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Es werden Posts vom Mai, 2021 angezeigt.

Eine Ode an Spotify

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Der Weisshandgibbon war lange Weltrekordhalter. Der Ruf dieser menschenartigen Affenart hallt bis zu drei Kilometer weit. Aber diesen Weltrekord haben die Menschen dem Gibbon längst entrissen. Die Technik hat uns natürlich unterstützt. Radiosender und heute Streamingdienste erreichen uns, auch wenn wir zehntausend Kilometer von der Quelle entfernt sind. Woher aber stammen - historisch betrachtet - Musik und Gesang? Aus der Tierwelt gibt es diverse Beispiele, uns am bekanntesten sind die Singvögel. Die gibt es schon seit 33 Millionen Jahren. Der Mensch tauchte erst vor etwa 300'000 Jahren auf. Da haben die Vögel schon alle Arien und Rocksongs rauf und runter gepfiffen.  Etwa vor 50'000 Jahren begannen die Menschen auf "Instrumenten" zu musizieren. Es wurden Flöten aus Knochen gefunden. Seither sind wir in der Lage, akustisch-melodisch zu differenzieren und auch einen Rhythmus anzuschlagen.  Diese ersten musikalischen Aktivitäten dienten weniger der Unterhaltung, denn d...

Na gut, dann schau ich halt mal einen Zombie-Film

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Zombie-Tiger in Las Vegas.  Comedy-Clubs in New York sind etwas vom Lässigsten - auch wenn der Schein zunächst trügt. Die Räume sind oft klein, die Bühnen winzig, das Publikum sitzt - vor Corona - eng zusammen und wenn man sich auf die Schenkel klatscht, kann man durchaus auch mal des Nachbars Bein erwischen. Da steht also ein Comedian auf der Bühne und wie üblich, nimmt er sich einen Zuschauer vor und macht sich über dessen Namen lustig: "Zack, was ist denn das für ein Name?" Haha! Dann stolpert der arme Comedian in die peinlichste Falle seines Lebens, als er "Zack, haha" nach dessen Beruf fragt. Er mache Filme, antwortet Zack. Wieder feuert der Comedian einige lustige Salven ab. "Was denn so für Filmchen? Was auf Youtube?" Haha. Als der Mann auf der Bühne endlich realisiert, dass er soeben Zack Snyder auf die Schippe genommen hat, reagiert er immerhin grossartig. "Kriege ich eine Rolle in Deinem nächsten Superhelden-Film?" Zack Snyder ist der d...

Sternstunden beim Schweizer Fernsehen

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Die Sendungen heissen Sternstunde, haben einen Untertitel, manchmal Religion, manchmal Kultur, manchmal Philosophie.  Es ist gut, hat das Schweizer Fernsehen eine solche Sendung im Programm, denn es sind - leider leider - die einzigen Momente, die diesen Titel auch verdienen.  @srf Nehmen wir einen ganz normalen Nachrichtendonnerstag im Mai 2021. Europa wartet auf den Sommer und aufs Reisen und Ferien. Damit das im Bald-Nach-Pandemie-Zeitalter möglich ist, braucht es ein Zertifikat. Die EU und die Schengen-Staaten (also auch die Schweiz) haben versprochen, bis Juni eine Lösung vorzulegen.  So zappe ich lustlos durch die Nachrichtensendungen - und bleibe gebannt hängen. Das Zertifikat kommt. Die Einigung ist geschafft.  18.45 Nachrichten bei RTL. "Vor wenigen Minuten der Durchbruch in Brüssel", meldet der Sprecher. Hurra, denke ich und schalte weiter. 19.00 heute beim ZDF . Auch hier kriegt das Zertifikat seinen Platz. 19.30 Tagesschau bei SRF. Im Vorspann flattern ...

Würdig zu altern, ist sehr schwer

«Seit einem Jahr bin ich Opa. Aber ich durfte meinen Enkel noch nie in die Arme nehmen», erzählte unlängst die Schweizer Showlegende Pepe Lienhard in einer Talksendung. Der fidele 75jährige sagte das zwar ohne Zorn, aber dennoch mit einem gewissen Bedauern. Mehr als 85'000 Kinder kamen 2020 in der Schweiz zur Welt – ohne je vom Grossätti oder dem Grosi geschaukelt worden zu sein. Traurig für die Kleinen, wenn vermutlich auch folgenlos. Deprimierend hingegen für all die munteren Omas und Opas wie Pepe Lienhard, denen man auch diesen wichtigen sozialen Umgang untersagt.   Kaum ernsthafte Schutzpläne Corona treibt mit uns allen sein übles Spielchen – den Alten aber setzt die Pandemie nicht nur gesundheitlich, sondern auch gesellschaftlich am stärksten zu. Älter zu werden ist sowieso mit Gebrechen verbunden, mit Verlusten, mit Ängsten. Nun gesellen sich vertiefte Einsamkeit und zunehmende Verzweiflung hinzu. «Mein Hobby sind meine Enkel» gab so manch rüstiger Senior unlängst noch...

