC-Spülung, das Türschloss, die Fensteröffnungen, die Steckdosen, TV-, Telefon und Internet-Anschlüsse sowie weitere Installationen von einem Fachmann begutachten lassen müsste.
Selbstverständlich dürfen Sie den Service-Check des Geschirrspülers in Auftrag geben. Dem steht absolut nichts im Wege. Aber die Rechnung geht aus vorher genannten Gründen ebenso selbstverständlich an Sie.“
Der Tabak in den Friedenspfeifen war aufgebraucht, nun kam die Kriegserklärung von meiner Ex-Verwaltung: „Da wir grundsätzlich nicht gleicher Meinung sind, werden wir jetzt den Auftrag erteilen. Das weitere wird sich ergeben.“
Nach zweieinhalb Monaten erhielt ich tatsächlich eine Rechnung für den Service-Check der Spülmaschine. Das war mir nun echt zu doof. Ich reagierte nicht.
Dafür aber meine Ex-Verwaltung, die mir vier Wochen später zu drohen begann. „Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass Sie die fällige Rechnung noch nicht bezahlt haben. Wir gewähren Ihnen eine letzte Zahlungsfrist.“
Nun hatten die guten Leute von Seldwyla ihren Bogen überspannt. Ich machte zwei Dinge:
Zuerst nahm ich den beigelegten Einzahlungsschein, ging zur nächsten Poststelle und bezahlte den Betrag bar ein. Mit voller Absicht machte ich keine Online-Bezahlung, denn in der Schweiz ist es so, dass bei Barzahlung dem Empfänger eine Gebühr abgezogen wird.
Ha! 1:0 für mich.
Als zweites kopierte ich sämtliche Unterlagen und reichte den ganzen Krempel der zuständigen Schlichtungsbehörde* ein.
*“Die Schlichtungsbehörde hat den Auftrag, in einem kostenlosen Verfahren eine Einigung zwischen den Parteien herbeizuführen. Gelingt dies nicht, ist zur Durchsetzung des Anspruchs in den meisten Fällen das Gericht anzurufen.“
In der Schweiz gibt es viele solche Fälle. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem ersten Halbjahr 2016. Da wurden fast 14‘000 Verfahren eingeleitet.
Es dauerte nur wenige Tage, da wurde ich vom zuständigen Amt als Kläger vorgeladen mit dem Betreff „Forderung auf Zahlung“. Im Anhang erhielt ich auch Einblick in die Replik meines Ex-Vermieters, der stur auf den schwammig formulierten Paragraphen verwies und mich salopp abkanzelte in dem er schrieb „Zu den vom Mieter gemachten Eingaben gehen wir nicht ein.“
Die Verhandlung dauerte 12 Minuten. Die Mitglieder der Behörde entschieden zu meinen Gunsten. Eben wegen des vagen formulierten Paragraphen.
Der Vermieter explodierte, hieb die Faust auf den Tisch, schimpfte etwas von „realitätsfremd“ und jammerte „stets würde alles auf die Vermieter abgewälzt“. Er grummelte und brummelte und liess sich dann noch herab, das Papier, das meinen Sieg bestätigte, zu unterschreiben. Dann rauschte er ohne weiteres Grusswort aus dem Saal.
Da war jemand innert weniger Minuten von seinem hohen Ross gepurzelt. Schade um die vielen guten Rock’n’Roll-Minuten, die ich dem Mann gewidmet hatte und mir kam der gute alte Stones-Song in den Sinn: You can't always get what you want. Aber das kleine Paradies behalte ich in guter Erinnerung. Das lasse ich mir nicht vermiesen. 



Freitag, 24. Februar 2017

Das kackbraune Auto, Dieter Hallervorden und ich



„Was? Das wird erst am übernächsten Sonntag ausgestrahlt? Aber dann bin ich ja gar nicht mehr hier. Dann findet das Interview nicht statt.“
Und mit diesen Worten wuchtete sich der deutsche Starkomiker wieder aus meinem frisch geputzten und gesaugten Auto.
¨Äh nein, entschuldigen Sie, ich habe Sie missverstanden“, sagte ich „das Interview kommt ja schon diesen Sonntag, ich habe da etwas durcheinander gebracht.“
Der berühmte Schauspieler musterte mich einige Sekunden argwöhnisch über das Dach meines Autos.
„Am nächsten Sonntag?“, sagte er mehr als Brummeln denn als Frage und liess sich wieder in den Beifahrersitz fallen. „Na gut, dann bringen wir es hinter uns.“
Ich setzte mich mit wackligen Knien auch wieder ans Steuer und hoffte, mein Passagier käme nicht hinter meine Lüge. Allerdings; wie sollte er auch? Er konnte ja nicht wissen, wie die Abläufe in unserem Radiosender strukturiert waren, welche Talksendung wann und in welcher Form ausgestrahlt werden würde.
Meine Vorgesetzten hatten den Talk mit Dieter Hallervorden erst auf den übernächsten Sonntag angesetzt. Und der Schauspieler hatte schon recht; dann war sein Gastspiel in Zürich bereits vorbei und damit auch der Werbeeffekt für seine Auftritte in einem hiesigen Theater. Aber ich wollte das Interview natürlich nicht verlieren also griff ich zur Notlüge.
Didi Hallervorden war für in einem Hotel im schicken Stadtteil Seefeld untergebracht. Unser Studio lag knapp zwei Kilometer entfernt in der Innenstadt, aber der Mann konnte diese Strecke nicht mit einem Taxi absolvieren, sondern wollte abgeholt und danach wieder ins Hotel gebracht werden.
Zu dieser Zeit fuhr ich ein zwar sehr zuverlässiges, aber optisch ausgesprochen hässliches Auto. Es war der Mitsubishi Colt, dessen Farbe ausgerechnet kackbraun war. Und damit sollte ich Dieter Hallervorden kutschieren? Es blieb mir nichts anderes übrig.  Also putzten und saugten meine Partnerin und ich den armen kleinen Colt vor seiner prominentesten Fahrt auf Hochglanz. Aber es nützte irgendwie alles nichts. Wie soll man eine solche Kiste auch mit etwas Seife und einem Staubsauger in ein repräsentatives Fahrzeug verwandeln? Allerdings liess sich der berühmte Komiker anstandslos ins Auto sinken.
Die Geschichte ist schon viele Jahre her und an allzu viele Details kann ich mich sowieso nicht mehr erinnern. Nur dass ich furchtbar nervös durch die Stadt gekurvt bin. Dass sich der auf der Leinwand oder der Bühne ach so lustige Mann als richtiger Grantler erwies. Und dass ich froh war, als ich Didi Hallervorden wieder im Hotel abliefern konnte.

Das einstündige Interview wurde dann tatsächlich erst am übernächsten Sonntag ausgestrahlt. Aber davon hat  Dieter Hallervorden nie was erfahren. Oder es war ihm egal. 

