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Es werden Posts vom Juni, 2019 angezeigt.

Grüne Spuren

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"Der Morgen danach ist immer der quälendste Moment. Wenn sie weg ist. Diese gute Zuversicht, diese Freude, wenn die Neugierde weicht und der Tageszorn übernimmt. Dabei sind das die magischen Momente des Monats. Wenn ich sie sehe. Wenn ich sie erkenne. Wie sie ihre Arbeit verrichten und ich mich frage; sind sie fröhlich? Empfinden sie stolz? Oder tun sie einfach ihr Werk, getrieben von der Evolution, im immer wieder kehrenden Rhythmus der Jahreszeiten? Sie kommen, sie bauen Nester, sie vermehren sich, sie ziehen auf, füttern und ziehen wieder weg. Nur um das Ritual zu wiederholen. Je nach Art schon bald, andere nur einmal jährlich. „Die Mönchsgrasmücke ist ein unscheinbarer schlanker Vogel, sein Gesang aber ist Weltklasse.“ Wie Christian das sagt, beginnen seine Augen zu leuchten. Nicht nur ein Vogel-Fan wie ich, sondern ein Ornithologe, ein Kenner, einer, der auszog, sich Wissen anzueignen, um nachhaltig zu wirken. Und der sein Wissen nun liebevoll und sachkundig weitergi...

Medienhaus Schamlos

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Um ein erfolgreicher Medienmanager zu sein, braucht es vor allem eine Fähigkeit; die der Skrupellosigkeit. Mitte April 2019 jubelte die ZT Medien AG in einer Mitteilung und freute sich über gestiegene Leserzahlen: " Dies hat im hart umkämpften Lesermarkt besondere Bedeutung" frohlockte das Medienhaus und liess den Leiter Verlage die Mitteilung unterschreiben. "Diese positiven Entwicklungen zeigen dass wir mit unseren Produkten auf dem richtigen Weg sind und dass die Redaktionen hervorragende Arbeit leisten." (PS: Dass einem Medienhaus ein derart peinlicher Kommafehler unterläuft, sprich auch für sich). April 19: "Positive Entwicklung..." Juni 19: "Schlechte Entwicklung...." Diese Arbeit muss derart hervorragend gewesen sein, dass nur zwei Monate später jeder Zehnte seine Stelle verliert. "Die ZT Medien AG sieht sich aufgrund der strukturellen Veränderungen in der gesamten Medienbranche (massiv sinkende Umsätze im Leser-, Werbe- und...

Stella von Takis Würger

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Stella heisst Stern. Und das Gesicht, das mich vom Cover dieses Buches anstrahlt, ist von einem Stern-ähnlichen Haarkranz umgeben. Sterne leuchten. Sterne können eine grausame Kraft entwickeln.  Spiegel-Autor Takis Würger erzählt in knapp 200 Seiten die schreckliche Geschichte einer Jüdin, die mitten im 2. Weltkrieg mitten in Berlin andere Juden verrät und so ihr eigenes Leben rettet. Die Sprache, die der Schreiber wählt, ist intensiv, beklemmend, die kurzen Sätze entwickeln schnell einen Sog.  Er drehte sich um. "Alter Junge?" "Was machst Du für die SS?" "Obersturmbannführer." "Aber was machst Du?" In dieser Knappheit treibt der Autor die bitter-böse Geschichte voran, mittendrin ein junger Schweizer, die Ich-Figur, der nichts Gescheiteres weiss, als aus der Unbekümmertheit und dem Luxus seines Elternhauses am Genfersee ausgerechnet ins Nazi-beschmuddelte Berlin reisen muss und dort auf eine Sängerin namens Kristin trifft, die ein Doppelle...

Was ist ein Milchkaffee?

