Condor als Thriller-Serie - Staffel 1 ist grossartig, aber....
Natürlich ist der Robert Redford-Film "Die 3 Tage des Condor" unerreicht, auch wenn der Streifen von 1975 reichlich Patina angesetzt hat. Dass es nun eine Serie unter dem Kürzel "Condor" gibt, muss so schlecht aber nicht sein. Zumal Staffel 1 auch noch exzellent besetzt ist. Mit William Hurt und Mira Sorvino treten sogar zwei Oscar-Preisträger auf. Und das nicht in kleinen Nebenrollen.
Hauptcharakter aber ist Joe Turner, gespielt von Max Irons, dem der Makel anheftet, Sohn von Jeremy Irons zu sein. Dafür kann Irons Junior natürlich nichts, aber noch ist es ihm in seinen Rollen nicht gelungen, aus Daddys Fussstapfen (auch der Oscar-Gewinner) zu treten. Auch mit "Condor" schafft Max Irons das nicht.
Zu eingeschränkt ist seine Mimik, zu kraftlos seine Performance. Der Held einer Thriller-Serie muss die Show aber tragen (siehe Claire Danes in "Homeland" oder Sofia Helin in "Die Brücke"), auch - oder erst recht - wenn ihm prominentes Personal zur Seite steht.
Aber genug gelästert. "Condor 1" ist spannend, rasant erzählt, fantastisch ausgeleuchtet und die Story erinnert schon fast an einen James Bond-Plot. Die Bösewichte wollen nichts weniger, als die Weltordnung aus den Fugen zu heben. Da kommt ihnen ein CIA-Analyst (was Joe Turner ist), der misstrauisch wird, natürlich zur Unzeit.
Das in solchen Fällen übliche Katz- und Maus-Spiel beginnt. Wer hintergeht wen? Wer ist Doppelagent? Warum weiss der das und der jenes nicht? Das ist manchmal etwas gar schablonen-artig gezeichnet, bleibt aber intensiv und steuert auf ein Grande Finale zu. Dieses endet mit einem zwar etwas gesuchten dramaturgischen Kniff - aber ist in sich dennoch stimmig und logisch.
Die zweite Condor-Staffel liegt in den USA aus diversen Gründen brach. Was uns in Europa nicht betrifft. Vielleicht wäre es aber doch besser gewesen, Condor 2 in der Giftschublade zu belassen. Da ist nichts mehr vom Spirit zu spüren, die Dynamik ist weg, die Dialoge sinken auf Lindenstrasse-Niveau und die Story ist Stangenware, zumeist auch noch fürchterlich platt gespielt.
Russen trinken Wodka, Amis Bourbon. Gääähn
Ein russischer Agent will in die USA rüber laufen. Ein bei der CIA installierter Gegenagent will das verhindern - und dazwischen tummeln sich die in solchen Fällen üblichen Gestalten. Der undurchsichtige Direktor, das herzige Blondchen, der Einfaltspinsel, der rachelustige Teenager, die kaltherzige Russin. Apropos Russen. Es versteht sich von selbst, dass die bei jeder Gelegenheit zum Wodka greifen, während sich der Amerikaner beim Bourbon erholt.
Condor Staffel 1 ist eine gepflegte Thriller-Serie auf anständigem Champions League-Niveau. Condor Staffel 2 ist leider nur noch 3. Liga - wobei es auch in der Drittklassigkeit lässige Momente gibt. Aber der grosse Zauber ist dahin.
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