Trotzdem lustig
Wenn ein Buch nicht nur die Erwartung, sondern seinen selber
formulierten Ansatz nicht erfüllt, dann finde ich, dass das eine Mogelpackung
ist. Wenn das Buch vom deutschen Komiker Kaya Yanar («Guckst Du») ist, ist es
trotzdem lustig.
«Das ist hier aber nicht so wie ein Deutschland» lautet der
Buchtitel und verkündet nichts weniger, als eine Sammlung von Kayas Erlebnissen ausserhalb Deutschlands oder in seiner neuen Heimat Schweiz. Flugs greife ich als Schweizer mit deutschen
Vorfahren und affin zu Komikern zum Buch, lache mich manchmal schlapp, wundere
mich dann aber immer wieder über Ausflüge in die Biographie des Komikers, die
dann so gar nichts mehr mit dem Titel zu tun haben. Eine Ferienreise nach
Australien? Seine Katzengeschichten? Auseinandersetzungen mit Politessen oder
seinen Eltern? Lustig, wirklich… Aber eben doch deutlich am Grundthema vorbei.
Papierbündeli? Kartonbündeli!
Der Blick von Aussen auf die eigene Heimat ist zumeist erhellend und die Anekdote mit den Papierbündeli ist scharf genug mit Allem um dem Anspruch zu genügen.
"Ich bot an, den Müll rauszubringen. Als ich jedoch meinen Abfall aus dem Arbeitszimmer mit dem Restmüll in eine Tüte schmiss, brachte ich offenbar grosse Schande über mich.
Kaya! Hööör uuf.
Was hatte ich denn jetzt wieder gemacht?"
Zwischen Kaya und Freundin entspinnt sich ein herrlich komischer Dialog über Abfalltrennung, Papierbündeli und dass in der Schweiz Karton und Papier in der Abfallbehandlung nicht das Gleiche ist. Ebenfalls grossartig die Anekdoten rund um das Schweizer A- und B-Post-System. "Hast Du den Vertrag mit B-Post geschickt?", fragt die Frau und lässt die Fragezeichen mal wieder um den Kopf des Komikers aka Neuschweizers tanzen. "Hä, was! Ihr habt eine langsame Post? Wer geht in eine Filiale und sagt Grüezi, ich möchte diesen Brief verschicken, aber nicht zu schnell."
In diesen Momenten ist Yanars 200-Seiten-Büchlein mehr als nur WC-Lektüre, es ist der Spiegel zur Schweizer Seele, tut gut und lässt mich denken, ich bin nicht der einzige, der Schweizer Eigenarten komisch findet.
Der Lesegenuss ist hoch, aber die Erwartungen kann mit dem Titel nicht erfüllt werden. Das Schlusskapitel wartet dann noch mit einer kleinen Überraschung auf. Kaya's Frau schreibt über ihren berühmten Mann. Ein Schmankerl zum Schluss.
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