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«Durst» von Jo Nesbo – Harry Hole ermittelt wieder. Und wie

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Ein Romantitel wie «Durst» lässt noch nichts schlimmes erahnen. Wer aber schon einmal einen Nesbo in der Hand gehalten hat, dem entgleisen schon mal die Gesichtszüge, bevor überhaupt die erste von 619 Folgeseiten umgeblättert ist. Die norwegische Hauptstadt Oslo ist mit etwa 613'000 Einwohnern einer der kleineren Kapitalen und liegt hinter den Hauptstädten von zum Beispiel Lettland, Togo oder Nepal. Oslo ist also kein Hotspot und schon gar kein New York. Aber wenn es um kriminelle Machenschaften geht, gehen den nordischen Autoren die Fantasy-Gäule durch. So auch dem ausgebildeten Okonomen Jo Nesbo. «Durst» ist der 11. Krimi mit Harry Hole als Ermittler. «Hatten wir Sex?», fragte Harry. «Was?» «Ich habe keinen blassen Schimmer, was gestern Abend passiert ist. Wir haben doch nicht miteinander geschlafen?» Katrine antwortete nicht, sondern konzentrierte sich darauf, an der roten Ampel exakt auf dem weissen Streifen zu halten. Harry wartete. Es wurde grün. «Nein», sagte Katrine, gab...

Wie Herr Theodor verschwand und .... eine Weihnachtsgeschichte

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Mein Name ist Theodor. Alle Welt nennt mich  Teddy, aber das mag ich nicht so sehr. Ich heisse  Herr Dr. Theodor. Wissen Sie noch, die EPA? Das war das Warenhaus  mit den drei schrägen, bunten Buchstaben. Da bin  ich zur Welt gekommen. Bei uns Teddybären ist das  nämlich so, unser Geburtsort ist nicht der Ort der  Entstehung, sondern dort, wo wir das erste Mal die  Liebe eines Menschen erfahren. Plötzlich stand ein  Mädchen vor meinem Gestell, wo ich mit ein paar  Freunden sass. Wir unterhielten uns über die gestressten  Menschen, die wie das Bisiwätter an uns vorbeiflitzten.  Aber Sarah blieb wie angewurzelt stehen. Sie  musterte mich und mir fielen sofort ihre verschieden  farbigen Augen auf. Das linke war grün, das rechte  blau. Sarah lachte, griff nach mir – und da war es um  mich geschehen. Ich war verliebt und geboren. Meine  Freunde konnten mir noch «Gute Reise» zurufen.  Von nun an waren ...

Der poetischste Ort Münchens: Tollwood

"Aus dem Nichts" könnte ganz ganz grosses Kino sein....

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Das Beste zuerst; Diane Krueger ist eine Wucht. In ihrer ersten Hauptrolle in einem deutschen Film überzeugt die schöne Blonde, die bislang auch in grossen Hollywood-Produktionen wie "Troja" oder "Inglourious Basterds" aufgefallen ist. Allerdings ist in "Aus dem Nichts" nicht viel übrig von der schönen Blonden - aber ganz viel grosse Kinopower. Diane Krueger füllt die Leinwand als Leidende, als Trauernde, als Rächende.  Aber das war's schon. Der hoch-gejazzte "Aus dem Nichts" ist nämlich ansonsten eine Enttäuschung. Regisseur Fatih Akin hat eine Kritik am deutschen Justizsystem angekündigt. Warme Luft. Er orientiert sich in seinem Film nah an den NSU-Geschehnissen. Sagt er zumindest. Den was im Film passiert, hat mit der Realität nur am Rande zu tun. Was schade ist. Der Stoff, aus dem Racheträume sind, wurde schon dutzende Male verfilmt - und oft - leider - besser. Katja (Diane Krueger) ist verheiratet mit dem Türken Nuri, gemeinsam und l...

