Serie "Your Honor" - oder die Schlinge zieht sich zu
Herr Jedermann gerät in eine ausweglose Situation. Das ist ein beliebtes und auch immer wieder gerne gesehenes Filmsujet. "Der unsichtbare Dritte" von Alfred Hitchcock von 1959 ist die Blaupause dafür. Mehr als 20 Jahre danach erschien Tom Wolfe's fulminanter Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten", welcher leider sehr läppisch verfilmt wurde.Ein Unfallwagen. Eine neugierige Polizistin.
Ein verdächtiger Gegenstand.
War es bei Hitch noch ein Werber, drehte Wolfe die Schraube schon höher und schickte einen Wall Street-Händler in einen kafkaesken Höllentrip.
In der Sky-Serie "Your Honor" trifft es nun einen Richter (Bryan Cranston aus "Breaking Bad") aus New Orleans, der sich als Gutmensch immer wieder mit Empathie dem erbarmungslosen US-Justizsystem entgegenzustellen versucht. Der 17jährige Sohn des Richters begeht nach einem Verkehrsunfall Fahrerflucht. Dem rechtschaffenen Richter bleibt natürlich nichts anderes übrig, als den Filius der Polizei abzuliefern. Auf der Wache aber stellt der Richter fest, wen sein Sohn überfahren hat: es ist ausgerechnet der Sohn des übelsten Gangsterbosses von New Orleans.
Der Richter-Sohn würde keine 10 Minuten im Gefängnis überleben. Also muss der Unfall vertuscht werden. Und so geschickt der Richter in seinem Gerichtssaal ist, so unbeholfen agiert er als Vertuscher.
"Your Honor" packt sogleich und auch wenn die Geschichte stark und die Dramaturgie stimmig ist, ist sie halt auch nicht ganz neu. Vieles spielt sich in den Nahaufnahmen der Gesichter ab. Wie der Richter-Vater fast verzweifelt, wie der Unfallfahrer hadert, wie der Mafiosi zetert. Die Kamera erfasst den Wahnsinn von ganz nah und das macht aus einer mittelmässigen Story eine wuchtige Serie.
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