Dienstag, 18. Dezember 2018

Wolkenbruch erleidet Schiffbruch

Die Kritiken überschlagen sich schier. "Lustigste Schweizer Filmkomödie seit Jahren" oder "Regisseur Michael Steiners bester Film".
Da denk ich mir im wahrsten Sinn des Wortes, ich sitze im falschen Film. "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" ist nicht nur eine inhaltliche Mogelpackung, sondern auch eine völlig vergebene Chance, Kritik an den insgesamt heuchlerischen religiösen Moralvorstellungen zu üben, egal ob Jüdisch, Christlich, Muslimisch oder was auch immer.

Die "Reise" endet nach 20 Minuten

Als Buch mag das Ganze funktioniert haben. Über 120'000 LeserInnen werden sich wohl nicht irren. Aber als Film ist der Wolkenbruch ein veritabler Schiffbruch.
Der Titel suggeriert eine Reise - aber schon nach 20 Filmminuten hat der Protagonist seine Schickse gefunden. Was das nun mit einer "Reise" zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Und dieser Rest dauert immerhin noch kaugummi-zähe 70 Minuten.
Erzählt wird die Geschichte vom jungen Juden Mordechai "Motti" Wolkenbruch, der - wie offenbar üblich bei orthodoxen Juden - mit einer Frau verheiratet werden soll und daher von den Eltern immer wieder jungen Frauen vorgestellt wird. Natürlich funkt es nie. Dafür dann umso gewaltiger, als Motti an der Uni Laura trifft. Dooferweise ist die keine Jüdin, also eine Schickse und nun nimmt das Komödiantische, das mehr läppisch den heiter ist, seinen Lauf.

"Es liegt nicht an Dir" 

Die hysterische Mutter kreischt ein ums andere Mal auf, der brummige Vater furzt vor sich hin und die dröge Liebesgeschichte zwischen dem tapsigen Motti und der bildschönen Laura nimmt den üblichen Lauf, bis sie im Satz endet: "Das geht mir zu schnell. Es liegt nicht an Dir."
Die Motivation vieler Figuren bleibt unklar, insbesondere die der Laura. Warum verguckt sich ein hübsches, toughes Mädel in einen schüchternen, total uncoolen Typen, der von nix eine Ahnung zu haben scheint?
"Hast Du mir auf den Arsch geguckt?"
"Ah ja...."
"Darfst Du das überhaupt?"
Fazit: Als positiv zu nennen sind Setting und Ausstattung. Da wurde viel Liebe investiert, die Details stimmen, die - für uns Nichtjuden - kuriosen Bräuche werden bestimmt korrekt dargestellt. Aber ein Spielfilm besteht nicht nur aus einer netten Kulisse. Denn beim Rest hapert's leider gewaltig. Dialoge wie aus einem Rosamunde Pilcher-Film, Komik wie aus einem Louis de Funes-Film - aber die Leute entern die Kinos. Ich muss das ja nicht verstehen.

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