"München" von Robert Harris ist ein packender Historien-Roman

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Damit kehrt Robert Harris zurück zu seinem Ur-Thema; den Nazis und der "Was, wäre wenn"-Frage. In seinem Debütroman "Vaterland" stellte Harris die faszinierende These auf, die Nazis hätten den Krieg gewonnen. Wie hätte die Welt 1964 ausgesehen? Nun, viele Historien-Romane später, widmet sich der britische Autor wieder dem Dritten Reich, diesmal in "München". Doch diesmal beruht (fast) alles auf Fakten. Und die grosse Kunst gelingt Harris, obwohl die Fakten bekannt sind, bleibt es spannend.  Im Mittelpunkt steht das sogenannte "Münchner Abkommen" von 1938. Die Staatschef's von Deutschland, Italien, Frankreich und England treffen sich, nachdem Hitler gedroht hatte, die Tschechoslowakei anzugreifen. Heute wissen wir; der herzhafte diplomatische Versuch hat damals nichts gebracht. Hitler liess sich nicht von seinen Plänen abbringen. Spagat zwischen Fic und Real In dieses eher spannungs-arme Umfeld platziert Harris seine Figuren, wobei ihm ein...

Die Fussball-Schweiz fährt an die WM - und das Beste daran ist.....

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Gleichwohl, Globi in Aktion.  .... endlich werden die Schweizer Spiele von Profis kommentiert. An der WM geniesse ich fundierte Wortspiele, Hintergrund-Informationen von den Reportern von ARD und ZDF, manchmal sogar vom ORF. Hauptsache kein Schweizer Fernsehen. Selbst Globi (ein lustiger Mensch-Vogel und in der Schweiz eine Institution) würde liebevoller kommentieren.  Fernsehen für Blinde "Gleichwohl" sagt der Schweizer Nati-Kommentator gefühlte 75x pro Spiel der Schweizer. Gibts eine Verwarnung kommt sein Standard: "Gelbe Karte an die Adresse". Als ob die Spieler mit einem Briefkasten umgeschnallt über den Platz rennen. Bei JEDER Wiederholung: "Hier, noch einmal." Aha. Beim Anpfiff "Los gehts". Bei Einblendung Trainer: "Der Trainer XY...".  Die Schweiz hat sich in einem Playoff übrigens gegen Nordirland durchgesetzt. Was natürlich der nächste verbale Stolperstein war. Ein Hin- und ein Rückspiel, also 180 Fussballminuten. Wie o...

Nordirland und Irland IST NICHT DAS GLEICHE

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Weiss auf rot und rot auf weiss. Und doch nicht das Gleiche. Die Fussballschweiz schaut in den nordwestlichsten Zipfel Europas. In Belfast treffen sich die Nationalteams von Nordirland und der Schweiz zum WM-Playoff-Hinspiel. Immerhin haben die tapferen Nordiren in der Quali zuhause nur gegen Weltmeister Deutschland verloren. Und in 7 von 10 Qualispielen kein Gegentor kassiert. Da wartet also eine Knacknuss auf die talentierte Schweizer Auswahl. Eine verbale Knacknuss ist das Spiel auch für die genialen Reporter in der Fussballabteilung des Schweizer Fernsehens. Nicht nur einmal sagen sie "Die Iren...äh die Nordiren..." und nicht nur einmal benamsen sie den gegnerischen Trainer als Martin O'Neill. Der ist tatsächlich Fussball-National-Coach. Aber nicht von Nordirland, sondern, Sie ahnen es, von IRLAND. Der nordirische Trainer hiesse dann Michael O'Neill.  Ganz doof; es gibt noch ein Rückspiel gegen äh ... Irland ....äh Nordirland mit äh... Martin ... äh Michael...

SRF-Serie "Wilder": Swiss Mystery zum Gähnen

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Sie reden viel, sagen nichts - und das tun sie sogar noch äusserst läppisch. Weiss eine Figur gar nicht mehr weiter, sagt sie "Du, ich muss." Das soll jetzt die gross angekündigte neue SRF-Krimiserie namens "Wilder" sein? Ich habe mich durch Folge 1 gekämpft und dabei fast den Preis des Einschlafens bezahlt. Was für eine himmelschreiende Enttäuschung. Platte Dialoge, überklischierte Figuren, Trommelwirbel wenns kniffelig wird, Geigenmusik wenns unheimlich wird, Baumgipfel von oben wenns .... ja was eigentlich wird? Die Figuren sind überzeichnet. Der Gemeindepräsident schrammt die Karikatur nicht, er ist eine. Ebenso der grantige Bundespolizist. Die Bundesanwältin erteilt Befehle in einer Lokalposse, der empörte Bauer crasht betrunken eine Investoren-Gesellschaft und im Hintergrund wabert noch eine Lawinengeschichte, die 30 Jahre her ist, aber das gar nicht so beschauliche Bergdorf belastet.  Knapp 5 Millionen Franken soll das Schweizer Fernsehen in die Krimi-My...

