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Es werden Posts vom April, 2019 angezeigt.

"Das Bekenntnis" von John Grisham

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Warum erschiesst ein Mann einen anderen und nennt keinen Grund? Als Motive kommen da eigentlich nur zwei Dinge in Frage: Geld oder Macht. John Grisham strickt um diese simple Ausgangslage eine vertrackte, sich über fast 600 Seiten ziehende Geschichte, die manchmal ihre Längen hat, aber in einem ungemein packenden, gleichzeitig bedrückenden Finale endet. Nichts ist so wie es scheint, gilt mehr denn je für "Das Bekenntnis". Pete Banning ist als verletzter Soldat aus dem 2. Weltkrieg auf seine Farm in Mississippi zurückgekehrt. Die Bannings geniessen in der Region hohes Ansehen, eine freundliche Familie, die anständig zu ihren Arbeitern ist - umso erstaunlicher für alle ist die Aktion, die den neuen Grisham lanciert. 1946 steigt der Farmer Banning in seinen Wagen, fährt in die nahe gelegene Stadt Clanton und erschiesst einen Pfarrer. Danach lässt er sich festnehmen und den Prozess machen. Weder gegenüber seinem Anwalt noch seiner Familie sagt Pete Banning, warum er den Mord...

House of Cards ohne Kevin Spacey ist wie Dallas ohne JR

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Wenn das, was man Kevin Spacey vorwirft wahr ist, dann sollte man den Mann juristisch belangen. Aber was wir bisher wissen, ist das alles nichts anderes als eine mediale Vorverurteilung eines Mannes, dessen Ego anscheinend etwas gar gross geworden ist. Das wiederum ist vielleicht moralisch verwerflich. Aber solange es keinen kümmert, dass Tom Cruise an jedem Filmset ein Scientology-Zelt aufstellen darf, sollten wir nicht über mögliche sexuelle Verfehlungen eines anderen Schauspielers urteilen. Auch nicht in MeToo-Zeiten. Nun habe ich mir die 6. und letzte Staffel von House of Cards angeguckt, die ohne Kevin Spacey auskommen musste, denn der Mann, der die Serie erst gross gemacht hatte, wurde gefeuert, seine Rolle rausgeschrieben und die Serie neu getaktet. Robin Wright als Präsidentin Underwood.  Ob mit oder ohne Kevin Spacey - House of Cards hat den Zenit überschritten. Auch darum, weil die Realität mit Donald Trump tatsächlich einen Präsidenten ins Weisse Haus gespült hat, ...

Der Fussball stirbt

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Nein, früher war nicht alles besser. Dieser Spruch hat mich schon immer aufgeregt und auch wenn ich unterdessen selber ein Alter habe, wo ich durchaus reflektiert auf die Jahre hinter mir blicken kann, war früher nicht alles besser. Besser hingegen war die Welt des Fussballs. Es ist schon okay, wenn Stadien modern sind und es nicht nur für alle 10'000 Zuschauer eine Toiletten-Anlage gibt. Aber ist es nötig, einem Verein blödsinnige Auflagen zu machen, dass ein Aufstieg nicht mehr möglich ist? Im Stadion des Karlsruher SC habe ich Bundesliga gesehen. Der Verein dümpelt derzeit in der 3. Liga und ist auf Aufstiegskurs. Wenn da nur die Bürokraten nicht wären. Wegen einem fehlenden Stadiondach, gäbe es keine Lizenz für die nächsthöhere Liga.  Was stand ich als Fan schon im Regen und Schnee und Matsch und in der prallen Sonne? Von Erkältung bis Sonnenbrand habe ich alles mitgenommen. Aber darum gehts doch nicht, sondern um das, was auf dem Rasen passiert. Der Video-Schiedsrichter ...

