Mittwoch, 17. Mai 2017

"Noah-Anthony, zieh gefälligst Deinen Helm an" - Ach Welt, was machen wir nur aus unseren Kindern?

Dieser Text ist zu gut, denn ich muss hier einfach wiedergeben. Geschrieben hat ihn ein Kollege vom renommierten Tages-Anzeiger. Ich habe mich dann bloss mit einem Kommentar beteiligt: 

«Nein, Max Andreas, das darfst du nicht, da hats ZUCKER drin.» 
«Dorothea, du kannst das auch leise sagen. Was haben wir gelernt? Wir DISKUTIEREN, wir streiten nicht unflätig.» 
«Noah, zieh deinen HELM an, wenn du das Dreirad nimmst.»

Ab ins Kinder-Yoga um das Chi zu stabilisieren

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen kommen auch wieder die Eltern mit ihrem Nachwuchs in die Bäckeranlage. Ritter der reinen, pädagogischen Lehre, Kriegermönche der richtigen Erziehung. Bewaffnet mit Zitaten aus hundert Standardwerken der nachhaltigen Manipulation von Kinderpsychen.
Kinder in dieser pädagogisch aufgeklärten Blase dürfen grundsätzlich gar nichts mehr – ausser im genau richtigen Masse klugscheissen, um «smart» zu wirken. Sie dürfen sich nicht prügeln, nicht fluchen, keinen Zucker oder sonst etwas Ungesundes essen, sie dürfen sich keine Schrammen holen und sie müssen eine emotionale Reife zeigen, die man nicht mal als Zen-Mönch vorweisen kann. Verhalten sie sich anders, gehts ab zum Arzt, um mit Ritalin abgefüllt zu werden. Oder aber – beim gesünderen Weg –  ab ins Kindergarten-Yoga, um das Chi wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

"Scheisse darf man nicht sagen"

Und es scheint zu fruchten. Als mir am Nebentisch ein «Ach Scheisse!» herausrutscht, kichert der kleine Mann im Kies nicht etwa über das Pfui-Wort, sondern schaut mich missbilligend an und meint: «Das darf man nicht sagen!»
Kein Wunder haben wir einen so hohen Anteil an depressiven Teenagern. Wenn die Kids nämlich aus ihrer Blase herauswachsen und feststellen, dass die Überlebensstrategien, die ihnen ihre Eltern beigebracht haben, im echten Leben kaum brauchbar sind, brechen sie unter der Realität zusammen. Wenn sie nicht vorher nach einem ersten McDonalds-Burger mit Cola im Zuckerrausch Amok laufen.Persönlichkeiten entwickeln sich ähnlich wie ein Immunsystem. Man setzt sie kleinen Impulsen aus, sie entwickeln Widerstandskräfte. Verantwortungsgefühl kommt aus Erfahrung. Wenn ich mir mal richtig schmerzhafte Schrammen geholt habe, fahre ich beim nächsten Mal vielleicht vorsichtiger mit meinem Velo. Wenn ich mich mal richtig mit einem Freund gestritten und Sachen gesagt habe, die ich bereue, bin ich das nächste Mal vielleicht etwas zurückhaltender. Wenn ich mich mal jemandem geprügelt habe, finde ich eher heraus, dass das zwar befreiend sein kann, aber keine Lösung bringt. Wenn ich mir den Magen an Süssigkeiten verdorben habe, bin ich vielleicht etwas vorsichtiger mit den Süssigkeiten. Oder auch nicht.

Richtig gut erzogen - und keine Ahnung vom Leben

Charakterbildung entsteht aus Erfahrung, nicht aus pädagogischen Imperativen. Natürlich muss man den Kids einen moralischen Werterahmen aufzeigen. Aber wie sollen sie selbst herausfinden, was richtig und falsch ist, wenn sie nicht mehr die Chance bekommen, echte Fehler zu machen? Wie kann ich eine Persönlichkeit entwickeln, wenn ich mich nicht ab und zu selbst zwischen richtig und falsch entscheiden muss?Die Aufgabe von Eltern ist es nicht, Fehler und Verletzungen um jeden Preis zu verhindern. Ihr Job ist es, nachher für ihre Kinder da zu sein und mit den Kids gemeinsam die richtigen Lehren aus Verletzungen und Fehlern zu ziehen.Ansonsten stehen wir vor einer Generation richtig gut erzogener, aber völlig lebensuntauglicher junger Menschen, die schon bei der kleinsten Belastung ausserhalb ihre geschützten Blase, in der Lehre, an der Uni, im echten Leben eben, zusammenbrechen.
HIER der Link zu obigem Text.

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