Der Demokratie-Hotspot - und niemand schaut hin
Klein und oho. Nach dieser simplen Formel funktioniert die Schweiz und ist eine globale Marke. Heidi, Schokolade, Banken, Wilhelm Tell, Berge und Uhren und fertig ist die Melange. Wie schafft es dieses kleine Land, eine derart beachtliche Resonanz zu erzeugen?
Von den mittelkleinen Ländern erhalten nur Israel und Taiwan mehr Aufmerksamkeit. Frag mal in Rio de Janeiro, Hongkong oder Los Angeles nach Ungarn, Mali oder Island. Du wirst ein Fragezeichen-Gesicht ernten. Frag nach der Schweiz. Ein Lächeln stiehlt sich auf die Gesichter der Menschen.
Anderseits ist die Selbstüberschätzung der Schweiz manchmal auch putzig. An diesem Wochenende fanden wieder einmal einige bemerkenswerte Abstimmungen statt. Ein neues Terrorgesetz, ein neues Corona-Gesetz, ein neues C02-Gesetz. Die Medien liefen heiss, die Experten rätselten über die Ablehnung oder Zustimmung, die Politiker legten Stirnen in Falten und suchten nach Erklärungen für das Pro und Contra.
Am Tag danach tragen die Schweizer Medien brav das internationale Echo zusammen. "Heftige Reaktionen im Ausland" fasst der Blick zusammen. Heftig? Auf Spiegel.de werde ich NICHT fündig. Gehen wir auf Welt.de, immerhin der intellektuelle Arm der Bild-Zeitung. Auch hier hole ich mir vorher Gicht in meinen Maus-Finger, ehe ich was zu den Abstimmungen finde.
Nicht lustig, der arme Ort im Kanton Schwyz (daher das SZ) heisst wirklich so. |
Was die Schweizer zu vergessen scheinen; während sie wählen und sich als Demokratie-Hotspot der Welt wähnen, drehte sich die Welt weiter. G7-Gipfel in Cornwall, Parteitag der Grünen in Deutschland, Fussball-EM, Corona, neue Regierung in Israel, Biden bei der Queen.
Immerhin rückt die Schweiz am Mittwoch in den Weltfokus, wenn sich der amerikanische und russische Präsident in Genf treffen. Und damit drehe ich die Uhr wieder zurück. Genf? Frag mal in Rio de Janeiro, Hongkong oder Los Angeles nach. Du wirst ein Fragezeichen-Gesicht ernten.
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