Das Wurmloch in die 30er Jahre befindet sich - mitten in Zürich

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Herzbaracke ist das schönste Zürcher "Ding". Der Name täuscht. Denn eine Baracke ist es nicht. Aber herzlich allemal.  Dort wo sich in Zürich ein halbes Dutzend Tramlinien kreuzen, wo der Morgenverkehr genauso stockt wie der am Feierabend, wo das Opernhaus in Schlagdistanz liegt und die Ausgehmeile Niederdorf nur noch einen Steinwurf entfernt ist.  Dort liegt die himmelblaue Herzbaracke. Sie ist ein Schiff, das nicht fährt, ein Vergnügungsort, wo man sich auf rotem Samt fläzt ohne rot zu werden, eine kleine Kneipe auf unserem See, ein Variete, ein Abschalt-Ort, eine Oase der Freude.  Da werden selbst coole Zürcher ganz weich Es ist ein Wurmloch in eine längst vergessene Zeit, am Schnurren gehalten von einem quicklebendigen Direktor, der nie müde zu werden scheint, der von Ideen sprüht und der der manchmal so spröden Zürcher Coolness ungemein gut tut.  Ich habe die Zeitreise gemacht, geschlemmt und mich köstlich amüsiert.  Besonders unsanft war die Landung ...

5 von 5 Sternen für das Hotel Alpina Rigi

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"Wann hätten Sie gerne Frühstück?" Äh...was? Kann ich hier wählen? "Ja, dann gerne um 8.30." "Perfekt. Um halb neun sind wir morgen für Sie parat." Hotelier Ronny Leardi klatscht in die Hände, trägt unser Gepäck sogar noch ins Zimmer und wünscht einen guten Aufenthalt. Von so vielen seltsamen Begegnungen in Schweizer Hotels und Restaurants negativ geprägt, stelle ich mir vor, dass hier irgendwo eine versteckte Kamera lauert. Aber nein. Der Chef tut nicht freundlich. Er ist es. Dabei könnten sich er und seine Frau, die das Hotel Restaurant Alpina Rigi führen, auf das hohe Ross setzen. Ihr Haus liegt an einer einmaligen Lage. Am Hang der Rigi - der Königin der Berge, wie der Hügel unbescheiden bezeichnet wird - direkt neben eine der Haltestellen der Bergbahn schmiegt sich das Hotel in die Landschaft. Das Abendessen ist reichhaltig, das Zimmer sauber, gemütlich, preiswert - und das Frühstück pünktlich um halb Neun parat.  Morgenstund.... Der Blick aus...

Weltberühmt in der Schweiz; die Lovebugs

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Zürich und Basel sind in der Schweiz das, was in Deutschland Köln und Düsseldorf sind; zwei Städte, die sich nicht besonders mögen. So war es natürlich ausgesprochen perfides Timing, dass die Basler Popband Lovebugs ausgerechnet am gleichen Abend in Zürich aufspielte, wo sich in der Fussballliga der FC Zürich und der FC Basel gegenüberstanden. Sänger Adrian Sieber thematisierte das sogleich: "Es gibt ein Ort in dieser Stadt, wo es heute Abend heisst: Zürich gegen Basel. Aber hier drin heisst es heute Zürich UND Basel." Und fetzte los.  Die Lovebugs sind für mich die beste Schweizer Popband ever (sorry Züri West oder DJ Bobo), aber sie sind nur in der Schweiz weltberühmt. Obwohl die Lovebugs einst die ganz, ganz grosse Bühne betreten hatten; 2009 starteten sie als Schweizer Act am ESC, schafften aber mit ihrem spritzigen Song "Highest High" den Einzug ins Finale nicht.  Zurück zum Zürcher Konzert. "Wir nehmen heute hier ein Album auf", teilte der Sänger...

