Sternstunden beim Schweizer Fernsehen
Die Sendungen heissen Sternstunde, haben einen Untertitel, manchmal Religion, manchmal Kultur, manchmal Philosophie.
Es ist gut, hat das Schweizer Fernsehen eine solche Sendung im Programm, denn es sind - leider leider - die einzigen Momente, die diesen Titel auch verdienen. @srf
Nehmen wir einen ganz normalen Nachrichtendonnerstag im Mai 2021. Europa wartet auf den Sommer und aufs Reisen und Ferien. Damit das im Bald-Nach-Pandemie-Zeitalter möglich ist, braucht es ein Zertifikat. Die EU und die Schengen-Staaten (also auch die Schweiz) haben versprochen, bis Juni eine Lösung vorzulegen.
So zappe ich lustlos durch die Nachrichtensendungen - und bleibe gebannt hängen. Das Zertifikat kommt. Die Einigung ist geschafft.
18.45 Nachrichten bei RTL. "Vor wenigen Minuten der Durchbruch in Brüssel", meldet der Sprecher. Hurra, denke ich und schalte weiter.
19.00 heute beim ZDF. Auch hier kriegt das Zertifikat seinen Platz.
19.30 Tagesschau bei SRF. Im Vorspann flattern die Europa- und die Schweizerfahne. Sie habens also auch geschafft, denke ich erleichtert und will schon zurück zu Netflix - da friert mein Gesicht ein. Das Rahmenabkommen mit der EU ist das Hauptthema. Echt jetzt? Und das Zertifikat? Kein Wort!
@srf |
Dafür folgt zu später Stunde noch das weichgespülte Talk-Format, wo ein Moderator mit einem lieben Bubengesicht freundliche Fragen stellt. Die Sendung habe ich nicht gesehen, sondern erst am Folgetag in den Onlinezeitungen davon erfahren. Der liebe Moderator hatte den Gesundheitsminister als Gast. Also zappe ich mich via SRF-Website kurz rein. Der Minister macht das souverän, der Bubenmoderator bleibt freundlich.
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