Tamara, die Heldin
Politik ist langweilig und verstaubt. Von wegen. Für Tamara Funiciello ist das Gegenteil der Fall. Die Bernerin ist Präsidentin der Jungsozialisten der Schweiz und in dieser Rolle scheint sie vermehrt zum Hass-Objekt von frustrierten Hinterwäldlern zu werden. Leute, die den Sinn der Demokratie nicht verstanden haben.
Demokratie heisst nämlich, sich politisch zu zoffen, solange bis der Kompromiss erreicht worden ist. Die beiden absurden T's der Weltpolitik beweisen uns zwar gerade das Gegenteil. Trump in Washington und Theresa (May) in London scheinen das Wesen des demokratischen Prozesses echt nicht kapiert zu haben.
Aber zurück von der Weltbühne in die doch nicht so beschauliche Schweiz, wo der politische Ringkampf auszuarten beginnt.
Shitstorms gehören auch für Schweizer Politiker vermehrt zum Alltag. Die Social Media und Online-Kommentare ermöglichen es jedem Besenverkäufer, der im ABC knapp bis zum Buchstaben K kommt, seine, wenn oft auch krude, Meinung kundzutun.
Die Schweizer Juso-Präsidentin hat darum den Spiess umgedreht. Zusammen mit einem Reporter vom Online-Portal watson.ch hat sie vier Zeitgenossen aufgesucht, die sich besonders übel ausgelassen haben.
Da haben sie dumm aus ihren ausgeleierten Trainingshosen geguckt, wie plötzlich ihr Hass-Objekt höchstpersönlich vor der Tür gestanden ist.
Funiciello redet nicht um den heissen Brei herum. Bei einem besonders stupiden Dummy beisst sie aber weiterhin auf Granit:
Sie: "Können Sie verstehen, dass das verletzend war für mich?"
Er: "Ja schon, aber ich finde es ehrlich gesagt eher verletzend, dass Sie mich um meinen Schlaf bringen."
Politisch bin ich mit der Juso-Präsidentin auch nicht immer einig. Dass sie es mit ihren
Ideen oder ihrem Aktionismus zuweilen etwas zu weit treibt, mag Tamara Funiciello selber schon klar sein. Aber dass sie dann aufs Übelste beschimpft wird,
rassistische, sexistische und beleidigende Sprüche über sich lesen muss, ist
widerlich.
Ich habe der Politikerin via Facebook geschrieben: "Sensationell
und super, was Sie mit watson.ch gemacht haben. Respekt. Und schon löst das die
nächsten dummen Kommentare aus. Echt unglaublich. Ich habe auch eine Schweizer
Mutter und einen italienischen Vater und war als Kind auch Rassismus
ausgesetzt. Aber was Sie abbekommen, geht gar nicht. Kämpfen Sie weiter. Rocken
Sie weiter. Die Schweiz braucht Leute wie Sie. Ihr Courage ist Vorbild für
ganz, ganz viele. Nicht unterkriegen lassen. Lieber Gruss aus Zürich, Stefan
Del Fabro." Sie hat mir geantwortet: "Danke viel vielmals das tue ich
versprochen."
Was den Schotten ihr Braveheart, ist uns Schweizern Tamara Funiciello.
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