Die verbalen Einfallslos-Pinsel vom Schweizer Fernsehen

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"Das Heimteam im Angriff". "Jetzt muss das Heimteam zeigen, was es kann." "Nun dreht das Heimteam das Spiel." Keine Sportreportage im Schweizer Fernsehen ohne "das Heimteam", obwohl es doch alleine dafür etwa 777 Millionen Synonyme gibt.  Ich habe mein Heimteam verlassen.  Mit einer ungeheuren Lieblosigkeit oder Leidenschaftslosigkeit berichten die Reporter aus den Sportstadien, sie spulen ihr Programm wie Beamte ab, dabei hätten sie doch einen der besten Jobs der Welt. Sie dürfen über Emotionen berichten, über unglückliche Verlierer, traurige Sieger, sind hautnah an den Stars und Superstars dabei. Und machen daraus NICHTS. Ausser Inhalts-Blabla. Das oben erwähnte Heimteam wird wirklich bei JEDER Berichterstattung genannt, die Sportreporter sind des Deutschen schlecht mächtig (Beispiel HIER ), plappern einen permanenten Floskel-Stuss zusammen ( HIER ) und lassen so die schönste Nebensache der Welt vollkommen verkommen.  Immer noch be...

"Flitzer" ist die nackteste Schweizer Film-Komödie

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Das ist die Schweizer Filmantwort auf den englischen Spass "The Full Monthy". Um den Lebensunterhalt zu verdienen, machten ein paar Arbeitslose auf Chippendales. Nun kommen die Nackten auch auf eidgenössische Kinoleinwände.  Es gab in der Schweiz einst eine Comedytruppe namens "Cabaret Götterspass". Einer der göttlichen Typen war Beat Schlatter. Da sah ich ihn das erste Mal live auf der Bühne. Der Mann war sich für keinen Gag zu schade - und ist es bis heute nicht. In seinem neuen Kinofilm "Flitzer" rennt der Schweizer Starkomiker minutenlang völlig nackig über den Rasen des legendären Berner Fussballstadions, angefeuert von tausenden Zuschauern. Aber ich greife vor. Der spiessige Lehrer Näf (herrlich, was für ein Biedermann Schlatter sein kann) verzockt fast eine dreiviertel Million Franken seiner Schule. Um das Geld wieder zu beschaffen, kommt er auf die Idee, Flitzer in Fussballstadien einzusetzen und Wetten darauf anzunehmen. Die Idee funktioniert...

Tüütüü-Tüütüüü - kein Anschluss unter dieser Nummer

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Sie pflastern das Land voll mit Plakaten, versprechen uns das rosarote vom Himmel, alles ist möglich, die Preise tief, die Produkte Weltklasse - aber wehe, wenn ich ein Problem habe. Dann implodieren die ganzen schönen Versprechen in inhaltsleeren Saucen, niemand ist zuständig, niemand versteht mich richtig, niemand ist in der Lage, einen ganz einfachen Kundenwunsch umzusetzen.  Mensch Sunrise Dich nicht - Fall 1 Ein Freund und dessen Frau bestellen SunriseTV - und zwar probehalber für drei Monate und weil es so schön ist - umsonst. Freund und Frau geniessen das Angebot, zappen sich durch die Kanäle, haben aber bald genug und beschliessen, das Free-Abo zu kündigen. Also Anruf bei Sunrise. Der Service-Mitarbeiter versteht nicht, was die Frau will und aus einem einfachen Anliegen wird ein 20minütiges Gespräch. Geduldig und immer und immer wieder erklärt die Frau, sie und ihr Mann wollen das Free-TV-Abo kündigen. Endlich hat der Sunrise-Typ verstanden. Alle lachen, schönen Tag no...

Tele Züri lädt Al Gore zum Talk - und es wird grossartig

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Lokalfernsehen hat nicht den besten Ruf; plump, doof, oberflächlich, hysterisch, undifferenziert. Aber hier kommt eine Show, die alle diese Vorurteile Lügen straft. Auf Tele Züri steht Al Gore in einem bewegenden Interview Red und Antwort: Der ehemalige US-Vizepräsident, spätere Fast-Präsident, dann Umweltaktivist, Oscar-Gewinner und Friedensnobelpreisträger stellt in Zürich seinen neuen Film "An Inconvenient Sequel - Truth to Power" vor. Der Zürcher TV-Sender nimmt die Gelegenheit wahr und und lädt den Promi-Klimaschützer vor die Kamera. Die grosse Überraschung; die Talkerin Natürlich ist Al Gore smart und charmant, den Umgang im Scheinwerferlicht gewohnt, er verteilt schlau Komplimente an die Schweiz und deren Umweltpolitik. Aber der eigentliche Star und die grosse Überraschung ist die Interviewerin. TeleZüri schickt nicht seine Startalker an die Umweltfront; nicht Markus Gilli, nicht Hugo Bigi, sondern Tina Biedermann. Das verursacht bei mir zunächst Schnappatmung....

