Donnerstag, 9. Dezember 2021

Wartet das Glück wirklich unter dem Regenbogen?

Felix und Selima sind jung und voller Träume. "Ich will raus" schreit es aus jeder Pore. Na dann. Zusammen mit Hund Rudi fliegen die beiden nach New York und kaufen dort einen dieser gelben Schulbusse. Der wird liebevoll umgebaut und dann geht die Reise los. Via die Niagara-Fälle quer durch Kanada und dann rauf bis Alaska. Von dort runter, ein bisschen Kalifornien, etwas Death Valley und dann Mexiko. 

Felix und Selima haben daraus einen kleinen, feinen Dokfilm gemacht: "Expedition Happiness" läuft auf Netflix und ich finde ihn zauberhaft. Oft gibt's nur Musik und Landschaftsbilder, sie kochen, sie schwimmen, sie treffen Einheimische und lassen sich örtliche Schönheiten zeigen.

Bei der Einreise nach Mexiko regnet es. Und kurz danach zeigt sich am Horizont ein prächtiger Regenbogen. Die Antwort auf die Frage, wo liegt das Glück, ist damit gefunden. 

Reiseziel ist das südlichste Argentinien. Aber bis dahin schaffen es die beiden Globetrotter nicht. Hund Rudi wird zu krank. Das Paar bricht die Reise mit dem lachenden und dem weinenden Auge ab. 

"Expedition Happiness" ist ein Muntermacher in diesen kalten Zeiten, wo auch noch hinter jeder Ecke Corona lauert oder einem ein Schwurbler ins Ohr zu schreien droht.

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Tom Hanks und der Sonnenstorm

Nur noch wenige Schauspieler sind in der Lage, einen ganzen Film allein zu stemmen. Tom Hanks ist quasi der Cary Grant der Neuzeit und kann das. Fast schon unermüdlich dreht der 65jährige Film um Film - und jeder ist auf seine Art gut. 

Jetzt also "Finch". Eine Sonnen-Eruption hat das Leben auf der Erde praktisch ausgelöscht. Nur noch wenige Menschen sind unterwegs. Ins Sonnenlicht dürfen sie nicht, das ist tödlich. Also bewegen sie sich im Schatten, der Nacht oder in Gebäuden. 

Ausgemergelt, bärtig, aber nicht desillusioniert tappt auch der Ingenieur Finch Weinberg (Hanks) durch diese unwirtliche Welt. Sein Hund Goodyear und der Hunde-Roboter Dewey leisten ihm Gesellschaft. Finch hat sich in seiner ehemaligen Firma eingenistet, was praktisch ist, denn da hat er alles um zu tüfteln, basteln, erfinden, schrauben. Und so baut er einen humanoiden Roboter, der sprechen und verstehen kann.

Ein nahender Supersturm zwingt das kuriose Quartett zur Flucht. Nun entfaltet "Finch" seine ganze Kraft, auch wenn in der ersten Hälfte die üblichen Kalamitäten geschehen. Roboter macht komische Dinge. Hund versteht Roboter nicht. Hunde-Roboter "stirbt". 

Mitten drin Tom Hanks, als sterbender Finch, der mit letzter Kraft den Roboter dazu bringen muss, sich um den Hund zu kümmern. Wie immer spielt Hanks kraftvoll-grandios und macht aus einem an sich traurigen Sci-Fi-Thema grosses Kino. 

Montag, 29. November 2021

Ein Leben ohne Katze ist möglich - aber sinnlos

Der Mann pilgerte durch Nordspanien. Er veräppelte mit der Figur des Horst Schlämmer Journalisten - und vielen fiel es nicht mal auf. Er besucht die sieben kleinsten Länder Europas. Er ist ein Tausendsassa und jetzt entpuppt er sich auch noch als grosser Katzen-Zampano.

@Stadtzeitung Wuppertal.

Hape Kerkeling kann es einfach. "Pfoten vom Tisch" ist die ultimative Liebeserklärung an die Katzen. Kerkeling gewährt Einblicke in seine eigene Katzen-Biographie. Das Buch ist immer dann stark, wenn uns der Entertainer ganz nah heranlässt:

"Doch so überraschend, wie sie eines Tages vor der Tür sass, verschwindet sie mit knapp neun Jahren wieder aus unserem Leben. Unsere beste Freundin."

Da bleibt mein Auge nicht trocken. Dafür umso mehr, wenn Kerkeling ins Generelle abschweift. Zwar bleibt er in seiner Sprache launig: "Das berühmte Blinzeln spielt keine unwichtige Rolle. Sind Katzen grundsätzlich guter Stimmung, werden sie ein Blinzeln ihres Halters immer erwidern."

Lesen tut sich das zwar gut. Steht aber bestimmt so oder ähnlich auch in anderen Katzenratgebern. 

Als Weihnachtsgeschenk 2021 eignet sich Hapes Katzenbuch aber ideal. Es lenkt uns super ab von der Never-ending-Pandemie. Und es wärmt das Herz.

«Wenn alle anderen gehen, werden diese Pfoten bleiben.» 

«Nicht alle Engel haben Flügel, manche haben Schnurrhaare.» 

«Ein Leben ohne Katzen ist wie ein Himmel ohne Sterne.»

Donnerstag, 18. November 2021

Die Welt geht deutsch unter

Die beiden deutschen TV-Serien "Blackout" und "Sloborn" lassen die Welt untergehen. Jede in ihrem eigenen Setting, aber nicht minder dramatisch.

Sloborn ist quasi die telegene Antwort auf die Corona-Pandemie und man kann sich schon fragen, ob die Welt darauf gewartet hat. Das Pech der Macher ist, dass sie mit dem Dreh noch vor dem Ausbruch der Pandemie begonnen hatten. Denn die Story erinnert frappant an das, was sich da draussen grad abspielt. Ein Virus bricht aus. Die Politik ist überfordert. Die Menschen teilen sich auf in die verschiedenen Lager. 

Sloborn ist spannend und packend, scheitert aber an den Details. Natürlich braucht es wie immer in einer Serie Kinder oder Teenager, um die man sich sorgen kann oder die gehörig nerven. In dieser Disziplin sind die Skandinavier Weltmeister. Damit könnte ich noch leben. Aber es tritt Personal auf, dass wie eine Karikatur wirkt. Der exaltierte Autor. Der Prügel-Polizist mit dem weichen Herzen. 

Blackout ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Marc Elsberg. Im Sechsteiler hetzt Moritz Bleibtreu einmal quer durch Europa. Völlig grundlos ist der Strom im ganzen Kontinent ausgefallen. Was ist los? Nur die Bleibtreu-Figur ahnt, was oder wer dahinter steckt. Dumm nur, dass ihm das BKA mit Heiner Lauterbach als Kommissar nicht glaubt. Gut nur, dass ihm Marie Leuenberger als Krisenstableiterin im Innenministerium glaubt. 

Es wird also gehetzt, gerannt, viele Stirnen werden gerunzelt. Die Welt - oder zumindest Europa - gehen hier mal ganz ohne Hollywood unter. Oder fast. Am Ende lauert natürlich das Happy End. Oder doch nicht?


Donnerstag, 21. Oktober 2021

Gib mir mein Herz zurück

Der Mensch ist fragil. Wir befinden uns immer nur einen Schritt vom Tod entfernt. Ein Schlag an die Halsschlagader, ein Schlag an die Schläfe, ein Schlag an den Hinterkopf und das blühende Leben ist vorbei.

11'100 Menschen sind in der Schweiz bisher an Corona gestorben. Über die Phase der Pandemie sind das 20 Todesopfer pro Tag. Und viele davon hätten vermieden werden können. 

Unsere unkritischen Medien sind leider nicht in der Lage, diese Zahlen anständig einzuordnen. Täglich meldet das BAG die Infektions- und Todeszahlen, täglich hecheln die Medien brav hinterher und melden das gleiche nochmals, entweder im 20min-Blau oder im Blick-rot oder im Tagi-Schwarz. 

Corona ist ein Scheiss-Arschloch eines Virus, keine Frage. Und wer sich nicht impfen lässt, ist massgeblich verantwortlich, dass die Pandemie nicht endet. 