Donnerstag, 23. Februar 2017

Warum mich als Schweizer Borussia Dortmund dermassen fasziniert


Als Schweizer Fussballfan habe ich wenig Grund zum Jubel. Während sich der Brasilianer, Deutsche oder Italiener alle paar Jahre einen neuen WM-Stern aufs Trikot klatscht, huschen wir kickenden Eidgenossen hinterher und freuen uns, wenn unser Nationalteam wenigstens in den Top 10 der Weltrangliste auftaucht oder an einer Endrunde mitmischt.
Umso grösser natürlich die Freude, wenn es einer von uns in die renommierte Bundesliga und da sogar zum Topspieler schafft. Mein Westschweizer Namensvetter Stephane Chapuisat wechselte 1991  zum schlafenden Riesen Borussia Dortmund. Der BVB hatte die abgelaufene Saison gerade mal auf Rang 10 beendet. Doch dann kam Chappi und rockte die Liga. Er schoss 20 Tore und Dortmund wurde Vizemeister. Das war die beste Platzierung seit 15 Jahren. Es folgten noch viele, viele Chappi-Treffer, gekrönt von zwei Meistertiteln und sogar einem Champions League-Triumph. Bis heute ist mein berühmter Namensvetter mit 106 Toren der drittbeste ausländische Torschütze der Bundesliga-Geschichte.
Und ich wurde auf den BVB aufmerksam. Dortmund? Wer wie wo was? Zwar hatte zuvor mit Andy Egli bereits ein Schweizer beim BVB gespielt. Aber mit bescheidenem Erfolg. Doch die Rakete Chapuisat zündete. Später schoss mit Alex Frei ein weiterer Schweizer Stürmer immerhin 34 Tore für die Borussia.
Da musste ich hin. Bereits am Hbf Dortmund war ich fasziniert. Als ich am Samstagmittag aus dem Zug stieg, war der ganze Vorplatz gefüllt mit gelb-schwarz gekleideten Menschen. Inmitten dieses Riesenknäuels bewegte ich mich mit zum Stadion, wo sich diese gigantische Biene Maya mit den blau-weissen Gästefans von Hertha Berlin friedlich zu vermischen begann. Ich staunte.
Mein Platz befand sich hoch auf der Gegentribüne, für Leute mit Höhenangst ungeeignet, rechts erhob sich die legendäre Südkurve mit ihren 25‘000 Stehplätzen.
Die Schweizer wie Chapuisat oder Frei gingen – der Mythos und meine Faszination blieben. Als dann Jürgen Klopp das Trainerzepter übernahm, schaute ich mir in Nürnberg ein weiteres BVB-Spiel an. Mindestens ein Fünftel des Stadions war gelb-schwarz, die verrückten Dortmund-Fans reisen selbst zu Freundschaftsspielen zu tausenden in die hinterste Provinz.
Die kuriose Parallele übrigens zu meinen beiden BVB-Spielen; sowohl das Heimspiel gegen die Hertha wie auch das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg endeten 1:1. Fussballerisch blieben mir beide Spiele nicht in besonderer Erinnerung. Aber der Mythos war zum Greifen nah.
So habe ich mir natürlich auch das Buch „Echte Liebe“ besorgt, welches die letzten zehn BVB-Jahre aufrollt. Der Verein schaffte es in dieser Dekade, vom hochverschuldeten Koma-Patienten zum finanzstarken Champions League-Finalisten aufzusteigen. Lesenswert ist es allemal. Mehr HIER.
Mit Roman Bürki hat übrigens wieder ein Schweizer eine zentrale Rolle. Der Torwart hat Meister-Keeper Roman Weidenfeller abgelöst und steht seit bald zwei Jahren als Nummer 1 im BVB-Kasten.

Dort mundet das Bier besonders gut
Und das Borussia-Stadion hat für uns Schweizer nicht nur dank Chappi, Alex Frei und jetzt Roman Bürki eine historische Bedeutung. Während der Fussball-WM 2006 bestritt die Schweizer Nationalmannschaft ihr Gruppenspiel gegen Togo in der Dortmunder Arena und siegte 2:0, was die Qualifikation für die nächste Runde bedeutete. Im Stadion waren mehr als 50‘000 Schweizer Fans. Der gelb-schwarze Kessel für einmal in rot-weisser Hand. Es gibt keine Arena in der Schweiz, die so viel Platz bietet, also wird es in der Fussball-Historie nie wieder ein Spiel der Nati geben, das ein solch grosses Publikum anzieht.

Unvergessen: Als der Tagesschau-Moderator des Schweizer Fernsehens an die Siegstätte schaltete, sagte er den genialen Satz. „Wir wechseln jetzt zur Fussball-WM. Dort mundet das Schweizer Bier heute besonders gut.“

Mittwoch, 22. Februar 2017

Plötzlich stand Bill Clinton vor mir "Hi, how are you?"



Die Schweiz ist als Wirtschaftsmacht zwar immerhin die Welt-Nummer 19 (gemäss Rangliste des Brutto-Inland-Produkts) trotzdem liegt das kleine Alpen-Land abseits der Routen amerikanischer Präsidenten. Ronald Reagen war 1985 für sagenhafte 5 Stunden in Genf, wo er sich mit seinem sowjetischen Buddy Michail Gorbatschow traf. Reagen-Nachfolger George Bush kam 1990 ebenfalls an den Genfersee, dessen Sohn George W. Bush kam genau wie Jimmy Carter oder Barack Obama nie zu uns.
Das ist die statistische und bittere Realität; 40 Jahre US-Präsidentschaft und gerade mal zwei Mini-Besuche. Selbst russische oder chinesische Staats-Operhäupter kommen häufiger. 
Halt. Da gibt’s doch noch Bill Clinton. Ein bekennender Schweiz-Fan. Fünfmal war er in der Schweiz um in Davos am WEF oder in Genf internationale Verhandlungen zu führen. Und ich war einmal hautnah dabei.  
Samstag, 29. Januar 2000. Um 8 Uhr 11 landete die Air Force One auf dem Flughafen Zürich Kloten. Der amtierende amerikanische Präsident Bill Clinton höchstpersönlich war gekommen. Zwar nicht für einen Staatsbesuch, aber immerhin für eine Visite am Weltwirtschaftsforum in Davos. Zusammen mit anderen Journalisten wartete ich in einem abgesperrten Bereich auf das Erscheinen des Präsidenten. Wir hatten wenig bis keine Hoffnung, dass wir ihn mehr als die paar Sekunden sehen würden, wenn er die Treppe des berühmtesten Flugzeuges der Welt hinab huschen und dann in einem der bereit stehenden kugelsicheren Fahrzeuge verschwinden würde.
Nach kalten, bangen und langen 20 Minuten öffnete sich die Tür und da stand er – der mächtigste Mann der Welt. Lässig winkte er uns zu, wir winkten zurück. Und dann tatsächlich; Bill Clinton huschte die Treppe hinab und verschwand in einem dunklen SUV. Aber nicht für lange. Die Fahrzeugtüre ging wieder auf und Bill Clinton kam hinaus und auf uns Journalisten zu.
„Hi, how are you?“, fragte er freundlich und fügte an „I’m glad to be here, I have never been to Davos”.

Direkt neben Clinton in der Tagesschau
Mehr sagte er nicht. Aber es reichte für einen eruptiven Glücksmoment der ansonsten so abgebrühten Journalisten. Wir waren nur noch durch ein Gitter von Bill Clinton getrennt, seine Leibwächter wuselten nervös herum. Aber von uns konnte keine Gefahr ausgehen. Zum einen mussten wir durch zwei Security-Checks, bevor wir überhaupt aufs Rollfeld gelassen worden waren. Zum anderen; wer in der friedlichen Schweiz wollte dem beliebten US-Präsident schon an den Kragen?
Am Abend sah ich mich in der Tagesschau direkt neben Clinton stehen. Die Gitterabsperrung war verdeckt, so dass es aussah, als ob ich echte Tuchfühlung mit dem Präsidenten aufgenommen hatte. 
Dass Clinton ein volksnaher Typ ist, bewies er auch, als er ein paar Tage später Davos wieder verliess. Wegen dickem Nebel konnte er nicht mit dem Hubschrauber zurück an den Flughafen Zürich geflogen werden. Also fuhr er im Autokonvoi. Für einen Amerikaner sind die 160 Kilometer natürlich ein Katzensprung. Als Clinton dann hungrig wurde, wies er seinen Fahrer an, an der nächsten Raststätte zu stoppen.

