Dienstag, 31. Juli 2018

Schweizer TV-Stars aus der 2. Reihe, heute Fabienne Bamert: die Perle von Tele1

Es gibt so viele austauschbar-schöne Wetterfeen, so viele nett aussehende TV-Shop-Verkäuferinnen, so viele fröhlich grinsende Ex-Bachelorette's. Aber es gibt nur eine Fabienne Bamert. Fabienne Wer? mag sich manch einer fragen, der nicht in der Innerschweiz unterwegs ist.
Schön uneitel. 

Die Frau sieht natürlich klasse aus, keine Frage. Immerhin ist sie Ex-Miss-Schweiz-Anwärterin. Aber das spielt in ihren Sendungen keine Rolle. Völlig unprätentiös geht sie an ihre Arbeit und macht etwas, was es in der Schweizer Lokal-TV-Welt eigentlich fast nicht gibt; kurze Dokus mit Tiefe - und Humor. Ohne ein herzliches Lachen gehts nicht. Wenn Fabienne Bamert sich dem Rotlichtmilieu nähert, ist das nicht blosser Voyeurismus à la RTL2. Sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem heiklen Thema. (Link zur Sendung HIER). 
Die Sendung mit Namen "Unterwegs" übrigens, die die Moderatorin regelmässig macht, wurde vom Lokalsender einst für Kurt Zurfluh erfunden. Ein TV-Schwergewicht, lange Jahre ein bekanntes Gesicht im Schweizer Fernsehen. Die Fussstapfen für Fabienne Bamert waren also gross genug. Aber sie hat den Sprung gewagt - und gewonnen. 
Also, auch wer TV-mässig nicht in die Innerschweiz guckt; modernes Fernsehen sei Dank empfangen wir heute ja nicht nur Sender aus aller Welt, sondern auch aus allen Regionen. Zappe also mal rein, dorthin wo das ansteckendste Schweizer TV-Lachen mit Tiefgang einen Namen hat: Fabienne Bamert, die Perle von Tele 1. 

Sonntag, 29. Juli 2018

Schweizer TV-Stars aus der 2. Reihe, heute: Gülsha Adilji. Jetzt heb ab. Verdammt!

Gülsha, ganz bodenständig.
Irgendwie schade. 
Liegt es an ihrem sperrigen Namen? An der kessen Schnauze? Am unschweizerischen Verhalten? An allem zusammen? Ich frage mich; wann hebt Gülsha Adilji endlich ab? Naja, irgendwie fliegt sie ja schon, schliesslich wurde sie einmal zur "Nachwuchsjournalistin des Jahres" gewählt. Dennoch frage ich mich: Warum fliegt die nicht? Weshalb lehnt sich Gülsha nicht endlich aus einem bedeutenden TV-Fenster? Ich kann nur spekulieren: Will sie ihre Nase nicht blutig schlagen? Allzu hoch hängen die Meriten selbst beim SRF nicht. Kollegin Hazel Brugger tritt längst regelmässig bei Deutschen Sendern auf.  Hat Gülsha diese Ambition schlicht nicht? Zudem strebt sie wohl kaum nach dubiosen BLICK-Titeln wie "TV-Schätzeli" oder kruden 20min-Headlines. Ihre Kleiderwahl wäre Thema, ihre Frisur, ihr Freund. 

Wie Meryl Streep

Dabei hat sie alles, was es für erfolgreiches TV-Quasseltainment braucht. Gülsha ist für mich die Meryl Streep der unbekannten, bekannten TV-Gesichter. Vor der Kamera kann Gülsha alles. 
Vielleicht aber irre ich mich gewaltig und Gülsha - das personifizierte NICHT-TV-Schätzchen - ist froh wie die Maus im Haberstroh dort wo sie ist. Ihr Mentor hat ihr geraten, mehr zu schreiben. Was sie nun via eine Agentur auch tut. Aber da geht mindestens die Hälfte ihres Charmes verloren. Wie sie mit den Augen rollt, mit der Kamera kokettiert und ihren Interview-Partnern nie das berühmte Kurt-Aeschbacher-Geborgenheitsgefühl gibt. Das geht nur on screen. Gülsha, die in die Tasten haut, ist, als ob Hazel Brugger Pantomime machen würde. 
Also Gülsha; flieg! Fliiiiiieg.