Gnädinger am Schaffhauserplatz - zu Gast bei Freunden

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Zürich ist stets in den Top 3, wenn es um die lebenswerteste Stadt der Welt geht. Die Qualität ist hoch, die Gastro-Dichte ebenso. Auf 214 Bewohner kommt ein Café, eine Bar, ein Restaurant. Wer hier als Gastronom überleben will, sollte sein Handwerk verstehen. So wie die Leute vom Café und Restaurant Gnädinger am Die himmelblaue Freundlichkeit.  Schaffhauserplatz. "Wir versuchen den Kunden rasch und trotz der Eile aufmerksam und freundlich zu bedienen", verkündet das Gnädinger auf seiner Website. PR-blabla? Im Gegenteil. Hier wird sogar noch das Understatement bedient. Was heisst denn "wir versuchen"? Es wird gemacht, gelebt. Selbst in der allergrössten Hektik gibts vom himmelblaugekleideten Personal (die Farbe ist eine Referenz an das markant blaue Gebäude, worin sich das Lokal befindet) ein Lächeln oder ein Wiedererkennen: "Schön, sind Sie wieder unser Gast." Da würde man am liebsten zurückrufen "Schön, darf ich wieder hier sein." Auf Tuc...

Sam Elliott; der unterschätzte Hollywood-Titan auf dem Zenit

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Was für eine Stimme. Wäre der Mann nicht Schauspieler, es wäre der einzige Rat, den man ihm geben müsste. Hörst Du diese Stimme, kann es Dir nur kalt den Rücken hinablaufen. Darum; Filme mit Sam Elliott stets im Original anschauen. Nun erhält der markante Mime mit "The Hero" endlich eine Hauptrolle und einen Film, der ihm auf den Leib geschneidert ist. Regisseur Brett Haley zeigt einen verletzten und verletzlichen, alternden Cowboy, Sam Elliott scheint sich selber zu spielen, den grossen Ex-Hollywood-Star, der sich jetzt nur noch mit Werbung und Minijobs über Wasser halten kann, am liebsten mit seinem Nachbarn zum Kiffen abhängt und dann die Krebs-Diagnose bekommt. Das verleiht der langsam erzählten Story einen dramaturgischen Schub, schneller wird der Film dadurch aber nicht - und das ist gut so. Lakonisch, melancholisch wurstelt sich Lee Hayden weiterhin durch sein Leben, sucht nochmals den Kontakt zur Ex-Frau, der Tochter, scheitert wieder, verliebt sich und endet dort, wo...

"Das Orginal" von John Grisham - da stimmt was nicht im Paradies

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John Grisham schreibt und schreibt wie ein Duracell-Hase - und wird dabei nie schlechter. Immer wieder vermag er uns Leser aufs Neue zu überraschen. In "Das Original" führt er uns nach Florida, wo ein gestohlenes, wertvolles Manuskript (eben das Original) stecken soll und führt uns, ebenfalls erneut, an der Nase rum.  Der Buchhändler Bruce Cable soll etwas mit dem Raub der legendären Original-Manuskripte von F. Scott Fitzgerald zu tun haben. Also setzen die Ermittler eine schöne Frau auf den Schwerenöter an. Der gelingt es tatsächlich und alsbald, eine Spur der wertvollen Dokumente zu finden und sie.... Aber dieser Twist soll natürlich nicht verraten werden. Aber das Lamm lässt sich hier nicht so einfach auf die Schlachtbank führen, zumal der "Täter" - der höchstens Zwischenhändler und kaum Räuber ist - von Grisham in allen möglichen Farben dargestellt wird und so sehr sympatisch rüberkommt. Viel mysteriöser sind die Auftraggeber, die hinter der Frau stehen, die ...