Urururururururgrossvater von Obamas Mutter war Schweizer
44 Männer waren (oder sind) bisher US-Präsidenten. Und drei von ihnen sollen gar Schweizer Wurzeln haben. 
Herbert Hoover (1929-33) und Dwight D. Eisenhower (1953-61) sowie, etwas überraschend, auch Barack Obama. Der Urururururururgrossvater von Obamas Mutter ist gemäss Ahnenforschung im Jahr 1692 in Ried (heute Kanton Freiburg) geboren worden. Der Mann mit Namen Hans Gutknecht hatte einen Sohn, der im Jahr 1747 in die USA auswanderte. Dort änderte Christian Gutknecht seinen Nachnamen fälschlicherweise in Goodnight statt englisch korrekt in Goodknight. Queller: HIER
Mit einem Besuch des aktuellen Präsidenten könnte es indes, na sagen wir mal, etwas delikat werden. Auch wenn unsere Minister gerne Seite an Seite mit dem mächtigsten Mann der Welt paradieren würden. In einer Petition haben sich 10‘000 Schweizer an die Regierung gewandt mit dem Wunsch, Donald Trump zur Persona Non Grata zu erklären. Ob das den US-Boss allerdings kümmert? Immerhin gibt es in der kleinen Schweiz 71 Golfplätze mit 18 Loch. Und dann nochmals 34 kleine Plätze mit 9 Loch. Und ausserdem ist die Schweiz das zweitbeste Land der Welt, HIER DER CLIP
Apropos Golf; folgendes Zitat stammt von Gerald Ford, ebenfalls einem Ex-US-Präsidenten: „Ich weiss, dass mein Spiel besser wird. Ich treffe weniger Zuschauer.“


Montag, 20. Februar 2017

Fahren Sie mal mit dem Mietauto durch Glarus


Ich bin mit dem Auto schon durch Rom, London, Los Angeles, Stockholm, Las Vegas, Berlin, Dublin, New Orleans, Kopenhagen oder Mailand gefahren. Das sind Städte, die haben teilweise mehr Einwohner als die ganze Schweiz. Mal wurde mehr gehupt, mal gab es weniger Kreisel, aber insgesamt verlief das alles reibungslos. Dann mietete ich im lauschigen Glarus ein Auto …
Glarus? Für alle Nicht-Schweizer: das ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons und die Schwiegermütter unter den Kantonshauptstädten. Der Volksmund sagt nichts Nettes über die Gegend. Die Sonne geht wegen der hohen Berge spät auf und früh unter, das Beste an der Region sind Vreni Schneider (ein paarmal Skiweltmeisterin), Salamiwürste und das leckere Elmer Citro, die Schweizer Variante von Sprite.
Trotzdem schaffte ich es, meine Partnerin zu einem Sonntagsausflug zu überreden, Glarus war nur Etappe, Ziel war der Klöntalersee, ein herrlich gelegener Alpsee mit fantastischen Wandermöglichkeiten. Mit dem Zug fuhren wir also in die Schwiegermutter der Hauptstädte, am Bahnhof stand das reservierte Mietauto.
Glarus wirkte traurig und abweisend, ausser uns verliessen nur einige müde Gestalten den Zug und verschwanden sofort in wartende Wagen, die alle mit Heckflügeln oder aufgeklebten Seitenstreifen ausgestattet waren. Wumm Wumm dröhnte es aus den Mantas und kleinen Peugeots. Glarus, the place to go also.
Das fröhlichste war unser knallroter Leihwagen, ich lenkte das Auto vom Bahnhof weg und folgte den Wegweisern. Da erblickten wir einen Brunnen. Perfekt. Für eine Wanderung rund um den See kann man nie genug Wasser dabei haben.
Allerdings lag der Brunnen ungünstig, nämlich auf der andern Strassenseite und eine doppelt ausgezogene Sicherheitslinie warnte uns davor, diese zu überqueren.  
Aber es gab keinen anderen Verkehr. Also bremste ich ab, drehte das Lenkrad ein – und musste abrupt bremsen. Wie aus dem Nichts war auf der Gegenfahrbahn ein Auto aufgetaucht und als ob dessen Fahrer ausgerechnet an der gleichen Stelle – bloss in die andere Himmelsrichtung – abbiegen wollte, blockierten wir uns gegenseitig.
Hinter der Scheibe erblickten wir die wütenden Gesichter eines älteren Ehepaares, beide fuchtelten mit ihren Händen, ihre Münder formten vermutlich keine freundlichen Worte.
Ich setzte zurück und versuchte, das Hindernis zu umfahren. Blitzschnell jedoch fuhr der andere Wagen vor und blockierte uns erneut.
Das konnte kein Zufall mehr sein, das war Absicht. Am Steuer des anderen Autos mussten der Schikane-Sheriff von Glarus und seine Calamity Jane sitzen.
„Was soll denn das?“, rief ich und setzte meine jugendlicheren Reflexe gegenüber dem Seniorenpaar ein. Ruckzuck Rückwärtsgang, Ruckzuck erster Gang, Ruckzuck abgebogen und schon waren wir in der Strasse, wo der Brunnen stand. Ich holte zwei leere PET-Flaschen aus dem Rucksack, öffnete die Autotüre – und erstarrte. Die Sheriffs hatten ebenfalls gestoppt, eine kompakte Frau, gebaut wie ein Kleiderschrank für Gartenzwerge, entstieg dem Wagen und kam – bei diesen Proportionen nicht überraschend – schwankend auf mich zu.
Ich drehte mich zu meiner Partnerin um und sagte ihr: „Sag jetzt bitte kein Wort“, denn ich hatte einen Plan.
Also schnappte ich die Flaschen und machte seelenruhig die wenigen Schritte auf den Brunnen zu.
„He Sie, hallo, so geht das also nicht“, keifte der Wackelschrank nur Sekundenbruchteile später an meinem Ohr. „Sie dürfen da vorne nicht abbiegen.“
Ich tat, als ob die Frau nicht da wäre, füllte meine Fläschchen, aber sie zeterte weiter.
„Das ist verboten, hier einfach abzubiegen.“
Meine Flaschen waren unterdessen voll, ich wandte mich ab. Die Hilfspolizistin drehte sich in meine Richtung und erblickte dann an unserem Mietauto das, worauf ich gehofft hatte und worauf mein spontan ausgedachter Plan beruhte.
Die Schimpftirade der Frau erstarb nämlich, ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und mit fast schon besorgtem Unterton fragte sie:
„Verstehen Sie überhaupt was ich sage?“
Natürlich verstand ich jedes Wort, aber ich hatte mit meinem Verhalten auf die Karte „unterdrückte Minderheit“ gesetzt. An unserem Mietauto befand sich nämlich nicht das für die Region übliche Kennzeichen GL (für Glarus), sondern das TI. Und das steht für Ticino, den italienisch-sprachigen Teil der Schweiz.
Also legte ich so viel Italianita in meine Stimme wie ich nur konnte und sagte ein mürrisches „No!!“, ehe ich die Autotür hinter mir schloss und laut prustend los lachen musste. 