Dienstag, 24. Juli 2018

Warum die UBS meine Nicht-UBS-Karte zerstört

Die Banken wollen uns das Bargeld austreiben. Dazu sind ihnen viele Mittel recht. Die meisten sind subtil genug, damit wir KundInnen sie kaum erkennen können. Dass es immer weniger Geldautomaten gibt, ist einer der Hinweise. Und dass diese nicht immer ganz so reibungslos funktionieren, wie sie sollten, ein Weiterer. 

Ich bin kein UBS-Kunde. Aus gutem Grunde. Mich locken vollmundige Werbeversprechen nicht. Zudem bin ich für den "Global Player" sowieso ein viel zu kleines Licht. 

Tipp tipp ... und dann

Diese Geschichte nun geht so: Weit und breit kein Geldautomat. Nur der von der UBS. Da ich kein UBS-Kunde bin, aber Bargeld brauche, ahne ich, dass mir eh eine üppige Belastung droht. Wahrscheinlich 10% vom Bezugsbetrag. Aber ich benötige nun mal Bargeld. Jetzt! Also schiebe ich meine Karte in den Schlitz, werde gefragt, wie viel ich will. Ich tippe auf das 50 Franken-Symbol, dann Geheimzahl, tipp tipp tipp..... Dann passiert mal gar nix. Ich warte. Dann eine Meldung, das System würde neu gestartet. Also wieder warten, während sich das nutzlose Zeitührchen auf dem Monitor dreht. "Bitte haben Sie noch kurz Geduld". Die habe ich zwar nicht, aber was soll ich sonst machen? Dann plötzlich eine neue Meldung: "Ausser Betrieb. Hier kein Geldbezug." Bestimmt versteckte Kamera. Also gucke ich fröhlich und tippe unbeholfen auf den Tasten rum. Was natürlich überhaupt nichts nützt. "Ausser Betrieb. Hier kein Geldbezug". Okay. 

Der übliche Helpline-Stuss

Und nun? Kann ich wo anrufen? Nö, gibt keine Nummer. Aber einen Pfeil; weiterer Automat im Innenbereich. Es geht in eine Art Mini-Einkaufscenter, eine Bankfiliale hat es zwar nicht, aber am anderen Apparat wenigstens eine Helpline-Nummer. Was nun folgt, kennt jeder, der schon auf eine Helpline angerufen hat. Daher kann ich diesen Teil getrost überspringen. Nur soviel; völlig empathielose Menschen quaken einem fröhlich ins Ohr, wie sehr, sehr leid es ihnen tue. Aber sie können leider auch nichts machen. Sehr, sehr leid. "Ihre Karte wird nun vernichtet." Sie wird WAS? Ich lasse mich weiterverbinden. Aber die Leier bleibt die Gleiche. "Sehr, sehr leid." 
Seufz. Und was lese ich auf der UBS-Website? Wie ein Hohn steht da: "Beratung wird bei UBS gross geschrieben. Wir bieten Ihnen für jedes Bedürfnis die passende Banklösung. Egal, ob es dabei um Konten und Karten, ein Eigenheim, Vorsorge oder eine Geldanlage geht."

Hat noch Luft nach oben

Vermutlich gilt dieses Gebrösel erst ab einer Einlage von 100 Millionen. Am besten Öl-Dollar. Hab ich nicht. Werde ich nie haben. Und wenn die UBS dereinst die letzte Bank auf dem Planeten ist, da stecke ich mein Geld lieber in eine gebrauchte Unterhose. 
Aber vielleicht hatte ich einfach Pech. Am gleichen Tag meiner "Sehr, sehr leid"-Aktion gab die Bank ihr zweites Quartalsergebnis 2018 bekannt. Der Gewinn lag bei 1,3 Milliarden Franken. Besonders effizient scheint die Bank nicht zu arbeiten. In einem NZZ-Text lese ich nämlich den bemerkenswerten Satz "Die an der Kosten-Ertrags-Relation gemessene betriebliche Effizienz nahm zwar zu, birgt aber mit 77,5% immer noch viel Verbesserungspotenzial – von jedem eingenommenen Franken fressen die Kosten 77,5 Rp. weg." Oooh. Das tut mir jetzt aber sehr, sehr leid. 