Cafe Bar Meierei - der versteckte Geheimtipp von Zürich

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In Philadelphia war es, wo ich in einem umgebauten Feuerwehrlokal das trendige Lokal "Jacks" entdeckte. Der Haussalat war mit Grapefruit-Streifen angereichert und herrlich erfrischend, denn es war Sommer und dann wird es an der US-Ostküste über 35 Grad.  Warum erzähl ich das?  Weil mich das umgebaute Lokal faszinierte. Und ich erst kürzlich hier in Zürich etwas ganz ähnliches entdeckte; die Cafe Bar Meierei. Die sich in einer ehemaligen Garage befindet und dem allgemeinen Züri-Trend der arroganten Coolheit mit einer eigenen Lässigkeit widersetzt. Gut versteckt und trotzdem mitten im Trendquartier Kreis 6 haben hier Corinne und Markus Lüthi ein Bijou eingerichtet, das seinesgleichen sucht. Der Name ist Programm; es ist ein Café und eine Bar, es steckt viel Liebe drin und Leidenschaft, schon beim zweiten Besuch wird man wieder erkannt (anderswo in Zürich muss man schon ein halbes Dutzend Mal kommen, ehe der schöne Kellner zumindest mit der Erkennungswimper zu zucken pflegt),...

TV ist heute komischer denn je

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Bravo, der Vorname ist richtig..... Wie Pilze ploppen neue Fernsehsender aus dem Boden, bald jedes Dorf hat seinen eigenen Kanal. Selbst Minivereine schicken bewegte Bilder in die Welt. Die Folge dieser Inflation sind immer absurdere Fernsehstunden.  Ich brauche keinen Stefan Raab mehr, keinen Benny Hill. TV ist heute komischer denn je. Und keinem Programmverantwortlichen scheinen die immer peinlicheren Fehler überhaupt noch aufzufallen. Ein Zürcher Vorortssender schiesst oft (und vermutlich unfreiwillig) den Inhaltsvogel ab. In obigem Beispiel ist nicht nur die Bezeichnung putzig falsch. Sogar den sehr einfachen Namen des Prof. Dr. konnte sich der "Journalist" nicht richtig notieren.  "Ich grüsse alle, die mich kennen. Und Dich" Andere haben das Wunschkonzert. Nein, die meinen das ernst, Sonntag für Sonntag lacht der bildfüllende Mann vor dem total originellen Hintergrund mit Juke Box und lässt in Einspieler-Videos Schlagerhasen über saftige Heiden hoppeln ...

Giftflut; Kommissar de Bodt jagt diesmal Terroristen

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Seit drei Jahren gehört Hauptkommissar Eugen de Bodt zum Bodenpersonal der deutschen Krimiliteratur. Zuerst ermittelte er in "Heldenfabrik", dann in "Zwei Sekunden" und jetzt in "Giftflut". Der kurze Titel ist Programm. Denn ein Markenzeichen von Autor Christian v. Ditfurth sind die Stakkato-Sätze; kurz zwar, aber prägnant: <De Bodt betrat das Gebäude.  "Wir möchten mit Dr. Angermann sprechen", sagte er der Dame am Empfang.  "Sind Sie angemeldet?".  "Ich bin immer angemeldet".  Schob den Dienstausweis über den Tresen.> Das ist De Bodt pur. Und v. Ditfurth in Reinkultur. Der Bulle setzt sich nicht nur über Dienstwege, sondern auch über jegliche Formalien hinweg, lässt sich mehr von seiner Intuition, denn den internen Gepflogenheiten leiten. Klärt so zwar jeden Fall, macht sich aber bei seinen Vorgesetzten unbeliebt und bei seinem Team unersetzlich.  Wer sich auf die Stakkato-Sprache einlassen mag, der wird belo...

Die Bremer Stadtmusikanten sind bekloppt

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Diese Brücke in Bremen hat ein Problem. Sie ist in die Jahre gekommen und darf nicht mehr allzu viel schwere Lasten tragen.  Was würde ein kluger Kopf machen? Was würde ein Ingenieur machen? Weniger Verkehr rüber lassen. Haben die Bremer auch getan. Bloss - sie haben den falschen Verkehr eingeschränkt. Anstatt weniger Autos über die marode Brücke fahren zu lassen, sind weniger Fussgänger oder Radfahrer zugelassen. Um das zu erreichen, wurde mit einer Absperrung der Geh- und Radbereich halbiert. Pointe an der Geschichte; Gitter und Betonblöcke wiegen 8 Tonnen. Ha! Ha! Was haben wir gelacht. So wird die Brücke auch nicht leichter.  Und warum mache ich mir darüber Gedanken? Als Stefan bin ich ja nahezu verpflichtet, jeglichen Schabernack, der mit meinem Namen angestellt wird, zu verfolgen. Immerhin heisst sie Stephanibrücke.  Oder - sind die Stadtmusikanten bekloppt? 