Der Mensch ist fragil. Er kann nicht nur an Corona sterben, sondern an vielen anderen Dingen auch. An Krebs zum Beispiel. 17'000 Menschen sterben jährlich in der Schweiz an Krebs LINKFast 10'000 Menschen erleiden jährlich ein Schädel-Hirn-Trauma LINK. Fast 4'000 Menschen sterben jährlich an Unfällen, Suiziden oder an weiteren seltenen Fremdeinwirkungen (was für ein Wort!). 

Sind die täglich 47 Krebstoten, die täglich 25-Schädel-Hirn-Traumata den Medien die tägliche Panikmache wert? Natürlich nicht. Verbietet die Regierung das Rauchen, Abgase oder gefährliche Sportarten um uns vor jeglicher Unbill zu schützen? Natürlich nicht.

Die gleiche Politik, die uns also so vielen Gefahren aussetzt (Der Mensch ist fragil), will uns hingegen 100% vor Corona schützen? Lächerlich. 

Gebt uns unser Leben zurück. Wer sich gegen Corona schützen will, weiss wie. Wer es nicht will, dessen Entscheidung. 

Wie hat Herbert Grönemeyer schon gesungen? "Gib mir mein Herz zurück". Regierung - wo immer Du hockst - gib mir mein Leben zurück



Sonntag, 17. Oktober 2021

Wir reden über Booster - andere Länder wären froh um Impfstoff

In der Schweiz wurden 10,8 Millionen Corona-Dosen verabreicht, was zu einer lächerlich tiefen Impfquote von 61,3% führt (Stand Mitte Oktober 2021). 

Nicht mal zwei Drittel der Menschen in diesem reichen Land, haben sich impfen lassen. Aber schon beginnen die ersten nach dem Booster zu kreischen! Geht's eigentlich noch?

@mdr.de
Die Schweiz nennt sich immer das "Land der humanitären Verpflichtung" und verweist auf die Gründung des Roten Kreuzes in Genf und der politischen Vermittlung zwischen verfeindeten Staaten. Oder kurz: die Schweiz versteht sich als "Solidarisch-Weltmeister". Ist sie aber nicht. 

Das zeigt diese unsägliche Diskussion. "Mit einem Booster wäre meine Mutter noch am Leben" jammert ein Luzerner medial. Ungefiltert darf der Mann sagen: «Sie war alt, sah nicht mehr so gut und war auf einen Rollator angewiesen, sonst war sie aber gesund.» 

Notabene; die Verstorbene war 89! Mit Verlaub… 

Ein Kommentar-Schreiber bringt es auf den Punkt: "Mein herzliches Beileid zum Tod Ihrer Mutter. Ja, vielleicht hätte sie noch nicht sterben müssen, wenigstens nicht unter diesen Qualen. Ich verstehe Ihren Unmut gegen die Behörden. Jetzt machen wir einen Abstecher in andere Länder: da fehlen immer noch genügend Impfstoffe. Wegen den engen, eher unhygienischen Verhältnissen sterben viele Person unter Qualen, nicht wegen der fehlenden Booster-Impfung, sondern wegen der fehlenden Erstimpfung."

Bingo! Punktlandung. Denn die WHO ist alarmiert: "In einer Versorgungsprognose rechnet COVAX* im Jahr 2021 mit 1,425 Milliarden Impfstoffdosen. Ärmere Länder sollen etwa 1,2 Milliarden dieser Impfdosen erhalten, damit sie bis Ende 2021 wenigstens 20 Prozent ihrer Bevölkerung schützen können."

Wir Schweizer könnten uns impfen lassen, tun es nicht. Andere Länder würden gerne, haben aber viel zu wenig Impfstoff. Und dann wird im reichen Westen schon nach Booster geschrien? 

Ich bin fassungslos. Die WHO formuliert das drastischr: "Zwar habe COVAX beachtliche Fortschritte gemacht, dennoch sei der globale Zugang zu Impfstoffen bisher inakzeptabel."

*COVAX steht für „Covid-19Vaccines Global Access“

 


Sonntag, 10. Oktober 2021

Cucinarti: Liebe ohne Ende

Amore senza fine singt Pino Daniele und beschreibt, wie ich mich im Bistro Cucinarti in Hinwil fühle. So, als ob die Liebe kein Ende mehr hat. 

Die italienische Playlist gehört ebenso zum Ambiente wie die vielen reizvollen Details und die warme, persönliche Begrüssung durch Angelo und Adriana. 

Was die Gastgeber auf den Tisch zaubern ist grandios. Das musst Du selber ausprobieren. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unfassbar lecker die Pasta mit Marroni und Fenchel sind. Oder wie süss der selbstgemachte Apfelstrudel. Oder wie fein die frische Linsensuppe.

Und wie Gino Paoli plötzlich "Senza fine" singt, wird mir bewusst, dass dieser Besuch doch endlich ist und ein Ende hat. Lucio Battisti schickt mich mit "Si, viaggiare" zurück in die Realität. Die auch nicht so schlecht ist. Das "Cucinarti" ist definitivo eine Reise wert. 

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Freitag, 1. Oktober 2021

Gesundheits-Heuchler

«Da uns die Gesundheit unserer Gäste am Herzen liegt, halten wir im Moment an der Maskenpflicht fest», antwortet mir ein Veranstalter auf die Frage, weshalb ich bei ihm nur mit Maske, obwohl geimpft.

Zutiefst gerührt sollte ich eigentlich ein paar Tränen verdrücken. Da sorgt sich doch jemand um meine Gesundheit.

In meinen 54 Vor-Corona-Jahren haben sich ausser Mama und dem Onkel Doktor nie jemand um meine Gesundheit gekümmert. Vor allem kein Veranstalter. Es ist auch nicht dessen Aufgabe. Meine Sicherheit sollte ihm schon wichtig sein. Dass mir kein Teil seines Theaterdaches auf den Kopf fällt. Dass mich keiner seiner Opernsänger beisst.

Aber die Gesundheit war bislang meine eigene Aufgabe. Das hat sich geändert. Aus Angst und vorauseilendem zivilem Gehorsam klammern sich viele Events krampfhaft an die Maskenpflicht und argumentieren frech "mit meiner Gesundheit". Obwohl man OHNE Zertifikat schon gar nicht eingelassen wird.

Warum gilt eigentlich keine Helmpflicht? Mir könnte doch was auf den Kopf fallen. Vielleicht eine Torte. Eine Blumenvase. Ein lebensmüder Mitbesucher.

Und wenn wir schon dabei sein: Warum muss niemand Ellbogen- oder Knieschützer tragen? Da "uns Ihre Gesundheit am Herzen liegt". Meine Krankenkasse-Karte muss ich auch nicht vorweisen. Den persönlichen Bodyguard auch nicht mitbringen. 

Verdammte Heuchler. Es geht Euch nur um die Kohle. Sind alle GGG, tragen alle Maske, könnt Ihr Eurer Säle und Eure Bankkonten füllen. Aber meine Gesundheit interessiert Euch einen feuchten Dreck. Seid's doch wenigstens ehrlich!

 

 

Mittwoch, 29. September 2021

Der grosse 007-Coup des Zurich Film Festivals

Die Welt wurstelt sich durch die Corona-Pandemie. Deutschland quengelt sich zum nächsten Kanzler. Die EU weiss noch immer nicht, was sie mit den Flüchtlingen machen soll, die es an die südeuropäischen Küsten spült. Die entnervten Fridays for Future-Jugendlichen verlieren bald die Geduld. 

Politische Probleme gibt es genug. Angepackt werden sie nur halbherzig. Da kommt der Weltretter Nummer 1 mit der Doppel-Null gerade richtig.

James Bond ist wieder da. Und wie! "No time to die" feierte am 28. September Weltpremiere in London. Parallel, und mit nur einigen Minuten Verzögerung, ballert 007 auch am Zürich Film Festival. Damit ist dem ZFF ein wahrer Coup gelungen. Das anerkennt auch das deutsche Onlineportal von welt.de: "Bond wurde zu einer Trophäe der Züricher Festspiele, die ernsthaft zur Attacke blasen, die Berlinale von ihrem Platz als drittwichtigstes europäisches Filmevent zu verdrängen."

