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Die geniale Serie "Handmaid's Tale": Wenn plötzlich christliche Spinner an der Macht wären

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Phu. Das war mein erster Gedanke, als ich die zweite Staffel von "The Handmaid's Tale" geschafft hatte. Basierte die erste Staffel noch auf dem gleichnamigen Erfolgsbuch von Margret Atwood, ist Staffel 2 komplett neu, aber nicht minder bitter, beissend und oft genug weit über dem, was ich eigentlich ertrage.  In den USA putschen sich fundamentalistische Christen an die Macht und gründen den Gottesfürchtigen Staat Gilead. Von den alten USA bleiben nur noch Reste wie zum Beispiel Alaska übrig, wohin sich die gestürzte US-Regierung flüchtet. In Gilead gelten neue Regeln und die sind insbesondere für Frauen schauderhaft. Lesen und schreiben ist verboten, wer es dennoch tut, verliert schnell einen Finger oder eine Hand. Doch das ist noch längst nicht das heftigste Schicksal. Hat eine Frau ganz grosses Pech, landet sie als Magd (Handmaid) in einem Herrenhaus. Das sind düstere Orte, wo die Sonne kaum und Güte oder Liebe keinen Zugang haben. Der Patriarch herrscht und züchtigt...

"The Guilty" oder Dänen lügen doch

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Das ist mal ein kleiner, feiner Überraschungsfilm, wobei der besondere Clou darin besteht, dass es ein 1-Personen-Stück ist - aber eines mit vielen Figuren. Wie das geht, beweist Regisseur Gustav Moeller in diesem 85 minütigen Thriller, der unter die Haut geht.  Gewissenhaft, aber angepisst. Der Telefonpolizist Asger Holm.  In "The Guilty" schiebt der gelangweilte Polizist Asger Holm Dienst in der Notrufzentrale. Er tut dies zwar gewissenhaft, aber sichtlich angepisst und drückt einen Anrufer schon mal weg, wenn er den Grund für belanglos hält. Dass macht er auch fast, als er plötzlich eine Frau in der Leitung hat, die verstört und unzusammenhängend flüstert. "Geben Sie die Linie frei, die ist für Notfälle", blafft der mürrische Bulle. Doch die Frau bleibt hartnäckig und dem Polizisten wird klar, dass er ein Entführungsopfer in der Leitung hat.  Mit dieser Ausgangslage würde Hollywood nun ordentlich Kawumm auffahren. "Nicht auflegen" aus dem Jahr 200...

Spieglein Spieglein an der Wand - wer ist 2018 die coolste Action-Socke im Kinoland?

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Tom Cruise hat trotz einer unmöglichen Mission wieder mal die Welt gerettet. Der sechste Teil der Mission Impossible-Franchise mit dem Titel «Fallout» gilt schon jetzt als bester Teil. Endlich hat Cruise auch mal wieder einen würdigen Gegenspieler. Mit Henry Cavill ist es der stahlgehärtete Supermann-Darsteller. Da wackelt das Kino ordentlich, wenn die Fäuste sprechen. Die Frauen sind schön oder geheimnisvoll, die Locations Bond-mässig exotisch oder weltberühmt und die Buddys Simon Pegg und Ving Rhames hauen so manch knackigen One-Liner hinaus. Zudem ist die Story nicht nur plumpes Durch-Paris-Gehetze, sondern schlau, knifflig und voller Wendungen. Oder holt sich Dwayne Johnson die Action-Krone? In «Skyscraper» rettet er zwar nicht die Welt, aber den mit einer Höhe von 1'000 Metern grössten Wolkenkrater der Welt, der auch noch in Flammen steht. Die Story-Ähnlichkeit zum Bruce Willis-Durchbruch «Stirb langsam 1» ist zwar da und am Schluss keucht auch Dwayne im stylish zerriss...

Wolkenbruch erleidet Schiffbruch

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Die Kritiken überschlagen sich schier. "Lustigste Schweizer Filmkomödie seit Jahren" oder "Regisseur Michael Steiners bester Film". Da denk ich mir im wahrsten Sinn des Wortes, ich sitze im falschen Film. "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" ist nicht nur eine inhaltliche Mogelpackung, sondern auch eine völlig vergebene Chance, Kritik an den insgesamt heuchlerischen religiösen Moralvorstellungen zu üben, egal ob Jüdisch, Christlich, Muslimisch oder was auch immer. Die "Reise" endet nach 20 Minuten Als Buch mag das Ganze funktioniert haben. Über 120'000 LeserInnen werden sich wohl nicht irren. Aber als Film ist der Wolkenbruch ein veritabler Schiffbruch. Der Titel suggeriert eine Reise - aber schon nach 20 Filmminuten hat der Protagonist seine Schickse gefunden. Was das nun mit einer "Reise" zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Und dieser Rest dauert immerhin noch kaugummi-zähe 70 Minuten. Erzählt wi...

