Scheinheilige Wirtschafts-Rock'n'Roller
Was ist die Schweiz eigentlich? Abgesehen davon, dass es ein Land mit vielen Bergen, wenigen Menschen und einem phänomenalen Marketing ist.
Egal wo Du bist in der Welt, die Schweiz kennt jeder. Die meisten haben positive Assoziationen, andere finden uns einfach nur putzig oder herzig und staunen, dass wir überhaupt arbeiten müssen und uns die Schokolade und das Käsefondue nicht einfach in den offenen Mund fliegen.
Mit dem Klischee der fröhlichen Bergseppen müssen wir leben. Tja. Nun aber zeigt eine Studie, dass wir in der Corona-Bekämpfung sehr viel gut gemacht haben. Und zwar so gut, dass wir in einem Ranking der Wettbewerbsfähigkeit auf Platz 1 gehüpft sind. Selbst Singapur haben wir verdrängt.
Quelle: welt.de |
"Obwohl die Schweiz die Pandemie zuerst nur zögerlich bekämpfte, hat sie ihre ökonomische Zukunft nicht gefährdet, indem sie nicht zu viel ausgegeben hat", schreibt welt.de (LINK).
Ulkig sind - wie so oft - die Online-Kommentare. Da schreibt einer tatsächlich: "Die Schweizer haben auch auch nur 14 Tage Urlaub."
Den würde ich gerne fragen, ob er ausser RTL gucken auch noch eine andere Bildung genossen hat. Was aber vergebene Liebesmüh wäre.
"Die Schweiz ist das scheinheiligste Land der Welt" kritisiert gleichentags der chinesische Künstler Ai Weiwei in einem Interview mit 20min Online (LINK). Und haut ordentlich drauf: "Wenn ich in der liberalen Schweiz mit all ihren sogenannten Menschenrechten nicht tragen kann, was ich will, sollte niemand einen Fuss in dieses Land setzen. Die Schweiz sollte sich schämen."
Das kennen wir natürlich nicht. Und mögen es noch weniger. Dass wir kritisiert werden. Gelobt werden für Heidi und Uhren, ja gerne. Scheinheilig genannt zu werden geht gar nicht. Ich scrolle in dem Text daher nicht in die Kommentar-Spalte. Sonst müsste ich noch dazu neigen, Ai Weiwei auf der ganzen Linie Recht zu geben.
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