Ein Hoch auf die PBZ

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Ein Hoch … auf was? Da lernt man schon als Journalistenschüler, der Titel muss rocken, die Aufmerksamkeit holen, möglichst ohne Abkürzungen, und dann dies. Wer ist HIER noch am lesen? Studien gehen davon aus, dass jeder publizierte Text nur etwa einen Viertel seines potentiellen Publikums findet. Damit wären wir bereits beim Thema. Lesen. PBZ steht für Pestalozzi Bibliothek Zürich und das wiederum sind die Stadtbibliotheken von Zürich. Es sind 14 Filialen auf dem ganzen Stadtgebiet und das Uneinheitliche macht ihren ganz besonderen Charme aus. Jede PBZ hat ihre eigenen Öffnungszeiten, ihr eigenes Angebot und auch ihren eigenen Look. PBZ Sihlcity; hell und modern, PBZ Oerlikon; das alte Haus von Rocky Docky? Quetsche ich mich zum Beispiel in die PBZ Wipkingen (die Die-Fr und auch das nur Nachmittags geöffnet ist), komme ich an flatterenden Aushängezetteln und einem Stammpublikum vorbei, dass mich kritisch beäugt. In der Filiale Sihlcity flaniere ich dagegen durch moderne, ...

Wenn einer eine Zugreise tut....

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Es kommt auf das Land an. Sogar in Italien ist mein Zug von Florenz nach Pisa pünktlich gefahren. Auch wenn ich im Wirrwarr vom Florenzer Bahnhof den Zug fast nicht gefunden habe. In England bin ich von London nach Süden gefahren, in Amerika der Ostküste entlang, in Frankreich war ich im Süden auf den Schienen, habe Österreich durchquert oder bin nach Kopenhagen gerattert. Mal mehr, mal weniger tadellos.  Als Schweizer bin ich es natürlich gewohnt, dass die Bahnbetriebe sofort reagieren, wenn was ist. Und da finde ich es fast schon putzig, was jetzt wieder für eine kleinliche "Pünktlichkeits-Diskussion" im Zusammenhang mit der SBB abgeht. Die Schweizerische Bundesbahn hat sich nämlich um 0,1 Prozent verschlechtert!! Darum gibt die SBB "Probleme mit Verspätungen" zu und das Netz überschlägt sich mit Häme und jeder hat ein Beispiel, dass es noch viel, viel, viel, viel schlimmer ist. Gemach, gemach. Userin Athena rückt das Ganze ins richtige Licht, wie ihr Kommenta...

Notre Dame brennt - und jeder Depp äussert sich

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Notre Dame in Paris brennt. Und es gibt tatsächlich Idioten, die das zynisch oder lustig kommentieren müssen. Social Media sei Dank. Nicht mal dann, wenn ein nationales Symbol in Flammen steht, können sich die Komiker zurückhalten, sogar der orange, amerikanische Präsident mischt sich ungefragt in die Debatte ein und hätte auch noch eine gute Idee, was zu tun ist. Hat den jemand gefragt? Er fragt, so unbedarft das mit seinem Kartoffelgesicht überhaupt möglich ist, warum denn keine Löschflugzeuge eingesetzt werden. Wie bei den Waldbränden. Eben, Donald T., die Antwort ist in der Frage; weil es KEIN Waldbrand ist. Und da einer der mächtigsten Männer der Erde leider gleichzeitig auch einer der Dümmsten ist, zieht Nachahmer nach.  "Ich glaube nicht an einen Zufall. Zuvor brannte auch eine andere Kirche ...Und wenn man einschlägige Seiten aufruft, wird dort " abgefeiert", kommentiert zum Beispiel auf der Facebook-Seite vom Spiegel eine besonders schlaue Userin. Ein ande...

TV-Serie "Greyzone"; der nächste Genie-Streich aus Skandinavien

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Gehen diesen Dänen, Norwegern, Schweden und Finnen nicht irgendwann die Ideen aus? Die vier Länder haben etwa gleich viele Einwohner wie Süddeutschland (Bayern und BW), aber 100x mehr Power, wenn es darum geht, kluge Fernseh-Serien zu entwickeln und zum Leben zu erwecken. "Bordertown" aus Finnland, "Borgen" aus Dänemark, "Die Brücke" aus Schweden-Dänemark oder jetzt "Greyzone", wieder eine schwedisch-dänische Zusammenarbeit, wobei auch das ZDF seine Finger mit im Spiel hatte. Diese vielen Köche verderben den Brei nicht, im Gegenteil, das vorgesetzte TV-Menu könnte schmackhafter nicht sein. Die Software-Ingenieurin Victoria (Birgitte Hjort Sørensen, bekannt als TV-Journalistin aus "Borgen") wird von einem Terroristen gezwungen, geheimes Material aus ihrer eigenen Firma zu stehlen. Eine Terrorzelle plant ein Attentat in Skandinavien. Parallel ermittelt eine schwedisch-dänische Polizeitruppe, kommt dem Komplott und der Intrige um die ...