Und wie feiern Schweizer Medien diese "Attacke"? Die Platzhirsche schauen eher weg. Der Tagesanzeiger würdigt den Film: "Doch allem, was dieser Agent tut, wohnt eine unendliche Traurigkeit inne, und das ist kein Zufall. Diese Melancholie wurde im Grunde seit «Casino Royale» auf Daniel Craig gemünzt." Watson.ch bewertet den Regisseur und fragt, was macht die 007-Regie? "Nichts Besonderes. Also auch nichts grundsätzlich Falsches." Das trifft punktgenau das banale Watson-Textchen. 

Immerhin freut sich die Südostschweiz: "Lediglich eine Handvoll Schaulustiger versammelte sich entlang der Abschrankung vor dem Kongresshaus. Darunter zwei Autogrammjäger, die mit Block und Stift auffielen, und sich irgendwann aber enttäuscht abwandten. Auf dem Grünen Teppich waren nur wenige der üblichen Verdächtigen der Schweizer Prominenz erschienen."

Das ZFF macht es also ganz nach Tim Bendzko's "Nur noch kurz die Welt retten". Wenn die Politik schon fast nichts mehr hinkriegt...




 

 


Dienstag, 28. September 2021

Hinter dem Schlagzeilen-Horizont gehts weiter - immer weiter

Der Journalist macht beruflich das, was einst Sisyphos tat. Nachdem der Stein auf den Berg gestossen, purzelt er runter. Nachdem der Artikel geschrieben, fällt er einem wieder auf die Füsse. Die Fake News-Kreischen melden sich, die Social Media-Besserwisser. Nein, es war schon einfacher, journalistisch tätig zu sein als jetzt.

Umso wichtiger, dass es in der Branche nicht nur Ab- oder Umschreiber gibt, sondern Handwerker, die mit Verve, Verstand und Vergnügen ihrer Arbeit nachgehen. Die aufdecken, hinterfragen, selbstkritisch sind und sich nie selber genügen: die investigativen Journalisten. Was wir aus Filmen wie «Spotlight» oder «All the presidents men» kennen, gibt es tatsächlich.

Der Dokfilmer Daniel Sager begleitete ein Investigativ-Team der Süddeutschen Zeitung und gibt in seinem Film «Hinter den Schlagzeilen» spannende Einblicke.  

Wie die Journalisten an Kongressen mit Informanten reden, in Moskau Edward Snowden treffen, in Washington, Tel Aviv oder München recherchieren. Der Dokfilm bietet viel und wartet in der zweiten Hälfte mit einem wahren Scoop auf. Die SZ-Journalisten bekommen das berühmte «Ibiza-Video» zugespielt, das letztlich dem damaligen österreichischen Vizekanzler HC Strache das Amt gekostet hat.

Inhaltlich ist «Hinter den Schlagzeilen» top, auf der gestalterischen Ebene überzeugt der Film nicht. Was schade ist. Denn etwas mehr moderne Bildsprache hätte nicht geschadet.

Der positive Eindruck überwiegt jedoch und die SZ-Leute tüfteln bestimmt bereits am nächsten Rätsel. Oder wie Udo Lindenberg einst sang: «Hinter dem Horizont geht’s weiter.» Frei abgewandelt in: «Hinter den Horizont-Schlagzeilen geht’s weiter.»


Samstag, 25. September 2021

Hurra - das Kino entfaltet wieder seine Kraft

In New Orleans taucht ein Bild auf und wird für 1'100 Dollar an einen Händler in New York verkauft. Dieser staunt nicht schlecht: liegt ihm da ein Werk von Leonardo Da Vinci vor? Der Händler beauftragt eine Restauratorin und vernetzt sich mit Partnern. 

Aus einem einfachen Bilderkauf entwickelt sich eine Sensation in der Kunstwelt. Ein neuer Leonardo ist aufgetaucht. Oder doch nicht?

Der dänische Dok-Film "The Lost Leonardo" rollt diese spektakuläre Geschichte auf und erinnert in seiner Machart mehr an einen Thriller, denn an einen Dokumentarfilm.

Ich habe die Leonardo-Dok am Zurich Film Festival '21 gesehen. Das Kino war voll. Die Vorfreude riesig. Das Publikum hungrig. Die Stimmung gut. Ganz untypisch für das sonst so coole Zürich kommt man gut und schnell mit anderen Menschen in den Austausch. 

Und das Beste: ohne Maske. Mit GGG und einem Zertifikat funktioniert das tadellos. Wer will, darf seine Maske gerne aufsetzen. Ich bin geimpft, ich verzichte. Und falls mich Corona doch ereilt, habe ich die Gewissheit, dass das Leben endlich ist. 

Das Kino ist zurück. Die Leinwand lebt. Hurra, das ist das grosse Comeback des Bewegtbild auf der grossen Leinwand. 

Einige Tag vor dem Kinobesuch war ich im Fussballstadion. Mit GGG und einem Zertifikat funktioniert das tadellos. Wer will, darf seine Maske gerne aufsetzen. Ich bin geimpft, ich verzichte. Und falls mich Corona doch ereilt, habe ich die Gewissheit, dass das Leben endlich ist. 

Hurra. Das Leben ist zurück. Und wer sich nicht impfen lässt und lieber auf Leben, Fussball oder Kino verzichtet, der soll. Aber der Sprung in der Schüssel muss schon sehr gross sein. 

Mit geimpften Lebensgrüssen


Freitag, 17. September 2021

Verzettelt

Der Ansatz vom "Grossen Traum" ist löblich. Da begleitet der renommierte Fussball-Autor Ronald Reng von 2013 an drei ambitionierte junge Männer, die den einen, grossen Traum eint: Fussballprofi zu werden. 

Nur einer aus dem Trio schafft es, die anderen beiden bleiben auf der Strecke, zumindest fussballerisch. So ist ein packendes Buch mit viel Internas entstanden. Was macht eigentlich ein Fussballer, wenn er weder trainiert noch spielt? Was tut eine Beraterin? Wie oft braucht ein Fussballer einen Frisör? Wie entstehen die immer gleich tönenden Interviews nach den Spielen? 

Ich mag den Stil von Ronald Reng. Er ist nah dran, aber nicht anbiedernd. Er begleitet die Jungs hautnah, aber nicht auf Schritt und Tritt. Und so sind drei Porträts entstanden, die feinsinnig und pointiert sind, die manchmal weh tun und die auch eine gewisse Traurigkeit ausstrahlen. 

Aus dem Nachwuchsleistungszentrum in die Champions League, vom U-Kicker zum Fliesenleger oder Versicherungsvertreter. Jedes Schicksal findet im "Grossen Traum" statt.

Allerdings verzettelt sich Autor Reng. Das Buch ist chronologisch aufgebaut, die Übergänge von Spieler zu Spieler sind oft derart fliessend, dass ich immer wieder Orientierung brauche: Wovon schreibt Reng? Von Niko oder Foti oder Marius? Die Jungs sind wie sie sind, da muss der Autor nichts dazu erfinden. Aber eine klarere Abgrenzung hätte mir geholfen. 

Um es in Fussballsprache zu sagen: "Der grosse Traum" war ein kurzweiliges und intensives Buch. Gegen Ende mit weniger Tempo, aber die Spannung blieb. Und nach dem Abpfiff kullert dann doch noch ein Tränchen. So long, Foti, Niko und Marius. 

Montag, 13. September 2021

Blutige Kost auf dem Klappstuhl

Der Sechseläuten-Platz in Zürich ist eine grandiose Location. Mal steht da der Zirkus, mal das Filmfestival-Zelt, dann die Leichtathletik-Arena - oder Menschen mit Klappstühlen erobern den fast 16'000m2 grossen Platz. Das ist die Fläche von zwei Fussballfeldern.

