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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

Heute bin ich ein Anderer als morgen....

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Dominic Michel: "Beim Flügel und der Fotoserie interessiere ich mich für den Moment." Kunst kommt von Können, also ist jeder, der was kann, ein Künstler? Und da jeder was kann, ist - ergo - jeder ein Künstler? Ganz so einfach ist es nicht - auch wenn sich diese läppische Stammtisch-Haltung hartnäckig hält. Gut, sterben die Stammtische langsam aus. Gut, beweist der Aargauer Künstler Dominic Michel mit einer originellen Bilder-Serie im Aargauer Kunsthaus seine Dynamik. "Ich muss daran denken, dass ich heute ein Anderer bin als morgen", sagt er in einem Interview auf der Kunsthaus-Website .  Diese kleine, feine Kunsthaus ist einen Besuch wert. Also schlendere ich etwas durch die Räume, verweile und staune, eile und raune, den in einem Museum ist immer alles möglich. Die grosse Freude wechselt genauso unvermittelt mit dem grossen Ärger ab. Plötzlich stehe ich im Raum mit dem Holzklavier. Plötzlich tritt dieser magische Moment ein. Nicht, dass ich darauf warte, aber...

Es war einmal eine Comedyshow...

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Stermann & Grissemann haben sogar einen Wikipedia-Eintrag. Das österreichisch-deutsche Komik-Duo war für mich lange das Lustigste, was es gab. Sie albern seit 1988 gemeinsam rum, sind eingespielt, kennen und necken sich, machen Filme und haben mit "Willkommen Österreich" ihre eigene TV-Show.  Nur noch doof: Servus Österreich.  Die aber mehr und mehr zur blödsinnigen Brüll-Orgie wird. Das herablassende Necken gehört zwar schon lange zum Konzept. Wenn Grissemann seinen Partner stets mit "Deutscher" und/oder "Schneemann" anspricht, ist das zwar weder lustig, noch schlimm, dafür ermüdend. Also hat sich Grissemann was Neues ausgedacht: das veritable Anschreien und Herumbrüllen. Selbst Gäste der Sendung werden nicht (mehr) verschont. Und da reicht es mir nun und ich kündige meiner langjährigen, liebsten Comedyshow die Liebe auf.  Natürlich hat die Show weiter ihre Feinheiten, die aber mehr mit den Sidekicks ( Russkaja oder Maschek ) oder den oft origi...

Die Bratwurscht hätt doch kä Ahnig....

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Lachen oder flanken? Schimpfen oder schiessen? Eckball oder eklig? Alles ist möglich im Fussball-Podcast «Sykora Gisler» , der regelmässig auf den SRF-Kanälen abgespielt wird. Ich bin begeistert. Da plappern zwei leidenschaftliche Fussball-Fans über die unwichtigste Nebensache der Welt, lassen kein Fettnäpfchen aus, geizen nicht mit Selbstironie und weisen gleichzeitig eine überirdische gute Fach-Kompetenz aus. Da haben sich zwei gefunden. Tom Gisler ist Radio-Mann, zeigte sein Talent auch schon als TV-Talker während der Fussball-WM. Mämä Sykora leitet als Chefredaktor das – leider völlig unterschätzte – Fussballmagazin ZWOELF  und tanzt ebenfalls auf vielen Fussball-Hochzeiten. Der Xamax-Fan ist Beckenbauer «Mämä ist der Beckenbauer des Fussball-Podcasts», sagte Gisler, als der Podcast im Herbst 2019 angekündigt wurde. Grossmaul Gisler? Aber ja! Hat er mit seinem kaiserlichen Vergleich recht? Nochmals ja! Köstlich, wie sich die beiden Gourmets die verbalen Bälle zusp...

Rassismus-Debatte: Weg mit dem Mohrenkopf? Ja! Und.....

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Ich mische mich als "weisser, privilegierter Mann" in die aktuelle Rassismus-Debatte. Was erlauben...? Ja, ich erlaube mir.  In der Schweiz reden wir darüber, ob der Begriff "Mohrenkopf" nicht abgeschafft gehört, weil er würdelos ist. Kann man darüber reden. Aber dann muss man weiter denken. Es gibt viele Begriffe und Redewendungen, wo die Unterdrückung mit drin ist. Warum gibt es keinen "White Friday"?. Oder warum schiebt nie jemand den "Weissen Peter" zu? Warum heisst es nicht "Weisser Tag für die Börse?" Und gibt es in England gar den berühmten "Weissen Humor"? Max Frisch, ein Rassist? In der aktuellen Debatte wird die Kraft des Wortes, der Sprache beschrieben. Also hinfort mit "Black Friday" und dem "schwarzen Peter". Unterschwellig stehen diese Begriffe für einen ebenfalls existierenden, nicht minder üblen Rassismus. Geschichte umzuschreiben finde ich dagegen sehr läppisch. Man könnte sie neu analy...