Stadtfest "Badenfahrt" kostet 15.-- Eintritt - und sonst gehts gut?

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Dukatenregen für Baden.  Ein Stadtfest ist ein feine Sache. So auch im lauschigen Schweizer Städtchen Baden, das alle 10 Jahre seine "Badenfahrt" feiert. Es gibt die üblichen Attraktionen wie Kirmes, Killekille und Kaugummi, die unüblichen wie das Bücherhaus, das Blasorchester und die Baden-Fabeln. Eigentlich alles grossartig. Ich war da und ich fands toll. Bis auf eines. Das Ding kostet Eintritt und das nicht wenig: 15 Franken! Erstens: hä, was? Ich habe die Website der Organisatoren durchforstet und irgendwo stehts, fast unscheinbar, gut versteckt und eigentlich - juristisch - unklar: "Der Festpass ist obligatorisch".  Fest originell, Eintrittspreis unverschämt. Apropos juristisch; auf welcher gesetzlicher Grundlage wollen die von mir 15 Franken? Eine Frage, die mir keiner der Verkäufer beantworten kann oder darf oder will.  Zweitens; wozu? Denn ich muss hier die Fragen in den Raum stellen: - Wie viel kostet der Besuch des Oktoberfestes München? - Wie...

Sarajevo? Nein, ich bin in Washington

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DC United empfängt Real Salt Lake. Es sollen 15'000 im Stadion sein.... Das Beste am Spiel war das Zuvor und das Danach. Und das kam so. Ich war für ein paar Tage zu Besuch bei einem Freund, der im Grossraum Washington lebt und wir fuhren zusammen zum Fussball. DC United heisst der örtliche Verein, spielt jedoch eine miserable Saison, aber als Fussballfan ist man hart im Nehmen. Als Gegner wartete mit Real Salt Lake auch keiner der Giganten des US-Fussballs und so stünde uns wohl kaum ein Leckerbissen bevor. Aber egal; Soccer - wie der geneigte Amerikaner sagt - ist und bleibt trotzdem der geilste Zu-Guck-Sport der Welt.  Auf dem Parkplatz das in den USA übliche Vorgeplänkel. Ganze Familien sitzen auf Campingstühlen, feiern vor, trinken sich ein, sind gut drauf und jubeln, wenn ich in meinem fremdländischen Shirt (ich marschiere im Servette-Dress ein) vorbeilaufe. So lerne ich auch den deutsch sprechenden Kevin kennen, der in Hamburg studiert hat.  Spielabbruch wegen G...

Zum 16ten Mal beim Bryan Adams-Konzert

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Bryan Adams ist unermüdlich. Seit den 80er-Jahren rockt er die Charts, füllt die Konzerthallen und tourt seit anderthalb Jahren mit seinem «Get up»-Programm um den Globus. Ähnlich unermüdlich ist einer seiner treuesten Fans. Stefan Del Fabro war an Konzerten der aktuellen Tour in Philadelphia, London oder Wien. Nun also Zofingen. So kennt der Fan die Reihenfolge der Songs schon ganz gut: «‹Summer of 69› kommt nach ungefähr 45 Minuten», sagt Del Fabro lachend: «Mich begeistert seine ehrliche, echte Präsenz auf der Bühne. Die Songs sind einfach gestrickt, aber genau darum scheinen sie viele Menschen zu erreichen.» So wie ihn, den Bryan-Adams-Fan, der in Zofingen zum 16. Mal auf der «Cloud Number Nine» schweben wird. Wenn Rentner rocken Angefangen hat alles im Sommer 2006 in Montreux. Deutschland war gerade im Sommermärchen-Fussball-Modus, Del Fabro hatte Lust auf Livemusik und reiste an sein erstes Bryan-Adams-Konzert an den Genfersee. Es war der Anfang einer «musikalischen Liebe»...