Sonntag, 21. Mai 2017

Peter Rothenbühler oder wie aus dem besten Schweizer People-Journalisten ein peinlicher Autobiograph geworden ist

Der Buchtitel ist keck, die Erwartungen gross, der Autor einer der wenigen Schweizer, der sowohl im deutsch- wie auch im französisch-sprachigen Teil bekannt ist. Das schaffen sonst nur Sportler oder - ein paar wenige - Politiker. 
Vorhang auf also für einen der originellsten wie umstrittensten Journalisten der Schweiz; Peter Rothenbühler hat seine Autobiographie geschrieben. 
Was schlukst Du?
Persönlich bin ich dem Mann nie begegnet und aus der Ferne kam er mir immer wie ein Gentleman vor. Ein adretter Typ, belesen, weltoffen, schick, eloquent, ein eleganter Schreiberling, ein beliebter Redner und Talkgast. Er hat es sogar - als einer der wenigen Schweizer Journalisten - zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag geschafft. Respekt Herr Rothenbühler. Also habe ich fröhlich zu "Frösche küssen - Kröten schlucken" gegriffen.

"Das hat vor und nach mir keiner geschafft"

Es ist flott geschrieben (wie erwartet) - aber es ist leider sehr flapsig erzählt (wie schade). Und manchmal peinlich, wie hier: "Ich wollte nicht riskieren, nach ein paar Monaten ohne Job am Hungertuch zu nagen. So handelte ich einen finanziellen Fallschirm aus, einen bescheidenen zwar, der mir aber erlaubt hätte, zwei Jahre gut zu überleben."
Bescheidenheit, Herr Rothenbühler, ist eine Zier. Ihnen steht sie nicht. "Zwei Jahre gut überleben" mit dem Adjektiv "bescheiden" gleichzusetzen ist unwürdig. Und grosse Töne zu schwingen ist unsympathisch: "Aber ich brachte auch diese Zeitung in die schwarzen Zahlen, zum ersten Mal seit Jahren. Vor mir und nach mir schrieb sie tief rot."
Bravo Peter. Dafür hast Du Dir eine feine Gummischnecke verdient.....

Frauen sind hübsch, hübsch, hübsch

Rothenbühler zitiert aus Begegnungen mit Prominenten und selbst wenn der oder die ihm etwas off the record anvertraut haben, nun plappert es der selbstsüchtige Journalist doch aus, so ganz nach dem trumpschen Motto: "Ich weiss was, also darf ich es auch weiter erzählen. Ääääätsch."
Andere würden sage; ein Büro-Messi. 
Stereotyp beschreibt der Autor Frauen stets als hübsch oder attraktiv, auch wenn das für die Situation völlig unerheblich ist. "Vom Fernsehen kam die bildhübsche, intelligente Christine Meier" und setzt dann sogar noch einen drauf: "Wäre sie weniger schön gewesen, hätte sie schneller Karriere gemacht". 

Feministinnen, wo seid Ihr, wenn man(n) Euch wirklich mal braucht?

Die erste Hälfte des Buches gibt Einblicke in das legendäre "Büro Cortesi". Ein Biotop von talentierten Jungjournalisten, wo Rothenbühler ab 1968 seine ersten Sporen abverdient hat, obwohl er - einer der wenigen demütigen Momente - zugibt: "Journalist werden war nie mein Jugendtraum". Zum Glück hat er's nicht bleiben lassen, denn aus dem jungen Kerl mit wilder Mähne wurde nicht nur einer der Besten seiner Zunft. Sondern auch einer der Erfolgreichsten. Als Chefredaktor von Sonntagsblick und vorallem später der Schweizer Illustrierten machte Rothenbühler den People-Journalismus in der Schweiz salonfähig. Er machte Stars und hatte sie alle, wie man so schön sagt. 
Doch trotz all der schönen, attraktiven, hübschen Frauen, trotz all der Promis, trotz Erfolg und Ansehen, stürzte Rothenbühler plötzlich ab. Schuld? Die anderen. Natürlich. Als er sich wieder hoch rappelte, tippte er dieses belanglose, manchmal beleidigende und in seiner selbstverliebten Redundanz ermüdende Buch. 

Sein Lieblingswort ist Item - Item - Item

"Frösche küssen - Kröten schlucken" hätte durchaus etwas mehr Selbstkritik und weniger Eigenlob verdient. Denn die zweite Hälfte des Buches ist dann ein immer unerträglicher werdender Erguss. Schade um die Zeit.
Item - was übrigens das Lieblingswort des Autors zu sein scheint, denn es kommt gefühlte 200mal vor - ich bin dann mal hübsch. 

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