Wo Fussball schauen noch Spass macht

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Tief im Osten von Berlin. Bei der Auswechslung erscheinen die Ampelmännchen.  Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich schreibe, dass ich 1000 Fussballspiele live gesehen habe. Da war alles dabei. WM oder EM, Europapokal, Länderspiele und Pokal-Endspiele genauso wie Cup-32tel-Final irgendwo auf dem Land und natürlich immer wieder das gemeine Meisterschaftsspiel irgendwo im Mittelfeld einer Liga. Ich war genauso bei den Bayern wie auch beim KSC, ebenso beim FC Basel wie auch bei DC United, ich habe gelitten, gefroren, geschwitzt, gejubelt, bin optimistisch an- und niedergeschlagen wieder abgereist oder umgekehrt. Fussball zu schauen ist ein Spass. Respektive WAR ein Spass. Unterdessen ist der mir nämlich vergangen. Die grossen Verbände pressen die Zitrone immer mehr aus. Nations League, Europa League 2, eine WM in Katar (das gerade mal so gross ist, wie die beiden Schweizer Kantone Graubünden und Bern), die Spitzenfunktionäre werden immer dubioser, die Werbung immer wichtiger. Was...

"Saga Norén Kripo Malmö"

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Die coole Blonde mit Asperger-Syndrom ermittelt nicht mehr. Nach der 4. Staffel ist definitiv Schluss mit "Der Brücke" und damit auch mit "Saga Norén, Kripo Malmö". So begrüsst sie jeden. Egal ob persönlich oder am Telefon. Ihr Handicap macht es der Frau unmöglich, Gefühle zu zeigen. Aber sie zeigt sie halt doch. Auf ihre ganz eigene, subtile Art. Und das macht aus einer normalen Thriller-Serie ein wuchtiges Ereignis. Längst sind wir es gewohnt, dass nordische Polizisten einen Knacks haben. Doch was uns die Brücke-Macher und insbesondere Darstellerin Sofia Helin da vorlegen, ist ganz, ganz grosses Fernsehen. Als schwedische Polizistin knackt sie jede Nuss - aber auf der persönlichen Ebene hat sie schwer zu tragen. Als sie wieder einmal wegen ihrer unterkühlten Art angegriffen wird, sagt sie nur: "Das haben schon viele gemacht und geglaubt, ich sei unverletzbar." Diese Figur der Saga Norén ist das riesige Plus der Serie "Die Brücke", die nach vi...

Wandern in Berlin

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Hallo, auch unterwegs im herrlichen Berlin? Herrlich diese Stille, phantastisch diese Wege, wunderbar diese Leere. Neulich bin ich gewandert. Mitten in Berlin. Und habe all das angetroffen, was eine Wanderung so einmalig macht. Mal ging es hoch, dann wieder runter und die wenigen anderen Wanderer, die mir begegnet sind, waren freundlich und genauso ratlos wie ich. Mein Wander-Ort war das Hotel Plus in Berlin. Eine tooootal originelle Location. Es hätte mir schon beim Einchecken dämmern können, dass da was auf mich zukommt. "Nehmen Sie den Fahrstuhl in die 3. Etage, dann die Treppe in die 4." Soweit, so ulkig. Als ich aber aus dem Lift gestiegen bin, konnte ich die Beschriftung nicht entziffern. Wohin gehts zu meinem Zimmer? Also bin ich Korridore entlang gelaufen, Treppen hoch, wieder runter und als mir endlich jemand entgegen gekommen ist, war das ein anderer Wanderer ...äh ... Hotelgast, ebenfalls auf der Suche nach seinem Raum. Mein, ich gebe es zu, wenig schme...