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Was ist ein Milchkaffee? Ist das Alkohol? Trotz dem Koffeingehalt; Nein! Ist es Limonade? Nö! Ein Milchkaffee ist – ohne jetzt allzu pingelig zu werden – ein Kaffeegetränk. So sehe ich das. Und Du bestimmt auch. Die Gastrokette Autogrill, die übers ganze Land verteilt Autobahnraststätten und Flughafenrestaurants betreibt, hat eine andere Haltung.  Er will ja nur einen Milchkaffee.... Eine Kunden-Bindungs-Massnahme ist meist nur so gut, wie die Leute sind, die sich das ausdenken. Oft sind solche Konzepte aber blosser Quatsch und die Leute an der Basis dürfen das dann ausbaden. Beispiel? Seit vielen Monaten besuche ich regelmässig das gleiche Restaurant. Warum? Das Angebot ist gut, die Lage auch und das Lokal liegt an meinem Weg. Eines Tages drückt mir eine Angestellte einen Chip in die Hand. "1 Kaffeegetränk" steht drauf. Toll, denke ich und stecke den Jeton ein. Als ich kurz darauf wieder im gleichen Restaurant bin, kommt mir bei der Bestellung dieser Chip in den Sin...

In der Sonnen-Apotheke geht auch Dir die Sonne auf

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Was der Times Square in New York und der Marienplatz in München, ist das Bellevue in Zürich; ein belebter Platz, wo sich täglich tausende Menschen kreuzen, lachen, streiten und einkaufen. Und wie bei den berühmten Vorbildern hat auch der Zürcher Hotspot seine Geheimnisse, die sich in den Gässchen und Strassen hinter dem berühmten Platz abspielen.  In der Sonnen-Apotheke Zürich (nur 150 Meter östlich vom berühmten Café Odeon gelegen) hatte ich ein tolles Erlebnis. Etwas, was man an dieser exklusiven Lage nicht erwartet, etwas, was Freude macht und mich darin bestärkt, dass selbst in einer reichen Stadt wie Zürich das Menschliche noch lange lange nicht abhanden gekommen ist. Und nein, obwohl es eine Apotheke ist, hat es nichts mit einer medizinischen Unterstützung, sondern schlicht mit einer menschlichen Geste zu tun. Ich verrate hier nicht was es war (sonst gibt es eventuell Nachahmer), aber es war grosszügig und hat mir sehr aus der Patsche geholfen. Also, wen...

Der Rorschachtest

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Merkwürdig. Ist das ein Rorschachtest? Ein Bild vom Mars? Oder aus Kanada? Alles falsch. Das ist der Caumasee in der Schweizer Tourismusregion Flims/Laax und aufgefallen ist mir dieses stylisch schöne Sujet als Werbung im Tram. Was mich sofort neugierig gemacht hat. Damit haben die Werber natürlich ein Ziel erreicht. Aber wer sich traut, für ein im Prinzip "stinknormales" Tourismusgebiet derart hochglanzig zu werben, hat Aufmerksamkeit verdient.  Also beginne ich auf den Online-Angeboten rumzuscrollen und entdecke weitere Bilder, die traumhaft schön bis genial sind, in diesem Augenschmaus (siehe Bild unten) könnte ich mich drin verlieren, tief versinken. Das sind keine Fotos, das ist Kunst, Hochkultur, ein Genuss. Ich bin verliebt. Doch wie bei jeder Verliebtheit kommt irgendwann der Alltag und ich sehe die Mängel an diesem farbenknallfrohen Auftritt. So originell das alles ist, so bunt und frech - so überquellend ist es auch. Wenn ich auf der Website flims.com rumsurf...

Ich darf live einen Text lesen

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Lesen unter den Bäumen.  "Wir waren von Ihrem Text sehr angetan und hätten Sie deshalb gerne bei der Lesung dabei." Wenn Du eine solche Nachricht in Deiner Inbox hast, dann hüpft das Herz. Die Lesung findet statt am 22. Juni im Seefeld-Quartier in Zürich und scheint eine sehr charmante Angelegenheit zu sein. Wie ich mir nämlich die Location etwas genauer anschaue, fällt mir auf, wie schön es da ist. Der Stadtteil Seefeld gehört eh zu den schönsten in Zürich und die Lesung findet im Freien statt, unter schattenspendenden Bäumen, fast mitten im Jahr, die Sonnen-Wahrscheinlichkeit ist enorm hoch, das Publikum bestimmt wohlgesonnen. Durch Zufall (wie immer im Leben) bin ich überhaupt auf die Ausschreibung gestossen. Allerdings hatte ich die Einreiche-Frist verpasst. Shit. Und entsprechend war auch die erste Reaktion: «Ich bin da jeweilen streng», reagierte der Organisator deutlich, «aber ich frage meine mitorganisierenden KollegInnen…» Offenbar wurde Herr Streng überstimm...