Mittwoch, 15. Februar 2017

Und monatlich kommt die 5-Franken-Rechnung Die unerklärliche Liebesbeziehung zu meiner Ex-Kreditkarte

Und irgendwann kam der traurige Moment, wo ich mich von meiner Kreditkarte verabschieden musste. Sie war mir so treu gewesen und hatte mich in das unwegsame Gelände von Schwabing, Schwamendingen oder Brooklyn begleitet, hatte still, aber zuverlässig ihren Dienst verrichtet. Doch wie bei jeder Beziehung; alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Ich kündigte mein Kreditkarten-Konto auf.  
Aber das Ende ist nicht immer das Ende. Plötzlich hatte ich wieder Post meiner Kreditkarten-Bank. Eine Abrechnung über 5 Franken.
Und einen Monat später erneut. Und dann pünktlich vier Wochen darauf schon wieder eine 5-Franken-Rechnung.

Ich bezahlte. Besser keinen Ärger provozieren. Da kennen Schweizer Banken keinen Spass. Nicht mal bei 5 Franken. Vielleicht war ja noch was offen geblieben oder ich hatte bei meiner Kündigung irgendeinen Vertragsbestandteil übersehen. „Gemäss Abschnitt 36, Paragraph C7 sind Sie als Kunde gesetzlich verpflichtet….bla bla bla“. So was halt.

Also, ich zahlte.
Aber die 5-Franken-Rechnungen wurden mir weiter im Monats-Rhythmus zugeschickt.

Ich rief die Bank an. Aber da scheiterst Du schon in der Warteschlaufe. „Für Griechisch drücken Sie die 25, für Bulgarisch die 26….“ Eine Mail schreiben? An wen? An das Kontaktformular, dass – wenn überhaupt – von einem überforderten Trainee gelesen wird, der dann nicht weiss wohin?
Nö.
Der gute alte Brief. Ich hielt ihn kurz und knapp. „Wie oft darf ich von Ihnen noch eine 5-Franken-Rechnung erwarten? Die Kreditkarte ist abgelaufen und längstens nicht mehr in Betrieb. Ausserdem habe ich Ihnen den Betrag in Höhe von CHF 5 bereits zweimal überwiesen.“
Reaktion?

Natürlich keine. Aber die nächste 5-Franken-Rechnung lag schon bald wieder in meinem Briefkasten.
Nun suchte ich auf der Website der Bank nach jemandem mit Grips und der Kompetenz, diesen Unsinn zu stoppen. Ich entschied mich für den COO, den Chief Operations Officer, der laut verschiedenen Online-Quellen der Pragmatiker unter den Managern ist. Während der CEO eher generelle und vor allem strategische Entscheidungen innerhalb und für das Unternehmen trifft, bestimmt der COO den konkreten und tagtäglichen Ablauf des Geschäfts.  
Perfekt.

Also schrieb ich den COO dieser Bank persönlich an:
„Sehr geehrter Herr COO, ich hatte mal eine Kreditkarte, die über Sie abgewickelt worden ist. Mit Betonung auf dem Perfekt – hatte. Obwohl ich die Kreditkarte nicht mehr habe – mit Betonung auf dem Präsens! – bekomme ich weiterhin und regelmässig eine 5 Franken-Rechnung. Vor einem Monat habe ich Ihre Firma mittels Schreiben darüber informiert, dass ich die Kreditkarte EBEN NICHT MEHR HABE. Nützt nichts. Schon liegt die nächste 5 Franken-Rechnung im Briefkasten. Könnten Sie als COO bitte veranlassen, dass das aufhört?“
Reaktion?
Aber Hallo!
Nicht nur der COO, sondern gar dessen Chef, der CEO gaben mir Antwort.
„Sehr geehrter Herr Del Fabro, gerne teilen wir Ihnen mit, dass wir aufgrund Ihres Briefes die letztmalig belastete Gebühr im Sinne einer einmaligen Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht storniert haben. Der Saldo des gekündigten Kontos beträgt somit CHF 0.- (Null).“
Hurra. Null.


Und war das damit das Ende der Geschichte?
SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT!
Nur eine Woche später kam sie wieder. Die gute, alte 5-Franken-Rechnung von meiner Ex-Kreditkarten-Bank.
Und was werde ich jetzt dagegen unternehmen?
Nichts.
Ausser mich freuen auf das nächste Mal. Ist doch schön, sitzt da draussen in einer Bank jemand, der regelmässig an mich denkt. Selbst wenn es nur ein unbelehrbarer, dummer Computer ist.


Sonntag, 12. Februar 2017

THESE 1 zu "Generation Respektlos" : das Jammern ist des Schweizers Lust

„Jammern hat zwei ganz natürliche Funktionen und durchaus auch etwas Gutes. Wer klagt, kann sich innerlich erleichtern. Und Jammern schafft gleichzeitig eine Verbindung. Das gemeinsame Klönen über die Finanzkrise kann demnach auch befreiend sein. Und ich höre auch Stimmen, die dankbar sind für die Krise, da sich ihr Verhältnis zum Sicherheitswahn verändert hat. Statt Geld werden Beziehungen wichtiger, gute Freundschaften. Der Glaube daran wächst, dass mir schon irgendjemand helfen und mir selbst im Alter eine Suppe reichen wird.“
Buchautor und Psychologe Markus Fäh im Tages-Anzeiger vom 20.12.2008

„Ja aber, wenn wir nicht mehr jammern können, sind wir ja gar keine richtigen Schweizer mehr. Jammerschade.“
Leser J. Kaufmann als Reaktion zum obigen Artikel.

Ganze Wirtschaftszweige darben, auf Platz 1 die ewige Jammer-Branche Gastronomie. Noch im Jahre 2013 setzten die Schweizer Restaurants beachtliche 28,37 Milliarden Franken um. Wäre die helvetische Gastronomie ein eigenes Land, läge sie mit dieser Zahl im internationalen Vergleich der Bruttoinlands-Produkte auf Rang 110 von 188 erfassten Staaten. Die eidgenössischen Hotels, Restaurants und Bars machen also mehr Umsatz als Länder wie Georgien, Albanien, Nicaragua oder Island erwirtschaften.
Im Jahre 2015 betrug der Umsatz dann noch 22'442 Milliarden Franken, was immer noch ein ganz ordentlicher Wert ist. Aber dennoch einen Rückgang von mehr als 6 Milliarden Franken darstellt. Innert 2 Jahren müssen sich so ganze die Lokale und Gaststätten entvölkert haben. 