Die Leute kommen nicht wegen Shaqiri oder Messi, sondern wegen Salome und Jochanan. Das sind die Hauptfiguren in der Richard Strauss-Oper "Salome". Der Platz grenzt direkt an das prächtige Opernhaus und das überträgt die Saisoneröffnung direkt nach draussen. 

So klappen die Plastikstühle auf und tausende machen es sich in der wärmenden Abendsonne gemütlich, derweil drinnen auf der Bühne gesungen, geschmachtet oder gestorben wird. 

Ich war da. Herrlich. Die Kultur erobert die Menschen zurück, die Menschen erobern die Kultur zurück. Dank der Zertifikatspflicht muss sich auch niemand sorgen. Und wer es trotzdem tut, darf gerne seine Mausmaske tragen. 

Oper für alle heisst die Idee und sie beweist, dass das mit dieser Zertifikatspflicht wunderbar funktionieren kann. Nur so als dezenter Hinweis an all die, die sich jetzt auch darüber wieder beklagen. 




Freitag, 10. September 2021

Die SVP will keine 2-Klassengesellschaft - und schürt genau diese

Wenn es um die Bekämpfung der Corona-Pandemie geht, verhält sich die SVP wie das trotzige Kind im Sandkasten. Nein! Nein! Nein! Und bei jedem Entscheid des Bundesrates heult die Volkspartei wie ein waidwundes Tier auf. Nein! Nein! Nein! Und quengelt und zetert. So soll die Einführung der Zertifikatspflicht zu einer 2-Klassen-Gesellschaft führen. 

In die, die teilnehmen können - und die anderen. 

Mitten in der Pandemie sucht und findet die SVP ein neues Themenfeld, um sich auszutoben und quengelt und zetert über die links-grün dominierten Städte und dass man deren politische Macht zerschlagen soll. 

Was für eine Ironie. Einerseits: in der Corona-Politik die 2-Klassen-Gesellschaft kritisieren. Anderseits: im Stadt-Land-Thema die 2-Klassen-Gesellschaft forcieren.

Ein peinliches, durchschaubares Manöver. 

Donnerstag, 9. September 2021

Meine Erinnerung an 9/11? Der sture Radiomusikchef!

Fassungslos sah ich in der Radioredaktion zu, wie der zweite Flieger in den zweiten WTC-Turm flog. Danach waren wir wie Popcorn in der Pfanne. Alle juckten auf, alle schrien herum, jeder tat was, die meisten was Sinnvolles und wie alle Journalisten auf der Welt, stellten wir im Nu auf Katastrophen-Modus.

Dass der Musikchef in seinem Büro vor sich hin dödelte und noch eine Extra-Einladung brauchte, den Soundteppich - "Könntest Du "It's raining men" aus dem Programm nehmen?" - anzupassen, ist eine meiner vielen merkwürdigen Erinnerungen. 

Aber was RedaktorIn oder ModeratorIn hiess, der/die zog mit. So grauenhaft es für New York City war, so aufregend war es für uns Newsleute. 

Ich griff zum Hörer und holte ein komplett unsinniges Statement der US-Botschaft in Bern ein. Das liessen wir in Dauerschlaufe auf die Hörer los. 

Ein Freund von mir befand sich zu der Zeit in Kanada. Ich rief ihn an und sagte, stell mal den TV ein. Seine Antwort vergesse ich nicht: "Du denkst ernsthaft, im kanadischen Fernsehen läuft dasselbe wie bei Dir?". Das dachte ich nicht nur ernsthaft, ich wusste es.

Und wo warst Du am 9/11?




Dienstag, 7. September 2021

Das grosse Maskentheater

Wer Kultur geniessen will, muss dies mit Maske tun. Egal ob geimpft oder geschwurbelt. Vor der Theaterbühne sind alle gleich.

Wer Sport geniessen will, darf dies ohne Maske tun. Es gilt die 3G-Regel. 

Maskenpflicht im Theater. 

Ich bin geimpft und habe mich entschieden, nur noch Veranstaltungen zu besuchen, wo ich dies Maskenfrei tun kann. Wer dennoch eine tragen will, dem sei dies freigestellt.

So war ich zuletzt in zwei Theaterstücken. Eines auf dem Land, eines in der Stadt. Beide wollten mein Zertifikat sehen. Und schon durfte ich zwei Stunden Unterhaltung geniessen. Maskenfrei. Herrlich. 

Das Theaterspektakel Zürich änderte mitten im Spielplan seine Regeln. Plötzlich galt auch dort die Maskenpflicht. Trotz Zertifikat. Pfui!!

Es gibt ein kleines, feines Theater in Zürich. Da wollte ich hin. Aber siehe da; Maskenpflicht. Ich habe dem Theater geschrieben und lobenswerterweise eine Antwort erhalten. Ganz ohne Stichelei gehts natürlich nicht: "Die Ansteckungszahlenstatistik wie auch die Wissenschaft zeigen jedoch klar auf, dass die Kombination aus Maske und GGG den wirkungsvollsten Schutz bietet. Darum haben wir sie gewählt. Für uns und fürs Publikum. Oder andersherum gesagt, wir versuchen, mit den bestehenden Regeln so umzugehen, dass wir auch im Winter noch unserem Beruf nachgehen können. Aus diesem Grund stellen wir alle Befindlichkeiten gerne etwas zurück. So sieht für uns echte Solidarität aus."

Vielen Dank für die Antwort. Aber warum braucht es immer noch diesen Tritt ans Bein: "So sieht für uns echte Solidarität aus." Was soll das?
Geht doch.....

In der Schweizer Eishockeymeisterschaft - die Indoor stattfindet - gilt Zertifikat und keine Maske. Wer will, der darf.

So sieht für mich echte Solidarität aus, liebe Damen und Herren der abgehobenen, zumal noch staatlich subventionierten Theaterwelt. 

 

Montag, 6. September 2021

Grande Italia

Ein paar Tage in Italien - und meine Weltsicht verändert sich drastisch. Wie Italien mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie umgeht ist famos. Das Land ist schliesslich arg Covid-gebeutelt und liegt mit 130'000 Toten weltweit auf Platz 9 - weit vor bevölkerungsreicheren Ländern wie Deutschland, Frankreich, Iran oder der Türkei. 

Es gilt Zertifikatspflicht für Innenräume wie Museen oder ÖV. Und es funktioniert. Tadellos sogar. Das Schweizer Zertifikat lässt sich ganz einfach in eine GreenPass-App importieren und schon kommst Du überall rein. 

Manchenorts stehen die Fieber-Pistoleros. Gewöhnungsbedürftig ja, wenn Du ins Warenhaus willst und da steht einer in einer fleckigen Uniform und hält Dir den Plastik-Revolver an die Stirne. 

Im Eurocity-Zug verteilen sie ein Health-Set. Enthalten: eine frische Maske, Desinfektionsmittel, Wasserflasche. 

In der Schweiz wird wieder einmal diskutiert und analysiert - derweil die Spitäler ächzen und das Gesundheitssystem an seine Grenze kommt.

In Italien wird gehandelt und umgesetzt und liegt in seiner Impfquote fast 10% vor der Schweiz. Hast also auch Du den Corona-Frust: vai in Italia. 


Mittwoch, 25. August 2021

Gastronomen jammern astronomisch

Liebe Schweizer Gastronomen

Welche Laus ist Euch jetzt schon wieder über die gepökelte Leber gelaufen? Kaum verkündet der Gesundheitsminister, dass man künftig nur noch mit Zertifikat ins Restaurant kommt, geht schon wieder das Gejammer los.

Dagegen ist der Branchenverband Gastro Suisse. «Eine Ausweitung ist unverhältnismässig und würde nicht viel bringen."

Präsident Casimir Platzer äusserte sich nur eine Stunde nach dem Gesundheitsminister. 

Echt jetzt? 

"Die Zeiten sind schwierig für das Gastgewerbe. Dafür haben alle Verständnis. Doch wer ständig und routiniert jammert, wird irgendwann unglaubwürdig." Das schreibt das St. Galler Tagblatt (LINK). Und zwar im April 2021! 

Vier Monate später geht das astronomische Gastronomen-Gejammer schon wieder los. 

