"Breaking Even" - Dallas im Ruhrgebiet
Der Dallas-Bösewicht J.R. Ewing ist gegen die modernen TV-Unholde in seiner Gemeinheit zwar längst verblasst. Aber es gibt sie noch. Die Serien, die in ihrer zynischen Bosheit an die fiesen Tricks der texanischen Ölfamilie aus den fernen 1980ern erinnern.
"Breaking Even" heisst eine sechsteilige ZDF-Produktion, welche uns nach Essen und zur Dynastie der Industriefamilie Lindemann führt. Lauter dubiose Figuren wetteifern um den Titel "Idiot des Moments", sie beharken und bekriegen sich, diese Lindemanns, welche ein Autowerk führen und sich selber gegenseitig auf den Füssen rumtrampeln.
In dieses unschöne Familien-Mengengelage geraten die ambitionierte Juristin Nora Shaheen und das rotzige Girlie Jenny. Sie sind die Heldinnen von "Breaking Even", scheinen aber auf ähnlich verlorenem Posten wie dereinst Cliff Barnes. Sein Kontrahent J.R. war ihm stets einen Schritt voraus. Hier manifestieren sich die Bösewichte in vielerlei Charaktere.
Eine grosse Stärke von "Breaking Even" ist es, dass einem die Figuren - sind sie auch noch so unscharf gezeichnet - nie durcheinander geraten. Da der Firmenpatron Benedikt, seine strenge Mutter, der strunzdumme Bruder Maximilian, der dubiose Hausjurist, der Rebell Konstantin.
Wie ein Batman-Comic spielt sich ein grosser Teil der Story in Dunkelheit und im Schatten ab. Was auch ein Bekenntnis ist; keiner zeigt sein wahres Ich und wenn doch, tut sich Erschreckendes auf.
Die Schwäche ist die unklare Kante: ist es ein Krimi mit Drama-Elementen? Oder doch eine Gesellschaftskritik ohne tiefere Psychologisierung?
Wichtig für mich: "Breaking Even" ist meistens spannend, stringent erzählt, brillant besetzt und ganz undeutsch unhysterisch gespielt. Etwas ratlos lässt der offene Schluss. Kommt da noch was? Ist das die berühmte Hintertür für eine neue Staffel? Oder war ich dann doch zu doof, um den Intrigantenstadl in seiner Gänze zu begreifen?
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