Sprechen Sie nie einen Schweizer an. Nie!
"Da haben Sie recht", sagt die Frau in der Sitzreihe vor mir und dreht sich um, "Bilbao ist wirklich eine aussergewöhnlich interessante Stadt."
Die Unbekannte redet weiter, aber ich bin gar nicht mehr in der Lage, zuzuhören. Wie bitte? Hat die Frau mich einfach angesprochen? In meiner Muttersprache Schweizerdeutsch? Unerhört. Und sie will mir weder was verkaufen noch mich zu irgendeiner Gottheit bekehren?
In meinem Stammkaffee wollte ich einst von der Besitzerin wissen, weshalb ich nun schon eine halbe Stunde vor leer gesessenen Tellern und leer getrunkenen Tassen sitze.
"Ach weisst Du", lächelte sie mich an, "wir wollen nicht aufdringlich sein."
So ist aus meinem Stammkaffee im Nu mein Ex-Stammkaffee geworden. Aber leider zieht sich diese Haltung wie ein zäher, roter Faden durchs Käseland. Bloss nicht aufdringlich sein.
Dem gemeinen Homo Helveticus fällt dies gar nicht mehr auf. Sehr wohl aber dem Zugezogenen. Selbst in Uganda oder Vietnam werden Fremde freundlicher aufgenommen. Diese neue Studie müsste uns zu denken geben.
Eine Mitarbeiterin eines Hilfswerkes erzählte mir folgende Episode. Sie hatte in ihrer Arbeit viel mit dem osteuropäischen Georgien zu tun.
"Die Georgier verstehen die Schweizer überhaupt nicht", sagte sie. "Im persönlichen Umgang seien die Schweizer stets zuvorkommend und freundlich. Kaum gehe es aber ums Geschäft, werde der Schweizer knallhart. Georgier seien genau umgekehrt. Persönlich knorrig, businessmässig grosszügig."
Da schau man sich nur mal all die Schweizer Grosskonzerne an, die sich wie die gefrässigsten Raubtierkapitalisten auf der ganzen Welt verbreitet haben; Pharma, Nahrungsmittel, Banken um nur die prominentesten Branchen zu nennen. Trifft man den gleichen Pharma-Manager aber im privaten Rahmen, dann könnte man meinen, der Typ übe für die Charme-Weltmeisterschaft.
"Entschuldigen Sie", sagte ich nach einer Verblüffungsminute, "das war jetzt sehr unhöflich von mir. Ich bin es einfach nicht gewohnt, in Schweizerdeutsch angesprochen zu werden. Was in vielen Ländern ganz normal ist....der Schweizer macht das eigentlich nie."
Die Frau lachte. "Da haben Sie wohl recht. Aber für mich ist das nichts Ungewöhnliches. Denn ich reise viel."
Das erklärt alles. Also Schweizer; reist! Und zwar nicht als Pauschaltourist auf dem Kreuzfahrtschiff. Sondern schaut Euch Länder und Menschen an. Und verdammt, redet mit den Leuten, tut ja nicht weh. Make Suiça great again.
Make Suiça great again |
Die Wirtin sagt; wir wollen nicht aufdringlich sein
Der gemeine Homo Helveticus ist ein ambivalentes Wesen; meistens gut gekleidet, meistens schlecht gelaunt.In meinem Stammkaffee wollte ich einst von der Besitzerin wissen, weshalb ich nun schon eine halbe Stunde vor leer gesessenen Tellern und leer getrunkenen Tassen sitze.
"Ach weisst Du", lächelte sie mich an, "wir wollen nicht aufdringlich sein."
So ist aus meinem Stammkaffee im Nu mein Ex-Stammkaffee geworden. Aber leider zieht sich diese Haltung wie ein zäher, roter Faden durchs Käseland. Bloss nicht aufdringlich sein.
Dem gemeinen Homo Helveticus fällt dies gar nicht mehr auf. Sehr wohl aber dem Zugezogenen. Selbst in Uganda oder Vietnam werden Fremde freundlicher aufgenommen. Diese neue Studie müsste uns zu denken geben.
Eine Mitarbeiterin eines Hilfswerkes erzählte mir folgende Episode. Sie hatte in ihrer Arbeit viel mit dem osteuropäischen Georgien zu tun.
"Die Georgier verstehen die Schweizer überhaupt nicht", sagte sie. "Im persönlichen Umgang seien die Schweizer stets zuvorkommend und freundlich. Kaum gehe es aber ums Geschäft, werde der Schweizer knallhart. Georgier seien genau umgekehrt. Persönlich knorrig, businessmässig grosszügig."
Da schau man sich nur mal all die Schweizer Grosskonzerne an, die sich wie die gefrässigsten Raubtierkapitalisten auf der ganzen Welt verbreitet haben; Pharma, Nahrungsmittel, Banken um nur die prominentesten Branchen zu nennen. Trifft man den gleichen Pharma-Manager aber im privaten Rahmen, dann könnte man meinen, der Typ übe für die Charme-Weltmeisterschaft.
Also öffne Deinen Horizont, gemeiner Homo Helveticus
Schweizer lernen sich nicht auf der Strasse kennen. Sondern bei der Arbeit. Und damit kehre ich zum Anfang dieses Textes zurück. Die genannte Situation ereignete sich nämlich in einem Bus. Ich erzählte meiner Partnerin gerade, wie ich in einem Magazin über das Baskenland gelesen hatte und dass sich in Bilbao ein Guggenheim-Museum befände, als sich die Frau vor uns umdrehte."Entschuldigen Sie", sagte ich nach einer Verblüffungsminute, "das war jetzt sehr unhöflich von mir. Ich bin es einfach nicht gewohnt, in Schweizerdeutsch angesprochen zu werden. Was in vielen Ländern ganz normal ist....der Schweizer macht das eigentlich nie."
Die Frau lachte. "Da haben Sie wohl recht. Aber für mich ist das nichts Ungewöhnliches. Denn ich reise viel."
Das erklärt alles. Also Schweizer; reist! Und zwar nicht als Pauschaltourist auf dem Kreuzfahrtschiff. Sondern schaut Euch Länder und Menschen an. Und verdammt, redet mit den Leuten, tut ja nicht weh. Make Suiça great again.
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