Barbara Bleisch; die eloquenteste Schweizer TV-Talkerin

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Stets auf Augenhöhe; Barbara Bleisch im TV-Studio Was macht einen guten TV-Talker aus? Ich finde Neugierde, Hartnäckigkeit, Empathie und ein enormes Interesse am Gegenüber. Dass all diese Eigenschaften in einem Fernseh-Menschen zusammenkommen, ist selten genug, zumal in der überschaubaren Schweiz. In der Person von Barbara Bleisch hat das nationale Fernsehen ein Talkerin inhouse, die im deutschsprachigen Raum ihresgleichen sucht und gäbe es eine Talk-Champions League, Barbara Bleisch wäre dabei. Notabene als einzige aus der Schweiz. Und was tut ihr Haussender um diese blühende Kompetenz auch einem breiten Publikum näher zu bringen? Dass, was das Schweizer Fernsehen in solchen Situationen immer tut; sie versteckt ihr bestes Pferd. Oft genug versauern die Talente im Spätprogramm, Bleisch wird woanders geparkt, nämlich am Sonntagmorgen.  Barbara Bleisch ist inhaltlich sattelfest, rhetorisch geschickt, optisch unaufgeregt, stets souverän und hat sowieso immer ein Lächeln au...

Umtauschen? Selbstverständlich NICHT!

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Der neue Mantel sass perfekt. Ich bin da echt heikel. So ein Mantel muss ein paar Dinge erfüllen. Dieser hatte erfüllt. Ich war happy. Nach ein paar Tagen merkte ich, der Mantel zwickt. Perfekt ist anders. Oder bin ich zu dick? Egal. Dann tausche ich ihn um. Gedacht, getan und zurück ins Kleidergeschäft, einer Filiale von Peek und Cloppenburg. Dort die Ernüchterung. "Umtauschen? Das machen wir nicht", erklärte mir eine Verkäuferin mit einem Ausdruck, als ob sie in eine Zitrone gebissen hatte. "Ich habe den Einkaufszettel bei mir und es ist doch erst ein paar Tage her. Ich möchte den Mantel bloss eine Nummer grösser. Könnten Sie nicht....?" Doch die Zitrone lächelte sauer. "Wie gesagt. Leider nein." Also habe ich Kontakt aufgenommen mit der Firma. Deren Mail-Adresse lautet immerhin dialog@..... Und ich habe Antwort erhalten: « Unser Anliegen ist unseren Kunden nicht nur ein tolles Einkaufserlebnis, sondern auch einen tollen Kundenservice bieten zu kön...

Warum machen die Skandis eigentlich soviel bessere TV-Serien als wir?

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Sofia Helin als Saga Noren, Kim Bodnia als Martin Rohde in der schwedischen-dänischen Serie "Die Brücke".  Wer "Borgen" kennt jubelt. "Die Brücke" ist Weltklasse und so gut, dass sie schon mehrmals adaptiert worden ist. "Follow the money" ist genial. "Midnight Sun" ist sensationell. "Occupied" ist erschreckend realistisch. Was haben diese Titel gemeinsam? Es sind alles Serien aus Norwegen und/oder Schweden und/oder Dänemark. Ebenfalls gemeinsam; alle diese TV-Serien sind brillant. Da macht sogar Binge-Watching Spass. Was man von unseren Serien kaum behaupten kann. Mit "uns" meine ich den deutschsprachigen Raum. Da döddelt die "Lobbyistin" uninspiriert vor sich hin. Da verzichtet "Die Protokollantin", obwohl ambitioniert, auf alle Genre-Vorgaben wie Cliffhanger oder Sympathieträger und kommt mit einem knappen "genügend" ins Ziel.  Spurensuche. Warum sind die Skandis im TV-Erzähl-Bu...

Die aufregendste Schweizer TV-Reporterin im Knast

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Selbstversuch. Fabienne Bamert lässt sich in eine Zelle einschliessen. Die neugierigste und damit aufregendste Schweizer TV-Reporterin macht's immer und immer wieder. Nämlich pfiffiges Fernsehen mit wenig Budget, aber viel Freude. Diesmal war die Tele 1-Perle  Fabienne Bamert im Gefängnis. Ein einziges Wort würde die ganze 20minütige Sendung beschreiben: Sehenswert. In der Reihe "Unterwegs" macht sich Bamert regelmässig auf und liefert ein Format, dass zwar Reportage heisst, aber viel mehr ist. Die Journalistin schafft quasi ein neues Genre in dem sie ihre freundliche Hartnäckigkeit mit echter Begeisterung kombiniert. Somit ist sie nicht nur weit weg von der aufgesetzten Grinserei a la Schweizer Fernsehen, sondern bannt den Zuschauer, indem sie dahin geht, wo's auch mal weh tut. Sie begleitet Spital-Clowns, redet mit Prostituierten oder wie im aktuellen Fall; sie geht in den Knast. Sie fragt, was uns alle interessiert Im Zuger Gefängnis Bostadel, wo die wirkl...

