Sonntag, 13. Juni 2021

Zürich ist Europameister

Sorry Basler, Berner, Luzerner, St. Galler - wir Zürcher haben Euch wieder einmal weggerockt. Unser schönes, blauweisses Zürich ist die lebenswerteste Stadt Europas!! Taaaataaa!

Naja, mögt Ihr nun - zu Recht - einwenden, war Zürich nicht mal die weltweite Nummer 1 und nun nur noch europäisch? Was für ein Abstieg, kichern sie in Basel, Bern, Luzern....

Dennoch. Nummer 7 in der Welt, Nummer 1 in Europa. Da könnt Ihr anderen Städte noch so mit Eurem Fussball, den Bären, dem Pilatus oder der Bratwurst kommen - wir liegen trotzdem vor Euch. 

Das aktuelle Ranking der lebenswertesten Städte LINK der Welt offenbart Erstaunliches. In den Top Ten tummeln sich nur Städte aus Neuseeland, Japan, Australien und der Schweiz! Der vormalige Spitzenreiter Wien ist zum Beispiel bis auf Rang 12 gepurzelt. Noch dramatischer der Sturz Hamburgs; vormalig auf Position 13, nun gerade noch auf Rang 47, Düsseldorf fiel von 22 auf 50. 

Nun kann sich innert eines Jahres ja nicht die Infrastruktur einer Stadt derart verschlechtern. Nein, hat sie nicht. Aber da war halt noch diese Pandemie. Die hat sich auf das Ranking ausgewirkt. Gesundheitsversorgung oder Kultur sind wichtige Parameter für diese Hitparade. Und die haben in der Pandemie in wichtigen europäischen Städten besonders stark gelitten. Das wiederum wirkte sich auf die Lebensqualität aus und das wiederum auf das Städte-Ranking.

Warum hält sich Zürich - das grössenmässig nicht mal in den Top100 der europäischen Städte liegt und kleiner ist als Skopje, Antwerpen oder Bradford - so tapfer in den Top Ten des Lebenswert-Rankings? Klar ist die Lebensqualität hoch, alles funktioniert tadellos und die Steuerbelastung ist erträglich. 

Wenn es aber um die Corona-Bekämpfung geht, empfinde ich Zürich nicht als, nun sagen wir, besonders originell. Die Stadtpräsidentin wandte sich zwar regelmässig in Videobotschaften ans Fussvolk und appellierte und erklärte. 

Eine eigene Dynamik entwickelte sich hier jedoch nie. In deutschen Städten wie Rostock, Tübingen oder Münster trauten sich die Stadtregierungen, eigene, durchaus innovative Pandemiebekämpfungs-Wege zu gehen. Bedauerlicherweise wurden sie zwar von ihren eigenen Bundesland-Regierungen oder gar von Berlin zurückgepfiffen. 

Zürich hingegen hatte keine eigenen Ideen. Sondern führte brav aus, was Bern vorgab. Anderseits könnte das der Schlüssel zum Erfolg sein. Wer nichts macht, macht nichts falsch und darum darf sich Zürich somit nun fröhlich Nummer 7 der Welt und Nummer 1 Europas im Ranking der lebenswertesten Städte nennen. 

Das offizielle Zürich scheint dieses Resultat gar nicht wahrzunehmen. Auf der Website der Stadt findet sich der banale Standsatz: "Punkto Lebensqualität erreicht die Stadt in internationalen Studien immer wieder Spitzenpositionen." LINK Euphorisch geht anders.

Sogar die Medien nehmen das Resultat nüchtern zur Kenntnis. Der Platzhirsch Tagesanzeiger fasst brav zusammen, was die Studie erbrachte. Fast noch biederer der Teaser im Boulevard-Blatt Blick "In Europas bester Stadt spricht man Züridütsch." Wie so oft, leider knapp daneben, den zwischen "bester" und "lebenswertester" liegt dann doch noch ein himmelweiter Unterschied. 

Ich stelle mir jetzt mal vor, was los wäre, würde ein Zürcher die Europameisterschaft im Minigolf oder Tischtennis gewinnen. Bestimmt gingen die medialen, politischen und gesellschaftlichen Zäpfchen mehr ab, als jetzt, wo wir immerhin Lebenswert-Europameister geworden sind. 



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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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