Die Nazi-Besieger zittern vor Insekten

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New York wurde schon oft platt gemacht. In Filmen sowieso. Und manchmal wurde sogar in der Realität versucht, den Big Apple in die Knie zu zwingen. 9/11 oder Corona gingen selbst an der Stadt, die nie schläft, nicht spurlos vorbei.  Auf einem Werbeplakat las ich einst den Satz, dass sich der New Yorker vor nichts fürchtet. Ausser vor den Steuern!  Kleiner als ein Daumen, lauter als ein Rasenmäher... An der Ostküste geht nun ein neues "Monster" um, welches selbst hartgesottene New Yorker zumindest ärgern könnte. Alle 17 Jahre krabbelt eine Armada von Zikaden aus dem Boden, klettert auf Bäume, um sich zu vermehren. Die Partnerlockrufe sind lauter als ein Rasenmäher. So jammert manch ein Ostküsten-Bewohner über laute Nächte - derweil sich die Zikaden köstlich amüsieren bei ihrem Akt der Fortpflanzung. Ich amüsiere mich auch, denn ich mache nun eine Gleichung. Diese ist vielleicht ungerecht, aber köstlich ist sie allemal. Die USA haben die Nazis besiegt, den lybischen Despoten Mu...

Wir Schweizer sind einfach die schlauere Deutschen

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Ich liebe es ja, Unterschiede zwischen meiner Heimat Schweiz und meinem Lieblingsland Deutschland zu suchen und zu finden. Der gemeine Horst aus Chemnitz, das gemeine Heidi aus Bümpliz mag ja denken, so gross ist der Unterschied nicht. Die haben Euro, wir Franken, die haben Berlin, wir Bern, die haben Goethe, wir Dürrenmatt. Nun, ganz so einfach ist es nicht und gerade jetzt zu Corona offenbaren sich insbesondere im Handling der Pandemie eklatante Differenzen. Obwohl die Vergleichszahlen in beiden Ländern durchaus ähnlich sind, ist der politische Umgang mit dem Virus doch ein ganz anderer. Die Regierung in Berlin hat sich längst verzettelt, schiebt Verantwortlichkeiten auf die Bundesländer ab und stellt trotzdem schon fast täglich neue Regeln auf. Den Durchblick hat man als Bundesbürger da schon lange verloren.  Die Regierung in Bern hat sich nach einem guten Start und einem grausamen Zwischentief aufgerappelt und den Menschen viele Freiheiten zurückgegeben. Wir Schweizer gehen w...

"Der Polizist" - John Grisham's nächster Justiz-Thriller

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Unter dem Label "Justiz-Roman" hat er quasi ein eigenes Thriller-Genre geschaffen. Seit 1989 pustet der Jurist und Autor John Grisham im Schnitt ein Buch pro Jahr auf den Markt - und kaum eines, welches in den Bücher-Charts nicht sofort an die Spitze schiesst. Eine Juristin erklärte mir, seine Werke sind juristisch präzis - umso erstaunlicher also, dass die Grisham-Bücher nicht zu furztrockenem Staub zerfallen, sondern packend und spannend sind, in den meisten Fällen sogar wahre Pageturner. Seit kurzem ist Grisham mit "Der Polizist" erneut auf dem Markt. Es ist sein 28. Justiz-Thriller und das dritte Buch mit Anwalt Jake Brigance im Mittelpunkt. Brigance trat 1989 in "Die Jury" erstmals und dann 2014 in "Die Erbin" nochmals auf. Nun wird der smarte Anwalt aus Clanton von Grisham wieder zum Leben erweckt. Stu Kofer ist Polizist und beliebt beim Sheriff und seinen Kollegen, privat neigt er jedoch zu Jähzorn und Alkoholismus. Regelmässig verprügelt ...

Das beste Konzert meines Lebens

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An der Sihl in Zürich liegt das legendäre "El Local". Innen lässig, aussen lauschig. Da treffe ich einen guten, alten Buddy zum Outdoor-Bier. Das Wetter ist gut, die Maskenpflicht lästig, aber auszuhalten. Wer sitzt und trinkt, trägt nicht. @El Local So hängen wir also da auf den Holzbänken, es hat nur mässig Publikum, aber die wenigen Leute sind gut drauf. Da ein Spruch, hier ein Hallo. Die Menschen sind froh, wieder in die Kneipe zu dürfen. Ein Bier unter Freunden ist halt immer noch besser als sich zum 100ten Mal durch Netflix zu zappen.  Am Nebentisch sitzen Jungs aus Saarbrücken. Sie erzählen vom Fussball und Derbys gegen Waldhof Mannheim oder Kaiserslautern. Weiter vorne bellt ein Hund zu Füssen eines Paares. Da sitzt eine Frau alleine, versteckt hinter einer riesigen Eulensonnenbrille, Stöpsel im Ohr. Sie scheint zu chillen, ihr Oberkörper wippt langsam hin und her. Plötzlich stellt sich ein Mann mit Gitarre in die halbleere Gartenbeiz und beginnt mit Herzblut zu schru...

Die gelassen Verlassenen

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Was tust Du, wenn nicht bloss Deine Fabrik, sondern Deine ganze Stadt dichtmacht? Weil das Leben ja immer viele Möglichkeiten bietet, kannst Du nun auswählen. Im mehrfach Oscar-prämierten Film "Nomadland" entscheidet sich die Protagonistin Fern (Frances McDormand) zum Leben im Van. Die Mine im Städtchen Empire schliesst und damit verliert der Ort seine einzige Einnahmequelle. Sogar die Postleitzahl wird dem Städtchen entzogen. Die Witwe Fren fährt von Job zu Job, einer elender als der andere. Aber - und das ist nun die enorme Stärke des Filmes - das erbost sie nicht etwa, sondern stärkt sie.  "Nomadland" basiert auf dem Buch von Jessica Bruder und zeichnet eine Generation von Menschen, die "on the road" sind, unterwegs in ihren Wohnmobilen, fernab eines glamourösen Amerikas, aber nicht verdreckt oder beelendet. Nicht, dass diese Leute ihren Lifestyle zu geniessen scheinen. Aber das Leben hat ihnen keine andere Wahl gelassen. Also nehmen sie ihr Schicksal m...