Bösland von Bernhard Aichner

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Was haben "Justiz" von Friedrich Dürrenmatt und "Bösland" von Bernhard Aichner gemeinsam? Das sind die einzigen beiden Bücher, die ich innerhalb weniger Stunden verschlungen habe. Ansonsten bin ich der typische Sofa- oder Vor-dem-Schlafen-Lesen; ein paar Seiten, dann Augen zu oder Blumen giessen. Nicht so bei "Bösland". Da mussten Blumen, Schlafen oder Katze warten. Nach seiner Trilogie um die mordende Bestatterin Blum ( Totenfrau, Totenhaus, Totenrausch ) legt der Tiroler Autor nun nach. In der Intensität nicht ganz so rauschhaft, nicht ganz so brutal, aber in der akkurat gewobenen Sprache weiter klar und deutlich, vielleicht sogar noch eine Spur präziser bis zynischer. "Bösland" ist ein Page-Turner, wie wir es eigentlich nur von den Amis kennen. Da wundert es nicht mehr, ist Aichner einer der wenigen deutschsprachigen Autoren, dessen Bücher regelmässig ins Englische übersetzt und auf den Weltmarkt USA geschmissen werden. Die Ich-Person B...

Die Adolf-Frage

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Darf man sein Kind Adolf nennen? Um diese simple Frage dreht sich "Der Vorname" von Alt-Regie-Star Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann" oder "Das Wunder von Bern"). Verlernt hat Wortmann sein Können nicht. Aber gleich vorweg; "Der Vorname" ist weder grosses Kino noch überhaupt Kino. Das ist ein Fernsehfilm. Fünf Freunde treffen sich zum Abendessen, da eröffnet einer, er und seine Frau wollen ihr bald zur Welt kommendes Kind Adolf nennen. Was nun folgt ist zwar einerseits urkomisch und bitterböse, viele Gags zünden und die Dialoge sind geil bis brillant. Aber das Grundthema mag sich nicht 91 Minuten halten. Es müssen weitere Konflikte her und schon bald haben die Diskussionen unter den Freunden wenig bis nichts mehr mit der Ausgangslage zu tun. Hübsch genug ist die Idee. Der geneigte Deutsche nennt sein Kind heute schnell mal Antigone oder Kopernikus. Aber Adolf? Geht gar nicht. Oder doch? Darum herum hätte sich ein bissiger, rhetorischer Steig...

Warum soll "Der Outsider" von Stephen King eine Trump-Kritik sein?

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Dieses Buch erinnert mich an den alten Blödelsong "Kreuzberger Nächte". Da gibt es diese Textzeile: "Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fangen sie ganz langsam an. Aber dann..." Genauso ist es mit Stephen Kings "Der Outsider". Zwar startet auch dieses Buch mit einem in der modernen Dramaturgie üblichen Spektakel; ein grausam zugerichteter Teenager, eine spektakuläre Verhaftung - aber dann dümpelt das dünne Geschichtchen 300 Seiten wie ein Papierschiffchen auf einem namenlosen Bach elend und dröge vor sich hin. Figuren tauchen auf - Polizisten, Anwälte, Verwandte des Opfers, Verwandte des vermeintlichen Täters - um dann wieder im Wort-Nirwana zu verschwinden. Das Schiffchen schaukelt vor sich hin. Selbst das sonst für Stephen King so übliche Stakkato bleibt aus. Das erste Drittel kann man getrost diagonal lesen, verpassen tut man nix. Aber dann.... Da wird aus dem öden Krimi eine Sci-Fi-Story mit einem Stephen King-typischen Unhold, den keiner ausser ih...

Iris Berben als Rache-Engel in "Die Protokollantin"

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Ambitioniert, aber nicht anspruchsvoll. Das ist leider mein niederschmetterndes Kurzfazit des ZDF-5-Teilers "Die Protokollantin" . Iris Berben spielt eine unauffällige Frau, die bei der Berliner Polizei die Verhör-Protokolle schreibt. Sie lauscht, sie tippt, sie ist die Schattenlady der Kripo. Niemand nimmt sie wahr und das ist ihr grad recht. Denn im Stillen führt sie einen Rachefeld-Zug, nimmt Kerle ins Visier, die Mädchen getötet haben. Die Informationen dazu hat die Frau ja aus erster Hand. Dass sie derart unscheinbar bleibt, liegt an ihrer Vergangenheit. Ihre eigene Tochter ist vor elf Jahren verschwunden und so wundert sich nie einer ihrer Polizistenkollegen über ihre Zurückhaltung. Die Frau mit Namen Freya treibt einzig an, dass der Mann, der mit dem Verschwinden ihrer Tochter in Zusammenhang gebracht wird, aus dem Gefängnis kommen soll. Den noch will sie zur Strecke bringen.  Dieses Gelage gäbe eigentlich einen hübschen 90-Minütigen-Krimi. Warum das ZDF dieses si...

