Mittwoch, 29. November 2017

Der poetischste Ort Münchens: Tollwood


"Aus dem Nichts" könnte ganz ganz grosses Kino sein....

Das Beste zuerst; Diane Krueger ist eine Wucht. In ihrer ersten Hauptrolle in einem deutschen Film überzeugt die schöne Blonde, die bislang auch in grossen Hollywood-Produktionen wie "Troja" oder "Inglourious Basterds" aufgefallen ist. Allerdings ist in "Aus dem Nichts" nicht viel übrig von der schönen Blonden - aber ganz viel grosse Kinopower. Diane Krueger füllt die Leinwand als Leidende, als Trauernde, als Rächende. 
Aber das war's schon. Der hoch-gejazzte "Aus dem Nichts" ist nämlich ansonsten eine Enttäuschung. Regisseur Fatih Akin hat eine Kritik am deutschen Justizsystem angekündigt. Warme Luft. Er orientiert sich in seinem Film nah an den NSU-Geschehnissen. Sagt er zumindest. Den was im Film passiert, hat mit der Realität nur am Rande zu tun. Was schade ist. Der Stoff, aus dem Racheträume sind, wurde schon dutzende Male verfilmt - und oft - leider - besser.
Katja (Diane Krueger) ist verheiratet mit dem Türken Nuri, gemeinsam und liebevoll ziehen sie Sohn Rocco auf. Dann wird das Büro von Nuri in die Luft gejagt - und auch Diane's Leben liegt in Trümmern. Nun zelebriert Regisseur Akin das durchaus ansehnliche Gesicht seiner Hauptdarstellerin - aber er überdreht. Die Logiklöcher werden grösser. Katja schneidet sich in der Wanne die Pulsadern auf, dunkelrot färbt sich das Wasser. Die Frau taucht schon unter. Adiö, schöne Welt. Doch dann schleppt sie sich doch noch raus. Da würde jeder Medizinstudent im ersten Semester laut lachen. Doch die Geschichte ist noch lange nicht erzählt. Zwei Neonazis werden angeklagt, Katja sitzt als Nebenklägerin im Gericht, wo es zur stärksten Szene des Filmes kommt. Im Vordergrund zählt eine Beamtin emotionslos die Verletzungen auf, an denen Mann und Sohn gestorben sind, im Hintergrund schleicht das Entsetzen über das Gesicht von Katja. 
Aus Mangel an Beweisen kommen die beiden Angeklagten frei. Aber nun heftet sich Katja an ihre Fersen und ....
Es bleibt leider zu vieles unklar, unlogisch und unpackend erzählt, sodass mich nur noch die Sehnsucht nach dem Ende nicht hat einnicken lassen. Schade. Dieser Stoff hat mehr verdient. 
Ob Deutschland damit eine Chance auf den Oscar als bester nicht-englisch-sprachiger Film hat? Ich bezweifle es. 

Dienstag, 14. November 2017

"München" von Robert Harris ist ein packender Historien-Roman

Damit kehrt Robert Harris zurück zu seinem Ur-Thema; den Nazis und der "Was, wäre wenn"-Frage. In seinem Debütroman "Vaterland" stellte Harris die faszinierende These auf, die Nazis hätten den Krieg gewonnen. Wie hätte die Welt 1964 ausgesehen? Nun, viele Historien-Romane später, widmet sich der britische Autor wieder dem Dritten Reich, diesmal in "München". Doch diesmal beruht (fast) alles auf Fakten. Und die grosse Kunst gelingt Harris, obwohl die Fakten bekannt sind, bleibt es spannend. 
Im Mittelpunkt steht das sogenannte "Münchner Abkommen" von 1938. Die Staatschef's von Deutschland, Italien, Frankreich und England treffen sich, nachdem Hitler gedroht hatte, die Tschechoslowakei anzugreifen. Heute wissen wir; der herzhafte diplomatische Versuch hat damals nichts gebracht. Hitler liess sich nicht von seinen Plänen abbringen.

Spagat zwischen Fic und Real

In dieses eher spannungs-arme Umfeld platziert Harris seine Figuren, wobei ihm ein denkwürdiger Spagat zwischen Fiktion und Realität gelingt. Die damals Mächtigen werden genannt, dargestellt und treten auf. Dazwischen chargieren erfundene Figuren und versuchen, ihre Würde zu bewahren. Auf deutscher Seite ist es Paul von Hartmann, auf britischer Hugh Legat. Sie kennen sich aus gemeinsamen Studienzeiten, beide haben durch ihre Positionen direkten Zugang zur Macht und der Autor Harris verschafft uns so einen intimen Einblick in die damaligen Abläufe, wie sie gewesen sein könnten. 
Faszinierend - und auch wenn das Resultat bekannt ist - packend. 

Sonntag, 12. November 2017

Die Fussball-Schweiz fährt an die WM - und das Beste daran ist.....

Gleichwohl, Globi in Aktion. 
.... endlich werden die Schweizer Spiele von Profis kommentiert. An der WM geniesse ich fundierte Wortspiele, Hintergrund-Informationen von den Reportern von ARD und ZDF, manchmal sogar vom ORF. Hauptsache kein Schweizer Fernsehen. Selbst Globi (ein lustiger Mensch-Vogel und in der Schweiz eine Institution) würde liebevoller kommentieren. 