Es ist jetzt dann mal gut, Leute. 

Den es geht auch anders. Der Zürcher Gastronom Michel Péclard sagt im Tages Anzeiger (LINK): «Ich finde es die richtige Lösung. Nochmals ein Lockdown wäre auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwierig. Aber was ist der Aufwand, wenn wir die Restaurants wieder schliessen müssen?»

Ob sich das der Jammer-Weltmeister Platzer auch überlegt? Oder ob er nur noch jammert, um des Jammern willens?

 


Dienstag, 24. August 2021

Doppelt geimpft und zehnfach genervt

Niemals im Leben würde ich Bungeejumping machen. Ich finde es doof, ich habe Angst und es erscheint mir gefährlich.

@itravel.de

Was aber wäre, käme ein durchgeknallter Wissenschaftler zur Erkenntnis, durch einen einzigen Sprung in die Tiefe - mit elastischem Seil an den Füssen wohlverstanden - wäre ich für ewig safe vor Corona? 

Gälte dann meine oben propagierte "Niemals-Haltung"  immer noch? Ich käme zumindest ins Zweifeln und würde vermutlich all meinen Mut zusammennehmen und den Sprung in die Corona-sichere Zukunft wagen. 

Die 100prozentige Sicherheit gibts bekanntlich nie. Das weiss jeder, der trotzdem einen Velohelm trägt, das weiss jeder, der trotzdem einen Plastikpanzer beim Skifahrern umschnallt. Life is a risk. 

Und trotz diesen vielen Trotzdems, sehe ich ungeimpfte VelohelmfahrerInnen. Wo bleibt die Logik?

Ich bin doppelt geimpft und habe meinen solidarischen Teil zur Beendigung der Pandemie erfüllt. Ja, natürlich gibt es auch den Ego-Teil. Ich bin damit geschützt.

Als ich mich im Frühling 2021 impfen liess, war ich sicher, der Scheiss ist bald vorüber. Aber nun ist die Impfquote in der Schweiz gerade mal über die 50%-Marke gerobbt und noch immer gibt es Millionen Ungeimpfte. 

Es gibt in der Schweiz mehr Impf-Möglichkeiten als es McDonalds- oder Starbucks-Restaurants oder Apple-Shops oder Tankstellen gibt. Die sind aber voll. Die Impfstationen verwaisen.

Müsste man, um sicher vor Corona zu sein, eine der wenigen Bungeejumping-Locations aufsuchen, ich hätte Verständnis für die Haltung "ist halt nicht um die Ecke" oder "ich habe Angst".

Leute: eine Impfung ist KEIN Sprung in die Tiefe. Es piekst, vielleicht ist Dir danach zwei bis drei Tage unwohl. 

Wer sich übrigens nicht impfen lässt und erkrankt, der würde mit Handkuss die "zwei, drei Tage Unwohlsein" nehmen. 

Also: IMPFT EUCH!!!!!!!!

Freitag, 20. August 2021

Stephen King kann auch ganz anders

Der König des Horrors wird Stephen King nicht umsonst genannt. Er hat Horrorhunde erschaffen, Horrorclowns, sogar Horrormaisfelder und ist in seiner Sparte das Horrormass aller Dinge.

Dass King auch anders kann, beweist er immer wieder. "Joyland", erschienen 2015, ist nur eine kleine Geschichte, die in einem heruntergekommenen Vergnügungspark spielt. Aber auch kleine Geschichten entwickeln eine grosse Sogwirkung.

So auch im neuesten Stephen King-Buch: «Billy Summers». Zwar hat das Buch mit 700 Seiten den üblichen King'schen Umfang, die Geschichte ist aber erneut eine kleine, feine und hat so gar nichts zu tun mit Hunden, Clowns oder Maisfeldern.

Der Auftragskiller Billy Summers nimmt nur Aufträge an, wo er "schlechte Menschen" erledigen muss. Das geht einige Jahre gut, bis er einen dubiosen Job annimmt. Auf der Flucht fällt ihm die halb so alte Alice praktisch vor die Füsse, was den Killer vor ein Problem stellt. Flucht oder Alice helfen?

Die Frau ist schwerverletzt, drei Jungs haben sie vergewaltigt.

Vielen Stephen King-Hauptfiguren ist gemein, dass sie im Kern ein gutes Herz haben. So auch der Killer Billy, der keine Sekunde zögert und sich um Alice kümmert.

Das ist dann aber leider auch der Moment, wo aus einem Spannungsroman ein seichtes Geschichtchen wird. Wäre es ein Film, gäbe es nun viel Geigenmusik, Sonnenuntergänge, schmachtende Blicke und viele freundliche Menschen.

Ein weiteres Manko: Wurden zu Beginn selbst unscheinbarste Nebenfiguren fast schon zärtlich eingeführt, rumpelt die Billy Summers-Kiste wie ein altersschwaches Tuk-tuk durch die letzten Abschnitte, baut urplötzlich neue Figuren ein und steuert auf einen Showdown hinzu, der dem Vorangegangenen so gar nicht mehr gerecht wird. Weder stilistisch noch inhaltlich.

Einen netten Clou hat das letzte Drittel aber parat. Plötzlich spielt nämlich ein altes, abgebranntes Hotel in den Bergen von Colorado eine kleine Nebenrolle. Der geneigte Stephen King-Kenner weiss, welch ulkigen Schlenker «Billy Summers» doch noch macht.

 

 


Mittwoch, 18. August 2021

Wir werden in Grund und Boden gelacht

Den Afghaninnen fällt gerade der Himmel auf den Kopf, der US-Präsident entpuppt sich als Joe Ratlos. Südeuropas Wälder brennen, der türkische Präsident entpuppt sich als Recep Ideenlos. Corona zeigt auf, wie fantasielos unsere Politik reagiert (leider nicht agiert), Belarus ist ausser Rand und Band, China sowieso und im Fussball gewinnen eh immer die Bayern. 

There is something wrong in paradise

Höchste Zeit für ein paar Muntermacher. Es gibt sie immer noch, die Good News, Meldungen, die uns zum Lachen oder Staunen bringen.

Annika Traser ist eine 28jährige Berlinerin. Von Beruf Gesundheitsmanagerin, leidenschaftliche Radlerin. Sie war auf zwei Rädern unterwegs, pedalte von Kanada bis ins tiefste Südargentinien. Der Spiegel (LINK) beschreibt das Abenteuer: "Traser liebt es, minimalistisch unterwegs zu sein, schätzt eine Katzenwäsche im Fluss genauso wie ein frisches T-Shirt, nachdem sie drei Tage lang ein und dasselbe getragen hat."

Corona machte Traser zunächst einen Strich durch die Rechnung. Rien ne va plus. Den Elan der Weltenbummlerin konnte die Pandemie nicht stoppen. 

Eine feine Idee hatte der Hamburger David Amoateng. Der Sohn eines Ghanaers suchte eine Puppe als Geschenk für seine Nichte. Welt.de (LINK) skizziert Amoatengs Idee nach: "Ob in den Regalen großer oder kleiner Spielzeugläden, überall bot sich ihm dabei ein ähnliches Bild. „Der überwiegende Teil der Puppen war weiß. Die wenigen schwarzen, die es gab, gefielen mir nicht."

Er begann eigene Puppen herzustellen. Mit überwältigendem Erfolg: „Es war verrückt. Plötzlich stand ich vor einem neuen Problem: Wie schnell können die nächsten Puppen fertig sein?“, erinnert er sich.

Selbst das ansonsten notorische Kreischportal 20min (LINK) hat eine wahre Herzensgeschichte. Ein Musikfestival hat eigentlich eine überschaubare Grösse. Dass da Herzen zusammen finden, ist kaum überraschend. Dass die Herzen aber erst dann funken, wenn eine Dating-App erfolgreich dazwischenfunkt, ist herzerwärmend. Die kuriose Geschichte von Deborah und Morris ist auch ein Muntermacher.

