Giftflut; Kommissar de Bodt jagt diesmal Terroristen

Seit drei Jahren gehört Hauptkommissar Eugen de Bodt zum Bodenpersonal der deutschen Krimiliteratur. Zuerst ermittelte er in "Heldenfabrik", dann in "Zwei Sekunden" und jetzt in "Giftflut". Der kurze Titel ist Programm. Denn ein Markenzeichen von Autor Christian v. Ditfurth sind die Stakkato-Sätze; kurz zwar, aber prägnant:
<De Bodt betrat das Gebäude. 
"Wir möchten mit Dr. Angermann sprechen", sagte er der Dame am Empfang. 
"Sind Sie angemeldet?". 
"Ich bin immer angemeldet". 
Schob den Dienstausweis über den Tresen.>
Das ist De Bodt pur. Und v. Ditfurth in Reinkultur. Der Bulle setzt sich nicht nur über Dienstwege, sondern auch über jegliche Formalien hinweg, lässt sich mehr von seiner Intuition, denn den internen Gepflogenheiten leiten. Klärt so zwar jeden Fall, macht sich aber bei seinen Vorgesetzten unbeliebt und bei seinem Team unersetzlich. 
Wer sich auf die Stakkato-Sprache einlassen mag, der wird belohnt. Mit einer furiosen Terror-Geschichte, die nicht nur den Kommissar, sondern etliche Protagonisten um den halben Erdball jagt - wobei Berlin geografischer Mittelpunkt der Story bleibt. So geschickt der Autor die Fäden auslegt, so schlau führt er sein Ensemble am Schluss wieder auf Feld eins zurück. 

Der Bulle und die Kanzlerin

De Bodt hat die freche Schnauze eines Schimanski, ist aber gleichzeitig in seiner Männlichkeit ambivalent, stösst seine Kollegin - in die auch er heimlich verliebt ist - zurück und hat, hübscher Nebeneffekt aller seine Fälle, stets einen direkten Draht zur Kanzlerin. Köstlich, wenn der Autor einen Dialog mit dem ruppigen Bullen und der Mutti beschreibt. Man sitzt am Tisch der Macht. 
"Giftflut" ist aktuelles, brisantes Lesekino, anstrengend und anspruchsvoll und man fragt sich, wer würde diesen De Bodt darstellen können, käme er auf die Leinwand. Es fällt mir nur einer ein, aber der ist schon gegangen; Götz George. 
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