Auch von 2011 gegenüber 2010 gab es einen massiven Einbruch. Sogar der Zentralpräsident des Verbandes Gastrosuisse gab damals zu, dass „die Nachfrage drastisch zurückgegangen ist“. Selbstkritik? Fehlanzeige. Schuld waren die „staatlichen Auflagen“, etwa in den Bereichen Alkohol, Lebensmittel und Prävention. Zwar versuche die Branche «auf Kurs zu bleiben» und investiere, die Politik lege ihr aber immer mehr Steine in Form von immer neuen und strengeren Vorschriften in den Weg, klagte der Zentralpräsident weiter.
Auch Jahre später hat sich die Selbstreflektion nicht verbessert. Wiederum sind andere die Sündenböcke.
„Die Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizer Nationalbank im Jahr 2015 schlug sich in einem Umsatzrückgang nieder“, wurde die 6 Milliarden-Differenz zwischen 2013 und 2015 begründet.
In einem Tagesanzeiger-Artikel wurde ein Herbert Huber, Gastroexperte aus Stansstad zitiert. „Staatliche Auflagen sind nun einmal da, das kann man kaum ändern», sagte Huber. Aha, der erste Schritt zur Einsicht? Natürlich nicht. In der Schweiz gäbe es zu viele Beizen, der Kuchen sei leider zu klein für alle Wirte. Und:  „Wenn es kriselt, sparen die Leute beim Auswärtsessen“. Jetzt sind sogar die Gäste schuld.
In der Schweiz gibt es 20'000 Gastrobetriebe. Sind das wirklich zu viele für ein Land mit fast acht Millionen Einwohnern? Österreich, etwas grösser als die Schweiz, hat ungefähr gleich viele Gastrounternehmen und Deutschland, zehnmal so gross wie unser Land hat auch ungefähr zehnmal mehr Restaurants und Beizen.
Und trotz Wirtschaftskrise, Rauchverbot und weniger Touristen – das grosse Schweizer Beizensterben wird seit Jahren propagiert. Alleine Google findet über 2'000 Einträge „Beizensterben“ auf seinen Schweizer Seiten. Ein Märchen, denn in Wirklichkeit ist die Tendenz von Restaurants eher zunehmend. Laut einer Studie kamen im Jahr 2009 über 500 Bars und Beizen, im 2008 sogar fast 600 Betriebe dazu.
Im Jahr 2012 publizierte die renommierte Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich eine beachtliche Studie zum Thema „Rauchverbot in der Gastronomie“ und kam zum Schluss: „Wir finden keine Evidenz, dass die Schweizer Rauchverbote der Jahre 2007 bis 2010 einen statistisch signifikanten Einfluss auf die aggregierten Umsätze der Schweizer Gastronomie hatten.“ Zu Deutsch: Das Rauchverbot hat keinen Einfluss auf den Umsatz.
Beim Kaffeegiganten Starbucks sind die Preise hoch und der Service mies. Vielleicht liegt das daran, dass die Innen- und die Aussenwahrnehmung bei Starbucks nicht die Gleiche ist. Das ZDF wollte es genau wissen und schickte einen Reporter Undercover hin, die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber: „Der amerikanische Konzern pflegt nach aussen ein soziales und umweltbewusstes Image. Doch hinter den Kulissen rumort es. Mitarbeiter und Gewerkschaft werfen dem Unternehmen vor, Arbeitnehmerrechte zu missachten und die Gründung von Betriebsräten zu behindern. Das bestätigte auch ein Bericht des Nachrichtenmagazins Frontal 21 von Heiko Rahms und Thomas Münten. ZDF-Reporter Rahms ließ sich als Aushilfskraft in einer Starbucks-Filiale am Frankfurter Flughafen anwerben und bekam Einblick in die Welt der Barristas und Helfer hinter der Theke.
"Bei uns ist alles anders und sehr sozial", wird ihm bei der Einstellung gesagt. Dass die Realität anders aussieht, bekommt er bald zu spüren. Als ein Kollege, der Fieber hat, seinen Krankenschein einreichen will, zeigt sich die Chefin wenig erfreut. "Du siehst doch völlig gesund aus. Ich glaube, dass du die falsche Arbeitseinstellung hast", hält sie ihm entgegen. Rahms kranker Kollege arbeitet klaglos weiter.
Wer sich nicht fügt, werde rausgeschmissen, bestätigt ein ehemaliger Filialleiter von Starbucks dem ZDF. "Meine Aufgabe war es unbequeme Mitarbeiter rauszuschmeißen. Das war nicht schwer. Irgendeinen Grund fand ich immer und dann hagelte es Abmahnungen." Er beschreibt seine Aufgabe bei dem Konzern als Jobkiller. Abmahnungen gab es für falsche Sockenfarben, angebliche Unstimmigkeiten in der Kasse oder einen verschenkten Becher Kaffee.
Solche Schikanen trafen nach seinen Angaben vor allem Mitarbeiter, die der Gewerkschaft angehörten oder die falsche Hautfarbe hatten. "Mein Chef hat mir gesagt, dass er mich loswerden will. Ich würde zu dieser Gruppe der Afrikaner gehören, die oft krank und unzuverlässig sind", beschwert sich eine ehemalige Starbucks-Mitarbeiterin, die aus Afrika stammt, bei Rahms.

Woran liegt es, dass sich die Lokale leeren? Vielleicht an der Unfreundlichkeit des Personals? An der Inkompetenz oder Arroganz der Wirte? Jeder von uns ist zumindest schon einmal mit einem dieser Charakterzüge konfrontiert gewesen. Ich erzähle stellvertretend zwei und berichte von einer weiteren.

Story 1, Tatort Edellokal am Zürichsee
Ein Freund von mir gönnt sich zusammen mit seiner Frau einen schönen Abend und sucht ein teures und bekanntes Restaurant am Zürichsee auf. Lage gut, Preise hoch. Auf der Karte werden drei Menüs angeboten. Nun gut, denkt mein Freund, das ist halt nicht der Sternen um die Ecke. Er fragt den Kellner, ob er Menü 1 haben könne, aber mit der Beilage von Menü 3.
„Nein“, antwortet der Kellner.
„Nein?“
„Nein!“
„Und warum?“
„Weil der Koch das so nicht will.“
„Weil der Koch….“ Meinen Freund verschlägt es die Sprache. Nun muss man wissen, dass der Mann kein Freund des lauten Wortes ist. In 20 Jahren habe ich ihn ein einziges Mal wütend erlebt. Das war dann allerdings ein  heftiges Donnerwetter. Und ein solches entlädt sich nun (völlig zu Recht) auch über dem sturen Koch. Denn mein Freund stürmte ohne weiteren Wortwechsel mit dem Kellner direkt in die Küche.
„Wegen Leuten wie Ihnen leidet das Image unserer Gastronomie“, schleuderte er dem Chefkoch entgegen, der natürlich niemals damit gerechnet hatte, dass seine Ablehnung, Brokkoli vom Teller 1 durch Kartoffeln vom Teller 3 zu ersetzen, ein derartiges Chaos anrichten würde.

Story 2, Tatort Gasthof im Berner Oberland  

Die zweite Geschichte ereignete sich im Berner Oberländer Kunstdorf Mürren – mitten in einer der spektakulärsten Berglandschaften der Welt und daher einer der anziehendsten Touris-musgegenden wo selbst James Bond einmal die Welt gerettet hat. Dort habe ich folgenden Dialog geführt. Es ist halb zwei, ich betrete ein Restaurant und frage nach Essen:
„Es gibt nur kalte Küche.“
„Wunderbar. Dann nehme ich einen Salat“.
„Salat haben wir keinen.“
Kommentar?
Überflüssig.

Story 3, Tatort In-Lokal Mönchhof bei Zürich
Eine sehr hübsche Geschichte habe ich auf einem Onlineportal gefunden, sie könnte einem Programm von Michael Mittermaier entsprungen sein, ich kann’s kaum glauben, aber sie muss wahr sein, denn es finden sich fast hundert Kommentar-Einträge auf dieser Website, die den Artikel bestätigen. Und dieser Bericht geht so:
„Es ist Dienstagabend zirka 21 Uhr. Wir, zu zweit, vom Zürichsee kommend, verspüren einen kleinen Hunger und entschliessen uns vor dem Nach-Hause-Gehen noch schnell im Mönchhof einzukehren. Das Restaurant ist direkt am See gelegen und hat einen eigenen Hafen. An einem der vielen freien Tische bestellen wir Bratwurst vom Grill und Bier. Nach einiger Zeit wird serviert. Serviert? Die Bedienung knallt zwei in Papier eingewickelte Bratwürste auf den Tisch und legt eine Tube Senf dazu. Öhm, obs denn vielleicht noch einen Teller, vielleicht Servietten, ja eventuell sogar Besteck gäbe? erkundigen wir uns.
Ja, klar, das koste aber extra.
Extra?

