Umtauschen? Selbstverständlich NICHT!
Der
neue Mantel sass perfekt. Ich bin da echt heikel. So ein Mantel muss ein paar
Dinge erfüllen. Dieser hatte erfüllt. Ich war happy. Nach ein paar Tagen merkte
ich, der Mantel zwickt. Perfekt ist anders. Oder bin ich zu dick? Egal. Dann
tausche ich ihn um. Gedacht, getan und zurück ins Kleidergeschäft, einer
Filiale von Peek und Cloppenburg. Dort die Ernüchterung. "Umtauschen?
Das machen wir nicht", erklärte mir eine Verkäuferin mit einem Ausdruck,
als ob sie in eine Zitrone gebissen hatte. "Ich habe den Einkaufszettel
bei mir und es ist doch erst ein paar Tage her. Ich möchte den Mantel bloss
eine Nummer grösser. Könnten Sie nicht....?" Doch die Zitrone lächelte
sauer. "Wie gesagt. Leider nein."
Also
habe ich Kontakt aufgenommen mit der Firma. Deren Mail-Adresse lautet immerhin
dialog@..... Und ich habe Antwort erhalten: «Unser
Anliegen ist unseren Kunden nicht nur ein tolles Einkaufserlebnis, sondern auch
einen tollen Kundenservice bieten zu können. Daher bieten wir bei P&C eine
Umtauschmöglichkeit von bis zu zwei Monaten ab Kaufdatum an. Dabei spielt es
keine Rolle, ob die Artikel zum regulären oder reduzierten Preis erworben
wurden. Ein Sachverhalt muss beim Umtausch jedoch erfüllt sein: Die Ware muss
unversehrt und ungetragen sein.
Wie ich direkt nach Ihrem Besuch von der von Ihnen erwähnten Mitarbeiterin erfahren habe, trugen Sie den Mantel im Moment des Umtauschwunsches jedoch. Somit konnte die Mitarbeiterin nicht anders, als von Ihrem Gesuch Abstand nehmen. Ich hoffe, Sie haben hierfür Verständnis, denn sicher ist getragene Ware, online wie stationär nicht dem nächsten Kunden zu überlassen.»
Verständnis?
Für einen einmal getragenen Mantel? Nö. Da frage ich mich doch glatt; woran
darbt eigentlich der Detailhandel? Das Zauberwort heisst
"Unflexibilität". Was Online schon lange ganz normal ist, nämlich
Umtausch, scheint in der analogen Welt nicht zu funktionieren. Und dann wundern
sie sich, wenn sie ihre Shops schliessen müssen. Sie - also die Ladenbesitzer -
suchen dann Ausflüchte. Der starke Schweizer Franken, neue Gesetze, die
Baustelle vor der Tür. Aber nie suchen sie den Grund bei sich.
Gerade eben
musste in Zürich eine Gruppe von elf Fotogeschäften schliessen. Insolvenz. Erst
vor ein paar Monaten war ich in einem dieser Läden und wollte mir eine Kamera
zurücklegen lassen. "Damit ich noch eine Nacht drüber schlafen kann".
Die Antwort? "Leider nein." Und jetzt geht der Rollo bei dieser
Foto-Gruppe runter. Mein Bedauern hält sich in sehr argen Grenzen. Denn ich
habe als Kunde ja die Wahl. Digitale Welt sei Dank. Da kann ich umtauschen.
Oder zurücklegen.
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