Donnerstag, 12. Juli 2018

Downsizing oder der grosse Matt Damon mal ganz klein

Der dramaturgische Aufbau eines Filmes - eigentlich jeder Geschichte - ist stets der Gleiche. Es sind die klassischen drei Akte; Aufbau/Einführung, dann Hauptstory, dann Outgoing. So gesehen unterscheidet sich "Downsizing" nicht. Der Film schliesslich hinterlässt den etwas unangenehmen Nachgeschmack, einen Zwei-Teiler geguckt zu haben. Die erste Stunde ist die flott und logisch erzählte Geschichte des Herrn Jedermann (famos dargestellt von Oscar-Gewinner Matt Damon), der eine technologische Neuerung nutzt und sich klein schrumpfen lässt. Sodann er in Leisureland lebt und neue Freunde findet. Teil zwei aber driftet in ein verklemmtes, pathetisches Sozialdrama ab, wo unser Herr Jedermann als Mister Liebenswürdig vor keiner Tollpatschigkeit zurückschreckt und hilft, wo er nur kann. Auch wenn ers gar nicht kann. Schade also um die gute Idee.

Die Idee von Downsizing ist filmisch zwar nichts Neues, hier aber grandios umgesetzt. Geschrumpfte Menschen treffen auf Normalgrosse. Wissenschaftler erfinden das Schrumpfen (oder eben das Downsizing) und etablieren ganz neue Welten. Wer nun aber den Knalleffekt-Film erwartet, wird positiv enttäuscht, denn ein Blick auf den Regisseur müsste eigentlich genügen um solches gar nicht erst zu erwarten. Alexander Payne hat mit "About Schmidt" oder "The Descendants" bisher eher stille, aber kraftvolle Filme gemacht, dabei bewiesen, dass er mit den Grossen (Jack Nicholson oder George Clooney) gut kann, aber die Spezial-Effekte waren seine Sache nicht. Bis jetzt. 
Technisch ist Downsizing brillant, dramaturgisch leider eher schwach. Dafür gefällt Matt Damon mal ganz klein. Eher zweifelhaft ist der Auftritt von Christoph Waltz. Der zweifache Oscar-Gewinner spielt Dusan knapp an der Grenze zur Knallcharge und Udo Kier ist das, was er immer ist; böse guckend und schlecht spielend. 
"Downsizing" gibts jetzt auch ausserhalb der Kinos. 

Samstag, 7. Juli 2018

Warum die Fussball-Schweiz die WM 2026 am TV schauen wird

Die Schweizer Fussballer sind an der WM im Achtelfinal gegen Schweden ausgeschieden. Seither läuft in der Schweiz eine hässliche Diskussion über Nationalität und Doppelbürgschaften. Ausgelöst haben mögen dies die beiden Stars Granit Xhaka und Xerdan Shaqiri mit ihrer kindischen und lächerlichen, aber sicher nicht nationalistisch gemeinten Doppeladler-Geste nach ihren Toren im Vorrunden-Spiel gegen Serbien. Seither tobt der Schweizer Boulevard, schimpft der Ueli in den Bergen, wettern ewiggestrige Rechtsaussen. Doppelbürgerschaft gehört abgeschafft. 
Nein, schlau waren diese Gesten nicht. Aber deswegen
gleich eine nationalistische Diskussion zu führen, ist stupid. 

Nun denn. Dazu habe ich zwei Fragen: Wäre Xhaka "nur" Schweizer und er hätte nach seinem Tor dennoch die Geste gemacht, was dann? Und Frage zwei. Wo wären Fussball-Nationen wie Holland, Frankreich oder Deutschland ohne ihre kickenden Doppelbürger? Die Niederlande wurde 1988 Europameister. Im Kader: Ruud Gullit, Mutter Holländerin, Vater Surinam. Dito Frank Rijkaard. Oder Frankreich, Weltmeister 1998, Europameister 2000. Sezieren wir den französischen Kader. Da gab es Marcel Desailly, geboren in Ghana. Oder Christian Karembeu, geboren in Neukaledonien. Youri Djorkaeff, armenische Mutter, Zinedine Zidane, Sohn von algerischen Einwanderern. Und damit noch zum Weltmeister 2014, Deutschland. Jeròme Boateng, Vater aus Ghana. Mesut Özil, türkische Wurzeln, Miroslav Klose, polnische Mutter.
Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen.
Was der Schweizer Fussballverband da jetzt gerade macht, ist schändlich, peinlich, dumm und langfristig blöd. Wenn sich Klein-Xhakas oder Junioren-Shaqiris jetzt abwenden, wird die Schweiz die WM's schon bald am Fernsehen anschauen können. Selbst 2026 wenn sogar 48 Mannschaften mittun dürfen. Nur mit den Mosers, Freis und Hugentoblers wird es nicht mehr reichen. 

