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Es werden Posts vom November, 2020 angezeigt.

Wenn die Tatort-Expertin den Tatort-Kult-Kommissar nicht kennt

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Wann zappt der Zuschauer beim TV-Krimi weg? Wenn es ihm nicht mehr gefällt. Gründe gibt es viele. Bei mir ist es so, dass ich ausschalte, wenn es doof wird. Definiere doof! Bei mir ist das dann erfüllt, wenn es unlogisch wird. Egal, auf welcher Ebene.  Ich weiss, dass ich nichts weiss.  In der Sendung "Club" im Schweizer Fernsehen unterhielten sie sich dieser Tage über den "Tatort" im allgemeinen und die Schweizer Ausgaben im Besonderen. Die Runde war geil zusammengestellt, sassen immerhin zwei Schweizer Tatort-Kommissar (Stefan Gubser und Anna Pieri Zuercher) in der Runde, ein ehemaliger Kripochef, ein Drehbuchautor, ein Tatort-Regisseur wurde aus Berlin zugeschaltet und eine "Tatort"-Expertin. Die Journalistin Simone Meier schaut sich Sonntags den "Tatort" und schreibt dann darüber.  Persönlich machte diese Simone Meier einen sehr angenehmen Eindruck. Vermutlich könnte ich mit ihr auch ein Bier trinken gehen und mich ausführlich über Politik, ...

"Vergeltung" von Robert Harris

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Es gibt Filme, die werden mit grossem Trara angekündigt: Bestseller-Verfilmung, Oscar-Preisträger und ein berühmter Regisseur. Die Marketingmaschine läuft auf Hochtouren und das Publikum stürmt die Kinos.  Dann aber die Enttäuschung; Look und Ambiente wie in einem normalen Fernsehfilm, kaum grosse Kino-Momente, keine Wow-Bilder und der Sound dudelt auch nur vor sich hin. So ergeht es mir mit "Vergeltung" von Robert Harris. Schreiben kann der Mann. Das hat er bewiesen mit  "Vaterland", "Ghost" oder "Konklave" und zuletzt "Der zweite Schlaf".  Mit "Vergeltung" macht Harris das, was er besonders gerne tut: er baut um eine wahre Begebenheit eine Story und entführt uns an Orte und in Zeiten, die wir höchstens aus der Geschichtsstunde kennen. Das ist gut und es ist packend. Akkurat werden Kleidung oder Mobiliar beschrieben - wir sind mittendrin in London und Belgien im Weltkriegsjahr 1944. Die Nazis haben eine Rakete entwickelt und...

Der Homöopath im Weissen Haus

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Die Medien überschlagen sich in der Beschreibung von Donald Trump und seinem Verhalten gegenüber dem Wahlergebnis: bizarr, absurd, durchgedreht, realitätsfremd, abgehoben.  Kukst Du? Oder was liegt da auf dem Desk? Das mag sogar alles stimmen. Hält man aber einen Moment inne und betrachtet Trumps Verhalten mit einer Portion Ironie und Abstand, dann fällt - zumindest mir - etwas Neues auf. Er verhält sich homöopathisch . "Ähnliches möge durch ähnliches geheilt werden" ist bekanntlich der Ansatz dieses alternativen Medizinmodells. Genau das macht Trump. Er produziert Lüge um Lüge um gegen die angebliche Wahllüge vorzugehen. Er schmettert "Alles illegal" - und tut selber nichts anderes, als zur Illegalität aufzurufen. "Gehen Sie doppelt wählen" forderte er vor der Wahl seine Anhänger auf. Was illegal ist. Nun beklagt er sich über die "Illegalität der Wahl" - und ruft zu illegalem Handeln auf. Er fordert Wahlleute in den republikanischen Bundesstaate...