Warum nicht gleich eine Stuhlsteuer? Sitzen ist unnötig, Essen kann man auch stehend.

Muss man den Senf denn auf die Tischplatte drücken? Oder direkt auf die Wurst? Natürlich hätte man auch das
Bürli als Senfbasis verwenden können, nur: Das will man ja dazu essen. Wie viel denn ein Teller koste, wollen wir wissen. Einen Franken. Angesichts mangelnder Alternativen, bestellen wir also den Teller zur Wurst und verlangen aber den Erfinder dieser Tellergebühr kennenzulernen. Die Bedienung verspricht, den Chef zu holen. In der Zwischenzeit denken wir uns noch weitere, im Grunde längst fällige Gebühren aus. Wieso gibt’s eigentlich keine Trinkglasgebühr? Die meisten Getränke lassen sich spielend aus der Flasche trinken. Oder die Stuhlsteuer? Essen kann man doch im Stehen. Oder die Bratabgabe? Würste sind auch roh lecker. Wie wär’s mit einer Restaurantbenutzungssteuer? Kochen kann man schliesslich auch zu Hause.
Irgendwann kommt dann ein kauziger Typ in roten Hosen und zurückgekämmten, langen grauen Haaren angeschlurft.

«Was hämmer für Problem?», fragte er.
Wir bitten ihn an den Tisch.
«Nei, kei Ziit, ich muen ufs Boot.»
Doch, doch, er müsse sich Zeit nehmen, wir seien doch Gäste hier.
«Nei, kei Ziit, muen ufs Boot. Was hämmer dänn?»
Na ja, die Tellergebühr.
«Das steht so in der Karte und jetzt wünsch ich eu en schönä Abig.»

Sind das nicht herrlich schräge, aber leider wahre Geschichten? Aber wenn‘s ums Jammern geht, sitzen die Wirte und ihre Lobbyisten in der ersten Reihe.
Jammerbranche Gastronomie. Es ginge schon anders. Gefunden habe ich ein erfrischendes Interview mit einem Gastronomen namens Michel Péclard, er sagt: „Nein, dieses Gejammer ist eine Gastrokrankheit. Viele sagen, sie verdienen nichts und drücken auf die Tränendrüse. Doch das wahre Problem ist, dass die meisten Gastrounternehmer den klassischen Konzepten nacheifern. Sie zeigen keinen Mut, Neues anzupacken und scheuen sich vor der Realisierung unkonventioneller Ideen.“ 

Auf Platz 2 meiner persönlichen Jammerhitparade figurieren die Lehrer. In der Schweiz komme es bald zum grossen Lehrer-Crash. So klagte der Tages-Anzeiger im Juni 2012 „Seit einigen Jahren herrscht in der Deutschschweiz ein grosser Mangel an Lehrpersonen.“ Und die wenigen die noch an Bord der Schulen sind, haben kaum mehr Freude an ihrem Job, der Zürcher Verband der Schulleiter findet „die Realität düster“. Ähnlich wie die Bauern (die Landwirtschaft folgt als Jammerbranche Nummer 3) können sich auch die Lehrer auf eine zuverlässige Lobby konzentrieren. So sind einerseits viele Journalisten selber ehemalige Lehrer und geben dem Thema gebührend Platz in den Medien. Anderseits darf sich die Lehrerschaft auf Unterstützung der Politik verlassen, wie im Sommer 2012 im Zürcher Kantonsparlament. Der Kantonsrat unterstützte einen Vorstoss, der eine Entlastung für Lehrer vorsieht. Die Pflichtlektionen sollen um zwei Wochenlektionen reduziert werden. „Die Arbeitsbelastung der Lehrer ist zu hoch“, sagte ein SP-Kantonsrat und ein Kollege der Grünliberalen doppelte nach: „Die Klassenlehrer können sich heute nicht mehr gebührend auf das Kerngeschäft konzentrieren. Wir wollen den Kindern keine ausgelaugten und frustrierten Lehrer zumuten.“ Das ist dicke Post. Denn erst Ende 2010 zeigte sich das gleiche Parlament grosszügig: „Wir sind sehr glücklich – es ist eine Anerkennung dafür, was Lehrer jeden Schultag leisten“, sagte Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands, nachdem der Zürcher Kantonsrat im November 2010 entschieden hatte, den Lohn der Lehrer im Kanton Zürich anzupassen. So wurde  
der Anfangslohn für Berufseinsteiger ab Januar 2011 je nach Schulstufe um etwa 8 bis 12 Prozent angehoben. 
Was also soll das mit Attributen wie „überlastet“, „ausgelaugt“ und „frustriert“ Was ist da los an unseren Schulen? In Schaffhausen gab es im Februar 2012 sogar einen Lehrerstreik. Die Demonstranten forderten unter anderem eine Entlastungsstunde für Klassenlehrer. Um den Beruf vor allem auch für Berufsanfänger attraktiver zu machen, brauche es marktgerechte Löhne. Ausserdem müssten die Klassengrössen überprüft und die Unterrichtspensen reduziert werden.

Marktgerechte Löhne? Nehmen wir als Beispiel den Kanton Aargau: Der Jahreslohn einer 32-jährigen Primarlehrerin beträgt 93'588 Franken, ein 55-jähriger Reallehrer wird mit 134'472 Franken entlöhnt.

Fakt 1; das ist nicht wenig.
Fakt 2; es reicht den Lehrern trotzdem nicht.

„An den Lehrer wurden in den vergangenen Jahren laufend zusätzliche Anforderungen gestellt, während das Gehalt nur ungenügend angepasst wurde. Dadurch hat die Attraktivität der Lehrerberuf vor Allem auch bei der jungen Generation eingebüsst. So sind bereits heute mehr als ein Drittel der Lehrer über 50 Jahre alt“, lese ich auf der Website www.lohncheck.ch. Zum Lehrerstreik in Schaffhausen meldete sich ein betroffener Lehrer auf einem anderen Online-Portal: „Mir würde eine Entlastungsstunde nichts bringen, denn der Unterricht ist der schönste Teil meiner Arbeit, darauf möchte ich ja nicht verzichten. Viel mehr zu schaffen macht mir, dass die Schule mit undurchdachten oder überschnellen Reformen überhäuft wird und zum Spielball der Politik geworden ist.“ Der gute Mann scheint zu vergessen, dass es die gleiche Politik ist, die sein Gehalt bezahlt.
Es geht ums Geld und es geht um die Arbeitszeit. Ein Sekundarlehrer aus dem Kanton Zürich weigerte sich 2009 an einer Weiterbildung teilzunehmen. Dafür durfte er sich im Tages-Anzeiger ausweinen. „Im Jahr 2000 hat der Zürcher Bildungsdirektor Ernst Buschor eine Arbeitszeitstudie betreffend der Belastung der Lehrkräfte in Auftrag gegeben. Ein Zürcher Sekundarlehrer arbeite demnach im Durchschnitt pro Woche 46,6 Stunden – berechnet auf der Basis von vier Wochen Ferien. Ein kantonaler Beamter hat bei vier Wochen Ferien und abzüglich der Feiertage ein vorgeschriebenes Wochensoll von 42 Stunden. Hoppla: macht für den Sekundarlehrer eine Überzeit von 216 Stunden pro Jahr.“
Sie jammern, sie klagen, sie schimpfen - und sie übertreiben ganz schön. Der Schulleiterverband des Kantons Zürich (VSLZH) hat ebenfalls eine Umfrage gemacht und kommt zum Urteil: „Viele Schulleitende sind überarbeitet und daher nur bedingt in der Lage, ihre vielfältige Aufgabe vollumfänglich wahrzunehmen. Die Zahl der Mehrstunden von Schulleitenden nimmt in vielen Fällen gesundheitsgefährdendes Ausmass an.“
Gesundheits-gefährdend? Wenn bereits Lehrer einen gefährlichen Job haben, was ist dann mit Busfahrern, Autobahnarbeitern, Chemikern, Fabrikangestellten, Putzfrauen? Von Feuerwehrleuten oder Polizisten ganz zu schweigen?
Vielleicht sollten die Lehrer weniger jammern und ihre Berufsverbände weniger Umfragen durchführen. Und sich wieder auf das konzentrieren, was sie eigentlich tun sollten. Lehren. Unseren Kindern was beibringen und nicht ständig in der Öffentlichkeit stehen und zu schimpfen, von Überforderung zu schwafeln. Was sind denn das für Vorbilder?
Die Lehrer wissen übrigens sehr wohl um ihr Jammer-Image. 2011 nahmen an einem Berner Lehrertag 5000 Lehrer teil und es gab die üblichen Klagen über die Rahmenbedingungen in diesem Beruf. „Dass sie in der Öffentlichkeit vor allem durch Jammern auffallen, gefällt jedoch nicht allen Lehrern“, schrieb die Berner Zeitung. Vielleicht ist es einfach eine Krux, heute Lehrer zu sein.

