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Es werden Posts vom Februar, 2017 angezeigt.

Langsame Schweizer, zackige Deutsche: stimmt das Rucki Zucki-Vorurteil?

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Es gibt diese legendäre Comedy-Nummer des in der Schweiz weltberühmten Cabarets Rotstift. Vier Männer stehen am Skilift, einer ist ein Deutscher und das einzige was er stets betont, ist die schlechte und mangelhafte Organisation und dass in seiner Heimat stets alles „Ruck zuck zackzack“ gehe.  Köstlich. Aber stimmt das? Sind die Deutschen mehr Ruckizucki als wir Schweizer? Sprachlich sind uns die Deutschen natürlich krass überlegen. Aber kein Wunder. Hochdeutsch ist unsere Sprache nicht. Mühsam erlernen wir diese „fremde“ Sprache in der Schule, die ersten Jahre unseres Lebens haben wir Schwiizertütsch gesprochen. Tatsächlich und in völliger Unkenntnis der Realität haben mir schon viele Deutsche gesagt, ich solle Schwiizertütsch reden, sie würden mich schon verstehen. Für diesen Fall habe ich mir einen Satz bereit gelegt, der jeden noch so sprach-affinen Deutschen in die verbalen Knie zwingt: „Wänn Öpper öppedie Öppis gaat go poschte“. Im besten Fall filtert der Germane noc...

Michael Douglas sagt "Grüezi Herr Del Fabro"

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Volker Brandt (l): "Grüezi in Köln."  Köln. Stadt am Rhein, Stadt des Doms, des Karnevals, der Ziegenböcke, des FC, Millionenstadt mit Weltruf und für mich Stadt eine meiner denkwürdigsten Begegnungen. Für die Aufnahme eines Hörbuches war ich angereist und mit dem deutschen Schauspieler und Synchronsprecher Volker Brandt verabredet. Dieser Name sagt nur noch  den Wenigstens etwas, dabei war der Mann als Tatort-Kommissar Friedrich Walther in Berlin unterwegs  wuselte durch die Schwarzwaldklinik oder schipperte auf dem Traumschiff durch die schönen Gewässer dieser Welt. Ein vergessenes Gesicht. Bekannt geblieben aber ist Volker Brandt bis heute als deutsche Synchronstimme von Michael Douglas . „Gier ist gut“, sagte der in seiner Paraderolle als gefrässiger Wall Street-Hai Gordon Gekko.  Oder er stammelte verängstigt „Es ist nur ein Spiel, es ist nur ein Spiel“ in „The Game“, er flog übers Kuckucksnest, er schaute Sharon Stone in den Schritt, er schwulte mit ...

Jetzt machen Sie endlich den Service-Check der Spülmaschine!

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So ein schöner Anfang und so ein doofer Schluss. Es war Liebe auf den ersten Blick. Als ich das erste Mal aus dieser Wohnung in den Garten blickte, wähnte ich mich in der Provence oder der Toskana. Was für eine Freude, als ich den Zuschlag erhielt. Zwei Jahre fühlte ich mich - nicht nur dank dieses Blickes ins kleine Paradies - herrlich wohl und angekommen. Doch dann kündigte ich die Wohnung, verabschiedete mich von der toskanischen Provence - und es entwickelte sich eine merkwürdige Geschichte. Meine Verwaltung „bedauerte meine Kündigung sehr“, eine solch nette Reaktion hatte ich zuvor noch nie erhalten. Mit dem Verwalter hatte ich mich auch immer gut verstanden, die wenige Male die wir uns sahen, unterhielten wir uns über Konzerte und Rocklegenden wie Jimi Hendrix oder die Rolling Stones. Also rechnete ich beim Auszug auch nicht mit Schwierigkeiten. Zunächst nahm alles seinen üblichen Gang. Ich war längstens weg, hatte die Wohnung gereinigt und übergeben, ein Nachfolger war eing...

Das kackbraune Auto, Dieter Hallervorden und ich

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„Was? Das wird erst am übernächsten Sonntag ausgestrahlt? Aber dann bin ich ja gar nicht mehr hier. Dann findet das Interview nicht statt.“ Und mit diesen Worten wuchtete sich der deutsche Starkomiker wieder aus meinem frisch geputzten und gesaugten Auto. ¨Äh nein, entschuldigen Sie, ich habe Sie missverstanden“, sagte ich „das Interview kommt ja schon diesen Sonntag, ich habe da etwas durcheinander gebracht.“ Der berühmte Schauspieler musterte mich einige Sekunden argwöhnisch über das Dach meines Autos. „Am nächsten Sonntag?“, sagte er mehr als Brummeln denn als Frage und liess sich wieder in den Beifahrersitz fallen. „Na gut, dann bringen wir es hinter uns.“ Ich setzte mich mit wackligen Knien auch wieder ans Steuer und hoffte, mein Passagier käme nicht hinter meine Lüge. Allerdings; wie sollte er auch? Er konnte ja nicht wissen, wie die Abläufe in unserem Radiosender strukturiert waren, welche Talksendung wann und in welcher Form ausgestrahlt werden würde. Meine Vo...

Warum mich als Schweizer Borussia Dortmund dermassen fasziniert

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Als Schweizer Fussballfan habe ich wenig Grund zum Jubel. Während sich der Brasilianer, Deutsche oder Italiener alle paar Jahre einen neuen WM-Stern aufs Trikot klatscht, huschen wir kickenden Eidgenossen hinterher und freuen uns, wenn unser Nationalteam wenigstens in den Top 10 der Weltrangliste auftaucht oder an einer Endrunde mitmischt. Umso grösser natürlich die Freude, wenn es einer von uns in die renommierte Bundesliga und da sogar zum Topspieler schafft. Mein Westschweizer Namensvetter Stephane Chapuisat wechselte 1991  zum schlafenden Riesen Borussia Dortmund. Der BVB hatte die abgelaufene Saison gerade mal auf Rang 10 beendet. Doch dann kam Chappi und rockte die Liga. Er schoss 20 Tore und Dortmund wurde Vizemeister. Das war die beste Platzierung seit 15 Jahren. Es folgten noch viele, viele Chappi-Treffer, gekrönt von zwei Meistertiteln und sogar einem Champions League-Triumph. Bis heute ist mein berühmter Namensvetter mit 106 Toren der drittbeste ausländische Tor...

