La Suisse existe
Die Lockerungen locken auch mich wieder in die kleine, weite
Schweizer Welt hinaus. Schloss Greyerz ist mein Ziel. Die offizielle
Schloss-Sprache verspricht nicht weniger als einen "Rundgang durch 800
Jahre Geschichte."
Kann das Kastell mitten im Freiburgerland diese hochtrabende
Erwartung erfüllen? Ja. Und wie! Es ist ein regnerischer Sonntag, nur wenige
Gäste scheint es hierher zu ziehen. Die Parkplätze sind zwar gut gefüllt, das
Schloss aber ist erfreulich leer. Nur ein paar Vereinzelte streifen durch die
Räume und suchen wie ich das Burgfräulein. Rapunzel finde ich nicht. Dafür eine
spektakulär alte Hand - die allerdings vor ein paar tausend Jahren einer
bereits toten ägyptischen Mumie abgehackt worden sein soll. Da hätte ich ja
gleich ins gruselige H.R. Giger-Museum am Fuss des Schloss gehen können. Giger
war ein schräger Künstler und hat 1979 einen Oscar erhalten, weil er das
schaurige Alien-Monster erschaffen hatte.
Giger lasse ich heute aber aus. Weiter im Schloss, welches
zwar Corona-bedingt für Besucher etwas anders aufgeteilt ist. Aber sehenswert
bleibt. Auch die Aussicht ist fantastisch, auch wenn die Ebene mit den zwar
versprengten Dörfchen und in der Ferne dem Städtchen Bulle ordentlich von
Häusern gelayoutet ist. Was mir auffällt; ich erblicke viele Ställe, aber wenig
frei laufende Tiere. Dabei ist doch die Gegend bekannt für ihre schwarz-weiss
gescheckten Kühe. Schade.
Unterhalb des Schlosses liegt eine Art Disney-Städtchen, was
jedem Amerikaner ein quiekendes "Awesome" entlocken würde. Ich lasse
mich verführen und kaufe in der kleinsten Chocolatier der Schweiz eine Waffel
mit Haus-Schoggi. Und bin enttäuscht. Die Waffel ist gummig, die Schoggi-Sause breiig.
Ganz in der Nähe liegt der sensationelle Lac de la Gruyére.
Man könnte 44 Kilometer um den See laufen. Das ist mir dann doch etwas zu
üppig. Aber zwei, drei Kilometer schaffe ich schon, finde ein lauschiges
Plätzchen und lausche den Geräuschen des Waldes hinter und des dunkelgrünen
Sees vor mir.
Was für ein wunderbarer Ausflug mitten ins Herz von
Freundlichkeit. Das Fazit fällt schnell: la suisse existe. Eben doch.
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