Freitag, 10. Mai 2019

"Abgeschnitten"; endlich eine vernünftige Fitzek-Verfilmung

Sebastian Fitzek ist sowas wie die deutsche Antwort auf Stephen King - wenngleich ohne Hokuspokus und anderen paranormalen Firlefanz. Aber in Sachen Spannung, blutigem Trash und verkauften Büchern ist Fitzek auf Augenhöhe. Umso erstaunlicher, dass mit "Abgeschnitten" erst zum dritten Mal ein Fitzek-Buch verfilmt wurde. Dafür ist dieses gleich ein zweistündiger Höllenritt, welcher das Attribut "Kinofilm" voll verdient. Die Bilder sind gross und opulent, die Spannung hält und das Ensemble ist in vergnüglicher Spiellaune. Hier spult keiner seine Rolle runter, hier wird geschrien und gelitten, was das Zeug hält.
Moritz Bleibtreu ist abgeschnitten. 

Der Titel ist an Doppeldeutigkeit nicht zu überbieten. Der Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) säbelt mit gruseligem Vergnügen an seinen Leichen rum, nur um bald in ein Komplott hineinzuschlittern, aus dem es keinen Ausweg, respektive einen Eingang gibt. Denn der Filmtitel bezieht sich viel eher auf die Insel Helgoland, die durch einen Schneesturm vom Festland abgeschnitten ist. Aber genau auf der Insel ereignet sich schauerliches, der Rechtsmediziner aber steckt in Berlin und kann nur via Telefon zu Hilfe eilen. 
Das Gerüst steht, das blutige Grauen beginnt. Natürlich stockt die Geschichte immer wieder, es tut sich so manches Logikloch auf, durchaus wichtige Nebenfiguren werden kaum richtig eingeführt und eine der Figuren ist derart dubios, nur um sich doch als komplett harmlos herauszustellen. Das alles macht jedoch gruseligen Superspass. Was zum einen am Regisseur Christian Alvart ("Antikörper") liegt, der die dramaturgischen Schrauben exakt im richtigen Moment in die exakt richtige Dehnung dreht. Und es liegt am Cast, allen voran Moritz Bleibtreu, der gewohnt flucht und schimpft, sich aber in seiner Heldenrolle angenehm zurücknimmt und seiner Partnerin Linda (Riesentalent; Jasna Fritzi Bauer) genügend Raum gibt. Wobei das gar nicht so schwer ist, die beiden sind die meiste Zeit nur übers Telefon verbunden, und wie sie sich endlich gegenüber stehen, ist der Fall abgeschlossen. Tja, zumindest scheint es so.. Leider geht Fahri Yardim etwas unter und "Bösewicht" Lars Eidinger bleibt total blass. 
Fazit: "Abgeschnitten" ist eiskalte Finsternis, blutig-feines deutsches Trash-Kino auf gehobenem Niveau und ohne den ihn ähnlichen Hollywood-Produktionen üblichen Moralfinger. Lohnt.

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