Donnerstag, 22. November 2018

Umtauschen? Selbstverständlich NICHT!

Der neue Mantel sass perfekt. Ich bin da echt heikel. So ein Mantel muss ein paar Dinge erfüllen. Dieser hatte erfüllt. Ich war happy. Nach ein paar Tagen merkte ich, der Mantel zwickt. Perfekt ist anders. Oder bin ich zu dick? Egal. Dann tausche ich ihn um. Gedacht, getan und zurück ins Kleidergeschäft, einer Filiale von Peek und Cloppenburg. Dort die Ernüchterung. "Umtauschen? Das machen wir nicht", erklärte mir eine Verkäuferin mit einem Ausdruck, als ob sie in eine Zitrone gebissen hatte. "Ich habe den Einkaufszettel bei mir und es ist doch erst ein paar Tage her. Ich möchte den Mantel bloss eine Nummer grösser. Könnten Sie nicht....?" Doch die Zitrone lächelte sauer. "Wie gesagt. Leider nein."
Also habe ich Kontakt aufgenommen mit der Firma. Deren Mail-Adresse lautet immerhin dialog@..... Und ich habe Antwort erhalten: «Unser Anliegen ist unseren Kunden nicht nur ein tolles Einkaufserlebnis, sondern auch einen tollen Kundenservice bieten zu können. Daher bieten wir bei P&C eine Umtauschmöglichkeit von bis zu zwei Monaten ab Kaufdatum an. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Artikel zum regulären oder reduzierten Preis erworben wurden. Ein Sachverhalt muss beim Umtausch jedoch erfüllt sein: Die Ware muss unversehrt und ungetragen sein.

Wie ich direkt nach Ihrem Besuch von der von Ihnen erwähnten Mitarbeiterin erfahren habe, trugen Sie den Mantel im Moment des Umtauschwunsches jedoch. Somit konnte die Mitarbeiterin nicht anders, als von Ihrem Gesuch Abstand nehmen. Ich hoffe, Sie haben hierfür Verständnis, denn sicher ist getragene Ware, online wie stationär nicht dem nächsten Kunden zu überlassen.»
Verständnis? Für einen einmal getragenen Mantel? Nö. Da frage ich mich doch glatt; woran darbt eigentlich der Detailhandel? Das Zauberwort heisst "Unflexibilität". Was Online schon lange ganz normal ist, nämlich Umtausch, scheint in der analogen Welt nicht zu funktionieren. Und dann wundern sie sich, wenn sie ihre Shops schliessen müssen. Sie - also die Ladenbesitzer - suchen dann Ausflüchte. Der starke Schweizer Franken, neue Gesetze, die Baustelle vor der Tür. Aber nie suchen sie den Grund bei sich. 
Gerade eben musste in Zürich eine Gruppe von elf Fotogeschäften schliessen. Insolvenz. Erst vor ein paar Monaten war ich in einem dieser Läden und wollte mir eine Kamera zurücklegen lassen. "Damit ich noch eine Nacht drüber schlafen kann". Die Antwort? "Leider nein." Und jetzt geht der Rollo bei dieser Foto-Gruppe runter. Mein Bedauern hält sich in sehr argen Grenzen. Denn ich habe als Kunde ja die Wahl. Digitale Welt sei Dank. Da kann ich umtauschen. Oder zurücklegen. 




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