Dienstag, 19. November 2019

Gud deutsh

Der Besserwisser ist überall. Als ehemaliger Zeitungsjournalist ist mir diese Spezie wohlbekannt. Kaum hatte sich ein Fehler in der Interpunktion eingeschlichen, haben sich diese immerschlauen Sprachpolizisten - damals noch via Leserbrief - zu Wort gemeldet. Und mir mangelhaftes Deutsch vorgeworfen.
Manchmal steckte der pure Rassismus dahinter. Der "Italiener" - siehe mein Nachname - könne es halt nicht besser. Heisst aber jemand Müller, Meier oder Kuch, werden nicht nur Kommafehler grosszügig übersehen. Hauptsache, der Müller, Meier oder Kuch hat sich auch noch geäussert. 

Keinen Satz in gut Deutsch

Das Phänomen des dumpfmumpfigen Besserwissers ist leider nicht ausgestorben. Heute klicken sich diese Schlaubis direkt via Online-Kommentare ein. Im Blick vom 19.11.19 bin auf ein besonders ulkiges Beispiel gestossen. Ein "Hermann Kuch" - was nun durchaus auf eine deutsche Sprachbildung schliessen lässt - ärgert sich über die Fussballer der Schweizer Nati. Aber WIE der Kuch das macht, ist ...naja..lies selber:


Ach Kuch, bleib bei Deinem Leisten. 

Mittwoch, 13. November 2019

Austeilen? Ja!

CLUB-Moderatorin Barbara Lüthi (M.), links von ihr
Carola Rackete, rechts Alex Baur. 
Das Muster ist stets das Gleiche; wenn in Talkshows Vernunft auf Nein-Nein trifft, sind es die Nein-Sager, die gut austeilen und schlecht einstecken. Erneut habe ich dieses Phänomen beim SRF-Club vom 12.11. beobachtet. Vordergründig ging es um "soziale Gerechtigkeit", in der Hauptsache aber um die Umwelt-Aktivistin Carola Rackete. Ihr Buch "Handeln statt hoffen" schlägt gerade - im wahrsten Sinne - hohe Wellen, denn Rackete beschreibt darin unter anderem ihren "zivilen Ungehorsam", der sie bis in die Weltmedien katapultiert hat. Als Kapitän (sie selber lehnt die weibliche Form ab) steuerte sie ein Schiff voller Flüchtlinge in einen italienischen Hafen. Ohne jedoch die Zusage der zuständigen Behörden zu haben.
Nun klagt die 31jährige an. Und zwar massiv und zu recht. Zurück aber zur Talksendung, wo ihr unter anderem der Weltwoche-Journalist Alex Baur gegenübersass. Ein rechtschaffener Mann, der sich einen Namen als ordentlicher Gerichtsberichterstatter gemacht hat. Seit Baur allerdings für die rechtskonservative Weltwoche schreibt, ist er inhaltlich in diesen Sumpf abgetaucht und argumentiert entsprechend krude und rückwärtsgewandt.  
Wie Carola Rackete eine provokative Frage in die Runde wirft, fühlt sich der Journalist sofort angegriffen. "Was unterstellen Sie mir da?" quengelt er. Wie üblich in solchen Fällen geht die Stimme (auch bei kräftig gebauten Männern) mindestens eine Oktave höher. Oooh, der Arme, denke ich mir. Eine Frage und er fühlt sich angegriffen. Doch die Retourkutsche folgt natürlich bald. Der Untertitel des Rackete-Buches stört den Schreiber. "Aufruf an die letzte Generation, das ist ja wie bei Scientology".
Wer unterstellt da jetzt wem was Übles?
Übrigens; das Buch sollte ein Muss sein für alle, denen Umwelt und Zukunft wichtig sind. So provokativ manche These, so mutmachend sind sie. In dem Sinn; handeln wir endlich. Die Zeit des Hoffens ist vorbei. 

Dienstag, 12. November 2019

"Le Mans 66" - was für ein lahmer Tempofilm

Sportfilme haben es generell schwer. Was erstaunlich ist, ziehen Sportevents doch Millionen Zuschauer an. Aber genau darin liegt vielleicht die Krux - warum sich etwas im Kino anschauen, dass man schon im Stadion erlebt oder im TV gesehen hat? 
Nun legt Regisseur James Mangold (den ich seit "Copland" sehr verehre) mit "Le Mans 66" seinen ersten Sportlerfilm vor. Und scheitert grandios, wobei die grösste Schuld beim Regisseur selber liegt. Denn der Cast ist mit Matt Damon und Christian Bale erstklassig, die Ausstattung ist es auch und dem Film liegt eine wahre, spektakuläre Story zugrunde. Der Teppich für einen gelungenen Rennfahrerfilm wäre also gelegt. Aber Mangold macht daraus eine zweieinhalbstündige Seifenoper mit keifenden Ehefrauen und einem Brei aus Pseudo-60er-Sound, der schnell nur noch nervt.
In den frühen 1960er Jahren beschliesst der legendäre Autobauer Henry Ford seinen grossen Rivalen Enzo Ferrari nicht nur im Autohandel, sondern auch auf der berühmten Rennstrecke von Le Mans anzugreifen. Ferrari scheint beim jährlichen 24-Stunden-Rennen unschlagbar. Diese Dominanz will Ford brechen und engagiert mit Carroll Shelby (Matt Damon) einen Rennleiter und mit Ken Miles (Christian Bale) einen exzentrischen, aber erfolgreichen Fahrer. Bis sich aber diese Ausgangslage etabliert, schleppt sich der Film eine zähe Stunde dahin. Danach folgt ein 80minütiges Finale - wodurch eigentlich schon alles gesagt ist. Eine derart langer Schlussakt kann nur ermüdend und lahm sein.
Ich sitze im Kinosessel und denke sehnsüchtig an den gelungenen "Rush", wo mich die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt elektrisiert hat. "Le Mans 66" ist weit von dessen Energie entfernt. 
Für Oldtimer-Fans mag der Film ein paar optische Schmankerl parat haben und die Szenen direkt aus dem Cockpit sind intensiv und packend. Matt Damon spult seine Rolle routiniert runter, während Christian Bale den schrägen Vogel Ken Miles mit viel Detailliebe spielt. 