Jeannine leuchtet

Kann ein Mensch leuchten? Von tief drin? Ja! Ich bin Jeannine begegnet, an der Bus-Station, 28 Jahre, wache Augen, Ponyfrisur, herziges Lächeln ... und sie strahlt. Obwohl wir zwei uns nicht kennen und wohl auch nie wieder begegnen. Jeannine hat eine Behinderung, erklärt mir ihre Begleitung, mit der ich an der Bus-Station ins Gespräch komme. Die handicapierte Frau zupft mich am Arm, will in Kontakt treten und kann sich dann doch nicht artikulieren. Zumindest nicht sprachlich. Dafür leuchten ihre Augen. So offen und ehrlich. Mich berührt das und macht mich traurig und nachdenklich. Ist das eine geplagte Seele? Ist die Frau glücklich? Ihre Begleitung ist eine Sozialpädagogin, sie kümmert sich um die Jeannines der Welt, während wir Nicht-Behinderten wegschauen. Vermutlich peinlich berührt. Es war übrigens auch meine erste Reaktion, als mich die junge Frau am Arm zu zupfen begann. Aber sich auf den kurzen Schwatz einzulassen, hat mich bereichert. Und ich hoffe, Jeannine auch. 

Er ist wieder da

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Zwei Männer unterhalten sich, einer 45, der andere 53. Der Jüngere fragt: "Warum gehst Du schon wieder auf ein Bryan Adams-Konzert?" Der Ältere fragt zurück: "Warum kehrst Du am Feierabend zu Deiner Frau zurück?" Der Jüngere zuckt mit den Augenbrauen und der Ältere kann das nicht deuten. Der Ältere, das bin ich und der Dialog hat so tatsächlich stattgefunden. Ja, meine Freunde "müssen damit umgehen", dass ich schon wieder zu einem Bryan Adams-Konzert fahre. Diesmal nach München, danach weiter nach Brüssel. Da war ich noch nie, da kann ich also wunderbar meine Reise-Neugierde mit meinem - okay, vielleicht tatsächlich etwas absonderlichen Bryan Adams-Tick - kombinieren. 2016 habe ich mal vier hintereinander gemacht; Wien, München, Zürich, Frankfurt. Oder nach Dublin fuhr ich noch hoch nach Belfast. Ich bin auch schon extra für ein paar Tage an die US-Ostküste geflogen, weil Bryan Adams da in einem Vorort von Washington aufgetreten ist.  Andere waschen ...

Restaurant Gartenhof Züri: Aussen schön, Innen reich

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Was für ein Kontrast; draussen hetzen sie vorbei, die gestressten Mütter mit Kinderwagen, die klingelnden Trams, die schlängelnden Velokuriere, die hastigen Zahlenmenschen vom nahen Steueramt. Alle busy, alle hastig, alle gehetzt - und gleichzeitig scheint hier drinnen die Zeit irgendwie stiller zu stehen, obwohl vom Personal niemand still steht. Die eilen genauso rum, wie die Menschen draussen. Aber mit mehr Gelassenheit, mehr Contenance. Und das wirkt sich unmittelbar auf mich, den Gast, aus. Als hätte mir beim Eintreten jemand Oooohmm ins Hauch gehaucht, verwandle ich mich im Nu vom Gestresst- zum Genuss-Mann. Kein Wunder, ich bin angekommen im Restaurant Gartenhof. Die Karte? Übersichtlich lecker.   Die Einrichtung? Überraschend einfach. Das Angebot? Übergangslos toll. Das Personal? Überlegt kompetent. Der Preis? Überzeugend.  Im Gartenhof treffe ich eine Bekannte, wir haben uns lange nicht gesehen, haben uns viel zu erzählen, schnattern beide sofort los,...