 







Freitag, 13. August 2021

Dwayne Johnson-Filme: hast Du einen gesehen, hast Du alle gesehen

Egal ob Mega-Erdbeben (San Andreas) oder Mega-Hochhausbrand (Skyscraper) oder Mega-Zeitreise (Jumanji); trägt eine Hollywood-Action-Kiste den Zusatz "Mega" ist Dwayne Johnson nicht weit. 

Ein grosser Schauspieler war er nie und wird er nicht mehr werden. Der Gewinn eines Oscars scheint ausgeschlossen. Dwayne Johnson-Filme verlaufen stets nach dem uralten Hollywood-Muster: Scheisse passiert. Held kommt. Held repariert. Sonnenuntergang.

Nun also "Jungle Cruise" - ein quietschbuntes, total überdrehtes, aber herrlich kindisches Disney-Spektakel, selbstverständlich mit einem typischen Dwayne Johnson. Dieser schippert als Skipper Frank Wolff auf einem altersschwachen, aber dann doch flinken Boot über den Amazonas, haut Touristen übers Ohr und schreckt bei seinen Gaunereien vor niemandem zurück. 

Dann tauchen die resolute Engländerin Lily Houghton (Emily Blunt) und ihr schwuler Bruder McGregor (Jack Whitehall) auf. Sie sind auf der Suche nach den legendären "Tränen des Mondes", Diese Blüte soll heilende Kräfte haben.

Selbstverständlich sind auch weniger freundliche Gesellen hinter den Tränen her und so dreht natürlich auch "Jungle Cruise" hochtourig, rasant, feurig - und überraschend romantisch. Die Chemie zwischen Johnson und Blunt funktioniert. 

Die beiden bestbezahlten Schauspieler der Welt stehen erstmals gemeinsam vor der Kamera. Johnson hat sich persönlich dafür eingesetzt, dass Kollegin Blunt mit von der Partie ist. Das hat sich gelohnt. Die Funken sprühen. Zunächst wird natürlich gezetert, gelogen und geschimpft, bis sich die Balken des klapprigen Kahns biegen.  

Als dann geschmachtet, gebusselt und sogar geküsst wird, verliert "Jungle Cruise" etwas an Fahrt. Das Gesamtvergnügen leidet aber nicht.

Wenig Gnade zeigen viele Kritiken. Ein Film wie aus der Mottenkiste der 90er. Und? Was ist falsch an den 90ern? 

Es gab keine Instagram-Zombies, kein Corona, Donald T. als Präsident war bestenfalls eine Furzidee, es gab keine 200-Mio-Fussballtransfers. Also nichts gegen die 90er, Schweinebacke. 



Montag, 9. August 2021

Gott steh uns bei - "Die Zerstörung Amerikas" macht Angst

Der ZDF-Journalist Elmar Thevessen ist ein Reporter von alter Schule. Er geht raus, spricht mit Menschen (Menschen!! nicht nur mit Politikern und Pressesprechern) und er weiss, wovon er in seinem faszinierend niederschmetternden Buch "Die Zerstörung Amerikas" schreibt. 

Thevessen hat schon mehrmals in den USA gelebt, er mag das Land, seine Menschen, seine Historie, die Marotten und die Spleens. 

Was er weniger mag sind Spinner und Leute, die sich nicht für Fakten oder Wissenschaft interessieren. Leute wie Donald Trump. Ein Mensch, der es geschafft hat, sich eine derart riesige Fangemeinde zu erschaffen, die wir er nicht an Fakten und Wissenschaft glauben. 

Gefahr für die Welt

Das Buch fasst die vierjährige Präsidentschaft Donald Trumps zusammen und Thevessen lässt nicht nur kein gutes Haar am abgewählten Präsidenten, sondern er kommt zum niederschmetternden Fazit: "Donald Trump ist ein Rassist mit faschistischen Zügen, weil er die demokratische Ordnung schleift und sich selbst über das Gesetz stellt. Trump ist eine Gefahr für die Welt."

Auf 300 flott geschriebenen Seiten filetiert der Journalist das Werk des Demagogen, ist aber auch selbstkritisch und verschont sich und seinen Berufsstand nicht. "Wie sehr machen wir Medien uns zu Werkzeugen eines verlogenen, rassistischen Hetzers, wenn wir über seine Veranstaltungen berichten, ohne auf die bizarren, menschenverachtenden und erfundenen Äusserungen eingehen?"

...und dann kam Joe Biden

Was Thevessen nicht wusste, als er das Buch schrieb: wie in jedem kitschigen Hollywoodfilm gibt es das Happy-end. Der Bösewicht kann noch so wüten - am Schluss reitet dann doch der Held nach gewonnener Schlacht in den Sonnenuntergang.

Joe Biden gewann die Präsidentschaftswahl 2020 und schmiss Trump nach nur vier Amtsjahren bereits wieder aus dem Weissen Haus. Auch wenn dieser und seine Anhänger bis heute von der "gestohlenen Wahl" schwafeln. 


Freitag, 6. August 2021

Blasius und Wendelin strecken Corona die Zunge raus

Lachen ist gesund. Das wusste schon die kecke Handpuppe Caroline von Bauchredner Kliby. Und wenn wir etwas gerade ganz dringend gebrauchen können, ist es Gesundheit. Wenn wir das via Lachen erreichen können, umso besser.

Die Chliibüni Glärnisch (LINK) ist wieder da. Und wie. Es knallt, chlöpft, tätscht, rumpelt und rappelt auf der Bühne. Einfach machen es sich die Boulevardtheatermacher nicht. Denn als Basis ihres neuen Stückes "Mit Abstand beschränkt" nehmen sie ausgerechnet Corona.

Kann das gut gehen? Ist das lustig? Darf man darüber überhaupt Witze machen?

Aber ja!

Der pingelige Blasius und der schlufige Wendelin wohnen Tür an Tür, ohne sich zu kennen. Beide sind in Quarantäne. Während Blasius ständig alles desinfiziert, hängt Wendelin rum wie ein Faultier und entdeckt in jeder noch so stinkenden Socke ein Würstchen, welches er "so lange gesucht hat". 

Um diese Gegensätze optisch ideal darzustellen, ist die Bühne unaufdringlich geteilt. Links die Wohnung des Putzteufels Blasius, alles in sterilem weiss, nur seine Socken und seine Krawatte (beides im beleidigenden rosa) hellen das eintönige Bild auf. Auf der rechten Bühnenseite fläzt sich Wendelin im plüschigen roten Overall auf dem flauschigen Sofa, über ihm baumelt Wäsche. 

Das ist die Ausgangslage. Nun folgt ein fast zweistündiges Gag-Festival, welches nie an Flughöhe einbüsst. Witze sind bekanntermassen Geschmackssache und was der eine albern findet, bringt den anderen zum Brüllen. Die beiden Freizeit- (aber nicht Laien-) Schauspieler Leopold Ramhapp (als Blasius) und Roger Rhyner (als Wendelin) purzeln durch ihr eigenes Stück (sie haben es beide geschrieben), aber sie fallen nicht auf die Nase. 

Ein wahres Bijou ist ausserdem die Location. Die Chliibüni hat im glarnerischen Schwanden eine Heimat gefunden und sich direkt am Flüsschen Sernft in einer alten Fabrik eingerichtet. Vom Bahnhof Schwanden sind das einige Fussminuten und Parkplätze hat es auch genügend. Wer Corona den Mittelfinger zeigen und mal wieder richtig herzhaft lachen will: auf nach Schwanden. "Mit Abstand beschränkt" gibt es bis am 18. September. 

Wie der Vorhang fällt, kommt mir unweigerlich Caroline und ihr Kliby in den Sinn: "Lachen ist gesund". 

Montag, 2. August 2021

Beste Mezze und lässigste Bedienung? In Zürich im Rigihof

Maske auf, Registrierung an und dann wird man von der Bedienung durchs Mundtuch auch noch unverständlich angenuschelt. "Wobn Tsi hiir sitzn?" Man kann gerade noch so die Aussage verstehen und das Fragezeichen heraushören. Ausgehen und lecker essen war auch schon lässiger. 