"Die Schulen, so wie sie heute sind, sind weder den Bedürfnissen des jungen Menschen, noch denen unserer jetzigen Epoche angepasst." 

Dieses Zitat ist über 70 Jahre alt. Maria Montessori hat es 1939 gesagt.

Die Jammer-Branche Nummer 3 ist die Landwirtschaft. Die Bauern sind erstaunlich laut, denn sie leisten nur noch einen Dreissigstel an das Schweizer Bruttoinlandprodukt. „Ich glaube nicht, dass die Bauern eine Berufsgruppe bilden, die mehr jammert als andere. Sie sind nur besser organisiert und kommunizieren schlagkräftig. Das bewirkt, dass sie sehr prominent wahrgenommen werden.“, machte im 2011 der damals zurücktretende Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Manfred Bötsch Propaganda für seine Klientel. Die Bauern werden aber stets gehört, wenn sie ihre PR-Maschinerie anwerfen Für die Herbstsession 2012 war die sogenannte „Agrarreform 2014-17“ angesetzt, kurz zuvor organisierte der Bauernverband eine Medienkonferenz und stellte stellvertretend für die darbende Branche Hansjürg Stalder aus dem bernischen Gümmenen vor. Brav tappten die Journalisten zum Bauer Stalder und notierten kritiklos mit, im Tages-Anzeiger sah das dann so aus: „Als Abgeltung für die erbrachten Leistungen bekommt Stalder aktuell knapp 40'000 Franken Direktzahlungen. Werde die neue Reformrunde der Agrarpolitik wie vom Bundesrat vorgeschlagen genehmigt, dann schrumpfe dieser Beitrag auf 36'000 Franken. Davon seien aber fast 10'000 Franken sogenannte Übergangsbeiträge, die sukzessive abgebaut würden, führte der Bauernverband aus. Hansjürg Stalder könne die 36'000 Franken nur dann halten, wenn er zusätzliche Leistungen bei Ökologie oder Tierschutz erbringe und damit die Lebensmittelproduktion seines Betriebes zurückfahre. «Ist es nicht die Hauptaufgabe von uns Bauern, die einheimische Bevölkerung mit gesunden, umwelt- und tierfreundlich produzierten Lebensmitteln zu versorgen», fragt sich der Bauernverband besorgt.“

Eine gute Lobby ist wertvoll. Keine andere Branche ist im Parlament so einflussreich wie die Bauern. Ende 2010 sassen alleine im Nationalrat (also der grossen Kammer des eidgenössischen Parlamentes) 27 Bauernvertreter und das bei 200 Nationalräten. Fast jeder sechste Schweizer Nationalrat hat also etwas mit der Landwirtschaft zu tun. Mit 17 Sitzen hatte die SVP mit Abstand am meisten Bauernvertreter. Auf Platz zwei lag die CVP mit 10 Vertretern. Die restlichen Bauernvertreter waren auf FDP, SP, BDP und Grüne verteilt.
Die Verteilung der Bauernsitze im Nationalrat auf verschiedene Parteien ist ein entscheidender Vorteil. Denn dadurch kann die Bauernlobby breit mobilisieren und bringt so Mehrheiten zusammen. Die Lobby erreicht, dass die Bauern trotz Sparprogramm nicht sparen müssen. Die Bauern in der Schweiz können sich nicht über ihre Vertreter im National- und Ständerat beklagen. Sie leisten ganze Arbeit, denn der Bauernlobby gelingt es immer wieder, an mehr Bundesgelder zu kommen, als ursprünglich budgetiert ist.
Nochmals zurück zum Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Manfred Bötsch: „Es geht jenen Landwirten gut, die es schaffen, die heutigen, vielseitigen Möglichkeiten unternehmerisch optimal zu nutzen. Betriebe, die sich zu stark vor den unternehmerischen Freiheiten fürchten, sind heute stärker unter Druck als früher. Das durchschnittliche Einkommen aller Betriebe hat sich parallel zur übrigen Bevölkerung entwickelt, aber die Einkommensschere innerhalb der Branche geht auf.“

Im Sommer 2012 fragte der Blick polemisch in einer Schlagzeile:

„Jammern die Bauern eigentlich immer?“ 

Es gibt noch 57'000 Landwirtschafts-Betriebe in der Schweiz, Tendenz rückläufig. Ist daran die Politik schuld?
Oder vielleicht einfach die Marktwirtschaft? Der Berner Bauer und SVP-Nationalrat Andreas Aebi spürte gemäss Blick „eine gewisse Resignation. Vor allem auch bei den jungen Bauern. Der Milchpreis wurde wieder gesenkt und keiner tut was dagegen. Das ist schon sehr demotivierend.“ 
Geben Sie in einer Internet-Suchmaschine mal die Begriffe „Bauern jammern“ oder „Bauern fordern“ ein, sie erhalten sofort zehntausende Einträge.
Das starke Lobbying, das publikumswirksame Jammern wirkt. Laut einer Studie von 2009 sind die Schweizer mit ihren Landwirten nämlich zufrieden: „Acht von zehn Befragten sind der Meinung, die Bauern seien bestrebt, das zu produzieren, was der Konsument wünscht und sie handelten unternehmerisch. Drei Viertel denken, den Bauern sei die Landschaftspflege wichtig und zwei Fünftel halten die Bauern für mehrheitlich innovativ. Im Vergleich zu früheren Befragungen hat sich das Image der Bauern bei der Bevölkerung verbessert.“ Gute Noten also von den Nichtbauern. Wie aber sieht sich die Landwirtschaft selber? Kaum erstaunlich, aber deren Selbstbild ist weniger gut: „Die Schweizer Bauernschaft ist 2009 ungefähr gleich zufrieden wie vor vier Jahren, wie die Studie zur Befindlichkeit der landwirtschaftlichen Bevölkerung zeigt. Deutlich gesunken ist die Zufriedenheit mit den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Fast ein Drittel (32%) der landwirtschaftlichen Bevölkerung glaubt, dass sich ihre finanzielle Lage im kommenden Jahr verschlechtern wird, im Jahr 2005 waren es nur 20%.“
Allerdings müssen wir hier auch einen kleinen Einschub zugunsten der Schweizer Landwirtschaft machen. Ein Schweizer Bauer kämpft mit anderen Ellen als sein Berufskollege in Belgien oder den USA. 70% der Schweizer Fläche wird nämlich den sogenannten „Berg- und Hügelgebieten“ (also Alpen, Voralpen und Jura) zugeschlagen. Das beschränkt die Betriebsgrösse. Ungefähr ein Viertel der Landesfläche kann überhaupt als landwirtschaftliche Nutzfläche verwendet werden. Mehr als die Hälfte der Schweizer Bauernbetriebe befinden sich in Berg- oder Hügelgebieten, dort, wo sich oft auch ein gehäuftes Tourismusangebot befindet. Seit 1990 sind etwa ein Drittel der Bauernhöfe verschwunden und es arbeiten noch knapp 170'000 in der Landwirtschaft. Das Einkommen ist um einen Drittel zurück gegangen, während die Preise für die Konsumenten nur um 14% gestiegen sind.

