Montag, 15. Mai 2017

Das ist Käse: "Abfahrt in den Tod" von Ex-Ski-Ass Marc Girardelli

"Star-Autor Martin Suter wird Boxer". Das wäre eine sehr absurde Schlagzeile. Oder: "Star-Moderator Günther Jauch will Tennis-Nr-1 werden." Ebenfalls sehr seltsam. Aber warum findet es eigentlich niemand merkwürdig, wenn plötzlich Ex-Sportler unter die Krimi-Autoren gehen? Das ehemalige Ski-Ass Marc Girardelli hat's getan. Für die jüngeren Leser; Girardelli war auf Schnee mal das, was heute Roger Federer auf dem Tenniscourt ist. Einer der Besten. Der Mann wurde viermal Ski-Weltmeister, gewann fünfmal den Gesamtweltcup. Kurios; schon im Alter von 12 wechselte er vom österreichischen zum luxemburgischen Skiverband und trug so das kleine Fürstentum auf die Weltsportkarte. Vor 20 Jahren trat Marc Girardelli vom Skisport zurück und es wurde ruhig. Bis er vor kurzem einen Roman veröffentlichte: "Abfahrt in den Tod". Zusammen mit der Autorin Michaela Grünig wagt sich der Ex-Skistar auf das dünne Literatur-Eis. Und bricht prompt ein. In Skisport-Sprache; das Buch fädelt schon bei den ersten Toren ein, kommt nicht auf Touren und landet im hintersten Bereich der Krimi-Buch-Rangliste. 
Holprig wie eine Piste
voller Schlaglöcher. 

Kein Wortwitz, seltsame Angaben, grammatikalische Patzer

Das Ganze beginnt schon bei der Namensgebung; die Hauptfigur ist ein Schweizer Skiläufer namens Marc Gassmann. Ein Schelm, wer die Roman-Figur Marc G(assman). mit dem echten Skifahrer Marc G(irardelli) gleichsetzt. Das Vorwort wurde von Hansi Hinterseer geschrieben. Heute ein Schlagersänger, in den 70er Jahren ebenfalls ein Skifahrer, weitaus weniger erfolgreich als Marc Girardelli. "Richtig überrascht war ich allerdings, wie sehr mich die Handlung gefesselt hat", schreibt Hinterseer. Nun weiss ich auch, warum mich Schlagertexte so fesseln....
Ausschnitt aus dem Buch: "Gleich würde er sich der berühmt-berüchtigten Lauberhorn-Abfahrt stellen. Mann gegen Piste. Das war immer eine Sache auf Leben und Tod - obwohl er aus Wengen stammte und es praktisch ein Heimspiel für ihn war."
Ich stelle fest; kein Wortwitz, krude Angaben, grammatikalisch unschön. 
"Auf Leben und Tod" soll eine Dramatik suggerieren - die es gar nicht gibt. Seit 1930 wird das Lauberhorn-Rennen ausgetragen. Gestorben ist - tragisch genug - nur 1981 ein Fahrer. 

Was soll der Schmarrn?

"Er aus Wengen stammte und es praktisch ein Heimspiel..." Ja, was denn sonst? Warum "praktisch ein Heimspiel"? Und streng genommen ist es kein Spiel, sondern ein Rennen. 
In der Story schaltet der Manager die Polizei ein. Aber er eilt nach Zürich. "Ich bin lieber direkt zur richtigen Polizei gegangen, immerhin wohnt Marc im Kanton Zürich", begründet der Manager. Damit beginnt die Polizei aus Zürich zu ermitteln und nicht die Berner Kollegen, auf deren Kantonsgebiet Wengen liegt und die dafür zuständig wären. Was soll der Schmarrn? Geschieht in München ein Verbrechen, kommen auch nicht Frankfurter Polizisten ins Spiel. Nur weil es dem Autor grad so in den Kram passt. 

Der grandiose Skistar scheitert grandios als Autor

"Abfahrt in den Tod" ist leider eine Enttäuschung. So grandios Marc Girardelli gefahren war, so grandios scheitert er mit seinem Buch. In einem Interview hat er gesagt: "Ich bin sehr neugierig und will immer wieder Neues ausprobieren. Ich habe keine Angst vor Misserfolg, sondern davor, dass mir die Zeit davonläuft. Ob etwas gut herauskommt, ist nebensächlich, mir geht es ja ums Ausprobieren."
Das hat er nun getan und sollte sich anderen Dingen zuwenden. So wie Martin Suter auch nicht Boxer wird oder Günther Jauch kaum die Tennis-Karriere anstrebt. Girardelli, bleib bei Deinem Leisten. 

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