Fernsehen für Blinde

"Gleichwohl" sagt der Schweizer Nati-Kommentator gefühlte 75x pro Spiel der Schweizer. Gibts eine Verwarnung kommt sein Standard: "Gelbe Karte an die Adresse". Als ob die Spieler mit einem Briefkasten umgeschnallt über den Platz rennen. Bei JEDER Wiederholung: "Hier, noch einmal." Aha. Beim Anpfiff "Los gehts". Bei Einblendung Trainer: "Der Trainer XY...". 
Die Schweiz hat sich in einem Playoff übrigens gegen Nordirland durchgesetzt. Was natürlich der nächste verbale Stolperstein war. Ein Hin- und ein Rückspiel, also 180 Fussballminuten. Wie oft wurden da die Iren ... äh ... Nordiren genannt? 
Aber eben; zum Glück kann ich im Sommer 2018 Fussball-Fernsehen für Erwachsene geniessen. Und für ein paar Momente dem Fernsehen für Blinde entfliehen. Und los gehts. 

Freitag, 10. November 2017

Nordirland und Irland IST NICHT DAS GLEICHE

Weiss auf rot und rot auf weiss. Und doch nicht das Gleiche.
Die Fussballschweiz schaut in den nordwestlichsten Zipfel Europas. In Belfast treffen sich die Nationalteams von Nordirland und der Schweiz zum WM-Playoff-Hinspiel. Immerhin haben die tapferen Nordiren in der Quali zuhause nur gegen Weltmeister Deutschland verloren. Und in 7 von 10 Qualispielen kein Gegentor kassiert. Da wartet also eine Knacknuss auf die talentierte Schweizer Auswahl.
Eine verbale Knacknuss ist das Spiel auch für die genialen Reporter in der Fussballabteilung des Schweizer Fernsehens. Nicht nur einmal sagen sie "Die Iren...äh die Nordiren..." und nicht nur einmal benamsen sie den gegnerischen Trainer als Martin O'Neill. Der ist tatsächlich Fussball-National-Coach. Aber nicht von Nordirland, sondern, Sie ahnen es, von IRLAND. Der nordirische Trainer hiesse dann Michael O'Neill. 
Ganz doof; es gibt noch ein Rückspiel gegen äh ... Irland ....äh Nordirland mit äh... Martin ... äh Michael O'Neill. Ach Leute kommt, echt jetzt?

Dienstag, 7. November 2017

SRF-Serie "Wilder": Swiss Mystery zum Gähnen

Sie reden viel, sagen nichts - und das tun sie sogar noch äusserst läppisch. Weiss eine Figur gar nicht mehr weiter, sagt sie "Du, ich muss."
Das soll jetzt die gross angekündigte neue SRF-Krimiserie namens "Wilder" sein? Ich habe mich durch Folge 1 gekämpft und dabei fast den Preis des Einschlafens bezahlt. Was für eine himmelschreiende Enttäuschung. Platte Dialoge, überklischierte Figuren, Trommelwirbel wenns kniffelig wird, Geigenmusik wenns unheimlich wird, Baumgipfel von oben wenns .... ja was eigentlich wird?
Die Figuren sind überzeichnet. Der Gemeindepräsident schrammt die Karikatur nicht, er ist eine. Ebenso der grantige Bundespolizist. Die Bundesanwältin erteilt Befehle in einer Lokalposse, der empörte Bauer crasht betrunken eine Investoren-Gesellschaft und im Hintergrund wabert noch eine Lawinengeschichte, die 30 Jahre her ist, aber das gar nicht so beschauliche Bergdorf belastet. 
Knapp 5 Millionen Franken soll das Schweizer Fernsehen in die Krimi-Mystery-Serie "Wilder" gepulvert haben. Man soll ja gar nicht die grosse, weite Netflix- oder HBO-Serienwelt erwarten. Es müssen ja nicht Dialoge auf "True Detective"-Niveau sein, es braucht keine Figurenzeichnung wie in "House of Cards". Aber etwas mehr Liebe zum Wort, mehr Intensität, weniger Überzeichnung und es hätte was werden können. 
Eine der Figuren bringt es auf den Punkt: "Es ist nur Kunst." In dem Sinn "Ich muss."


Donnerstag, 2. November 2017

Das Wurmloch in die 30er Jahre befindet sich - mitten in Zürich

Herzbaracke ist das schönste Zürcher "Ding". Der Name täuscht. Denn eine Baracke ist es nicht. Aber herzlich allemal. 
Dort wo sich in Zürich ein halbes Dutzend Tramlinien kreuzen, wo der Morgenverkehr genauso stockt wie der am Feierabend, wo das Opernhaus in Schlagdistanz liegt und die Ausgehmeile Niederdorf nur noch einen Steinwurf entfernt ist. Dort liegt die himmelblaue Herzbaracke. Sie ist ein Schiff, das nicht fährt, ein Vergnügungsort, wo man sich auf rotem Samt fläzt ohne rot zu werden, eine kleine Kneipe auf unserem See, ein Variete, ein Abschalt-Ort, eine Oase der Freude. 

Da werden selbst coole Zürcher ganz weich

Es ist ein Wurmloch in eine längst vergessene Zeit, am Schnurren gehalten von einem quicklebendigen Direktor, der nie müde zu werden scheint, der von Ideen sprüht und der der manchmal so spröden Zürcher Coolness ungemein gut tut. Ich habe die Zeitreise gemacht, geschlemmt und mich köstlich amüsiert. Besonders unsanft war die Landung und die Rückkehr in die Realität, die Reise zurück nach Zürich, dort wo sich die Tramlinien kreuzen und die Feierabendbummler unterwegs sind. 
Wer noch niemals in lauschiger Nacht, einen Herzbaracken-Bummel gemacht, ist ein armer Wicht, denn der kennt Dich nicht, meine Herzbaracke bei Nacht. 
www.herzbaracke.ch

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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