Comey Rule - oder als die Mafia ins Weisse Haus zog

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Widerwillig hört FBI-Chef Comey (Jeff Daniels) den blödsinnigen Ausführungen von Donald Trump (Breendan Gleeson) beim Dinner zu. Bis heute wird John F. Kennedy verehrt. Bis heute ist nicht ganz klar, ob und wie JFK mit der Mafia verbunden war. Und wäre das Attentat 1963 nicht gewesen, hätten wir vielleicht einen anderen Blick auf die Präsidentschaft Kennedys. Das Weisse Haus in Washington hat etwas magisches. Wer schon mal in der amerikanischen Hauptstadt war, kann sich dem Phänomen kaum entziehen. Das Kanzleramt in Berlin mag pompöser sein, der Elyssé Palast in Paris geschichtsträchtiger. Aber an den Mythos des Weissen Hauses kommt nichts heran.  Bis jetzt. Bis die Mafia endgültig eingezogen ist. Denn nichts anderes ist die Präsidentschaft von Donald Trump. Der führt sich wie ein Besetzer auf, anerkennt seine Wahlniederlage nicht und überzieht alle mit seiner widerlichen Häme, die in Spucknähe kommen.  Die Miniserie "The Comey Rule" ist brandaktuell und für jemanden mit offe...

Von der ganz, ganz grossen Sehnsucht

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"Hope Street" heisst das Buch von Tote Hosen-Sänger Campino und es pendelt zwischen Biografie, Liebeserklärung ans Leben, die Musik, den Fussball im Allgemeinen und dem Liverpool FC im Besonderen. Dieser Spagat ist Stärke und Schwäche gleichzeitig. Einerseits liest sich "Hope Street" leicht und gut, langweilig wird es sowieso nie, aber der richtig rote Faden. Als ich ein Kind war, war ich Fan vom FC Everton. Ohne genau zu wissen, was das für ein Verein ist oder woher er kommt. Heute weiss ich, dass ist der zweite grosse Verein aus Liverpool und Rivale der "Reds". Dennoch greife ich begeistert zum Campino-Buch. Der Untertitel macht schliesslich Laune:  "Wie ich einmal englischer Meister wurde". Wer will das schon nicht? You're luking fuckin' luvly Dass der FC Liverpool seit 2015 von Jürgen Klopp trainiert wird, hilft, den Verein zu mögen. Dass Campino nun diese Liebeserklärung verfasst noch mehr. "Hope Street" quillt über von per...

Die nächste Bananenrepublik ist ganz nah

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Es ist eines der schönsten Länder der Welt, es ist ein Sehnsuchtsland, es zieht jährlich massenweise Touristen an, die sich ehrfürchtig die gewaltigen Kuppeln von majestätischen Bauten anschauen.  Das Land ist bekannt für schnittige Autos, kreatives Essen, geniale Köpfe, kluge Menschen, fantastischer Natur.  Ein derart faszinierendes Land hat natürlich auch seine Schattenseiten. im Süden strömen Migranten hinein, im Norden schütteln sie die Köpfe. Die Hauptstadt ist für viele Regionen weit entfernt und entsprechend unbeliebt.  Ein Land der Gegensätze also.  Kein Wunder, werden kuriose Figuren auf wichtige Posten gewählt. Das Lügen und Tricksen gehört dazu und ist, ganz im Gegensatz zu unseren politischen Breitengraden, auch nichts anrüchiges.  Der bizarrste Politiker war ein ältlicher Herr mit merkwürdiger Frisur , einem Hang zu jüngeren Frauen, einem peinlichen Dauergrinsen - und einer ungewöhnlichen Haltung zu Wahrheit, zur Schummelei und zu mafiösem Verh...

Sind die USA verrückt geworden?

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Noch spielt Steve Carell unter dem Radar. Aber er könnte ein nächster Oscar-Gewinner sein. Einer, der es Tom Hanks nachmacht. Dieser war lange auf Blödelrollen abonniert, wechselte dann ins ernsthafte Fach - und ist heute einer der gefragtesten Schauspieler.  2014 bekam Carell seine erste Oscar-Nomination (für "Foxcatcher"). Seither spielt er immer öfter und immer besser anspruchsvolle Rollen wie in "Vice" oder "Big Short" und nun in "Irresistible".  Sind die USA verrückt geworden? fragt man sich unweigerlich und ein Blick ins Weisse Haus bestätigt leider die schlimmste Befürchtung. Ja! Der neue Steve Carell-Film nimmt diese Prämisse auf und serviert uns vordergründig ein nettes Polit-Filmchen. Aber unter diesem fröhlichen Mantel lauert das böse, politische Gewissen der USA. Die politischen Parteien sind längst völlig entfesselt, ihr Personal sowieso und so landen die Film-Figuren in einem kleinen Nest in Wisconsin, wo sie mit ihrer Grossstadt-Ph...