Es gibt keine richtige Art, Bio zu essen. Es gibt hunderte!

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Ich bin durchaus empfänglich für Briefkasten-Flyer, auch wenn sie mich optisch nicht überzeugen. Stimmt aber der Inhalt, werde ich neugierig. So passiert, als ich den sperrigen, übergrossen Zettel von der Firma Biopac vorfand. Hauslieferung von Bio-Gemüse und -Obst? Warum nicht mal ausprobieren. Gesagt, getan.  Ich füllte also den Flyer aus, schickte ihn ein und wartete gespannt auf die erste Lieferung. Immerhin verspricht die Firma auf Ihrer Website nicht weniger als " Wir stellen Ihren Gemüsekorb frisch mit saisonalen Gemüsen, Salaten und Früchten zusammen. Bei unserem Angebot wird es abwechslungsreich und farbenfroh." Und was kam? Genau das! An einem Dienstagmorgen als ich die Wohnung verliess, stand vor der Haustür diese unscheinbare Tüte, darin lagen die Bioprodukte - abwechlunsgreich und farbenfroh. Seither kann ich beim Einkaufen im Supermarkt den Bogen um Gemüse und Früchte machen. Kann schon sein, dass sich an der Kasse mal jemand wundert (bei uns in der Schwe...

"Trautmann"; die wahre Story über den legendären Fussball-Torwart von Manchester City

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Genau dafür sind Filme erfunden worden; um uns eine gute und wahre Story zu erzählen, die es erst noch schafft, tief in uns etwas anzurühren. "Trautmann" ist so ein gelungenes Beispiel. Ein deutscher Unterhaltungsfilm jenseits von Schweiger oder Fuck ju Goethe. Geht doch!  David Kross als Bert Trautmann, Freya Mavor als seine Frau Margret.  Der junge Wehrmachtssoldat Bernd Trautmann gerät in ein britisches Kriegsgefangenen-Lager. Bernd  (er wird erst von den Briten zu Bert)  entpuppt sich als Torwart-Talent, was sich bereits in einem Plausch-Spiel andeutet. Durch Zufälle landet Trautmann im Tor des lokalen Vereins St. Helens. Aber die Volksseele kocht. Ein Nazi! In unserem Team? Geht gar nicht.  Hassen ist einfacher als vergeben Die Parallelen zu heute sind vielleicht etwas gar augenfällig. Damals waren es die bösen, bösen Arier, heute die nicht minder bösen, bösen Islamisten. Die ablehnende Grundhaltung gegen den Fremden, der überstilisiert und dämonis...

BlacKkKlansman; gut gemeint, schleppend umgesetzt. Schade.

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Beruht eine absurde Idee auf wahren Begebenheiten, ist Hollywood schnell im Spiel. So auch hier. Der erste schwarze Polizist der amerikanischen Stadt Colorado Springs unterwandert in den 70er Jahren den örtlichen Ableger der Rassisten-Organisation Klu Klux Klan. Das ist die Kurz-Fassung des neuen Spike Lee Filmes "BlacKkKlansman". Wäre ein prima Film. Wäre er in den 70er oder 80er Jahren gemacht worden. So aktuell das Thema, so schleppend die Umsetzung. Regisseur Spike Lee galt lange als die schwarze Antwort auf Woody Allen; kluge Filme, clevere Umsetzung, kritisch, nah am Schmerz. Doch so sperrig der Titel, so ätzend der Film. Es geht und geht nicht voran. Was moderne Filme - auch kritische wie z.B. "Spotlight" in drei Minuten einführen, dafür braucht Lee eine gefühlte halbe Stunde. Entweder geht alles quälend langsam oder wie in einer Johnny Englisch-Parodie merkwürdig schnell. Wie der erste schwarze Polizist in den Dienst eintritt und sich immer und immer wiede...