Wie viel verdienen Sie?

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Das Pro-Kopf-Geldvermögen ist in der Schweiz weltweit am höchsten. Es beträgt satte 171'990 Euro. Nochmals: pro Kopf. Wohlverstanden.  Geld haben wir also (wobei ich diesen Schnitt hübsch nach unten drücke), aber drüber reden, tun wir weniger gerne. Umso erstaunlicher, was ich im Möbelhaus aufschnappte. Ich schlendere so rum, lasse mich ziellos in Sofas plumpsen und streiche mit sogenannter (😄) Kennermiene über Tischplatten.  Als ich an einem Info-Desk vorbeikomme, sitzen da der Verkäufer..pardon Möbel-Berater und ein Paar, welches sich wohl gerade etwas gegönnt hat. Was, weiss ich nicht, aber was meine Ohren nun gleich erfahren, erstaunt mich. "Darf ich Sie fragen, wie viel Sie verdienen?" fragt der Möbel-Berater unverblümt. Leider bin ich schon vorbei geschlendert und kann darum den Ausdruck in den Gesichtern des Paares nicht erkennen. Die sekundenlange Stille erzählt jedoch ihre eigene Geschichte. Ich drossle mein Tempo und höre. "Wählen Sie aus den Antworten...

La Suisse existe

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Die Lockerungen locken auch mich wieder in die kleine, weite Schweizer Welt hinaus. Schloss Greyerz ist mein Ziel. Die offizielle Schloss-Sprache verspricht nicht weniger als einen "Rundgang durch 800 Jahre Geschichte."  Kann das Kastell mitten im Freiburgerland diese hochtrabende Erwartung erfüllen? Ja. Und wie! Es ist ein regnerischer Sonntag, nur wenige Gäste scheint es hierher zu ziehen. Die Parkplätze sind zwar gut gefüllt, das Schloss aber ist erfreulich leer. Nur ein paar Vereinzelte streifen durch die Räume und suchen wie ich das Burgfräulein. Rapunzel finde ich nicht. Dafür eine spektakulär alte Hand - die allerdings vor ein paar tausend Jahren einer bereits toten ägyptischen Mumie abgehackt worden sein soll. Da hätte ich ja gleich ins gruselige H.R. Giger-Museum am Fuss des Schloss gehen können. Giger war ein schräger Künstler und hat 1979 einen Oscar erhalten, weil er das schaurige Alien-Monster erschaffen hatte.  Giger lasse ich heute aber aus. Weiter im S...

Die ganze Welt spricht über Rassismus! Die ganze Welt?

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Der zerstörerischen Kraft des Rassismus keinen Boden geben, ist wohl die Devise beim Schweizer Staatsfernsehen SRF. Während nämlich die ganze Welt über die Folgen eines brutalen Polizeieinsatzes in den USA spricht, entscheiden sich die Programmplaner beim SRF, in ihrer Talk-Sendung Arena bizarrerweise über das Gegenteil zu reden. Im September dürfen wir Schweizer nämlich - wieder und wieder einmal - über einen plumpen Vorstoss der rechtskonservativen SVP abstimmen: Begrenzungs-Initiative heisst es diesmal. Würde diese angenommen, fallen indirekt auch die bilateralen Verträge, welche die Schweiz mit der EU hat.  Bizarre Themen-Setzung: im Talk-Flagschiff "Arena" vom SRF wird ausgerechnet jetzt über die SVP-Begrenzungs-Initiative gesprochen.  Mit anderen Worten; die Schweiz würde sich damit ordentlich ins Knie schiessen und der selbsternannten Landwirtschaftspartei SVP gingen die Billigarbeiter auf ihren Feldern aus. Aber diesen Widerspruch scheint in der Partei niemand zu...

Mein offener Brief an die USA

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Liebe USA Wir waren doch Freunde. Als ich das erste Mal bei Dir zu Besuch war, war ich überwältigt. Von der schieren Grösse sowieso. Die Highway's endlos, die Futterportionen überwältigend (ich habe nie wieder derart grosse Jogurt-Behälter gesehen), die Bauwerke faszinierend und dann Deine sensationelle Freundlichkeit. Ich bin regelrecht zusammengezuckt, als ich in einem Restaurant von der Bedienung als "my Dear" angesprochen wurde. Einst fand ich eine Busse an meinem Auto. Als ich sie bezahlen ging in der City Hall der kleinen Stadt, entschuldigte sich der Sheriff sogar bei mir!  Ich war jung und bin mit offenem Herzen herum gereist. Naiv war ich nie, denn mir sind das Elend und die Schäbigkeit auch aufgefallen. Dort eine marode Brücke, da ein heruntergekommenes Viertel, hier zerlumpte Leute - und nur wenige Blocks (wie Du ja zu sagen pflegst) weiter wieder Glanz und Glorie.  Deine Theater habe ich besucht, Deine Sportanlässe, Deine Geschichte habe ich studiert, Dei...