Amelie Fried scheitert literarisch an der MeToo-Debatte
Heisst ein Buch "Die Spur des Schweigens" und steht als Autorin Amelie Fried auf dem Umschlag, kann ich nicht widerstehen. Sehr schnell erkenne ich aber, dass dieses Buch eindeutig nach Marketing-Vorgaben geschrieben worden sein muss.
70% der Buchleserschaft sind weiblich. Entsprechend "weiblich" kommt diese Buch auch daher. Zwar wird schnell ein Sog aufgebaut und eine etwas unglücklich durchs Leben tapsende Journalistin Julia auf eine MeToo-Geschichte angesetzt. Aber anstatt diesen Ansatz konsequent und ohne Tralala zu verfolgen, verliert sich die Protagonistin immer wieder in Gesprächen mit Freundinnen oder Familie - und das alles höchstens auf "Sturm der Liebe"-Niveau. Ums Hauptthema geht es dann auch nur noch peripher.
"Die Spur des Schweigens" zerfleddert sich zusehends in Plattitüden und reiht nur noch Erwartbares aneinander. Da wäre "Aus dem Leben der Journalistin Julia" der ehrlichere Titel gewesen.
Amelie Fried hat mich in meiner Jugend als TV-Moderatorin ("Live aus dem Alabama") glänzend unterhalten. Einen derart flachen MeToo-Roman zu schreiben, der in einem Kioskheft besser aufgehoben wäre, hätte ich Amelie Fried nicht zugetraut.
"Die Spur des Schweigens" ist eines der Bücher, die ich auf halber Strecke leider wieder zuklappen und wegstellen muss.
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