Das kackbraune Auto, Dieter Hallervorden und ich
„Was? Das wird erst am übernächsten Sonntag
ausgestrahlt? Aber dann bin ich ja gar nicht mehr hier. Dann findet das
Interview nicht statt.“
Und mit diesen Worten wuchtete sich der deutsche
Starkomiker wieder aus meinem frisch geputzten und gesaugten Auto.
¨Äh nein, entschuldigen Sie, ich habe Sie
missverstanden“, sagte ich „das Interview kommt ja schon diesen Sonntag, ich
habe da etwas durcheinander gebracht.“
Der berühmte Schauspieler musterte mich
einige Sekunden argwöhnisch über das Dach meines Autos.
„Am nächsten Sonntag?“, sagte er mehr als
Brummeln denn als Frage und liess sich wieder in den Beifahrersitz fallen. „Na
gut, dann bringen wir es hinter uns.“
Ich setzte mich mit wackligen Knien auch
wieder ans Steuer und hoffte, mein Passagier käme nicht hinter meine Lüge.
Allerdings; wie sollte er auch? Er konnte ja nicht wissen, wie die Abläufe in
unserem Radiosender strukturiert waren, welche Talksendung wann und in welcher
Form ausgestrahlt werden würde.
Meine Vorgesetzten hatten den Talk mit Dieter
Hallervorden erst auf den übernächsten Sonntag angesetzt. Und der Schauspieler
hatte schon recht; dann war sein Gastspiel in Zürich bereits vorbei und damit
auch der Werbeeffekt für seine Auftritte in einem hiesigen Theater. Aber ich
wollte das Interview natürlich nicht verlieren also griff ich zur Notlüge.
Didi Hallervorden war für in einem Hotel im schicken Stadtteil Seefeld untergebracht. Unser
Studio lag knapp zwei Kilometer entfernt in der Innenstadt, aber der Mann konnte diese
Strecke nicht mit einem Taxi absolvieren, sondern wollte abgeholt und danach wieder
ins Hotel gebracht werden.
Zu dieser Zeit fuhr ich ein zwar sehr
zuverlässiges, aber optisch ausgesprochen hässliches Auto. Es war der
Mitsubishi Colt, dessen Farbe ausgerechnet kackbraun war. Und damit sollte ich
Dieter Hallervorden kutschieren? Es blieb mir nichts anderes übrig. Also putzten und saugten meine Partnerin und
ich den armen kleinen Colt vor seiner prominentesten Fahrt auf Hochglanz. Aber
es nützte irgendwie alles nichts. Wie soll man eine solche Kiste auch mit etwas
Seife und einem Staubsauger in ein repräsentatives Fahrzeug verwandeln?
Allerdings liess sich der berühmte Komiker anstandslos ins Auto sinken.
Die Geschichte ist schon viele Jahre her und
an allzu viele Details kann ich mich sowieso nicht mehr erinnern. Nur dass ich
furchtbar nervös durch die Stadt gekurvt bin. Dass sich der auf der Leinwand
oder der Bühne ach so lustige Mann als richtiger Grantler erwies. Und dass ich
froh war, als ich Didi Hallervorden wieder im Hotel abliefern
konnte.
Das einstündige Interview wurde dann
tatsächlich erst am übernächsten Sonntag ausgestrahlt. Aber davon hat Dieter Hallervorden nie was erfahren. Oder es
war ihm egal.
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