Gekringelte Füsse - auch Männer treibens bunt

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Bunt ist meine Lieblingsfarbe. Die Bügelfalte; akkurat. Der Schuh; italienisch. Der Mann; perfekt. Die Socken; gekringelt und bunt. Es gehört sich auch als Businessmann wieder, bunte Knöchel zu zeigen. Was viele Jahre Circusclowns und Hippies vorbehalten war, erobert schick gekleidete Männerbeine und erfreut somit unser Auge. Männer mit hübsch gekringelten, bunten Socken. Es gibt sie unterdessen auch überall zu kaufen. Schon fast auf jedem Wühltisch. Es gibt definitiv keine Ausreden mehr für weisse Socken.  So schnell gehts. Schon in Finnland.  Ich war noch nie in Finnland und ich weiss auch nicht, ob ich's je da rauf schaffen werde. Aber wie ich so durchs Schweizer Mittellandstädtchen Baden stolpere, stehe ich plötzlich vor einem einladenden Schaufenster. Die hellen, aber nicht grellen Farben ziehen mich hinein. Und plötzlich bin ich doch in Finnland. Finnis.ch heisst das Magnet und wie ich da so durchstöbere, stehe ich plötzlich vor einem weiss-blauen gefüllten ...

Die Schweiz ist die Fussball-Nummer 1

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Inbrunst. Was für ein seltsames Wort. Aber genau damit, nämlich mit viel Inbrunst - und vermutlich auch etwas Häme - haben deutsche Fussball-Fans während vier Jahren singen können: "Die Nummer 1 der Welt sind wir. Lalaaa...." Tja, liebe Freunde im Norden. Unterdessen seid Ihr nicht mal mehr die Nummer 1 im deutsch-sprachigen Raum. Diese Position hat nämlich die Schweiz eingenommen. Die es sogar geschafft hat, den ewigen Fussball-Rivalen Deutschland in der Weltrangliste zu überholen. Und das nach dieser verkorksten Weltmeisterschaft. Was wurde lamentiert in Deutschland nach dem frühen und peinlichen Vorrunden-Aus. Aber auch in der Schweiz war das Gejammere gross. Raus gegen Schweden? Also bitte. Die Länderspiel-Bilanz 2018 ist für uns Schweizer ein richtiges Schmankerl. 9 Spiele und nur 1 Niederlage. Die ist dafür umso bitter - eben dieses unnötige 0:1 im WM-8tel-Final gegen Schweden und tschüss. Aber was soll den Deutschland sagen? Der Ex-Weltmeister hat dieses Jahr geg...

Baby Baby balla balla

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Diese Geschichte ist zu gut (leider auch etwas abartig) um nicht nach-erzählt zu werden. Dort, wo sich gerne vier Tiere aufeinanderstellen und etwas musizieren, dort hat sich eine eigenartige Situation ergeben. Im deutschen Bremen ist ein Baby zur Welt gekommen. Dieser neue, kleine Erdenmensch muss derart süss gewesen sein. Oder knuffig. Oder vielleicht verfügt das Baby über ungeahnte Talente und hat sich bereits ans Klavier gesetzt oder die Relativitätstheorie an eine Tafel gekritzelt. Also, dieses Super-Besondere-Baby hat nämlich einen Familienstreit ausgelöst. Zehn (in Zahlen: 10) Verwandte haben sich auf der Entbindungsstation darum gestritten, wer das Baby halten darf. Kuck mal, wer da streitet? Die rabiaten Erwachsenen haben sich derart auffällig verhalten, dass sogar die Polizei geholt werden musste und einer der Ich-will-das-Baby-auch-Deppen hat sich bei der schwachsinnigen Aktion verletzt. Apropos; passiert ist das Ganze tatsächlich im Bremer Stadtteil namens Schwachhausen....

Swimming with men: putzige und harmlose Filmkomödie

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Irgendwann trifft sie jeden. Vorallem Männer kennen das. Die Midlife Crisis. Einige kaufen einen Goldfisch, andere beginnen zu golfen oder zu wandern, dritte pendeln zwischen Ehefrau und Sekretärin - und dann gibt es noch diejenigen, die Synchronschwimmer werden. Daraus bezieht die englische Komödie "Swimming with men" ihren Reiz. Eine Gruppe Männer trifft sich einmal die Woche zum ulkigen Beinchen-Bewegen und Ho-Ho-Hopp-Schwimmen im Hallenbad.  300 Jahre Buchhalter Im Mittelpunkt steht Eric, ein Buchhalter, der seinen öden Job schon "300 Jahre" macht und auf der Flucht aus sich selbst auf die Hallenbad-Truppe trifft.  Grossartig ist der Cast, allen voran Eric-Darsteller Rob Brydon, der seine lakonische Lustlosigkeit gekonnt spielt um dann im Verlauf des Filmes wie eine Blume aufzublühen. Was auch etwas das Motto ist. Denn die verrückten Synchronschwimmer erhalten die Gelegenheit, an die (inoffizielle) Weltmeisterschaft nach Mailand zu fahren und üben dafür ...

