Dienstag, 3. März 2020

Beim Schweizer CNN

"Lolek und Bolek machen CNN" schrieb ein Journalistenkollege über das neu lancierte Blick TV. Und auch andere TV-Kritiker gehen wenig gnädig mit dem neuen Format um. 
Weder Lolek noch Bolek. Sondern
einfach nur konzentriert. 
Ich bin zwar ein sehr kritischer Zuschauer, schliesse mich diesem Bashing aber nicht an - erstens war ich schon begeistert, als das Projekt angekündigt wurde und bin es noch und zweitens bin ich befangen. Denn ich arbeite dort. Zwar "nur" als Freelancer und dann auch noch in einer Art "Stabsabteilung" (dazu komme ich noch), aber ich bin nah genug, um zu erkennen, mit wie viel Verve und Freude, mit viel Enthusiasmus da gearbeitet wird. Meine Kollegen rennen wie die Hamster durch die Redaktion, entscheiden, schalten nach hier, dann nach da, holen Stellungnahmen rein, schneiden Videos und versuchen, dem User, dem Zuschauer einen echten Mehrwert zu geben. 
"Blick ist dabei" war einst ein Slogan der Boulevard-Zeitung. Daraus ist ein mächtiges Medienhaus geworden, dass zu seinen Print-, Online- und Radio-Angeboten jetzt auch noch einen Rock'n'Roll-TV-Newssender im Portfolio hat. Und Blick TV sei dank, gilt der alte Slogan mehr denn je. Absage der Basler Fasnacht? Der Reporter steht schon bereit. Corona-Virus im Kindergarten? Die Reporterin ist schon vor Ort. Pressekonferenz aus Bern? Die Blick-Kameras senden live. 
Genial schnell und manchmal sogar genial gut. 
Meine Gschpänli geben alles und sie machen es mit Herzblut. Dass sich da Fehler einschleichen - geschenkt. Und überhaupt, "der werfe den ersten Stein" kommt mir schnell in den Sinn. Wenn sich das SRF-Flaggschiff "10 vor 10" über die kuriosen Untertitel lustig macht, ist das fast schon Parodie. Selbstverständlich stimmt beim reichen SRF immer alles.... Parodie off.
Womit wir bei meinem Job des "Respeakers" sind. Ich sitze in einer Kabine neben dem Studio und übersetze alles gehörte (was ja meistens Schweizerdeutsch ist) auf Hochdeutsch. Eine Software macht daraus Untertitel, die dann mit einer Verzögerung zum Live-Text eingeblendet werden. Selbstredend, dass da Fehler passieren. Einige sind doof, bleiben aber verständlich. Andere sind ulkig. Wie zum Beispiel der. Aus dem hessischen Innenminister Boris Pistorius macht mir die Spracherkennung "Boris Pistolenschuss". Dann greife ich in die Tastatur und korrigiere so schnell wie möglich. Diesen Zeitverlust muss ich nun kompensieren, in dem ich Gesagtes weglasse. 
Zurück zum Einstiegssatz mit "Lolek und Bolek". Lassen wir den einfach so stehen. Immerhin teilt der Blick gerne aus. Also muss er - und damit seine Mitarbeitenden, ergo auch ich - einstecken können. Den Zusatz "CNN" haben wir natürlich gerne gehört. PS: CNN wurde Anfangs auch belächelt. 
www.blick.ch

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