Dienstag, 9. Juli 2019

Geht's auch eine Nummer kleiner?

"36 Grad und es wird noch heisser" dudelt nicht nur das Radio. Es ist Schweissperlen-, Sonnencreme- und Badetuch-Wetter. Und was tue ich? Ich lese ein Eishockey-Buch. Der Düsseldorfer Journalist Bernd Schwickerath hat diesen Sport in seiner Eishockey-verrückten Heimat wohl in seiner DNA. Als ich einst im alten Eisstadion an der Brehmstrasse ein Spiel der DEG besuchte, wurde ich sofort von Düsseldorfer Fans umringt, wie ich mich als Schweizer outete und sagte, ich sei nur hier um Pat Lebeau, einen ehemaligen Spieler meines Vereins ZSC (aus Zürich), mal wieder live zu sehen. 
So bin ich vielleicht ein  kleines bisschen mit dem Eishockey-Autoren Schwickerath verbunden, der mit "Die stärkste Liga der Welt" ein 270 Seiten Bodycheck-starkes Buch über den geilsten Sport der Welt herausgibt. 270 Seiten? Nein, eigentlich sind es mehr als 340. Aber das letzte Buch-Drittel ist deutschen Spielern in der NHL gewidmet, was mich weniger interessiert. Dafür der Rest. 
Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL ist heute ein Sport-Godzilla. Dass das nicht immer so war, wie die Anfänge waren, was für Rückschläge es gab, welche Up's und Down's es gab, dies und noch viel mehr erzählt dieses nahrhafte Buch. Da räumt der Autor zum Beispiel mit der Mär auf, dass die Liga von den "Original Six" gegründet und aufgebaut worden war. "Sechs Teams, die allen Problemen getrotzt hätten. Heute wird das mehr ausgeschlachtet als je zuvor. Manchen bezeichnen sie gar als "Fundament der NHL" oder "Seele des Eishockeys". Geht's auch eine Nummer kleiner?" schreibt Schwickenrath. Als "Original Six" werden mithin die Teams aus Boston (Bruins), Chicago (Blackhawks), Detroit (Red Wings), Montréal (Canadiens), New York (Rangers) und Toronto (Maple Leafs) bezeichnet. Falsch, meint der Buchautor. "Was das Label Original Six eigentlich bezeichnet; die sechs Teams, die bereits existierten, bevor die NHL ihre 1967 epidemische Expansion begann."
Das Buch fasziniert mich, ist flüssig getextet, äusserst sorgfältig recherchiert und lupft den Vorhang hinter die Kulissen des Eishockey-Godzillas auf faszinierende Weise. 
Eishockey ist ein Emotionssport. Und genau da hakt das Buch. So detailliert alles beschrieben, so minutiös mancher Transfer oder Ablauf beschrieben, so un-emotional, fast schon nüchtern kommt es rüber. Die Bilder - auch die aus der Neuzeit - sind schwarz-weiss, es gibt - zu meinem Verdruss als Statistik-Fan - keine Tabellen und Übersichten. 
Das alles ist zwar schade. Aber es wie bei einem Eishockey-Spiel. Kein Match hat mich je die vollen 60 Minuten aus dem Sitz gehauen. Zwischendurch ist es auch mal langweilig. Die Hauptsache ist, das Spiel zu Ende zu gucken. Immer. Auch wenn die eigene Mannschaft auf die Nüsse kriegt. Und so ist bei diesem Buch. Zu Ende lesen. Auch wenn mir gewisse Dinge auf die Nüsse gehen. 

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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