Hurra - endlich gelesen; das schlechteste Buch 2018

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Bill Clinton war, ich gebe es zu, mein Lieblingspräsident der USA. Liegt vielleicht auch da dran, dass ich ihm mal begegnet bin. Als er noch im Amt war. Ich will ja nicht angeben, aber es hatte schon was Erhabenes, einem amtierenden US-Präsidenten gegenüber zu stehen.  Seine 1000 Seiten dicke Biografie "Mein Leben" von 2004 habe ich nahezu verschlungen, auch wenn ich nicht jedes Landwirtschafts-Gesetz aus Arkansas (wo Clinton vor seiner Präsidentschaft Gouverneur war) verstanden habe.  Nun probiert sich mein Lieblingspräsident als Romanautor und legt - zusammen mit dem Bestseller-Schreiber James Patterson - den Polit-Thriller ""The President is missing" vor. Wie der deutsche Untertitel suggeriert, eine Story, die nur ein Präsident schreiben kann. Die optischen Beschreibungen des Innern des Weissen Hauses werden wohl stimmen, sicher auch die oft pingelig genau erklärten politischen Abläufe. Aber der Rest ist Quatsch. Schlimmer; das Buch ist der grösste lit...

Die Ausrufezeichen-Menschen!

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Man trifft sie vorwiegend an Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Wo Busse ankommen, Strassen- und S-Bahnen, selten bei Schiffen, gar nie bei Flugzeugen, weil sinnlos. Die sogenannten Ausrufezeichen-Menschen! Sie stehen wie ein wütendes Mahnmal da. Schauen beständig in die Richtung des hoffentlich bald ankommenden Fahrzeuges und drücken alleine durch ihre Körperhaltung die Abscheu gegenüber dem Fahrer des Busses oder des Zuges aus. Warum? Muss? Ich? Immer? Warten? Wenn Du Deinen Fokus drauf richtest, wirst Du die Ausrufezeichen-Menschen! bald überall entdecken. Beobachte sie. Aber dezent. Denn sie wollen bei ihrem stillen Protest bloss nicht erwischt werden. Selbst die fleissigsten Handy-Tipper vergessen derweil ihren Hosen-Computer und starren nur noch böse in die Anfahrtsrichtung. Wie? Lange? Dauert? Das? Denn? Noch? Ich bin längstens schon ein Fan der Ausrufezeichen-Menschen! Früh genug - ohne dass ich schauen muss - weiss ich, wann der Bus kommt. Das ist nämlich dann de...

Unsane; minimal gedreht - maximale Wirkung

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Spinnt Steven Soderbergh jetzt? Seine Film-Vita ist nicht nur lang, sondern auch eindrücklich. Da sind kluge Filme dabei wie "Erin Brockovich", grosse Kisten wie die "Oceans"-Serie, sein spektakulärer Durchbruch "Sex, Lies and Video" oder sein Oscar-Prämierter Anti-Drogen-Film "Traffic".  Filmen mit dem iPhone.  Nun aber legt Soderbergh einen Film vor, für den er weniger als 14 Drehtage gebraucht hat, wo er gleich auch noch die Kamera bedient und im Schnittstudio als Cutter gesessen hat. Der Clou; die Kamera war ein iPhone! Das sei einer der " befreiendsten  Erfahrungen seiner Karriere" gewesen gab der Regisseur hinterher zu Protokoll.  Um auf die Einstiegsfrage zurückzukommen; nein, Soderbergh spinnt mitnichten. Im Gegenteil. Was "Unsane" uns erzählt, entfaltet dank dem iPhone seine ganze Wucht. Die Bankangestellte Sawyer Valentini (ein Ereignis; Claire Foy) scheint ein furztrockenes Leben zu führen. Liebhaber werden kur...

Amerika und sein politischer Korrektheits-Wahn

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Wie heisst es so schön? Dinge, die die Welt nicht braucht. Das kommt mir in den Sinn, als ich wieder mal ein paar Tage in den USA unterwegs bin. Das ehemalige Land der unbegrenzten Möglichkeiten entwickelt sich immer mehr zum Land der unmöglichen Begrenzungen. Mag ja gut und wichtig sein, dass alle Gender-Gruppen stets richtig angesprochen werden. Mag ja Sinn machen, wenn ein Veranstalter doppelt so viele Damen- wie Herrentoiletten hinstellt. Aber der US-Korrektheitswahn gebärt immer seltsamere Dinge.  Mit der Mütze in die Bar? "Sir, nehmen Sie bitte die Kappe ab." Es ist nicht ein komischer Dress-Code, der den Doorman diesen Satz sagen lässt. Sondern Angst. "Wegen Gang-Zeichen." Aha, sehe ich aus wie ein Motherfucker Gangsta aus der Hood? Aber warum diskutieren. Also Kappe runter. Aus einer anderen Bar will ich bloss schnell raus, Luft schnappen. Sofort greift der Türsteher nach meinem Glas. "Was ist da drin?" Schon steckt seine schnuppernde Nase in meine...

