"Das Bekenntnis" von John Grisham
Pete Banning ist als verletzter Soldat aus dem 2. Weltkrieg auf seine Farm in Mississippi zurückgekehrt. Die Bannings geniessen in der Region hohes Ansehen, eine freundliche Familie, die anständig zu ihren Arbeitern ist - umso erstaunlicher für alle ist die Aktion, die den neuen Grisham lanciert. 1946 steigt der Farmer Banning in seinen Wagen, fährt in die nahe gelegene Stadt Clanton und erschiesst einen Pfarrer. Danach lässt er sich festnehmen und den Prozess machen. Weder gegenüber seinem Anwalt noch seiner Familie sagt Pete Banning, warum er den Mord verübt hat.
So stehen seine Anwälte auf verlorenem Posten und auch wenn, wie bei John Grisham üblich, ein ordentliches Gerichts- und Juristen-Durcheinander entsteht, am Ende dessen wird der Angeklagte hingerichtet - aber ich als Leser bin verdutzt, denn wir stehen erst in der Mitte des Buches.
Zuerst macht John Grisham nämlich etwas, was er noch nicht getan hat. Aus dem packenden Gerichtsthriller wird unvermittelt ein grausames Kriegs-Epos. Auf die Philippinen wird Soldat Pete Banning im Zweiten Weltkrieg entsandt und auf den folgenden 180 Seiten entblösst sich das ganze Grauen eines Krieges, der auch an anderen Stellen der Welt tobte.
Mehr tot als lebendig kommt Banning 1945 zurück nach Hause, wo er auf seine hübsche Frau und die beiden Teenager-Kinder Joel und Stella trifft und der Roman geht in das entscheidende Schlussdrittel.
Der Autor eröffnet uns der Wahrheit im Zwiebelprinzip, was er aber behutsam und in manchmal schleppendem Tempo tut. Am Ende tut sich eine Tragödie im griechischen Stil auf, mit vielen Opfern und Leidtragenden und einer Moral, die man vielleicht so zusammen fassen kann: Nicht über Ereignisse zu reden, kann zerfressen und zerstören und mitunter zu völlig falschen Annahmen führen.
Und auf die Eingangsfrage, welche Motive einem Mord zugrunde liegen können, müssen wir ein weiteres hinzufügen; falsche Annahmen.
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