Plötzlich stand Bill Clinton vor mir "Hi, how are you?"

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Die Schweiz ist als Wirtschaftsmacht zwar immerhin die Welt-Nummer 19 (gemäss Rangliste des Brutto-Inland-Produkts) trotzdem liegt das kleine Alpen-Land abseits der Routen amerikanischer Präsidenten. Ronald Reagen war 1985 für sagenhafte 5 Stunden in Genf, wo er sich mit seinem sowjetischen Buddy Michail Gorbatschow traf. Reagen-Nachfolger George Bush kam 1990 ebenfalls an den Genfersee, dessen Sohn George W. Bush kam genau wie Jimmy Carter oder Barack Obama nie zu uns. Das ist die statistische und bittere Realität; 40 Jahre US-Präsidentschaft und gerade mal zwei Mini-Besuche. Selbst russische oder chinesische Staats-Operhäupter kommen häufiger.  Halt. Da gibt’s doch noch Bill Clinton. Ein bekennender Schweiz-Fan. Fünfmal war er in der Schweiz um in Davos am WEF oder in Genf internationale Verhandlungen zu führen. Und ich war einmal hautnah dabei.   Samstag, 29. Januar 2000. Um 8 Uhr 11 landete die Air Force One auf dem Flughafen Zürich Kloten. Der amtierende amer...

Fahren Sie mal mit dem Mietauto durch Glarus

Ich bin mit dem Auto schon durch Rom, London, Los Angeles, Stockholm, Las Vegas, Berlin, Dublin, New Orleans, Kopenhagen oder Mailand gefahren. Das sind Städte, die haben teilweise mehr Einwohner als die ganze Schweiz. Mal wurde mehr gehupt, mal gab es weniger Kreisel, aber insgesamt verlief das alles reibungslos. Dann mietete ich im lauschigen Glarus ein Auto … Glarus? Für alle Nicht-Schweizer: das ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons und die Schwiegermütter unter den Kantonshauptstädten. Der Volksmund sagt nichts Nettes über die Gegend. Die Sonne geht wegen der hohen Berge spät auf und früh unter, das Beste an der Region sind Vreni Schneider (ein paarmal Skiweltmeisterin), Salamiwürste und das leckere Elmer Citro, die Schweizer Variante von Sprite. Trotzdem schaffte ich es, meine Partnerin zu einem Sonntagsausflug zu überreden, Glarus war nur Etappe, Ziel war der Klöntalersee, ein herrlich gelegener Alpsee mit fantastischen Wandermöglichkeiten. Mit dem Zug fuhren wir als...

Und monatlich kommt die 5-Franken-Rechnung Die unerklärliche Liebesbeziehung zu meiner Ex-Kreditkarte

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Und irgendwann kam der traurige Moment, wo ich mich von meiner Kreditkarte verabschieden musste. Sie war mir so treu gewesen und hatte mich in das unwegsame Gelände von Schwabing, Schwamendingen oder Brooklyn begleitet, hatte still, aber zuverlässig ihren Dienst verrichtet. Doch wie bei jeder Beziehung; alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Ich kündigte mein Kreditkarten-Konto auf.   Aber das Ende ist nicht immer das Ende. Plötzlich hatte ich wieder Post meiner Kreditkarten-Bank. Eine Abrechnung über 5 Franken. Und einen Monat später erneut. Und dann pünktlich vier Wochen darauf schon wieder eine 5-Franken-Rechnung. Ich bezahlte. Besser keinen Ärger provozieren. Da kennen Schweizer Banken keinen Spass. Nicht mal bei 5 Franken. Vielleicht war ja noch was offen geblieben oder ich hatte bei meiner Kündigung irgendeinen Vertragsbestandteil übersehen. „Gemäss Abschnitt 36, Paragraph C7 sind Sie als Kunde gesetzlich verpflichtet….bla bla bla“. So was halt. Also, ich ...

THESE 1 zu "Generation Respektlos" : das Jammern ist des Schweizers Lust

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„Jammern hat zwei ganz natürliche Funktionen und durchaus auch etwas Gutes. Wer klagt, kann sich innerlich erleichtern. Und Jammern schafft gleichzeitig eine Verbindung. Das gemeinsame Klönen über die Finanzkrise kann demnach auch befreiend sein. Und ich höre auch Stimmen, die dankbar sind für die Krise, da sich ihr Verhältnis zum Sicherheitswahn verändert hat. Statt Geld werden Beziehungen wichtiger, gute Freundschaften. Der Glaube daran wächst, dass mir schon irgendjemand helfen und mir selbst im Alter eine Suppe reichen wird.“ Buchautor und Psychologe Markus Fäh  im Tages-Anzeiger vom 20.12.2008 „Ja aber, wenn wir nicht mehr jammern können, sind wir ja gar keine richtigen Schweizer mehr. Jammerschade.“ Leser J. Kaufmann als Reaktion zum obigen Artikel. Ganze Wirtschaftszweige darben, auf Platz 1 die ewige Jammer-Branche Gastronomie. Noch im Jahre 2013 setzten die Schweizer Restaurants beachtliche 28,37 Milliarden Franken um. Wäre die helvetische Gastronomie ein ei...