Was für uns Kunden lästig, ist für die Gastronomen ein mühsamer Zusatzaufwand. Umso dringender, dass wir Kunden dennoch rausgehen, die Restaurants wieder füllen und unseren Teil dazu beitragen, dass diese ganze Branche nicht endgültig in die Knie muss.

Aus 1001 Nacht

Nach vielen Monaten der Abstinenz waren wir wieder einmal im Rigihof Restaurant, wo wir früher immer die besten Mezze bekamen. Kein Wunder, denn der Küchenchef und der Sous chef tragen - ganz im Gegensatz zum  Lokal - Namen wie aus einem Märchen aus 1001 Nacht: Osman Koyuncu und Harun Or Rashid. 

Früher also "die besten Mezze". Haben die überlebt? Gibt es das Lokal noch? Ja und ja. Und dann die freudige Überraschung. Der Küchenchef kennt uns noch, wir müssen gar nicht bestellen, denn er weiss genau, was wir mögen: "Mezze? Für Sie immer" und entschwindet, um uns alsbald den nächsten feinen Teller zu zaubern. 

Beste Mezze und lässigste Bedienung? Im Restaurant Rigihof an der Universitätsstrasse 101 in Zürich: https://www.rigihof-restaurant.ch/

Samstag, 31. Juli 2021

Jubel! Nun gibts auch die Schweizer Corona-Zahlen täglich. Oder..?

Das Bundesamt für Gemütlichkeit...äh Gesundheit BAG meldete am 29. Juli, dass die Corona-Zahlen von nun an täglich aktualisiert und mitgeteilt würden. Hurra!! Also auch am Wochenende. 

Wurde auch langsam Zeit. Alle Länder arbeiten ihre Daten regelmässig nach und publizieren diese auch. Nun also auch die Schweiz.

Also habe ich mich am Samstag, 31. Juli frohgemut auf die gemütliche...äh bundesamtliche Seite covid19.admin begeben und was springt mich da an? 

Übers Wochenende veröffentlichen wir keine neuen Daten.

Des Rätsels Lösung? Keine Ahnung. Leider nur der nächste Hinweis, dass Bern im Hinblick auf die anrollende vierte Welle wieder gleiche Fehler zu machen scheint, wie schon bei den Wellen zwei und drei. Dumm! Sehr dumm!

Quellen:

https://twitter.com/hashtag/CoronaDataCH?src=hashtag_click

https://www.covid19.admin.ch/de/hosp-capacity/icu


Montag, 26. Juli 2021

Grazie, Mister Petkovic

Ich war begeistert, als Sie 2014 die Schweizer Nati als Trainer übernahmen. Endlich war die Zeit von Langweiler Ottmar Hitzfeld vorbei. Im WM-8tel-Final von 2014 gegen Argentinien verzockte sich der "Welttrainer" und wechselte kurz vor Ende der Verlängerung defensiv ein. Dann schoss Angel Di Maria das 1:0 für Argentinien und die Schweiz konnte nicht mehr reagieren. 

Völlig losgelöst nach dem EM-8tel-Finalsieg
über Frankreich. @tagesanzeiger.
Ihr Start Herr Petkovic war harzig, die ersten beiden Spiele gingen Zu-Null verloren und die Qualifikation für die EM 2016 schien bereits erledigt. Aber Sie straften alle Kritiker Lügen, haben jede Endrunde erreicht (was "Gottmar" Hitzfeld nicht schaffte) und rockten an der EM-Endrunde 2020 (welche Corona-bedingt 2021 stattfand) im Achtelfinal Weltmeister Frankreich weg. Das Aus im Viertelfinal gegen Spanien war unglücklich und scheint Ihr letztes Spiel als Natitrainer gewesen zu sein. 

Was für eine Ironie; ausgerechnet mit Ihrem letzten Einsatz wurden Sie neuer Rekordnationaltrainer und stehen bei 78 Partien. Ihre Bilanz ist überragend; Sie gewannen 42 Spiele, verloren nur 20 mal, zuhause sogar nur 5 mal. 

Vielen Dank Signore Petkovic für viele magische Fussballnächte. Ein fulminantes 5:2 gegen Belgien. Ein mutiges 1:1 gegen Brasilien an der WM 2018. Ein 2:0 Qualisieg gegen den frischgebackenen Europameister Portugal. 

155 Tore schossen die Natispieler unter Ihrer Leitung. Fabelhaft. Grazie mille, Sie haben mir nach den drögen Hitzfeld-Jahren meine Nati zurückgegeben. Schade, verlassen Sie uns Richtung Bordeaux. Aber ich kann Sie verstehen. Mehr als den Weltmeister an einem Turnier zu schlagen ist nicht möglich. 

Sonntag, 25. Juli 2021

"Die Verlorenen" von Simon Beckett ist verlorene Zeit

Die Bücher von Simon Beckett sind genial. Zumal die Reihe mit dem forensischen Anthropologen David Hunter. Der untersucht Leichen und kann anhand der von Insekten abgelegten Eiern erkennen, wie lange jemand schon tot ist. Daraus spinnt Autor Beckett faszinierende Krimis. 

Oder Bücher wie "Der Hof" oder "Tiere". Aus einfachen Plots strickt Simon Beckett spinnennetzartige Geschichten, welche so richtig schön weh tun. Ich bin also ein Fan des Briten.

"Die Verlorenen" heisst das neueste Buch von Becket - eine unraffinierte Story mit einem merkwürdig lahmen Helden. Jonah-Colley ist Polizist bei einer Londoner Spezialeinheit und wird von einem alten Freund um Hilfe gebeten. Als Colley mitten in der Nacht (huu-huuu) in einer alten Lagerhalle (huuu-uuuu) eintrifft, findet er drei Leichen aber keinen alten Freund und wird von einem Unbekannten derart übel zusammengeschlagen, dass er sich die restliche Zeit nur noch mit der Hilfe von Krücken vorwärtsbewegen kann. 

Echt jetzt? Natürlich muss die Hauptfigur kein James Bond sein. Aber ein Krücken-Ermittler? Tatsächlich schafft es Jonah Colley, in jedes Fettnäpfchen zu treten und weitere Abreibungen zu kriegen. Er ächzt und stöhnt sich auf seinen Krücken durch "Die Verlorenen" - und ich ächze und stöhne vergeblich mit, denn ich habe wenigstens auf eine raffinierte Auflösung gehofft. Selbst die bleibt aus. 

Die Leichen in der alten Lagerhalle haben einen Bezug zu einem persönlichen Verlust Colleys zehn Jahre zuvor. Darum humpelt er verbissen vorwärts, versucht zu ermitteln und gerät selber ins Visier der Behörden. Auch das ist ausgelutscht und schon tausendmal erzählt. Das Warten auf Beckett hat sich diesmal nicht gelohnt. 

 

 


Mittwoch, 21. Juli 2021

Verleiht den deutschen Unwetterhelfern den Friedensnobelpreis

Jetzt wird in die Hände gespuckt. 
Die Unwetterbilder aus Deutschland sind verstörend. Was wir sonst nur aus Drittweltländern wie Bangladesch oder Indonesien kennen, ist nun plötzlich ganz nah. Von der Schweizer Grenze bis ins schwer getroffene Bad Münstereifel sind es nur 400 Kilometer. Das Mittelmeer ist von Genf gleich weit entfernt, Venedig liegt näher zur Schweizer Grenze als das deutsche Unwetterchaos. 

Mutmachend sind die vielen privaten Helfer, die aussehen wie Schlammcatcher und sich dem Wahnsinn grimmig entgegenstellen. Du und ich's holen die Schaufeln hervor und tappen in Gummistiefeln und mit Entschlossenheit durch die Zerstörung. Aus dem nördlichen Bundesland Schleswig Holstein - welches weiter vom Unglücksort entfernt ist als die Schweiz - sind Bauern auf ihren Traktoren angereist um Schutt zu schippern. Aus Berlin - über 540 Kilometer entfernt - kündigt sich eine Fussballmannschaft an um zu helfen. 

Deutschland ist das 18.-reichste Land der Welt.

Das BIP beträgt 51'260 Dollar.

Deutschland sperrt seine Bewohner wegen Corona monatelang ein.