Indische Verhältnisse in Schweizer Zügen

Wer es im Jammerland Schweiz auch besonders schwer hat, sind die SBB, egal was die Bundesbahn macht, die Medien reagieren pikiert und ziehen stets einen wahren Rattenschwanz von Besserwissern hinter sich her. Am 10. April 2012 jammerte der Blick in dicken Buchstaben: „Kein Sitzplatz von Bellinzona nach Zürich - Indische Verhältnisse bei den SBB“. Der Bundesbahn ist das Problem bekannt, intern gibt es längstens Pläne gegen dieses Malheur, vier Monate später dann die Information, dass auf verschiedenen Strecken künftig S-Bahnzüge eingesetzt würden. Die sind Doppelstöckig und enger gestuhlt, es hat also auf gleich viel Boden Platz für mehr Menschen. Und was macht der Blick? Wieder das Haar in der Suppe suchen und natürlich finden: „Die SBB setzen in Zukunft auch auf längeren Strecken S-Bahnzüge ein. Das Resultat: Weniger Platz, weniger Komfort. Trotz höheren Preisen.“ Bei beiden Artikeln waren die Kommentarspalten in der Onlineausgabe der Boulevard-Zeitung gut gefüllt.
Und wenn uns gar nichts mehr einfällt, dann jammern wir über das Wetter. Nach einem Wetterwechsel von ca. 30 auf etwa 15 Grad lamentierte einer Online: „Wettermässig sind wir ja hier nicht wirklich gesegnet...“ Das muss jemand sein, der noch nie über den helvetischen Tellerrand geschaut hat.

Das Jammern ist also des Schweizers Lust – aber wir sind nicht allein im Jammer-Universum. Laut einer Umfrage der EU-Kommission aus dem Jahre 2008 (es wurden mehr als 25'000 EU-Bürger befragt), glaubten mehr als zwei Drittel der Deutschen, dass es ihnen in 20 Jahren schlechter gehen wird als heute. Wieder einmal ein Grund mehr zu bedauern, dass die Schweiz nicht zur EU gehört. So wären wir wenigstens in einer bedeutenden Kategorie Europameister. Die Deutschen würden wir locker hinter uns lassen.

Endlich Europameister – endlich vor Deutschland

Die Spanier sahen trotz Finanzkrise ihre Zukunft rosiger als die verwöhnten Deutschen. In Spanien glaubten 47% an ein besseres Leben, am optimistischsten waren die Iren und Esten. In diesen Ländern sahen zwei Drittel der Bewohner die Zukunft rosig. Dies hat sich unterdessen und wegen dem Welt-Ober-Jammerer im Weissen Haus vermutlich auch wieder etwas geändert.
Bauern, Wirte, Lehrer jammern. Aber auch Assistenzärzte, Mütter, Fussballfans. Wer ist eigentlich noch glücklich in diesem Land? Dabei ist uns allen klar; wir jammern auf hohem Niveau. Der Buchautor und Psychologe Markus Fäh hat 2008 das Buch „Schluss mit Jammern, das Leben kommt von selbst“ geschrieben und er stellt fest: „Ich werde ständig mit Jammern konfrontiert, da jeder mit einem Problem zu mir kommt. Es braucht ja ein Leiden, um Hilfe aufzusuchen. Manche meiner Patienten wollen mich instrumentalisieren, quasi als bezahlten Freund auf Lebzeiten, um ihr Gejammer loszuwerden.“
Der Fachmann hat auch eine These, weshalb wir so gerne klönen, schimpfen und möögen: „Das christlich-jüdisch geprägte Über-Ich, diese Kritikinstanz in uns, bestimmt das Denken und Handeln. Und diese Moralinstanz stellt extrem hohe Anforderungen an uns. Wir leben ja in einer Leistungskultur. Um jammern zu können, braucht es diese innere Instanz, die ständig kritisch hinterfragt. Die Leichtigkeit des Hier und Jetzt wie etwa im Buddhismus kennt dieses permanente Hinterfragen der eigenen Fähigkeiten nicht. Und in Kulturkreisen, in denen das Eltern-Kind-Verhältnis entspannter ist, konnte sich das Jammern weniger etablieren.“ Und er kommt zum traurigen Urteil, dass „Männer die viel grösseren Jammerer sind, obwohl es das traditionelle Bild des Klageweibes gibt. Die Frau ist zu Hause für den Mann oft nur eine Klagemauer, um Ärger und Frust Luft zu machen, damit er dann nach aussen wieder den Zampano spielen kann.“
Sie sind also gut vertreten, die schimpfenden Rohrspatzen, die Jammerlappen, die Ewiggestrigen und die Nörgler. Meine These steht. Belegt mit Beispielen, Zitaten, Ausschnitte, Studien. Perfekt.
Perfekt?

Und nochmals Europameister – in der Zufriedenheit

Nun kommt die grosse Überraschung. Der Schweizer und die Schweizerin sehen sich selber gar nicht so. Im Gegenteil. Wir sind ein einig Volk von Zufriedenen. Das ergibt eine Studie von 2010. Mehr als drei Viertel von über 1000 Befragten haben ihrem Leben – auf einer Skala von eins bis zehn – die Noten 8, 9 oder 10 gegeben. Gemäss den Ergebnissen erreicht die Schweiz – zusammen mit Dänemark – den Spitzenwert. Weit vor Finnland, Kanada oder Australien. Ältere Schweizer seien fast genauso zufrieden wie jüngere, kommt die Studie zum Schluss. Unterschiede zwischen Deutschschweizern und Romands oder Frauen und Männern gebe es praktisch nicht. Das Geheimnis des Schweizers Glücks: Je höher die Kaufkraft, desto zufriedener sind offenbar die Menschen. Leute mit hohem Einkommen würden ihrem Leben im Durchschnitt die Note 8,7 geben, Personen mit geringerem Einkommen die Note 7,7.
Meine Jammer-These fällt also in sich zusammen wie das berühmte Kartenhaus. Die These hält nicht stand. Einerseits jammern wir wirklich gerne, trotzdem sind wir glücklich.  Das Jammern ist also nicht der Grund für die sich ausbreitende Volkskrankheit Scheiss-Egalitis.

Die nächste meiner Thesen heisst „Es ist eng in der Schweiz“. Könnte die Ausbreitung der Volkskrankheit damit etwas zu tun haben?
Die Schweiz ist immerhin kleiner als die deutschen Bundesländer Bayern oder Niedersachsen, kleiner als der US-Bundesstaat Pennsylvania oder der Lake Superior zwischen den USA und Kanada. Bei uns leben weniger Leute als in Bagdad, als in Honduras, in  Haiti oder auf Kuba.


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