Die Gastro-Huhn und Internet-Ei-Frage

Psychologie ist interessant, gerade in der Schuldfrage. So hat jeder seine Sichtweise und jeder hat dadurch Recht. Sonst hätte er/sie ja einen anderen Blickwinkel. In der Welt der Restaurants und Gastrobetriebe stelle ich mir mal wieder die Huhn-Ei-Frage.  
Ist der Ruf vieler Restaurants derart mies, weil die Gäste doof sind? Oder sind die Besucher derart überkandidelt, sodass Gastrobetriebe gar nicht mehr anders können, als herablassend zu sein? In der Boulevardzeitung Blick lese ich dazu eine aussagekräftige Story: Immer mehr Kunden drohen mit einer schlechten Bewertung im Netz und versuchen so Wirte und Kleinfirmen zu erpressen.
"Auch Gastronomen wird mit miesen Bewertungen gedroht. So etwa der Geschäftsführerin des Restaurants Schlüssel in Luzern. Eine 30-köpfige Gruppe ass Fondue. Als es ums Zahlen ging, hiess es erst: «Wir sind noch hungrig!», dann: «Euer Essen hat nicht geschmeckt!». Schliesslich forderten die Gäste einen fetten Rabatt, sonst würden sie in den sozialen Medien schlechte Kritiken platzieren."
Also frage ich mich umgekehrt, womit wir wieder bei der eingangs erwähnten Psychologie sind: könnte es nicht sein, dass die Kritik stimmt? Aber Wirte mit dem Erpressungs-Hinweis ablenken wollen? Unlängst habe ich folgende Situation erlebt: 
Es ist einer dieser lauschigen Sommersonntag-Abende, knapp nach 21 Uhr. Wir steuern einen netten Biergarten (Gartenrestaurant wie wir in der Schweiz sagen) an und wollen uns setzen. "Wollt Ihr Essen?" blafft uns ein junges Ding mit Babyspeck an. "Nein, wir möchten den Vollmond anschauen und dazu heulen" möchte ich erwidern. Aber es ist mir schon jetzt zu doof, denn ich ahne, was kommt. Babyspeck schaut auf ihre Uhr. "Die Küche ist seit neun zu." 
Leer. Warum wohl?
Küche geschlossen? Um 9? Am Sonntag? Hmm. Nur ein paar Dutzend Meter weiter die nächste Gartenbeiz, der Kellner ist Kurde, sein Deutsch nicht immer gleich gut verständlich. Aber Herzlichkeit und Gastfreundschaft sind international. "Küche zu? Jetzt?" Der Mann lacht laut - und kurz darauf sitzen wir vor einem leckeren Essen. Geht doch. 
Würde mich nicht erstaunen, wenn bei Babyspeck bald der Restaurant-Tester auftauchen müsste. Dann können sie dann wieder sinnieren und philosophieren, die schlechte Lage si schuld, die ungeduldigen Gäste, die hohen Preise. Oder das böse Internet mit seinen gemeinen Kommentaren. 

Freitag, 6. Juli 2018

"Im Visier" - der neue Jack Reacher auf Deutsch ist da

Wer Jack Reacher-Fan ist und die Film kennt, ist - gelinde gesagt - erstaunt. Da schlüpft nämlich Tom Cruise in die Rolle des legendären Ermittlers, der wie ein Indianer nicht nur keinen Schmerz, sondern auch kaum Pardon kennt.

Als Leser aber mindert das Wissen um Tom Cruise das Vergnügen keineswegs. Zumal jetzt mit "Im Visier" der nächste Roman auf Deutsch erschienen ist. 
Diesmal verschlägt es unseren Helden nach Europa, wo er einen Terroristen suchen muss - mit der Betonung auf Muss. Diesen Imperativ mag Jack Reacher eigentlich nicht besonders. "Und deshalb würde ich mich melden müssen. Berechenbar" sinniert er zu Beginn. Und zeigt eine unerwartet weiche Seite, als er plötzlich das Grab seiner Mutter in Paris besucht und sich an seine Mama erinnert: "Sie sagte, Du wirst das Richtige tun. Das hatte ich meist versucht, was mir oft Schwierigkeiten, manchmal aber auch Orden eingebracht hatte. Ihr zu Ehren hatte ich meinen Silver Star mit ihr begraben. Jetzt lag er hier unter meinen Füssen in der Pariser Erde."
Autor Lee Child bleibt sich treu, treibt die Story mit den üblichen Kurzsätzen voran, Stakkato-ähnlich, trotzdem stets präzis und lässt einem dank der Ich-Form hautnah miterleben, was in Jack Reacher abgeht. "Im Visier", einmal mehr grosses Wort-Kino. 

