Samstag, 11. März 2017

Was taugt eigentlich Xing? Nix!

Ex-Raucher sind die aggressivsten Nicht-Raucher. Aggressiv machen tut mich Xing zwar nicht, aber ich halte das Portal für unnötig und überflüssig oder - um zum Nikotin zurück zu kehren - man kann dieses Netzwerk in der Pfeife rauchen. 
Voller positiver Erwartung habe ich mich einst in der schönen Xing-Welt angemeldet, habe Freunde und Bekannte gesucht und gefunden. Dann ging ich an Treffen, hörte mir Vorträge von Mitgliedern an, sammelte Visitenkarten und neue Kontakte, ging an weitere Treffen ... und begann mich unendlich zu langweilen. Kaum zurück am PC war ich bereits PING PING PING von den ersten meiner neuen Xing-Bekanntschaften angestupst worden, ich bestätigte wahllos, Netzwerk ausbauen auch wenn ich mich kaum noch ans Gegenüber erinnern konnte. Nicht in jeder Kürze liegt Würze, denn die Kurz-Talks liefen meist nach dem Schema: "Ah, Du bist als Teppichhändler tätig. Hm, interessant. Ja, ich bin...." Schon flutschten die Kärtchen hin und her - und next please. 
Ich war in der Xing-Spirale angekommen und mir fiel auf; ich hatte manchmal nette, meistens aufdringliche Menschen getroffen, aber es waren selten echte Entscheidungsträger dabei. Mach den einfachen Test und gib in der Suchmaske einen Namen eines bekannten Managers ein. Fehlanzeige, oder? 

Erst der Verlust belehrt uns über den Wert der Dinge

Xingen als Aktivität mag für eine Weile ganz spassig sein, allerdings nur solange Du unterbeschäftigt bist. Genau das war ich in meiner selbständigen Schlaufe, immer auf der Jagd nach einem weiteren Auftrag. Als ich dann Chef einer Redaktion wurde, hatte ich keine Hundertstelsekunde mehr Zeit für Xing. Als Manager bist Du unterwegs, hast Meetings, musst Entscheidungen treffen. Da bleibt kein Raum "für das Social-Networking neuer und bestehender Business-Kontakte" wie es Xing kühl beschreibt. Im realen Business-Alltag kommen genug neue Kontakte hinzu. 
Als ich versuchte, mein Premium-Abo zu kündigen, demonstrierte mir die Plattform ihre Macht und hetzte mir ein Inkasso-Büro auf den Hals, weil ich mich zunächst geweigert hatte, einen weiteren Jahresbetrag zu bezahlen. Also überwies ich zähneknirschend, stieg ein Jahr später aus und bin jetzt als Basic-Mitglied etwa noch so geschätzt wie ein Neandertaler im 2-Sterne-Hotel an der türkischen Riviera. Aber - der aufmerksame Leser hat es bemerkt - noch bin ich dabei. Stimmt, konsequent wäre anders. 

Der Visitenkarten-Tanz geht schon wieder los

Da war ich bei BNI schon rigoroser. Ich halte diese Vernetzung für den noch grösseren Unfug. Bei Business Networking International hält man sich nicht in der virtuellen, sondern in der realen Welt auf, es geht - da ist BNI ehrlich - um Geschäftskontakte. 
Ich ging also an einige Treffen. Wieder voller positiver Erwartungen. Wieder mit dem gleichen, niederschmetternden Resultat. Denn auch da sassen Dilettanten wie ich, Pseudo-Manager aus der dritten Reihe die in ihren Firmen kaum was entscheiden dürfen oder durchaus ehrbare Männer (und ganz wenige Frauen) aus Kleinstfirmen, die sich aber sowieso schon aus anderen Vereinigungen kennen. Bei BNI trifft man sich in einem (Achtung Fremdwort) Chapter um sich in strengen Regeln vorzustellen. Als ob sich königliche Pudel in einem Schönheitscontest gegenseitig am Allerwertesten beschnuppern, tanzten wir Visitenkarten-tauschend den Chapter-Walzer um uns dann in einem klar getakteten Ablauf vorzustellen und höflich zuzuhören. 

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe

Die Jahresmitgliedschaft kostet 1500 Franken. Dazu kommen aber (Pflicht-)Termine, wer die nicht wahrnimmt, fliegt bald raus und deren Teilnahme kostet ebenfalls weitere mehr als 1000 Franken. Seid's doch ehrlich Leute!
Ausscheren aus dem Prinzip ist nicht nur nicht erlaubt, sondern verboten und kann streng geahndet werden. Das BNI-FBI ist da gnadenlos. Als ich mir erlaubte, via Mail etwas Werbung für ein Benefiz-Projekt zu machen, wurde ich vom Chapter-Direktor zurück gepfiffen. Man dürfe die Mail-Adressen nicht "missbrauchen". Nein, nicht mal für den guten Zweck! Der gleiche Herr machte kurz darauf ebenfalls eine Rundmail um seinen neuen Staubsauger (oder so was Ähnliches) zu promoten. Das war dann natürlich was gaaaaanz anderes. Ich ging nicht mehr hin, das war mir dann doch zu doof. 

Twittern bereichert mich, dank YouTube lerne ich viel, auf Facebook verfolge ich, was Freunde machen. Aber ich halte mich ganz gerne in der echten Welt auf. Und zünde mir nun zusammen mit ein paar echten Menschen eine schöne Pfeife an.

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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