Deutschland verpennt die grösste Hochwasserkatastrophe seit 1962.

Immer wieder fällt in den Medien das Wort "Solidarität". Was Politiker bei jeder Gelegenheit posaunen, die einfachen Menschen leben es. Der Friedensnobelpreis 2021 sollte den Unwetterhelfern verliehen werden. 

Wo sind die 40'000 Feuerwehrleute?

Was mir in den Medien auffällt, ist das, was man kaum sieht: wo ist der Staat? Der Präsident des deutschen Feuerwehrverbandes sagte im Fernsehen, 40'000 seiner Leute seien vor Ort. Entweder schwenken die TV-Kameras immer dann weg, wenn ein Feuerwehrmann ins Bild kommt - oder sie sind nicht da. Zwar gibt es Eindrücke vom Nurbürgring, wo Armee, Technisches Hilfswerk THW und Feuerwehren ein grosses Logistiklager eingerichtet haben und deren Fahrzeuge rege auszuschwärmen scheinen. Vor Ort sehe ich sie dann trotzdem nicht. 

Gondo im Jahr 2000.

Im Jahr 2000 riss ein Erdrutsch das Walliser Bergdorf Gondo in zwei Teile, viele Menschen starben. Ich war ein junger Journalist und wurde zur Berichterstattung ins Wallis geschickt. Schon mehrere Kilometer vor dem Dorf wurde ich von Soldaten gestoppt. Eine Durchfahrt wurde mir nicht erlaubt. Nur in Begleitung der Armee durften wir Journalisten den zerstörten Ort "besichtigen". 

Es war ein grauenhaftes Erlebnis. Aber der Staat war präsent. Was hat Deutschland seinen Bürgern - ausser vielen warmen Worten - zu bieten? Vielleicht fliesst nun wenigstens die grossmäulig angekündigte Finanzhilfe schnell an. Bei Corona wurde auch viel versprochen...

Montag, 19. Juli 2021

Ist das lustig, wenn einem der Himmel auf den Kopf fällt?

Die tapferen Gallier um Asterix und den nimmersatten Obelix hatten nur eine Angst: Dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Genau das ist vielen Menschen in Deutschland passiert. Tief im Westen sind die Leute hart im nehmen. Aber wenn Petrus zürnt, nützt die stärkste innere Haltung nichts mehr. 

Plötzlich kam die Sintflut, Land unter in Teilen Deutschlands. Die Politiker kamen angerannt, machen die grossen Versprechungen, geloben Besserung, dann reisen sie wieder ab und die zerstörten Städte und Dörfer räumen auf. 

Irgendwo im Hintergrund sieht man einen Kerl, der aussieht wie ein depperter römischer Legatus (Befehlshaber einer Legion) aus einem Asterix-Buch, der lacht und sich köstlich zu amüsieren scheint. Hinterher schiebt der Depp ein zerknirschtes Sorry nach. LINK

Der Depp heisst Armin Laschet und er möchte vom Legatus zum Imperator aufsteigen. Also zum politischen Chef des Landes. Politisch ist mir der Mann suspekt, weil er die typische Sowohl-als-auch-Windfahne ist. Was aber in vielen Ländern kein Hindernis für hohe Weihen ist. Menschlich jedoch ist Laschet unterirdisch. 

Als Professor verlor er 2015 einen ganzen Stapel Prüfungsarbeiten. Anstatt den Fehler zuzugeben, erfand der feine Herr Noten - und übersah, dass er mehr neue Arbeiten ausstellte, als Studenten eine abgegeben hatte. So flog der Skandal auf LINK

Warum ihm dies heute nicht mehr um die Ohren fliegt, ist mir ein Rätsel. Sein blödes Lachen aber sollte nicht ohne Folgen sein. 



Mittwoch, 14. Juli 2021

Wir sind dann mal weg - schöne Ferien lieber Bundesrat

Wir sind dann mal weg. 
Der Bundesrat macht Ferien. @admin.ch
Jedes Land hat die Regierung, die es verdient. 

Deutschland wählt im September und könnte Grüne Weichen stellen - tut es aber bedauerlicherweise wohl nicht. Zu arg sind die Patzer des Grünen Spitzenpersonals. Frankreich wählt nächstes Jahr und könnte rassistische Weichen stellen - tut es aber hoffentlich nicht. 
Die USA haben im November gewählt - und einen üblen Demagogen und Faschisten abgestraft. 

Jedes Land macht seine eigenen Corona-Regeln, jedes Land hat seine eigene Zählweise von Fällen. Jedes Land wurstelt sich auf seine Weise durch die Pandemie.

Holland zieht die Schraube mal wieder an, Malta auch, England lockert, Frankreich führt Impfpflicht für Gesundheitspersonal ein, die USA schäumen, weil ein Impfziel verpasst wurde, Deutschland wiegelt ab - und die Schweiz? Unsere Regierung ist jetzt mal in den Ferien! Sie ist was?

Schon richtig gelesen. Bis Mitte August wird sich der Bundesrat nicht mehr zu Corona äussern. Die Regeln sind gemacht. Basta. Da muss man ja nicht wegen einer läppischen Mutante gleich wieder was ändern. 

Schon vor einem Jahr ging die Schweizer Landesregierung fröhlich in die Sommerferien. Was dann im Herbst mit Corona passierte wissen wir.

Jedes Land hat die Regierung, die es verdient. Auch die Schweiz. 



Montag, 12. Juli 2021

Aus! Aus! Die EM ist aus! Endlich!

Nein, die Fussball-Europameisterschaft hat mich nicht gepackt. Auch wenn die Schweizer Nati mit dem Einzug in den 4tel Final Historisches geschafft hat. Diese EM war nicht mein Ding.

Das Turnier mag sportlich eines der Besseren gewesen sein. Ja, es gab packende Spiele, ja, es gab viele Tore (und historisch viele Eigentore) und ja, es gibt eine neue Erkenntnis: das Team ist der Star. Die Zeit der grossen Überflieger scheint vorbei.

@zdf.de

Aber es war auch das Turnier vieler seltsamer Entscheidungen. Eine EM mitten in einer Pandemie abzuhalten ist - sagen wir mal - fragwürdig. Der Ex-Uefa-Präsident Michel Platini kam auf die super-lustige Idee, die Endrunde in ganz Europa durchzuführen und so flogen die Teams kreuz und quer über den Kontinent. Von St. Petersburg nach Sevilla, von Rom nach Baku, von London nach Bukarest. Und da jedes Land seine eigenen Corona-Regeln hat, wurde die Einreise für Fans teilweise fast verunmöglicht und für Teams zum Spiessrutenlauf.

Das Stadion in München durfte nicht in Regenbogenfarben leuchten, weil man einen Ministerpräsidenten nicht vor den Kopf stossen wollte.

Die Werbebanden waren geprägt von chinesischen Laufbändern. Der europäische Fussball soll gefälligst den Megamarkt China erobern. Bestimmt haben Herr Wang und Frau Lee nägelkauend den Vorrundenknüller Ukraine gegen Nordmazedonien verfolgt. 

55 Nationalverbände sind Mitglied der europäische Fussballfamilie UEFA. 24 davon - also nahezu die Hälfte - durfte am Turnier teilnehmen. Nichts gegen Finnland, Ungarn oder Schottland. Alles feine Länder mit feinen Menschen. Aber dieses Aufblähen macht keinen Sinn. 

By the way; für die WM 2026 werden sich 48 Teams qualifizieren. Die FIFA zählt 211 Mitglieder - praktisch jedes vierte Fussballland wird also an der WM 26 kicken. Wiederum ein Grund für Herr Wang und Frau Lee Partien wie Saudi Arabien gegen Kenia nägelkauend zu verfolgen. 


Zurück zur Gegenwart. 
Ich gratuliere Italien zum Titel. Das bedeutet, dass die Schweiz in der WM-Quali nun auf den amtierenden Europameister trifft. Und Titelträger sind des Schweizers Lieblingsfutter - siehe nur den an der Schweiz gescheiterten Weltmeister Frankreich. Also Italia - watch out.


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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