Donnerstag, 5. Juli 2018

"Die dunkelste Stunde" mit einem grandiosen Gary Oldman

Endlich der Oscar nach einer beeindruckenden Filmografie von inzwischen fast 100 Filmen. Als Winston Churchill ist Gary Oldman in der Schauspiel-Champions League angekommen. Goldman legt auch eine Parforce-Leistung hin, dieses schillernden, schwierigen Politikers, der Grossbritannien durch die heikle Zeit des 2. Weltkrieges navigiert hat. Der Film "Die dunkelste Stunde" taucht ein in die ersten fünf Wochen des neuen Premierministers Churchill 1940. Soll er Friedensverhandlungen führen? Wie geht er mit den Intrigen um? Worüber soll er mit dem König sprechen? 
Mit Melone und Zigarre in der Londoner U-Bahn;
Premierminister Churchill mischt sich unter sein Volk. 
Kein Wort ist zuviel, keines zuwenig, das brillante Drehbuch tut das Seinige, doch der dunkelste Höllenritter ist hier der Schauspieler, der sich in eine Maske zwängen muss, Churchill zwar ähnelt, aber dennoch sein eigenes Äusseres behält, was auch dem Maske- und Make up-Team zu einem Oscar gereicht hat. 
"Die dunkelste Stunde" ist erhellendes, sackstarkes Kino mit einem grandiosen Gary Oldman, der aber mit viel Subtilität in seinem Spiel die Waage halten und nicht ins Burleske abrutschen kann, was bei diesem Stoff, dieser Schwere leicht möglich gewesen wäre. Ausserdem ist der Film quasi die Vor- und Nachgeschichte zu dem, was Christopher Nolan kürzlich mit "Dunkirk" abgeliefert hat. Es lohnt sich, beide Filme zu schauen. 


Der beste WM-Fussball-Talk der Welt kommt vom Schweizer Fernsehen

Moderator Tom Gisler (l) und seine gelungene Gäste-Auwahl:
FCB-Fan Baschi (Mitte) und FCZ-Präsident Canepa. 
Sezieren wir mal das Wort "überraschen". Da rascht also was über. Das dialektische Pendant wäre demnach "unterraschen". Wenn die Schweiz schon nicht Fussball-Weltmeister wird, haben wir wenigstens ein Staatsfernsehen, dass gerade in dieser Disziplin Weltmarktführer ist. In der permanenten "Unteraschung". An einem Freitag adlerten sich gewisse Nationalspieler durch ein WM-Vorrunden-Spiel gegen Serbien. Satte zehn (in Zahlen: 10) Tage später, setzten die Unterraschungs-Weltmeister eine Diskussions-Sendung (Club) zum Thema "Doppeladler - Doppelmoral" an. Wow. Es war justement der gleiche Tag, wo die Schweiz aus dem Turnier ausschied, mein Kanti-Lehrer hätte mir dazu gesagt: Thema verfehlt. 

Der beste Schweizer dieser WM; Tom Gisler

Ich hab die Krawatte schön. 
Aber es gibt sie noch, die Perlen im Sport-Programm. "Letschti Rundi", der Fussball-Talk, der stets nach der regulären WM-Berichterstattung angesetzt ist. Moderator Tom Gisler empfängt zum Bier und Plaudern und setzt auf eine raffinierte Gast-Wahl. Köstlich, wie sich der bekennende FCBasel-Fan Baschi und der FCZürich-Präsident Canepa höflich Nettigkeiten austeilen. Interessant, wenn Sarah Akanji, die Schwester von Nati-Verteidiger Manuel, aus dem Bruder-Kästchen plaudert. Erfrischend, wie Schauspieler Leonardo Nigro den Ball nie aus der Hand gibt und sowieso lustig, wie Kult-Trainer Hanspeter Latour immer wieder Insider-Wissen teilt. Dazwischen mit Tom Gisler ein unaufgeregter Moderator mit viel Fachwissen und Pathos, aber nie doof und oft menschlich genug um Fehler oder Nicht-Wissen zugeben zu können. Während es in den Haupt-WM-Sendungen um die richtige Wahl der Krawatte zu gehen scheint und die immer gleichen Gaga-Fragen gestellt werden, erfreut mich "Letschti Rundi". Gags Gags Gags auf Schweizerdeutsch. Überraschung geglückt. Auch die Kollegen von der Basler Zeitung (Link HIER) sind amused. 
Schade ist nur; die WM ist irgendwann vorbei und Tom Gisler wird sich wieder in die vierte Reihe zurückziehen müssen. Die lustigen Krawatten-Frösche aber bleiben und werden ihre stupiden Fragen auch dem Tennisspieler oder dem Skifahrer stellen. 