Schweizer TV-Stars aus der 2. Reihe, heute Silvia Mathis: das VJ-Versprechen von TeleZüri

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Bei den Lokalsendern wird zwar Schwiizerdütsch geredet, aber leider immer öfter durchsetzt mit fürchterlichen Germanismen. Ganz anders Silvia Mathis. Sie ist zwar kein strahlender Moderationsstar, aber eine kompetente Videojournalistin (kurz VJ) und wenn sie ein Thema anpackt, dann stets auch mit viel Liebe zur schweizerdeutschen Sprache. Unscharf oder komisch. Und hochkompetent.  Vermutlich hat sie in ihrem Leben ein- oder zweimal zu oft gehört, sie sei eine Herzige. So pflegt sie das optisch Uneitle. Bezeichnend, dass aussagekräftige Bilder von ihr auf den Social Media entweder unscharf oder komisch sind.  VJ's müssen in allen Themen fit sein; egal ob Fussball-Weltmeisterschaft oder der Lokalpolitiker, ob Trockeneis oder Igel-Rettung. Silvia Mathis kann alles.  Ihre Stimme ist angenehm, die Wortwahl passt, sie weiss, wovon sie spricht, verfällt nie in den bei den Lokalsendern häufig zu beobachtenden Sprach-Sprudel-Stress, bleibt ruhig, sachlich und fokussiert. Von...

Schweizer TV-Stars aus der 2. Reihe, heute Chris Strauch: der beste unbekannte Talker im Land

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Übt der Mann manchmal seinen verdutzten Blick? Oder hat er den einfach drauf? Das Verdutzte als grosse Stärke.  Der Bündner Chris Strauch ist für mich der klügste, cleverste und damit - leider - beste unbekannte Fernsehtalker im Land. Strauch knackt jeden. Ob Arno Del Curto, Matthias Reim oder Mike Müller. Sie schmelzen alle unter seinen Fragen. So sind Strauchs Sendungen keine Selfman-Show des Moderators, sondern einfühlsam geführte Gespräche, die dennoch die Mainstream-Bedürfnisse befriedigen.  Die Fragen sind klug und lustig, die grosse Stärke Strauchs sind seine Ohren, denn die setzt er gezielt ein. Er hört zu. Lässt ausreden. Oder grätscht dazwischen, wenns passt, aber nicht auf Kosten des Talkpartners, sondern um dem Gespräch die neue Wendung zu geben. Immer wieder bedanken sich seine Gäste für die "guten Fragen". Da lacht der Schalk-Talker - und wartet dann geduldig auf die Antwort der "guten Frage". So erreichen die Sendungen fast schon philosophisch...

Schweizer TV-Stars aus der 2. Reihe, heute Fabienne Bamert: die Perle von Tele1

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Es gibt so viele austauschbar-schöne Wetterfeen, so viele nett aussehende TV-Shop-Verkäuferinnen, so viele fröhlich grinsende Ex-Bachelorette's. Aber es gibt nur eine Fabienne Bamert. Fabienne Wer? mag sich manch einer fragen, der nicht in der Innerschweiz unterwegs ist. Schön uneitel.  Die Frau sieht natürlich klasse aus, keine Frage. Immerhin ist sie Ex-Miss-Schweiz-Anwärterin. Aber das spielt in ihren Sendungen keine Rolle. Völlig unprätentiös geht sie an ihre Arbeit und macht etwas, was es in der Schweizer Lokal-TV-Welt eigentlich fast nicht gibt; kurze Dokus mit Tiefe - und Humor. Ohne ein herzliches Lachen gehts nicht. Wenn Fabienne Bamert sich dem Rotlichtmilieu nähert, ist das nicht blosser Voyeurismus à la RTL2. Sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem heiklen Thema. (Link zur Sendung HIER ).  Die Sendung mit Namen "Unterwegs" übrigens, die die Moderatorin regelmässig macht, wurde vom Lokalsender einst für Kurt Zurfluh erfunden. Ein TV-Schwergew...