Donnerstag, 17. Januar 2019

Lesen bildet? Beim Mike Shiva-Buch bilden sich tiefste Lachfalten

Warum lacht der Leser nicht? 
Wenn einer auf dem Cover "Die Wahrheit über die Wahrheit" ankündet, legt er die Latte hoch. Dann erwarte ich knackige Details, Hintergründe, die sonst keiner weiss, pikante Informationen. Ich erwarte Rock'n'Roll zwischen den Buchdeckeln. Aber was bekomme ich hier? "Ich Mike Shiva" ist wie ein hastig gekochtes Frühstücksei. Es macht nicht satt, es macht keine Freude und am Schluss liegt es zerbröselt und verschmiert auf dem Teller.
Obwohl ich den Hellseher Mike Shiva nur via Medien wahrnehme und ihn da schon seltsam genug finde, genehmige ich mir ein paar geistreiche Zeilen. Kann ja nicht schaden, dem bekanntesten Hellseher der Schweiz etwas in die Karten zu schauen. Der Guru schreibt über ein eigenes Projekt: "Schliesslich habe ich Shiva TV verkauft und war dann eine Zeitlang angestellt. In dieser Zeit musste ich aber Dinge erleben, die ich nicht vertreten konnte, und habe schliesslich den Entschluss gefasst zu kündigen".
Das ist nicht nur grammatikalisch fürchterlich, sondern inhaltlich banal und vom "Wahrheit über die Wahrheit"-Anspruch sehr weit entfernt. Da finde ich auf jeder Tarotkarte den Weg besser als auf einer Landkarte.

Dagegen sind Jerry Cotton-Hefte Shakespeare

Anderswo textet der Hellseher, "Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen sei Humbug" und daher seine Sache nicht. Ja klar, was Mike Shiva macht ist wissenschaftlich belegt.
Ich gestehe; weiter als bis Seite 100 bin ich nicht gekommen. Das ist mir dann doch zu simpel und wird kaum mehr besser werden. Dagegen waren ja die Jerry Cotton-Hefte meiner Kindheit Shakespeare.
Spätestens nach der Lektüre dieses öden Machwerks sollte eigentlich auch dem hintersten Shiva-Anbeter klar sein, was das ist: Ausser einem Geschäftsmodell, dass zu funktionieren scheint, aber von Scheinheiligkeit nur so trieft, steckt nicht viel dahinter.
Noch eine persönliche Erinnerung. Shiva wurde vor einer Fussball-WM nach dem künftigen Weltmeister gefragt. Der Hellseher spürte das Universum oder guckte in seine Karten und sagte dann voller Überzeugung: "Brasilien". Was a) keine besonders gewagte These ist, Brasilien ist vor jeder WM Favorit und b) natürlich falsch war. Die Samba-Kicker schieden frühzeitig aus.
Wenn es übrigens stimmen würde, dass Hellsehen funktioniert, wären diese Typen alle stinkreich. Sie wüssten schliesslich alle Sport-Resultate im Voraus und könnten beim Wetten gross absahnen. Warum sie das nicht tun? Die Mike Shivas dieser Welt haben bestimmt eine einleuchtende Erklärung, denn eines wissen die Hellseher mit Sicherheit und das ist immerhin nichts weniger als "Die Wahrheit über die Wahrheit".
Lesen bildet, sagt der Volksmund. Stimmt. Im Fall dieses Büchleins bilden sich bei mir viele neue Lachfalten. Darum, vielen Dank an das göttliche Universum für dieses köstliche Lese....äh Lach-Vergnügen.

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