Wenn einem der Herzensverein wieder einmal das Herz bricht

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Fan zu sein ist nicht leicht. Zumal ich, der ich ein Händchen zu haben scheine für Vereine, die das Scheitern in ihrer DNA haben. Im Schweizer Fussball bin ich seit Kindheit Fan des glorreichen FC Servette. Da waren die goldenen 80er und die anständigen 90er Jahre, dann kam ein Niedergang nach dem anderen, mehrmals Konkurs und Zwangsrelegation. Wenigstens hat sich Servette erholt und klopft jetzt gerade an die Pforte zur höchsten Schweizer Fussball-Liga an.  Im zweiten Anlauf hats nicht mehr gepasst. Arno Del Curto, trotzdem vielen Dank für Rock'n'Roll Im Eishockey drücke ich dem ZSC (oder Neudeutsch; ZSC Lions) die Daumen. Unterdessen ein Gigant im Schweizer Eishockey mit mehreren Meistertiteln in den letzten Jahren, einmal sogar dem Gewinn der Champions League und dann sogar noch einen prestigen-trächtigen Sieg gegen das NHL-Team aus Chicago. Aber dazwischen lauert stets das Drama, das mögliche Scheitern ist allgegenwärtig. Die aktuelle Saison hat die tragischste Seite g...

Barbaren!

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Ein Bild aus dem Mittelalter? Wüsste man nicht, dass die Farbfotografie dann noch gar nicht erfunden war, könnte man es glatt glauben. Nein, dieses Bild entstand im 21. Jahrhundert in einer der reichsten Städte der Welt, einem Finanzplatz, wo niemand mehr hoch zu Ross zur Arbeit muss, wo Mythen kaum mehr Platz haben, wo Ratio die Emotio längst verdrängt hat, wo der König Geld heisst. Aber dennoch reiten sie einmal im Jahr um den brennenden Mann, beobachtetet von tausenden von Zuschauern, live übertragen vom Staatsfernsehen und um dem ganzen noch den sexistischen Gipfel aufzusetzen; Frauen sind an diesem Anlass nur als Deko zugelassen. MeToo-Debatte hin oder her, es ist ein Männer-Event, die Kerle reiten und marschieren, zündeln und grölen. Die Damen sind höchstens Rosenmädchen, putzige Ladys, degradiert zum Lächeln und den artigen Knieknicks machen.  Auch das hochmoderne Zürich zelebriert die Tradition und stellt einmal jährlich einen Schneemann aus Styropor mitten in der Stadt...

Freitag, der 13. ist im Dezember Bryan Adams-Day

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Faszination ist ein faszinierendes Wort, denn es stellt sich bei Gebrauch unweigerlich die Frage, wann ist Faszination das, was sie sein sollte, nämlich prickelnd, aufregend und wann wird sie öd und hohl und dumpf? Ich gestehe; ich bin fasziniert von Bryan Adams und immer wieder fragen mich Freunde nach dem Warum und dann kann ich es nicht erklären. Weil mir die Worte fehlen. Oder weil ich die Faszination für den kanadischen Musiker kaum formulieren kann.  Natürlich liegt Bryan Adams auch mir seit 30 Jahren in den Ohren, kein Popsender kommt ohne seine Musik aus. Aber entdeckt habe ich ihn live erst spät, nämlich 2005 am Jazz-Festival Montreux, was er auf der Bühne auch entsprechend kommentiert hat. "Jazz? Ich?" und das übersichtlich angereiste Publikum sofort in der Tasche hatte. Inklusive mich. Seither vergeht kein Jahr, ohne dass ich nicht mindestens einmal an einem Bryan Adams-Konzert bin. Das hat mich in nette Orte wie Stockholm, Washington, Dublin, Wien oder Nürnberg,...