Auf Tuchfühlung mit dem 1. FC Union Berlin
Schliesslich nahmen wir uns alle gegenseitig in den Arm, was nicht den Vorschriften entsprach, aber trotzdem richtig war. Denn nun war alles, was wir erlebt hatten, bereits Geschichte. Wir würden unserer Wege gehen und in dieser Zusammensetzung nie mehr zusammenkommen.
Einem Buch, welches so endet, kann man einen gewissen Pathos nicht absprechen. Was aber passt. Der Fussballjournalist Christoph Biermann begleitete in der Saison 2019/2020 den Bundesliga-Neuling Union Berlin und schrieb einen 400 Seiten Schmöker. Biermann durfte fast immer hautnah dabei sein - und schlitterte genau wie "seine" Unioner in die Corona-Pandemie. Was dem Buch eine fast schon geniale Wende gibt. Besser hätte man es sich als Romanautor nicht ausdenken können.
Gerade dann als ein Tief einsetzte - Union war nach der Winterpause nur schwer in Tritt gekommen - unterbrach die Pandemie die Saison und gab eine unerwartete Verschnaufpause. Davon erholten sich die Eisernen, gewannen drei der vier letzten Saisonspiele und liefen überraschend auf dem 11. Schlussrang ein. Weit vor Teams wie Bremen, Schalke und nur hauchdünn vom Stadtrivalen Hertha geschlagen.
Autor Biermann geht ganz nah dran, berichtet ungeschminkt aus der Kabine, von den Trainings, den Auswärtsreisen, den Begegnungen mit den Fans, dem manchmal unwirschen, letztlich aber erfolgreichen Trainer Urs Fischer.
Dass der Schreiber dabei nicht immer ganz die journalistische Distanz einhielt - geschenkt. Es sitzt ja auch keiner von uns auf der Tribüne und zuckt mit den Schultern, wenn ein Tor fällt. Egal auf welcher Seite, egal welches Team spielt.
"In vier Wochen ist alles vergessen, dann geht es wieder von vorne los", sagte Fischer, als er sich im Trainerzimmer seine Tasche nahm, um nach Hause zu fahren. Ich widersprach ihm ungern, aber diese Saison würde niemand vergessen."
Dieses Buch auch nicht.
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