Mario Adorf war hier
Mario Adorf ist einer dieser deutschen Schauspieler von
Weltformat. Er hätte sogar in «Der Pate» spielen können. «Ich wollte die Rolle
des Sohnes von Marlon Brando, also des Paten-Sohnes, nicht die, die mir
angeboten wurde», sagt Adorf ehrlich im Buch «Zugabe», geschrieben nicht von
ihm selber, sondern vom Journalisten Tim Pröse. Dieser nimmt sich angenehm
zurück, überlässt dem Protagonisten die Bühne, aber auch Adorf tänzelt zurück. So
ist ein Porträt entstanden, eine fast 250 Seiten starke Reportage über einen
Mann, der uns auf der Leinwand oder im Fernsehen schon in vielerlei Gestalt
erschienen ist. «Winnetou», «Momo», «Kir Royal», «Die Blechtrommel», «Rossini»,
«Der grosse Bellheim» oder zuletzt in «Karl Marx».
Redet Adorf in Zugabe frei von der Leber weg? Das ist nicht
sicher und auch der Autor Pröse scheint so seine Zweifel zu haben, manche Sätze
haben etwas Phrasen-haftes. «Vielleicht umgibt Mario Adorf eben genau jene
Einsamkeit lebenslang.» Kurios wird das Buch dann, wenn Autor Pröse beginnt,
den Namen Mario («der Männliche») oder sein Gesicht zu sezieren. «Da ist erst
einmal dieses Kinn. Von dem behauptet wird, erfolgreichen und zielstrebigen
Männern stünde es wie ein Kennzeichen ins Gesicht.»
Besonders feinfühlig gelingen dafür die Passagen wo es um Tod
oder Abschied nehmen geht. Der Weltstar (der diesen Ausdruck selber gar nicht
mag), öffnet sich und der Autor geht sensibel durch dieses Türchen. Selbst seinen
eigenen Abschied von Adorf – Tim Pröse verbrachte einige Tage in dessen Haus in
St. Tropez – wird zum gekonnten Rührstück, es fehlen nur noch die Geigen. «Dann
setze ich mich in den Mietwagen und fahre ganz langsam fort von ihm. Er hebt
die Hand, winkt lange nach.»
Das berühmte «Kloss im Hals-Gefühl» macht sich breit und es
gibt die Hoffnung auf ein Happy end. Als Leser sage ich danke für diese Reportage,
als Zuschauer verneige ich mich vor Mario Adorf. Grazie für diese gelungene
Zugabe.
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