Mittwoch, 4. Juli 2018

Weltmeister ohne Talent - geht das?

Natürlich steckt hinter diesem Titel nicht nur viel Selbstironie, sondern auch eine geschickt eingesetzte Marketing-Idee. "Weltmeister ohne Talent" heisst das Fussball-Biopic von Per Mertesacker, der Verteidiger-Legende, der in Hannover, Bremen, bei Arsenal und der deutschen Nationalmannschaft seine grossen Fussstapfen hinterlassen hat. Zu gross, wie die aktuelle WM in Russland zeigt - aber geziemt es sich, für einen Helvetier, sich über deutschen Fussball lustig zu machen? Eher nicht.
Darum; ein überraschend formidables Buch legt der Kicker hier vor, wenn auch nicht immer in der letzten, erhellenden Konsequenz. "Zum ersten Mal wurde mir klar, wie sich Ergänzungsspieler fühlen mussten" schreibt Mertesacker aber offen und gewährt so Einblicke in das Seelenleben des Fussballprofis, der nicht gerne auf der Ersatzbank sitzt, auch wenn er weiss, dass eine Mannschaft nicht nur aus den elf Spielern auf dem Platz bestehen kann. 
Wir Fans sehen die Spieler auf dem Platz, wo sie in 90 Minuten einem Dauerstress ausgesetzt sind. Etwas, was sich viele von uns kaum vorstellen können. Jede Bewegung wird beobachtet, jede Geste gedeutet, jeder Blickkontakt interpretiert, jede Flanke analysiert. Da tut es doch ganz gut, mal einen Menschen hinter einem dieser Spieler zu sehen. Fussball ist ja bekanntlich auch, wenn man trotzdem lacht. Ob mit oder ohne Talent. 

Auf der Bühne mit ABBA

Treten Sie wieder gemeinsam auf? Gibt es endlich neue Songs? Seit 1982 ranken sich Gerüchte um Abba. Der berühmteste schwedische Pop-Export hat Millionen Fans auf der ganzen Welt und die lechzen nach Neuigkeiten. Auch wenn es die Band nicht mehr gibt und wohl auch nie mehr geben wird. 
https://www.abbathemuseum.com/en/
Dafür gibt es seit 2013 in Stockholm ein eigenes Abba-Museum. Etwa 1 Million Menschen kommen im Jahr. Ich war auch da und habe mir die alten Kostüme angeschaut. Merkwürdige Karnevals-Kleidung, die erst am TV seine Wirkung entfaltet, in Realität aber wie seltsame Sci-Fi-Klamotten aussieht. Ich habe mir nochmals die Videos von Auftritten und kreischenden Fans angeschaut. Habe Karaoke gesungen mit den virtuellen Band-Mitgliedern die als Hologramme mit auf der Bühne stehen und anschliessend im Abba-Shop Schlüsselanhänger geprüft und durch Song-Bücher geblättert. 
Hat es sich gelohnt? Naja, es war eine putzige Reise in eine Vergangenheit, wo der ESC - oder wie es damals hiess Concours Eurovision - noch ein Gassenhauer war. Am eindrücklichsten empfand ich eine Liste, wo alle Termine eines Jahres aufgehängt waren. Unermüdlich jettete die Band um die Welt, Konzert in Tokio, TV-Auftritte in Hamburg, Heimspiel in Stockholm, Interviews in New York, Gala-Abend in Paris. Ist es nicht bezeichnend, dass mir in diesem quietschbunten Museum ausgerechnet eine Papier-Liste am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist?

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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