Donnerstag, 7. November 2019

Cloud No 26

Bryan Adams wurde 60, sieht aus wie 40 und spielt Musik wie 20. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges? Wieso schafft es da einer, 40 Jahre die Bühnen dieser Welt zu rocken und sein Publikum immer und immer wieder zu begeistern?
It's only love heisst einer seiner grössten Hits. Das muss es sein. Seine unbändige Liebe zur Musik.

Und so bin ich dem Kanadier schon längst verfallen. In Klagenfurt besuche ich tatsächlich Konzert Nummer 26 und schwebe da auf der entsprechenden Wolke. Meine Freunde wundern sich schon lang nicht mehr. Besser. Sie kommen mit. Und geniessen mit. 
Aber nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Meine nächsten Besuche sind schon geplant. Im Dezember Zürich, im März Kopenhagen. 
Die Frage nach der "ewigen Liebe" hat der Physiker Stephen Hawkins negativ beantwortet. Ewig würde ja nicht nur in die Zukunft gehen sondern auch in die Vergangenheit. Und die ist endlich.
Hawkins hat recht. Aber nach vorne ist meine Zuneigung für diesen Musiker unermesslich. Wenn er in der Nähe ist, bin ich im Publikum. Und wenn er nicht in der Nähe ist, reise ich halt hin. Wie jetzt nach Klagenfurt.

Montag, 4. November 2019

Schuld sind immer die Anderen

"Eigentlich bin ich ein Supertyp" heisst die Biografie von und über den Ex-Fussballer Mario Basler. Das tönt gut, da klickt eine gehörige Portion Selbstironie mit und das gefällt mir. 
Um den Verkauf des Buches anzukurbeln, gibt es auch Lesungen. Also auf ins Pfefferberg-Theater in Berlin, wo sich auffällig viele ältere Damen und Herrschaften einfinden, die sich in die roten Sessel fallen lassen. 
Der hohe Altersschnitt des Publikums verwundert nicht. Mario Basler's Kicker-Karriere endete 2004 bei einem Verein in Katar. Wo es, wie wir in launischen Sätzen erfahren "4000 Grad heiss war und Du wie in eine Wand läufst, kommst Du zum Haus raus." 
Solche Anekdoten kommen gut an. Und sie sind ja auch gut. Leider verzettelt sich "Super-Mario" oft und plappert über ehemalige Berufskollegen, die, wie er, auch gerne mal tiefer ins Glas schauten. Nicht alle Ex-Kollegen finden das lustig. Über sich kann er das ja erzählen. Aber über Andere?

War ich allein auf dem Platz?

Das Buch ist - leider - ähnlich. Es geht um Saufen, Rauchen und den Fussballgott Basler. Der Spiele alleine gewinnt. Logisch. Aber bei der Niederlage sind immer die Anderen schuld: "Stimmt schon, mein bestes Spiel war es nicht gewesen. Aber hatte ich etwa alleine auf dem Platz gestanden?" jammert Mario Basler an einer Stelle. Nur um Siege immer und immer wieder für sich zu reklamieren. Das ist ermüdend, langweilig und doof. 
Was ist nun also Super am Supertyp? 
So unscharf, wie die Lesung lustig war....
Im Klappentext steht: "Er ist Europameister, mehrfacher Deutscher Meister und Pokalsieger". Er ist Europameister? Richtiger wäre wohl "er war". Und auch das nicht richtig. Als Deutschland nämlich 1996 den EM-Titel in England holte, stand Basler zwar im Kader - aber nie auf dem Rasen. "Wie mich diese Frage langweilt. Warum sollte man sich nicht als Europameister fühlen, nur weil man während des Turniers nicht zum Einsatz kam?"
Bescheidenheit tönt anders. 
Geschrieben hat Mario Basler seine Biographie natürlich nicht. Das hat der Fussballjournalist Alex Raack getan. Soweit, so normal. Weniger normal hingegen ist, dass Balser seine Bio nicht nur nicht geschrieben, sondern auch nicht gelesen hat. Ob er nicht lesen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Schreiben kann er jedoch. Immerhin hat er am Schluss der Lesung mein Buch signiert. 

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

Wetten dass und die unglaubliche WOW!!!!-Michelle

Er ist wieder da . Im schwarz-roten Blingbling-Anzug tritt Thomas Gottschalk auf und erhält sofort eine Standing Ovation. «Ich bin’s doch nu...

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