Montag, 4. Dezember 2017

Wie Herr Theodor verschwand und .... eine Weihnachtsgeschichte


Mein Name ist Theodor. Alle Welt nennt mich Teddy, aber das mag ich nicht so sehr. Ich heisse Herr Dr. Theodor.
Wissen Sie noch, die EPA? Das war das Warenhaus mit den drei schrägen, bunten Buchstaben. Da bin ich zur Welt gekommen. Bei uns Teddybären ist das nämlich so, unser Geburtsort ist nicht der Ort der Entstehung, sondern dort, wo wir das erste Mal die Liebe eines Menschen erfahren. Plötzlich stand ein Mädchen vor meinem Gestell, wo ich mit ein paar Freunden sass. Wir unterhielten uns über die gestressten Menschen, die wie das Bisiwätter an uns vorbeiflitzten. Aber Sarah blieb wie angewurzelt stehen. Sie musterte mich und mir fielen sofort ihre verschieden farbigen Augen auf. Das linke war grün, das rechte blau. Sarah lachte, griff nach mir – und da war es um mich geschehen. Ich war verliebt und geboren. Meine Freunde konnten mir noch «Gute Reise» zurufen. Von nun an waren Sarah und ich unzertrennlich. Sie nannte mich tatsächlich «Herr Theodor» und ich sie «Frau Sarah», aber sie schien mich nicht zu verstehen. Komisch, ich verstand jedes ihrer Worte. Ich durfte in ihrem Bett schlafen, sass bei den Ufzgi neben ihr und schaute im Winter aus dem Fenster, wenn sie im Garten einen Schneemann baute, und staunte  im Sommer, wenn sie Purzelbäume machte. Eines Tages tauchten böse, lange Menschen auf und begannen alles in Sarahs Zimmer einzupacken. Die Glühbirne ihrer kleinen Nachttischlampe ging kaputt, eines ihrer Ufzgihefte wurde zerrissen. Meine Frau Sarah achtete darauf, dass ich einen guten Platz in einer Kiste bekam. Es war ungemütlich neben der kaputten, kleinen Lampe. «Die Reise dauert nicht lange», sagte Sarah, dann verschwanden ihre verschieden farbigen Augen hinter einem Deckel, der über meinen Himmel gestülpt wurde. Ich sass neben der Lampe und vermisste Sarah sehr. Es gab keinen Winter mehr, keine Schneemänner, keinen Sommer, keine Purzelbäume. Nur noch Dunkelheit, die kleine, kaputte Lampe und mich. Ich weiss nicht, wie lang wir im Dunkeln sassen. Wahrscheinlich Trillionen von Jahren. Doch irgendwann wurde der Deckel angehoben, ich blinzelte in die plötzliche Helligkeit, eine fremde Hand griff nach mir, schüttelte mich kräftig durch, gab mir sogar einen Klaps aufs Füdli, eine Stimme sagte: «Den kann man noch gebrauchen, stell ihn zu den Spielsachen.»
Was das war, wusste ich nicht, aber diese Spielsachen waren lustig, sie hiessen Ken und Barbie und Schlumpf und hatten sehr seltsame Proportionen. Wir seien in der Brockenstube Winterthur sagten sie. Wie die EPA, nur anders. Manchmal nahm mich ein Mensch in die Hand, stellte mich aber stets zurück. Einer dieser  Menschen schnüffelte an meinem Kopf und sagte, ich stinke gruusig. Hallo! Ich bin Herr Dr. Theodor!
Der Geschmack von Zimt stieg mir in die Nase. Mein Lieblingsgeruch. Die Menschen in dieser Brockenstube wurden ganz selig, denn sie verteilten Tannenzweige, zündeten Zimtkerzen oder andere hübsche Lichter an. «Bald ist Weihnachten», klärten mich meine Freunde auf. Daran konnte ich mich erinnern. Früher, als ich noch bei Frau Sarah war, bürstete sie mir zu Weihnachten immer den Pelz und band mir eine hübsche Fliege um den Hals. Seufz, aber Frau Sarah war ja nicht mehr da …
War es der Zimtgeruch, der meine Sinne vernebelte? Waren es die vielen blinkenden Lichter? Ein grünes und ein blaues Auge strahlten mich plötzlich aus einem Menschengesicht an. War das …? Es war ein Wunder. Meine Frau Sarah stand vor mir. Merkwürdigerweise war sie etwa doppelt so lang wie früher. Ich schaute an mir runter und stellte fest, dass ich immer noch gleich klein war. Aber das schien sie nicht zu stören. «Herr Theodor, bist das wirklich du?» Ich stammelte unbeholfen, aber unterdessen wusste ich ja, dass sie mich nicht verstehen konnte. Frau Sarah drückte mich an sich und ich winkte Ken und Barbie und Schlumpf zu.

Das sind die schönsten Weihnachten meines Lebens

Nun bin ich zurück bei Frau Sarah und darf wieder aus dem Fenster schauen. Sie baut mit einer kleinen Sarah einen Schneemann. Wie schön. In der Brockenstube bin ich zum zweiten Mal zur Welt gekommen. Mir purzelt grad eine Freudenträne aus meinem linken Knopfauge. Das sind die schönsten Weihnachten meines Lebens.
Herzlich, Ihr Herr Dr. Theodor.




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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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