Wo Gott hockt

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Einer der grossen Vorzüge der Schweiz ist die Kompaktheit des Landes. Von jeder Stadt bin ich in weniger als einer Stunde im alpinen Gebiet. Und wenn ich mediterranes Feeling will, brauche ich bloss in die Südschweiz zu fahren, wo Palmen wachsen und der Vino im Boccalino serviert wird.  Will ich Erholung pur, komme ich auch rasch in abgelegenere Gegenden wie zum Beispiel das Schächental in der Urschweiz, dort, wo einst Wilhelm Tell gelebt haben soll. Von Zürich sind es gerade mal 85 Kilometer - aber es tut sich eine komplett andere Welt auf. Selbst als Schweizer verstehe ich nicht mehr alles, wenn ein Einheimischer redet, mir sind auch Gebräuche und Gepflogenheiten zwar fremd, aber es stört mich nicht.  Herrlich, ein paar Wochen auf der Alp Aesch (Link HIER) zu entspannen. Ganz stressfrei ist das natürlich auch nicht. Überall weiden Kühe und die kommen manchmal ganz schön nah ans Küchenfenster, neugierig wie sie sind.  Verstreut liegen andere Häuschen auf dem Hochp...

Das Zapote hält, was es verspricht. Muy bien.

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Wann warst Du zuletzt in Mexiko? Ich war einmal dort, 1988, und mir hat es fantastisch gefallen, obwohl ich von Montezumas Rache befallen wurde. Was ganz lästiges. In den 90ern war ich zweimal in Kalifornien, habe den Highway Number One gemacht, bin über die Golden Gate gefahren, war in Mendocino, Monterrey, Carmel, natürlich in Los Angeles, kam begeistert zurück – und bin dennoch nie wieder hin. Drei in Zürich. Damit ist das Zapote eine Kette. Ist das schlecht? Nein.  Wozu auch? Kulinarisch liegen Mexiko und Kalifornien längst um die Ecke. Zum Beispiel im «Zapote». Yummy, würde der Amerikaner sagen. Wobei das natürlich keine ernsthafte Referenz ist, wir alle wissen, was die Amis für Gastro-Banausen sind. Aber Yummy sage auch ich. Das Zapote bietet die richtige Mischung zwischen gesundem Take Away, leckeren Burritos in allen Variationen, freundlichem Personal und dem richtigen Touch "Mexico meets USA" und das erst noch ohne den Querschläger Trump. Praktischerweis...

Vom Soldaten zum Multi-Billionär

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Wer im angelsächsischen sehr, sehr viel Geld hat, ist Billionär. Im Deutschen ist das die nächste höhere Einheit nach der Milliarde. Aber seien wir nicht kleinlich. Diese Dagobert Duck's schwimmen im Geld. Die Showtime-Serie "Billions" bringt uns diese protzige, manchmal faszinierende, manchmal abscheuliche Welt näher. Damit die Superkohle nicht allzu strahlend glänzen kann, sorgt der dramaturgische Kniff, indem man den Billionären einen verbissenen Staatsanwalt gegenüberstellt, der hinter so mancher Transaktion (oft zu Recht) Betrug wittert. Es den Superreichen zu beweisen, dass ist die Challenge.  Was "Billions" in den Stand einer "Musst Du gesehn haben"-Serie macht ist Hauptdarsteller Damian Lewis und seine Interpretation des Hedge Fonds-Mannes Bobby Axelrod. What the fuck.... Was für ein Kerl. Was für ein Egomane, Narzisst, Geldscheffler - und gleichzeitig Ehemann, Vater.  Same, same but different. Damian Lewis als Billionär Bobby Axelrod und al...

TV-Serie "Looming Tower": Hätte 9/11 verhindert werden können?

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Die 10teilige TV-Serie "The Looming Tower" beleuchtet die 9/11-Attentate von einer ganz neuen Seite: Die beiden amerikanischen Superpolizeibehörden FBI und CIA arbeiteten in den 90er Jahren nicht nur nicht zusammen, nein, sie agierten richtiggehend gegeneinander. Beide sind der Terrorgruppe Al-Kaida zwar auf der Spur, aber da sie ihre Informationen nicht teilen, kann die Katastrophe vom 11. September 2001 nicht mehr abgewendet werden. Das ist die Grundlage der super-spannenden, nur aus 10 Teilen bestehenden Serie "The Looming Tower". Die bittere Ironie der Geschichte: der New Yorker FBI-Chef, der sich Al Kaida am hartnäckigsten auf die Fersen geheftet hatte, quittiert im 2001 den Dienst und heuert als Sicherheits-Chef im World Trade Center. Sein erster Arbeitstag wird auch sein letzter sein. Denn als er am 11.9.01 sein Büro betritt, kann er nicht ahnen, dass er den Turm nicht lebend verlassen wird. Jeff Daniels (links) als tragischer New Yorker FBI-Chef und Entd...